Baryzentrische Koordinaten

Baryzentrische Koordinaten

Die baryzentrischen Koordinaten eines Punktes S (blau) sind die Verhältnisse dreier Massen in den Ecken eines Dreiecks (rot), deren Schwerpunkt (Massenmittelpunkt) der Punkt S ist. In diesem Beispiel hat S die baryzentrischen Koordinaten (2:4:5).
Die Verbindung zwischen Physik und Geometrie liefert die Gleichung des Hebelgesetzes: Danach ist das Verhältnis der Massen m1,m2 gleich dem Verhältnis der Strecken l2,l1, die die Lage des Schwerpunktes beschreiben.

Baryzentrische Koordinaten (auch homogene baryzentrische Koordinaten) dienen in der linearen Algebra und in der Geometrie dazu, die Lage von Punkten in Bezug auf eine gegebene Strecke, ein gegebenes Dreieck, ein gegebenes Tetraeder oder allgemeiner ein gegebenes Simplex zu beschreiben.

Ebene baryzentrische Koordinaten eines Punktes S kann man sich als Verhältnisse von drei Massen m1,m2,m3 vorstellen, die sich in den Ecken eines vorgegebenen Dreiecks befinden und deren Schwerpunkt S ist (siehe Bild). Da es dabei nur auf Verhältnisse ankommt, schreibt man (m1:m2:m3). Sind alle Massen gleich, ist S der geometrische Schwerpunkt des Dreiecks und hat die baryzentrischen Koordinaten (1:1:1). Ihre geometrische Bedeutung erhalten die baryzentrischen Koordinaten durch die folgenden Eigenschaften: Im 1-Dimensionalen ist das Massenverhältnis gleich einem Verhältnis von Teilstrecken (siehe 2. Bild), im 2-Dimensionalen sind die Massenverhältnisse gleich Flächenverhältnissen von Teildreiecken.

Baryzentrische Koordinaten wurden zuerst von A. F. Möbius 1827 in seinem Buch Der baryzentrische Calcul eingeführt.[1][2] Sie sind ein Spezialfall homogener Koordinaten. Ein wesentlicher Unterschied zu den üblichen homogenen Koordinaten, z. B. in der Ebene, ist die Beschreibung der Ferngerade durch die Gleichung x1+x2+x3=0 statt durch x3=0.

Insbesondere in der Dreiecksgeometrie spielen die baryzentrischen Koordinaten, neben den trilinearen Koordinaten, eine wesentliche Rolle. Überall, wo es um Verhältnisse von Strecken geht, wie zum Beispiel in dem Satz von Ceva, sind sie ein geeignetes Werkzeug. Aber nicht nur in der Geometrie, sondern auch im Bereich des computer-aided Design verwendet man sie zur Erzeugung von dreieckigen Flächenstücken, den dreieckigen Bézierflächen.[3][4]

In den Abschnitten Definition und Im Raum werden die in der Mathematik üblichen Bezeichnungen benutzt. In den Abschnitten Auf einer Gerade, In einer Ebene werden die Koordinaten mit (m1:m2),(m1:m2:m3) bezeichnet, um an ihre Beziehung zu Massen und deren Schwerpunkt zu erinnern, was für das Verständnis oft eine Hilfe ist.

Definition und Eigenschaften

Definition

Es seien x1,,xn die Ortsvektoren der Ecken X1,,Xn eines Simplex in einem affinen Raum A. Der affine Raum hat dann die Dimension n1. Falls es für einen Punkt P:p in A Zahlen a1,,an gibt, deren Summe nicht Null ist und die Gleichung

(G)(a1++an)p=a1x1++anxn ,

erfüllt, sagt man a1,,an sind baryzentrische Koordinaten des Punktes P bezüglich der Punkte X1,Xn und schreibt P=(a1::an). Für die Ecken gilt offensichtlich

X1=(1:0:0::0),X2=(0:1:0:0),Xn=(0:0:0::1).

Baryzentrische Koordinaten sind nicht eindeutig: Für jedes λ ungleich Null beschreibt auch (λa1::λan) den Punkt P. D.h.: Nur die Verhältnisse der Koordinaten sind wesentlich. An diese Eigenschaft soll die Schreibweise mit : erinnern. Man kann baryzentrische Koordinaten als homogene Koordinaten eines (n1)-dimensionalen projektiven Raums P auffassen, von dem der affine Raum A ein Teil ist. Und zwar sind die Punkte von A diejenigen Punkte von P, die nicht in der durch die Gleichung a1++an=0 bestimmten Hyperebene (Fernhyperebene) liegen.

Gleichung (G) ist ein unterbestimmtes homogenes lineares Gleichungssystem, das sich in der üblichen Form

(G')a1(px1)++an(pxn)=0

schreiben lässt.

Erfüllen die Koordinaten a1,an zusätzlich die Normierungsbedingung

(N) a1++an=1 ,

so spricht man von normierten baryzentrischen Koordinaten. In diesem Fall sind die Zahlen a1,...an eindeutig bestimmt (s. unten) und man kann den Punkt P (Ursprungsgerade) auch als affinen Punkt (a1,...,an) der Hyperebene des Rn mit der Gleichung a1+...+an=1 auffassen. Um die Normierung formal sicherzustellen, kann man (N) nach einer Koordinate auflösen und in das n-tupel einfügen. Löst man z. B. nach an auf, ergibt sich P=(a1:...:1a1...an1).

Hinweis: Die Begriffe werden nicht einheitlich verwendet. Viele Autoren sprechen nur dann von baryzentrischen Koordinaten, wenn die Normierungsbedingung erfüllt ist.
Normierte baryzentrische Koordinaten lassen sich einfach ermitteln, indem man jede einzelne baryzentrische Koordinate durch die Summe der Koordinaten dividiert.

Eigenschaften

Punkt im Simplex:
Falls die Koordinaten positiv sind, so liegt der Punkt P in der konvexen Hülle von X1,,Xn, also im Simplex mit diesen Eckpunkten. Die Darstellung eines Punktes innerhalb einer konvexen Hülle als Summe von Eckpunkten eines Simplex wird affine Kombination oder baryzentrische Kombination genannt.

Massenmittelpunkt:
Wie man aus der Umstellung

(S)p=a1x1++anxna1++an

der Definitionsgleichung (G) sieht, kann man P als Massenmittelpunkt (das Baryzentrum) einer Anordnung von Massen a1,,an an den Eckpunkten X1,,Xn des Simplex auffassen. Dies ist der Ursprung des Begriffs baryzentrisch.
Physikalische Bedeutung der
Gleichung (G): Die Gesamtmasse im Schwerpunkt P verursacht im Nullpunkt dasselbe Drehmoment wie die Einzelmassen,
Gleichung (G'): Die Summe der von den Einzelmassen erzeugten Drehmomente ist im Schwerpunkt P gleich 0.

Mittelpunkt zweier Punkte:
Sind (p1:...:pn),(q1:...:qn) die normierten (!) baryzentrischen Darstellungen zweier Punkte P:p,Q:q, dann hat der Mittelpunkt M:12(p+q) die baryzentrische Darstellung

M=(p1+q12:...:pn+qn2)=(p1+q1:...:pn+qn) .

Existenz, Eindeutigkeit normierter Koordinaten:
Normierte baryzentrische Koordinaten sind eindeutig bestimmt. Denn, versucht man das durch (G') und (N) beschriebene inhomogene lineare Gleichungssystem mit Hilfe der Cramerschen Regel zu lösen, ist die Determinante im Nenner ungleich Null, da sie, bis auf einen Faktor, im ebenen Fall (n=3) die orientierte Fläche des Dreiecks und im 3-dimensionalen Fall (n=4) das orientierte Volumen des Tetraeders ist (siehe unten).

Lässt man die Bedingung (N) wieder fallen, hat das lineare homogene System (G') 1-dimensionale Lösungen (Punkte des oben erwähnten projektiven Raums P). Für größeres n gilt Entsprechendes.

Unabhängigkeit von Nullpunkt und Skalierung:
Dass die baryzentrischen Koordinaten nicht von dem zufällig gewählten Nullpunkt des affinen Raums A abhängen, erkennt man dadurch, dass eine Verschiebung der Vektoren p,x1,... um einen festen Vektor v die Definitionsgleichung (G) unverändert lässt. Dasselbe gilt für eine uniforme Skalierung (Multiplikation der Vektoren mit einem festen Faktor ungleich Null).

Beispiel:
In der Ebene besteht ein Simplex aus 3 Punkten (Dreieck), d. h. es ist n=3 und jeder Punkt hat 3 baryzentrische Koordinaten: P=(a1:a2:a3). Zum Beispiel hat der geometrische Schwerpunkt des Dreiecks die baryzentrische Darstellung S=(1:1:1), denn es ist s=13(x1+x2+x3). Die normierte Darstellung ist S=(13:13:13).

Vorteil, Nachteil:
Wie man in dem Beispiel sieht, lassen sich wesentliche Punkte z. B. von Dreiecken einheitlich und einfach beschreiben. Bei Berechnungen müssen nicht die speziellen (affinen) Koordinaten eines gegebenen Dreiecks berücksichtigt werden. Wie man affine Koordinaten in baryzentrische Koordinaten umrechnet, wird in den folgenden Abschnitten gezeigt. Ein gewisser Nachteil baryzentrischer Koordinaten ist allerdings: Sie sind nicht eindeutig (im nicht normierten Fall) und es gibt immer 1 Koordinate mehr als die affinen Koordinaten.

Unterschied zu anderen homogenen Koordinaten: Beispiel n=3
Üblicherweise führt man homogene Koordinaten so ein, dass die Ferngerade durch eine Koordinatenebene, z. B. durch a3=0, beschrieben wird. Dies hat den Vorteil, dass ein einfacher Zusammenhang zu den affinen Koordinaten, die die zugehörige affine Ebene (projektive Ebene ohne die Punkte der Ferngerade) beschreiben, besteht: Ein affiner Punkt hat die Koordinaten (a1,a2)=(a1:a2:1). Es besteht allerdings der Nachteil, dass die zu den Koordinatenachsen gehörigen projektiven Punkte (1:0:0),(0:1:0) keine affinen Punkte sind. Nur der Punkt (0:0:1) wird zu einem affinen Punkt. Baryzentrische Koordinaten haben keine so einfache Beziehung zu den affinen Koordinaten. Dafür liegen alle den Koordinatenachsen entsprechenden projektiven Punkte (1:0:0),(0:1:0),(0:0:1) im affinen Bereich, denn die Ferngerade wird hier durch die Gleichung a1+a2+a3=0 beschrieben.

Auf einer Gerade (n=2, Strecke)

Der Schwerpunkt Xs zweier Massen m1,m2, die auf der x-Achse an den Stellen x1,x2 platziert sind, ist die Stelle xs, wo das Hebelgesetz (Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm, siehe 2. Bild) erfüllt ist. Genauer: Wo die Summe der Drehmomente gleich Null ist[5] und damit gilt:

(G'2)  m1(xsx1)+m2(xsx2)=0

Diese Gleichung ist äquivalent zu (siehe Abschnitt Definition)

(G2)  (m1+m2)xs=m1x1+m2x2.

Auflösen nach xs ergibt:

(S2)  xs=m1x1+m2x2m1+m2

Lässt man negative Massen zu, z. B. m1=1,m2=1+1n, so ergibt sich aus (G2) für n die Gesamtmasse m1+m2=0 und xs=.

Eine Lösung von (G'2) ist m1=x2xs,m2=xsx1. Alle Lösungen sind Vielfache davon. Also hat der Schwerpunkt die baryzentrische Darstellung (siehe Abschnitt Definition)

Baryzentrische Koordinaten als Verhältnis von Strecken
(B2) Xs=(m1:m2)=(x2xs:xsx1)=(l2:l1)

Dabei ist l1=xsx1,l2=x2xs.

Baryzentrische Koordinaten auf einer Gerade (unten). Der Mittelpunkt der Strecke X1,X2 hat die baryzentrischen Koordinaten (1:1)=(12:12)

Dieser einfache Zusammenhang der baryzentrischen Koordinaten mit Verhältnissen von Teilstrecken ist der Grund für ihre Bedeutung in der Dreiecksgeometrie.
Die Aussage (B2) ist der Lehrsatz in §21, S. 25, des Buches von Möbius.

Die normierten baryzentrischen Koordinaten müssen zusätzlich zu (G'2) die Bedingung

(N2) m1+m2=1

erfüllen. Löst man das inhomogene Gleichungssystem bestehend aus den Gleichungen (G'2), (N2) mit Hilfe der Cramerschen Regel, ergibt sich die normierte Darstellung

(NB2)  Xs=(x2xsx2x1:xsx1x2x1)=(l2l1+l2:l1l1+l2).

Beispiel: Der Mittelpunkt x1+x22 der Punkte x1,x2 besitzt die baryzentrischen Koordinaten (1:1) und in normierter Darstellung (12:12).

In einer Ebene (n=3, Dreieck)

Umrechnung der Koordinaten

Sind in den Ecken eines Dreiecks X1=(x1,y1),X2=(x2,y2),X3=(x3,y3), drei Massen m1,m2,m3 platziert, so sind die Gleichgewichtsgleichungen für die Drehmomente um die Koordinatenachsen

(G'3)m1(xsx1)+m2(xsx2)+m3(xsx3)=0m1(ysy1)+m2(ysy2)+m3(ysy3)=0

oder in der Form (siehe Definition)

(G3)(m1+m2+m3)xs=m1x1+m2x2+m3x3(m1+m2+m3)ys=m1y1+m2y2+m3y3

Der Schwerpunkt hat die Koordinaten

(S3)xs=m1x1+m2x2+m3x3m1+m2+m3ys=m1y1+m2y2+m3y3m1+m2+m3.

Baryzentrische Koordinaten eines gegebenen Punktes S=(xs,ys), erhält man durch Lösen des unterbestimmten homogenen Systems (G'3) nach m1,m2,m3. Nimmt man die Normierungsgleichung

(N3) m1+m2+m3=1
hinzu, ist das jetzt inhomogene LGS eindeutig und mit Hilfe der Cramerschen Regel lösbar. Es ergibt sich:
S=(xs,ys),Xi=(xi,yi)
(NB3) m1=(x2xs)(y3ys)(x3xs)(y2ys)(x2x1)(y3y2)(y2y1)(x3x2)m2=(x3xs)(y1ys)(x1xs)(y3ys)(x2x1)(y3y2)(y2y1)(x3x2)m3=(x1xs)(y2ys)(x2xs)(y1ys)(x2x1)(y3y2)(y2y1)(x3x2)
Der gemeinsame Nenner ist der doppelte Flächeninhalt des Dreiecks, also ungleich Null.
Wegen m1+m2+m3=1 genügt es, zwei der drei Brüche zu berechnen.
Alle Zähler lassen sich als 2×2-Determinanten schreiben. Verzichtet man auf die Normierung, darf bei den baryzentrischen Koordinaten der gemeinsame Nenner weggelassen werden:
(B3)(m1:m2:m3)=(|x2xsx3xsy2ysy3ys|:|x3xsx1xsy3ysy1ys|:|x1xsx2xsy1ysy2ys|)
Multipliziert man jede Determinante mit 12, entstehen die orientierten Flächen Δ1,Δ2,Δ3 der Teildreiecke X2X3S, X3X1S, X1X2S (siehe auch den nächsten Abschnitt Beziehung zu trilineare Koordinaten). Damit gilt:
(BF3)(m1:m2:m3)=(Δ1:Δ2:Δ3)

Aussage (BF3) ist der Lehrsatz in §23, S. 26, des Buches von Möbius.

Spezialfall: Koordinatendreieck:

Für das spezielle rechtwinklige Dreieck X3=(0,0),X1=(1,0),X2=(0,1) als Bezugsdreieck hat ein Punkt (x,y) die einfachen baryzentrischen Koordinaten (x:y:1xy).

Geraden, Schnittpunkte, Parallelität

In den Punkten X1,X2,X3 befinden sich die Massen m1,m2,m3.
Die lilafarbigen parallelen Geraden haben die jeweils angegebenen Gleichungen. Ihr gemeinsamer Fernpunkt hat die Koordinaten (1:1:0).
Die Koordinaten der Rasterpunkte sind normiert.
  • Die Ecken des Dreiecks haben die homogenen Koordinaten
X1=(1:0:0),X2=(0:1:0),X3=(0:0:1).
  • Die Gerade durch die Punkte X1,X2 wird durch die Gleichung m3=0 beschrieben und hat den Fernpunkt (1:1:0). …
  • Die Ferngerade ist durch die Gleichung m1+m2+m3=0 festgelegt.
  • Eine beliebige Gerade wird durch eine Gleichung am1+bm2+cm3=0 beschrieben (s. homogene Koordinaten).
  • Drei Geraden
a1m1+b1m2+c1m3=0,
a2m1+b2m2+c2m3=0,
a3m1+b3m2+c3m3=0
haben einen Punkt gemeinsam, wenn

|a1b1c1a2b2c2a3b3c3|=0.

  • Zwei Geraden a1m1+b1m2+c1m3=0,a2m1+b2m2+c2m3=0 sind parallel, wenn sie sich auf der Ferngerade schneiden, d. h., wenn

|a1b1c1a2b2c2111|=0.

  • Drei Punkte (m1:m2:m3), (m1:m2:m3) und (m1:m2:m3) liegen genau dann auf einer Geraden, wenn

|m1m2m3m1m2m3m1m2m3|=0.

  • Hieraus ergibt sich die Gleichung am1+bm2+cm3=0 einer Gerade durch zwei vorgegebene Punkte (u1:u2:u3),(v1:v2:v3) in Determinantenform:

|m1m2m3u1u2u3v1v2v3|=0

Beziehung zu trilinearen Koordinaten

Grundseite und Höhe eines Teildreiecks

Für die Flächen Δ1,Δ2,Δ3 der Teildreiecke in (BF3) gilt Δi=12sidi, wobei si,di die Grundseiten (Seiten des Dreiecks) und die Höhen der Teildreiecke sind (siehe Bild). Also gilt

(BT3)  (m1:m2:m3)=(s1d1:s2d2:s3d3) ,

Die Beziehung (BT3) zeigt den einfachen Zusammenhang der baryzentrischen Koordinaten mit den trilinearen Koordinaten (d1:d2:d3) eines Punktes. Für ein gleichseitiges Dreieck sind die baryzentrischen und trilinearen Koordinaten gleich. Die Ferngerade hat in baryzentrischen Koordinaten die Gleichung m1+m2+m3=0. In trilinearen Koordinaten ist die Gleichung noch von den Seitenlängen si des Dreiecks abhängig: s1d1+s2d2+s3d3=0.

Besondere Punkte, Eulergerade

geometrischer Schwerpunkt

S ist der geometrische Schwerpunkt, wenn alle Massen gleich sind. Seine baryzentrischen Koordinaten sind also (1:1:1). Wegen (BF3) und Δ=12sihi,Δi=12sidi gilt

Δi=13Δ und di=13hi.

(Siehe hierzu auch Geometrischer Schwerpunkt.)

Parameterdarstellung einer Gerade

Eine Gerade durch zwei Punkte A=(a1:a2:a3),B=(b1:b2:b3) hat für Punkte B die Darstellung

X(t)=(a1+tb1:a2+tb2:a3+tb3) , tR.
Projektion eines Punktes auf die Seite gegenüber einer Ecke
Projektion auf eine Seite

Projiziert man einen Punkt P=(μ1:μ2:μ3) von der Ecke X3=(0:0:1) aus auf die gegenüberliegende Seite (die Gerade hat die Gleichung m3=0), so erhält man den Punkt Y3=(μ1:μ2:0) (siehe Bild). Sind die Koordinaten von P normiert, teilt P die Strecke X3Y3 im Verhältnis (1μ3):μ3. Ist z. B. der Punkt der geometrische Schwerpunkt S, so wird er auf die Seitenmitte S3 projiziert und teilt die Strecke X3S3 im Verhältnis 2:1.
Entsprechendes gilt für die Projektionen von den anderen Ecken aus.

Inkreismittelpunkt, Ankreismittelpunkte
Zu Inkreismittelpunkt und Ankreismittelpunkte:
Die Flächeninhalte der Dreiecke X1X2X3 und A1X2X3 haben verschiedene Vorzeichen

Für den Inkreis des Dreiecks gilt di=r (Inkreisradius) und damit (s. (BT3)) hat der Inkreismittelpunkt die baryzentrischen Koordinaten (s1:s2:s3) und wegen Δ=Δ1+Δ2+Δ3=12(s1+s2+s3)r gilt r=2Δs1+s2+s3. Mit Hilfe des Sinussatzes ergibt sich für den Inkreismittelpunkt auch eine Darstellung mit den Winkeln:

I=(s1:s2:s3)=(sinφ1:sinφ2:sinφ3),

wobei φi der Winkel bei Xi ist.

Die Winkelhalbierende der Ecke X3 (Gerade X3I) hat die Gleichung

s2m1s1m2=0 .

Sie schneidet die Seite X1X2 (Gleichung m3=0) im Punkt I3=(s1:s2:0). (I3 kann auch als Projektion von I auf die Seite X1X2 angesehen werden.) Wegen (B2) gilt:

|X1I3|:|X2I3|=s2:s1 . Analog für die anderen Winkelhalbierenden.

Dies ist der Winkelhalbierendensatz für das Dreieck X1X2X3 .

Da die Dreiecksflächen orientiert sind, kann Δi und damit auch di negative Werte annehmen, jenachdem, ob P auf derselben Seite der zu si gehörigen Dreiecksseite liegt wie die Ecke Xi oder nicht. Beim Inkreismittelpunkt haben alle di dasselbe Vorzeichen. Bei einem Ankreismittelpunkt haben (wie beim Inkreismittelpunkt) alle Abstände die Länge des Ankreisradius, aber einer der Abstände hat ein von den beiden anderen verschiedenes Vorzeichen. Damit ergeben sich die baryzentrischen Darstellungen der Ankreismittelpunkte:

A1=(s1:s2:s3),A2=(s1:s2:s3),A3=(s1:s2:s3) .

Analog zum Inkreisradius ergibt sich für die Ankreisradien:

r1=2Δs1+s2+s3,r2=2Δs1s2+s3,r3=2Δs1+s2s3 .
N: Nagel-Punkt. Er liegt mit dem geometrischen Schwerpunkt S und dem Inkreismittelpunkt I auf einer Gerade. S teilt die Strecke NI im Verhältnis 2:1
Nagelpunkt

Aus der Beschreibung der Lage der Berührpunkte der Ankreise auf den Dreiecksseiten erkennt man ihre baryzentrische Darstellung:

B1=(0:s1s2+s3:s1+s2s3),
B2=(s1+s2+s3:0:s1+s2s3),
B3=(s1+s2+s3:s1s2+s3:0) .

Bi ist offensichtlich die Projektion (siehe oben) des Punktes

N=(s1+s2+s3:s1s2+s3:s1+s2s3)

von der Ecke Xi aus auf die gegenüberliegende Seite. D.h.:

Die drei Geraden X1B1,X2B2,X3B3 schneiden sich im Punkt N, dem Nagel-Punkt.

Die Matrix

(011101110)

beschreibt (in baryzentrischen Koordinaten) die zentrische Streckung am geometrischen Schwerpunkt S mit dem Faktor 12 (siehe Abschnitt Steiner-Ellipse, Steiner-Inellipse). Bildet man N damit ab, erhält man den Inkreismittelpunkt I. Dies zeigt:

Die Punkte N,S,I liegen auf einer Gerade durch S und S teilt die Strecke NI im Verhältnis 2:1.
Umkreismittelpunkt U
Umkreismittelpunkt

Der Umkreismittelpunkt U hat zu den Ecken den gleichen Abstand R, den Umkreisradius. Der Winkel bei U im Teildreieck X1,X2,U ist wegen des Kreiswinkelsatzes doppelt so groß wie der Winkel φ3 bei X3. Also ist die Fläche Δ3=12R2sin2φ3. Entsprechendes gilt für Δ1,Δ2. Damit sind die baryzentrischen Koordinaten des Umkreismittelpunktes

(sin2φ1:sin2φ2:sin2φ3) .

Aus sin2φi=2sinφicosφi,sinφi=si2R und den Kosinussätzen für die drei Winkel ergibt sich die winkelfreie Darstellung

(s12(s12+s22+s32):s22(s12s22+s32):s32(s12+s22s32)) .
Höhenschnittpunkt H
Höhenschnittpunkt

Ist H=(m1:m2:m3) der Höhenschnittpunkt, so ist P3=(m1:m2:0) der Fußpunkt der Höhe h3 (siehe Bild) und es gilt tanφ1=h3|P3X1|,tanφ2=h3|P3X2| Wegen (B2) ist tanφ1:tanφ2=|P3X2|:|P3X1|=m1:m2. Analog ergeben sich die anderen Verhältnisse. Damit hat der Höhenschnittpunkt die baryzentrischen Koordinaten

(tanφ1:tanφ2:tanφ3) .

Falls ein Winkel 90 ist, z. B. φ3=90, so ist H=X3.

Spieker-Punkt
Spieker-Punkt eines Dreiecks

Belegt man die Seiten X2X3,X3X1,X1X2 eines Dreiecks X1X2X3 gleichmäßig mit Masse, so nennt man den zugehörigen Kantenschwerpunkt Spieker-Punkt. (Ecken- und Flächenschwerpunkt eines Dreiecks sind identisch: der Schnittpunkt der Seitenhalbierenden.) Denkt man sich die Masse einer Seite in ihrem Schwerpunkt, dem Mittelpunkt Mi konzentriert, so ist der Spieker-Punkt S=(xs,ys) der Schwerpunkt des Dreiecks M1M2M3 mit den Seitenlängen s1,s2,s3 als Massenbelegungen in den Ecken. Aus M1=(x2+x32,y2+y32),... und (S3) folgt:

xs=s1x2+x32+s2x1+x32+s3x1+x22s1+s2+s3
=(s2+s3)x1+(s1+s3)x2+(s1+s2)x32(s1+s2+s3) .

Analog ergibt sich die y-Koordinate.

Spieker-Punkt als Mittelpunkt des Inkreises des Dreiecks M1M2M3

Hieraus erkennt man die baryzentrischen Koordinaten des Spieker-Punktes:

S=(s2+s3:s1+s3:s1+s2) .

Bedeutung von S für das Dreieck M1M2M3:
Aus den obigen Überlegungen (Masse si im Punkt Mi) folgt direkt die baryzentrische Darstellung von S bezüglich des (grünen) Dreiecks M1M2M3:

S=(s1:s2:s3)M=(s12:s22:s32)M

Da si2 die Länge der dem Punkt Mi gegenüberliegenden (grünen) Seite ist, ist S der Inkreismittelpunkt = Schnittpunkt der Winkelhalbierenden des Dreiecks M1M2M3 (siehe oben). Diese Eigenschaft liefert die Möglichkeit den Punkt S zeichnerisch zu bestimmen.

Eulergerade
Eulergerade eines Dreiecks

Der geometrische Schwerpunkt S, der Umkreismittelpunkt U und der Höhenschnittpunkt H liegen auf einer Gerade, der Eulergerade. Denn, führt man am Punkt S eine zentrische Streckung mit Streckfaktor 12 durch, wird jede Ecke auf den Mittelpunkt der ihr gegenüberliegenden Seite abgebildet (S teilt jede Seitenhalbierende im Verhältnis 2:1) und die Höhen werden auf die Mittelsenkrechten abgebildet. Also geht H in U über und beide Punkte liegen auf einer gemeinsamen Gerade durch S. Der Umkreis geht dabei in den Kreis durch die Seitenmitten, den Feuerbachkreis, über, dessen Mittelpunkt (Bild von U) also auch auf der Eulergerade liegt.

Die Gleichung der Eulergerade in baryzentrischen Koordinaten ist (s. oben)

 |m1m2m3111sin2φ1sin2φ2sin2φ3|=
 m1(sin2φ3sin2φ2)+m2(sin2φ1sin2φ3)+m3(sin2φ2sin2φ1)=0 

oder unter Verwendung von Punkt H:

 m1(tanφ3tanφ2)+m2(tanφ1tanφ3)+m3(tanφ2tanφ1)=0 .

Gleichseitige Dreiecke besitzen keine Eulergerade, da S=H=U ist.

Ist das Dreieck gleichschenklig, aber nicht gleichseitig, z. B. φ1=φ2, so hat die Eulergerade die Gleichung m1m2=0 und ist gleich der Seitenhalbierenden durch X3. Sie enthält dann auch den Inkreismittelpunkt.

Ist das Dreieck rechtwinklig, z. B. φ3=90, so ist φ2=90φ1sin2φ2=sin2φ1 und die Eulergerade hat die Gleichung m1m2=0 und ist die Seitenhalbierende zur Hypotenuse.

Satz von Ceva

Satz von Ceva
Satz von Ceva

Ist P ein Punkt innerhalb des Dreiecks X1,X2,X3 und Pi der Schnittpunkt der Gerade PXi mit der Seite XjXk (siehe Bild), so gilt

|X2P1||X3P1||X3P2||X1P2||X1P3||X2P3|=1.
Beweis

Mit den Punkten in baryzentrischen Koordinaten:

X1=(1:0:0),X2=(0:1:0),X3=(0:0:1)
P=(m1:m2:m3)

ist P1=(0:m2:m3) (siehe Besondere Punkte). Aus B2 erhält man |X2P1|:|X3P1|=m3:m2. Führt man diese Überlegungen auch für diePunkte P2,P3 durch, ergibt sich

|X2P1||X3P1||X3P2||X1P2||X1P3||X2P3|=m3m2m1m3m2m1=1.

Steiner-Ellipse, Steiner-Inellipse

Die eindeutig bestimmte Ellipse durch die Ecken des (beliebigen) Dreiecks X1,X2,X3, deren Mittelpunkt der geometrische Schwerpunkt S ist, heißt Steiner-Ellipse. In baryzentrischen Koordinaten wird sie durch die Gleichung

(SE)m1m2+m2m3+m3m1=0

beschrieben.

Steiner-Ellipse

Man prüft leicht nach, dass die sechs Punkte

X1=(1:0:0), X2=(0:1:0),  X3=(0:0:1),
Y1=(1:2:2),Y2=(2:1:2),Y3=(2:2:1)

die Gleichung (SE) erfüllen und, dass der Schwerpunkt S=(1:1:1) der Mittelpunkt (siehe Abschnitt Definition) der Paare Xi,Yi ist. Die Gleichung (SE) muss also einen nicht ausgearteten Kegelschnitt k (Ellipse oder Hyperbel oder Parabel) beschreiben. Da aus den Gleichungen

m1m2+m2m3+m3m1=0,m1+m2+m3=0 der Widerspruch
0=(m1+m2+m3)2
 =m12+m22+m32+2(m1m2+m2m3+m3m1)
 =m12+m22+m320 .

folgt, hat k mit der Ferngerade keinen Punkt gemeinsam, d. h. k ist eine Ellipse.

Die Spiegelung am Punkt S lässt das Sechseck X1X2X3Y1Y2Y3 und damit auch die Ellipse invariant (Eine Ellipse ist durch 5 ihrer Punkte eindeutig bestimmt). Also ist der Symmetriepunkt S der Mittelpunkt der Ellipse.

Da der Mittelpunkt M3 der Sehne X1X2 auf dem Durchmesser X3Y3 liegt, muss die Tangente in X3 parallel zu X1X2 sein (siehe Ellipse). Sie hat die Gleichung m1+m2=0. Schneidet man die Parallele zur Tangente durch den Mittelpunkt S (sie hat die Gleichung m1+m22m3=0) mit der Ellipse (SE) erhält man die zwei zu X3 konjugierten Punkte (siehe Steiner-Ellipse)

D3=(13:1+3:1),D3=(1+3:13:1) .

Entsprechendes gilt für die Tangenten in den anderen Ecken.

Steiner-Inellipse (grün)

Bildet man die Steiner-Ellipse mit der zentrischen Streckung σ an ihrem Mittelpunkt S mit Faktor 12 ab, erhält man also eine Ellipse mit demselben Mittelpunkt S, die die Dreiecksseiten in deren Mittelpunkten berührt. Dies ist die Steiner-Inellipse des Dreiecks. Wegen M1=(0:1:1),M2=(1:0:1),M3=(1:1:0) ist die Abbildungsmatrix von σ

(011101110) .

Transformiert man die Gleichung (SE) der Steiner-Ellipse mit dieser Matrix, ergibt sich die Gleichung der Steiner-Inellipse in baryzentrischen Koordinaten:

(SIE)m12+m22+m322(m1m2+m2m3+m3m1)=0 .
Steiner-Ellipsen als Kegel in (homogenen) baryzentrischen Koordinaten und in normierten baryzentrischen Koordinaten als Kreise in der Ebene m1+m2+m3=1
3d-Darstellungen

1) Die durch die Gleichung (SE) definierte Quadrik Q1 im R3 mit (wie üblich) orthogonalen Koordinatenachsen ist ein gerader Kreiskegel mit dem Nullpunkt als Spitze, der die Koordinatenachsen enthält und die Gerade t(1,1,1)T als Achse besitzt. Denn für die Schnittkurve der Ebene m1+m2+m3=1 und der Quadrik mit der Gleichung (SE) gilt

1=(m1+m2+m3)2
 =m12+m22+m32+2(m1m2+m2m3+m3m1)
 =m12+m22+m32 .

D.h.: die Schnittkurve ist auch ein ebener Schnitt der Einheitskugel und damit ein Kreis (im Bild lila).

2) Analoge Überlegungen für die durch die Gleichung (SIE) definierte Quadrik Q2 zeigen: Q2 ist auch ein gerader Kreiskegel mit dem Nullpunkt als Spitze und der Gerade t(1,1,1)T als Achse. Der Basiskreis ist der Schnitt der Ebene m1+m2+m3=1 mit der kleineren Kugel m12+m22+m32=12 (im Bild grün). Schneidet man den Kegel Q2 mit der Koordinatenebene m1=0, ergibt sich die Ursprungsgerade t(0,1,1)T, d. h. der Kegel berührt die Koordinatenebene. Dies gilt auch für die anderen Koordinatenebenen.

3) In normierten baryzentrischen Koordinaten (d. h. in der Ebene m1+m2+m3=1) erscheint das gegebene Dreieck gleichseitig und die Steiner-Ellipsen sind dessen Umkreis und Inkreis.

4) Setzt man keine orthogonalen Koordinaten des R3 voraus, gilt nur: Die Kegel sind elliptisch, das Dreieck ist allgemein und die Kreise sind Ellipsen. Inzidenzen und Berührbeziehungen bleiben erhalten.

5) Wählt man, wie bei nicht baryzentrischen homogenen Koordinaten üblich, die Ursprungsebene m3=0 als Ferngerade und setzt x=m1m3,y=m2m3, so beschreibt die Gleichung (SE) im affinen Bereich (m30) die Hyperbel y=1x+11. In diesem Fall sind die Punkte (1:0:0),(0:1:0) Fernpunkte und zwar die Fernpunkte der Asymptoten. Im R3 kann man sich die Hyperbel als Schnittkurve des Kegels Q1 mit der Ebene m3=1 vorstellen.

6) Siehe hierzu auch: Inellipse.

Im Raum (n=4, Tetraeder)

Berechnung und Eigenschaften

Im 3-dimensionalen Raum ist ein Simplex ein Tetraeder mit den Ecken x1,x2,x3,x4. Um die baryzentrischen Koordinaten eines Punktes p bezgl. des gegebenen Tetraeders zu bestimmen, muss man, analog dem 2-dimensionalen Fall (Dreieck), das homogene lineare Gleichungssystem (siehe Abschnitt Definition)

(G'4)a1(x1p)+a2(x2p)+a3(x3p)+a4(x4p)=0

für a1,a2,a3,a4 lösen. Wie im ebenen Fall fügt man hier auch die Normierungsgleichung a1+a2+a3+a4=1 hinzu und löst das LGS mit Hilfe der Cramerschen Regel. Mit den Abkürzungen

V1=16det(x2p,x3p,x4p),V2=16det(x3p,x4p,x1p),
V3=16det(x4p,x1p,x2p),V4=16det(x1p,x2p,x3p)
Baryzentrische Koordinaten bezgl. eines Tetraeders (im Raum)

erhält man für die baryzentrischen Koordinaten von p:

(BV4)  (a1:a2:a3:a4)=(V1:V2:V3:V4)

Dabei ist Vi das Volumen des Teiltetraeders, der aus dem gegebenen Tetraeder entsteht, indem man xi durch p ersetzt (s. Bild).

Aussage (BV4) ist der Lehrsatz in §25, S. 28, des Buches von Möbius.

Ist Δi die Grundfläche (Seitenfläche des Tetraeders) und di die Höhe des i-ten Teiltetraeders, so gilt Vi=13Δidi und

  • (a1:a2:a3:a4)=(Δ1d1:Δ2d2:Δ3d3:Δ4d4) .

Besondere Punkte

Geometrischer Schwerpunkt

Der geometrische Schwerpunkt hat die baryzentrischen Koordinaten (1:1:1:1). Damit ist

Vi=13Δidi=14V=1413Δihi,

wobei V das Volumen des gegebenen Tetraeders und hi die Höhe des i-ten Punktes über dem i-ten Seitendreieck (s. Bild) ist. Also gilt:

di=hi4

(Vergleiche die entsprechende Aussage im ebenen Fall.)

Inkugelmittelpunkt

Für den Mittelpunkt der Inkugel ist di=r (Radius der Inkugel) und damit

(a1:a2:a3:a4)=(Δ1:Δ2:Δ3:Δ4)  und
r=3VΔ1+Δ2+Δ3+Δ4,

wobei V=V1+V2+V3+V4 das Volumen des gegebenen Tetraeders ist.

Projektion eines Punktes auf eine Koordinatenebene

Analog zum ebenen Fall (siehe oben) ist die Projektion eines Punktes P=(α1:α2:α3:α4) von X1=(1:0:0:0) aus auf die gegenüber liegende Ebene durch X2,X3,X4 (sie hat die Gleichung a1=0) der Punkt Y1=(0:α2:α3:α4). Falls die Koordinaten von P normiert sind, teilt P die Strecke X1Y1 im Verhältnis (1α1):α1. Entsprechendes gilt für die anderen 3 Projektionen.

Satz von Commandino

S: Schwerpunkt des Tetraeders,
Si: Schwerpunkte der Dreiecke

Projiziert man den geometrischen Schwerpunkt S=(1:1:1:1) von X1=(1:0:0:0) aus auf die gegenüberliegende Ebene mit der Gleichung a1=0, erhält man den Schwerpunkt S1=(0:1:1:1) des Dreiecks X2X3X4. Entsprechendes gilt für die anderen Projektionen von S. Also gilt (siehe den vorigen Abschnitt):

Die Gerade durch die Ecke Xi und den geometrischen Schwerpunkt S des Tetraeders schneidet die gegenüberliegende Dreiecksebene im Schwerpunkt Si des Dreiecks. Dabei teilt S die Strecke XiSi im Verhältnis 3:1.

Dies ist der Satz von Commandino.

Hyperboloid durch die Punkte eines Tetraeders

Tetraeder auf einem einschaligen Hyperboloid

Ein einschaliges Hyperboloid ist eine Quadrik, die 2 Scharen von Geraden enthält. In geeigneten homogenen Koordinaten kann man es durch die Gleichung

(H)a1a3a2a4=0

beschreiben[6] (siehe einschaliges Hyperboloid). Das Hyperboloid enthält die Punkte

X1=(1:0:0:0),X2=(0:1:0:0),
X3=(0:0:1:0),X4=(0:0:0:1) .

Man rechnet leicht nach, dass

(PH) P(u,v)=((1u)(1v):u(1v):uv:(1u)v)

eine Parameterdarstellung des Hyperboloids ist. Dabei gilt:

X1=P(0,0), X2=P(1,0), X3=P(1,1), X4=P(0,1)  und
S=(1:1:1:1)=P(12,12) .

Die Parameterlinien (u= const oder v= const) sind Geraden. Da die Summe der baryzentrischen Koordinaten stets 1 ist, werden allerdings die Punkte des Hyperboloids in der Ebene a1+a2+a3+a4=0 nicht erfasst. Dies ist bei Einführung baryzentrischer Koordinaten kein Nachteil.

Fasst man a1,a2,a3,a4 als baryzentrische Koordinaten auf, entsprechen die Punkte X1,X2,X3,X4 den Ecken eines Tetraeders (in einem affinen Raum) auf einem Hyperboloid H, das die Geraden X1X2,X2X3,X3X4,X4X1 enthält (siehe Bild). Die beiden Geraden X2X4,X1X3 liegen nicht auf dem Hyperboloid ! Rechnet man die normierten baryzentrischen Koordinaten in affine Koordinaten um (siehe (S) im Abschnitt Definition), erhält man die affine Parameterdarstellung des Hyperboloids:

(APH) p(u,v)=(1u)(1v)x1+u(1v)x2+uvx3+(1u)vx4 .

Dies ist die Darstellung des Hyperboloids als bilineare Interpolationsfläche des räumlichen Vierecks X1,X2,X3,X4.

Eigenschaften

Das Hyperboloid hat mit der Fernebene a1+a2+a3+a4=0 die beiden sich im Punkt A=(1:1:1:1) schneidenden Geraden

g1:a1+a2=0,a3+a4=0,
g2:a2+a3=0,a1+a4=0

gemeinsam und ist deshalb affin ein

  • hyperbolisches Paraboloid. (Das obige Bild ist also projektiv zu verstehen.)
  • Die Fernebene ist die Tangentialebene im Punkt A.
  • Der Schwerpunkt S=(1:1:1:1):14(x1+x2+x3+x4) des Tetraeders liegt auf dem Hyperboloid.
Hyperbolisches Paraboloid (affiner Teil eines projektiven einschaligen Hyperboloids) durch die Ecken eines Tetraeders mit Punkten auf den Koordinatenachsen

Die Gerade g3:a1a3=0,a2a4=0 geht durch die Mittelpunkte M13=(1:0:1:0),M24=(0:1:0:1) der Tetraederkanten X1X3 bzw. X2X4 und durch den Fernpunkt A=(1:1:1:1). Dies bedeutet affin:

  • Die Achsen der Parabeln auf dem hyperbolischen Paraboloid sind alle parallel zur Gerade g3 durch die Mittelpunkte M13:12(x1+x3),M24:12(x2+x4) (siehe hyperbolisches Paraboloid). Der Schwerpunkt S ist der Mittelpunkt der Punkte M13,M24.
Beispiel

Das Bild zeigt das Beispiel mit

x1=(1,0,0)T,x2=(0,1,0)T,
x3=(0,0,1)T,x4=(0,0,0)T,

Die Parameterdarstellung ist dann

p(u,v)=((1u)(1v),u(1v),uv)T .

Verallgemeinerte baryzentrische Koordinaten

Baryzentrische Koordinaten (a1,,an), die mit Bezug auf ein Polytop statt mit Bezug auf ein Simplex definiert sind, werden verallgemeinerte baryzentrische Koordinaten genannt. Hierbei wird weiterhin verlangt, dass die Gleichung

(a1++an)p=a1x1++anxn

erfüllt wird, wobei x1,,xn hier die Eckpunkte des gegebenen Polytops sind. Die Definition ist also formal unverändert, allerdings muss ein Simplex mit n Eckpunkten in einem Vektorraum mit einer Dimension von mindestens n1 enthalten sein, während Polytope auch in Vektorräume von niedrigerer Dimension eingebettet sein können. Das einfachste Beispiel ist ein Viereck in der Ebene. Als Konsequenz sind sogar die normierten verallgemeinerten baryzentrischen Koordinaten für ein Polytop im Allgemeinen nicht eindeutig bestimmt, obwohl dies für normierte baryzentrische Koordinaten mit Bezug auf ein Simplex der Fall ist.

Verallgemeinerte baryzentrische Koordinaten werden insbesondere in der Computergrafik und bei der geometrischen Modellierung verwendet. Dort können dreidimensionale Objekte oft durch Polyeder approximiert werden, sodass die verallgemeinerten baryzentrischen Koordinaten eine geometrische Bedeutung haben und die weitere Bearbeitung dieser Objekte erleichtern.

Baryzentrische Interpolation

Auf baryzentrischen Koordinaten basiert ein Interpolationsverfahren, das die lineare Interpolation für Funktionen mehrerer Variablen verallgemeinert.

Im Falle einer Funktion f von zwei Variablen x und y sind für drei Punkte A(xA,yA), B(xB,yB) und C(xC,yC) die Funktionswerte gegeben. Dabei dürfen A, B und C nicht auf einer Geraden liegen. Sie müssen also ein Dreieck ABC aufspannen. Ist nun ein beliebiger Punkt (x,y) gegeben, so definiert man

f(x,y)=af(xA,yA)+bf(xB,yB)+cf(xC,yC),

wobei (a,b,c) die normierten baryzentrischen Koordinaten von (x,y) sind. Diese Interpolation funktioniert auch für Punkte außerhalb des Dreiecks.

Literatur

  • Oswin Aichholzer, Bert Jüttler: Einführung in die angewandte Geometrie. Springer-Verlag, Basel 2013, doi:10.1007/978-3-0346-0651-6, ISBN 978-3-0346-0651-6, S. 59.
  • Gerald Farin, Diane Hansford: Lineare Algebra: Ein geometrischer Zugang. Springer-Verlag, 2013, doi:10.1007/978-3-642-55841-2, ISBN 978-3-540-41854-2, S. 139.
  • John Fauvel, Raymond Flood, Robin Wilson: Möbius und sein Band: Der Aufstieg von Mathematik und Astronomie im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-0348-6203-5, S. 106.
  • Peter Knabner, Lutz Angermann: Numerik partieller Differentialgleichungen. Eine anwendungsorientierte Einführung. Springer 2000, ISBN 3-642-57181-6, S. 108–111 (books.google.de).
  • Abraham A. Ungar: Barycentric Calculus in Euclidean and Hyperbolic Geometry. World Scientific 2010, ISBN 978-981-4304-93-1.
  • John Vince: Mathematics for Computer Graphics. Springer 2010, ISBN 978-1-84996-032-8, S. 208–236.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Max Koecher, Aloys Krieg: Ebene Geometrie. Springer-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-49328-0, S. 76.
  2. August Ferdinand Möbius: Der baryzentrische Calcul, Verlag von Johann Ambrosius BartH, Leipzig, 1827.
  3. Josef Hoschek, Dieter Lasser: Grundlagen der geometriechen Datenverarbeitung. Teubner-Verlag,, 1989, ISBN 3-519-02962-6, S. 243.
  4. Gerald Farin: Curves and Surfeces for Computer Aided Geometric Design. Academic Press, 1990, ISBN 0-12-249051-7, S. 20.
  5. Christian Gerthsen: Physik. Springer-Verlag, 1963, S. 37.
  6. Felix Klein: Vorlesungen über höhere Geometrie, Springer-Verlag, 2013 ISBN 3642886744, 9783642886744, S. 15 .