Die funktionelle Magnetresonanztomographie, abgekürzt fMRT oder fMRI (für englisch functional magnetic resonance imaging), ist ein bildgebendes Verfahren, um physiologische Funktionen im Inneren des Körpers mit den Methoden der Magnetresonanztomographie (MRT) darzustellen. fMRT im engeren Sinn bezeichnet Verfahren, welche aktivierte Hirnareale (meist basierend auf der Blutoxygenierung) mit hoher räumlicher Auflösung darstellen können;[1] im weiteren Sinn werden auch andere funktionell bildgebende Techniken wie etwa die dynamische Herz-MRT, die zeitaufgelöste MRT-Untersuchung von Gelenkbewegungen oder die Perfusions-MRT als funktionelle MRT bezeichnet.[2][3] Bisweilen wird das Verfahren bzw. sein Ergebnis auch als Gehirnscan bezeichnet.[4][5]
Durch fMRT-Aufnahmen ist es möglich, Durchblutungsänderungen von Hirnarealen sichtbar zu machen, die auf Stoffwechselvorgänge zurückgeführt werden, welche wiederum mit neuronaler Aktivität in Zusammenhang stehen. Hierbei macht man sich die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften von oxygeniertem und desoxygeniertem Blut zunutze (BOLD-Kontrast). Bei der Aktivierung von Kortexarealen kommt es zu einer Steigerung des Stoffwechsels, wodurch das aktivierte Areal mit einer überproportionalen Erhöhung des Blutflusses reagiert (sog. neurovaskuläre Kopplung). Dadurch erhöht sich die Konzentration von oxygeniertem (diamagnetischem) relativ zu desoxygeniertem (paramagnetischem) Hämoglobin. Über den intermolekularen Elektronendipol-Kerndipol-Relaxationsmechanismus bewirkt diese Konzentrationsänderung eine Veränderung der effektiven transversalen Relaxationszeit der beobachteten Wasserstoff-Kernspins und führt damit zu einer Signaländerung in der MRT. Um so Rückschlüsse auf den Ort einer neuronalen Aktivität zu ziehen, wird das Magnetresonanz-Signal des Gewebes zu zwei Zeitpunkten verglichen – z. B. im stimulierten oder Experimentalzustand einerseits sowie im Ruhe- oder Kontrollzustand andererseits. Die Aufnahmen können durch statistische Testverfahren miteinander verglichen und die statistisch signifikanten Unterschiede (die den stimulierten Arealen entsprechen) räumlich zugeordnet und dargestellt werden.
Eine fMRT-Untersuchung läuft in der Regel in drei Phasen ab:
Bei einer Untersuchung des Gehirns zu Versuchszwecken kann dem Probanden im dritten Teilscan zum Beispiel ein wiederholter Reiz präsentiert werden. Häufig wird der Reiz mit einer Aufgabe für den Probanden verknüpft, etwa der Aufforderung, bei jedem gezeigten Objekt X eine Taste zu drücken. Den meisten Versuchen gemein ist die häufige Wiederholung der Aufgabe. So kann dann durch statistische Verfahren ein Vergleich aufgezeichneter Daten aus der Reizphase mit denen aus der Ruhephase stattfinden. Der hieraus berechnete Unterschied wird dann in Falschfarben auf den zuvor durchgeführten anatomischen MR-Scan projiziert.
Vor allem die Neurologie und Neuropsychologie profitieren von den Möglichkeiten der fMRT. So konnten zum Beispiel durch Vergleichsstudien mit fMRT zwischen Menschen, die an psychischen Störungen wie Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen leiden, und gesunden Kontrollpersonen deutliche und z. T. chronifizierte Unterschiede im Hirnstoffwechsel nachgewiesen werden.
Bereits 1935 hatte Linus Pauling festgestellt, dass sich die magnetischen Eigenschaften von Hämoglobin in Abhängigkeit vom Oxygenierungsgrad verändern.[6] Dieser Effekt bildet die Grundlagen für die Messung von Hirnaktivitäten mit der funktionellen MRT, die in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt wurde. Im Jahre 1982 zeigten Keith Thulborn und Mitarbeiter, dass sich Hämoglobin in Blutproben in Abhängigkeit vom Oxygenierungsgrad in seinem MRT-Signal unterschiedlich darstellt.[7] Die gleiche Beobachtung wurde 1990 von Seiji Ogawa und Mitarbeitern in vivo an Sprague-Dawley Ratten gemacht;[8] die Eigenschaft des Hämoglobins, unterschiedliche MRT-Signale zu verursachen, wurde „blood oxygenation level dependent (BOLD)“-Effekt genannt. Erste fMRT-Ergebnisse an Menschen, welche die Hirnaktivität nach visueller Stimulation zeigten, wurden 1991 von John W. Belliveau und Mitarbeitern veröffentlicht.[9]
Im Vergleich zu den anderen etablierten nicht-invasiven neurophysiologischen Untersuchungsmethoden, etwa EEG zeigt die (verhältnismäßig junge) fMRT zwar deutlich mächtigere Möglichkeiten in der räumlich-lokalisierenden Untersuchung, aber eine prinzipbedingt sehr viel niedrigere zeitliche Auflösung. Eine zusätzliche Unsicherheit ergibt sich aus dem indirekten Charakter der Methode – die neuronale Aktivität wird nicht direkt gemessen, sondern aus Änderungen von Blutfluss und -oxygenierung geschlossen.[10] Dabei wird ein grob lineares Verhältnis zwischen Stimuli, die länger als vier Sekunden sind, und BOLD-Effekt angenommen.[11] Ob der BOLD-Effekt bei kürzeren Stimuli zuverlässig neuronale Aktivität wiedergibt, ist strittig und noch Gegenstand aktueller Forschung.
Weitere technische Limitationen der fMRT-Messung sind:
Darüber hinaus gibt es an den grundlegenden Annahmen und möglichen Erkenntnissen aus fMRT-Untersuchungen Kritik, die darauf beruht, dass die Visualisierung der Messdaten der fMRT eine konstruktive Komponente hat, wodurch eher die Modellvorstellungen der Forscher als tatsächliche Vorgänge dargestellt werden könnten. Des Weiteren fehlten bei zahlreichen Untersuchungen statistische Korrekturrechnungen, um Zufallsergebnisse auszuschließen.[14][15]
Laut einer im Jahr 2016 veröffentlichten Studie haben viele Wissenschaftler die notwendigen Voraussetzungen für den Einsatz der auswertenden Statistiksoftware nicht ausreichend kontrolliert. Dies führe zu falsch-positiven Signalen und zeige Aktivität im Gehirn an, wo keine sei. Viele der neueren Studien (mehrere tausend könnten betroffen sein), die sich mit Denkvorgängen und Emotionen befassten und dabei Messdaten mehrerer Probanden zusammenführten, könnten wertlos sein.[16][17]
Die fMRT stellt kein invasives Verfahren dar und kann deshalb auch bei Säuglingen und Kindern angewendet werden. Die Reliabilität der Messung kann allerdings dadurch eingeschränkt sein, dass kleine Kinder nicht so lang stillhalten und Bewegungsartefakte auftreten können, die das Signal stören. Zu beachten ist weiterhin, dass sich die Proportionen der Hirnregionen im Laufe der Entwicklung noch verändern, sodass es schwer ist, Aktivierungsmuster über Altersgruppen hinweg zu vergleichen war. Beispielsweise hat das Gehirnvolumen mit circa fünf Jahren seinen vollen Umfang erreicht, aber das Verhältnis der grauen und weißen Substanz verändert sich noch bis zum Erwachsenenalter.[18]
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