Das Institut für Raumfahrtantriebe in Lampoldshausen ist einer von acht Forschungsstandorten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Am Standort Lampoldshausen arbeiten etwa 220 Mitarbeiter in der Forschung und im Versuchsbetrieb von Raketenprüfständen. Schwerpunkt der Arbeit ist der Betrieb von Prüfständen für Raumfahrtantriebe im Auftrag der ESA und in Zusammenarbeit mit der europäischen Raumfahrtindustrie.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Lampoldshausen wurde 1959 von Eugen Sänger zum Testen von Flüssigkeitsraketentriebwerken gegründet und nahm drei Jahre später seinen Betrieb auf. Die Arbeiten des Instituts für Raumfahrtantriebe, wie die Einrichtung heute heißt, dienen der Grundlagenforschung. Vor allem untersucht man auf den verschiedenen Prüfständen die Verbrennungsabläufe in den Triebwerken von Flüssigkeitsraketen.
Auf dem Prüfgelände, das sich im Harthäuser Wald östlich der in den 1970er Jahren gebauten Bundesautobahn 81 befindet, wurden Ende der 1960er Jahre statische Brennversuche mit der Oberstufe der Europa-Rakete durchgeführt.
Seit der Einstellung des Projekts erfolgen dort statische Brennversuche mit den Triebwerken der Ariane-Rakete.
2016 begann das Institut mit der Errichtung einer Wasserstoff produzierenden Power-to-Gas-Anlage, die dazu dienen soll, diese Speichertechnik im industriellen Maßstab zu erforschen und weiter zu entwickeln. Neben einem PEM-Elektrolyseur mit einer Leistung von 1 MW wird auch ein Blockheizkraftwerk errichtet, das mit dem produzierten Wasserstoff betrieben werden kann. Dieses soll das Institut bei geringer Stromerzeugung aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen vollständig mit Strom und Wärme versorgen. Ein Teil des Wasserstoffs soll ebenfalls für die Forschung an Raketentriebwerken am Standort verwendet werden.[1]
Auf dem rund 35 ha großen Gelände gibt es sieben Prüfstände.
Auf dem Höhenprüfstand P1 werden Kleintriebwerke bis zu einem Schub von 600 N getestet. Insbesondere Triebwerke zur Lagestabilisierung von Satelliten und deren Apogäumsmotoren fallen in diese Kategorie.
Der Prüfstand P2 dient zum Test von hypergolen Triebwerken mit einem Schubniveau bis 100 kN Schub unter Bodenbedingungen.[2]
Der Prüfstand P3 ist ein Komponenten-Prüfstand für kryogene Treibstoffe. Er wird hauptsächlich für Tests zur Entwicklung von Brennkammern eingesetzt. Zu diesen gehören die Brennkammern der Triebwerke Vulcain 1 und Vinci für die europäische Trägerrakete Ariane 5.[3]
Der Vakuumprüfstand P4 gliedert sich in zwei Testzellen, P4.1 und P4.2. Auf dem P4.2 können Tests mit dem Aestus-Triebwerk durchgeführt werden, und der P4.1 wird für Versuche mit dem neuen Oberstufentriebwerk Vinci genutzt.[4][5] Um die Verbrennungsgase der Triebwerke abzusaugen und das Vakuum während des Betriebs des Triebwerks aufrechtzuerhalten, werden die Abgase mittels mehrerer dampfbetriebener Ejektorstufen abgesaugt.[6]
Geschichte des Vulcain-Prüfstandes P5:
Beim Prüfstand P6 handelt es sich um einen Höhenprüfstand für Kaltgastriebwerke.[7]
Im Rahmen einer deutsch-französischen Zusammenarbeit entstand die Idee, einen gemeinsamen Europäischen Forschungs- und Technologie-Prüfstand P8 zu bauen. 1992 nahmen die Partner SNECMA, Astrium, CNES und DLR dieses Projekt in Angriff. Das Hauptaugenmerk dieses Prüfstands liegt in der Erforschung der Hochdruckverbrennung von Sauerstoff und Wasserstoff.[8] Heute werden dort außerdem Materialtests durchgeführt und Varianten der verschiedenen Antriebsteile getestet.
Der Raumfahrtkonzern European Aeronautic Defence and Space Company betreibt auf dem Gelände (EADS) des DLR das Werk Lampoldshausen der EADS Astrium Space Transportation mit (Stand 2009) rund 260 Mitarbeitern.[9] Diese entwickeln dort Triebwerke, Tanks und Zuleitungen für Satelliten.
Koordinaten: 49° 17′ 6″ N, 9° 22′ 30″ O