Jacques Cassini, auch mit Cassini II bezeichnet, (* 18. Februar 1677 in Paris; † 16. April 1756 in Thury-sous-Clermont) war ein französischer Astronom und Geodät, der sich unter anderem mit der Erdfigur befasste und grundlegende Vorarbeiten für die spätere Carte de Cassini leistete.
Cassini wurde am 18. Februar 1677 in Paris als Sohn von Giovanni Domenico Cassini geboren, dem Direktor des Pariser Observatoriums. Die Wohnung seiner Eltern befand sich im Observatorium, so dass der junge Jacques von Kindheit an eine enge Verbindung zur Astronomie hatte. Er studierte am Collège Mazarin in Paris, das er im Alter von 14 oder 15 Jahren mit einer Arbeit über Optik verließ.[1]
Schon 1694 wurde er in die Académie Royale des Sciences aufgenommen. Danach machte sein Vater mit ihm eine Reise nach Italien, um verschiedene astronomische Beobachtungen und Ortsbestimmungen vorzunehmen und auch, um die von seinem Vater gebaute Meridiana in der Basilika San Petronio von Bologna zu reparieren. Ende 1696 reiste Jacques Cassini nach England, wo er die Bekanntschaft von Newton, Halley, Flamsteed und anderen machte. Am 23. März 1698 wurde er zum Fellow der Royal Society of London gewählt.
Ab 1700 war er zunächst zusammen mit seinem Vater an den Gradmessungen bzw. Triangulationen der schon von Picard vorgeschlagenen Verlängerung von dessen Meridianbogen Paris – Amiens bis nach Perpignan im Süden Frankreichs tätig, die durch Colberts Tod 1683 unterbrochen worden waren. Nach dem Tod seines Vaters und dem Ableben von Ludwig XIV. führte er diese Arbeiten ab 1718 im Norden bis nach Dünkirchen fort. Die Messungen führten ihn zur Annahme, dass der Polradius der Erde größer als der Äquatorradius sei, dass die Erde also eiförmig sei. Im Gegensatz hierzu vertraten insbesondere englische Astronomen unter der Führung von Isaac Newton die Ansicht, dass die Erde an den Polen abgeplattet sei, weil die Erdrotation eine Fliehkraft bewirken müsse.
Ab 1709, als die Sehkraft seines Vaters nachließ, übernahm er immer mehr dessen Aufgaben an der Pariser Sternwarte.
1733 unternahm er die Triangulation der Querachse von Saint-Malo nach Straßburg, wobei er von seinem Sohn César François unterstützt wurde. Auch diesen Messergebnissen entnahm Cassini eine Bestätigung seiner Sicht der Eiform der Erde. Die Académie sah sich nun veranlasst, zur Klärung der Streitfrage zwei große Expeditionen nach Peru und Lappland auszurüsten. Die Messungen von Pierre Bouguer und Charles Marie de La Condamine 1735 in Peru und von Pierre de Maupertuis 1736 in Lappland unterstützen die These der Abplattung an den Polen. Dennoch bestritt Cassini Zeit seines Lebens sowohl die Erdabplattung an den Polen als auch das Gravitationsgesetz von Newton, zog sich aber aus der öffentlichen Diskussion weitgehend zurück.
Der Astronomie gab Cassini wertvolle Impulse durch seine exakten Tabellen über Sonne, Mond, Planeten und die Monde von Jupiter und Saturn sowie durch die Messung der Eigenbewegung der Fixsterne.
1746 wurde er Auswärtiges Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin.[2]
Neben seiner Tätigkeit als Astronom war Jacques Cassini seit 1710 Maître des Comptes. Bei der Behandlung der Streitfälle erwarb er sich hohes Ansehen, so dass er 1716 zum Mitglied der Chambre de Justice ernannt wurde.
Cassini hatte 1719 das alte Château de Fillerval in Thury-sous-Clermont erworben und zur Sommerresidenz seiner Familie ausgebaut. Als er im Alter von 79 Jahren wieder dorthin fuhr, überschlug sich seine Kutsche. Er starb am folgenden Tag, dem 16. April 1756 in seinem Schloss an den Folgen dieses Unfalls.[3]
Sein Nachfolger als Direktor der Sternwarte wurde sein Sohn César François Cassini de Thury.
Der Mondkrater Cassini wurde nach ihm und Giovanni Domenico Cassini benannt.
Personendaten | |
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NAME | Cassini, Jacques |
ALTERNATIVNAMEN | Cassini II |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Astronom und Geograph |
GEBURTSDATUM | 18. Februar 1677 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 16. April 1756 |
STERBEORT | Thury-sous-Clermont |