Part-Time Scientists ist ein deutsches Forschungs- und Entwicklungsteam im Bereich der privaten Raumfahrt. Ziel des im Juni 2009 gegründeten Teams ist es, Mitte 2018 eine unbemannte Mondlandung durchzuführen, bei der zwei Rover in Reichweite zur Apollo-17-Landestelle abgesetzt werden, welche dann die Mondoberfläche und das Lunar Roving Vehicle erforschen sollen.[1]
Die Part-Time Scientists wurden im Juni 2009 gegründet, als sich bereits zehn Teams für den 2007 gestarteten Google Lunar X-Prize (GLXP) angemeldet hatten. Später wurde dann die Part-Time Scientists GmbH gegründet. Anfang 2015 konnte das Team zwei Siege in den Kategorien „Mobility“ und „Vision“ und insgesamt 750.000 US-Dollar Preisgeld bei den sogenannten „Milestone Prizes“ des GLXP erzielen.[2]
Am 23. Juni 2015 wurde auf dem Advertising Festival in Cannes Audi als Hauptsponsor und Kooperationspartner bekanntgegeben.[3][4][5] In Folge dieser Kooperation wurde 2016 auf der North American International Auto Show in Detroit der neue Rovoer-Prototyp mit dem Namen Audi Lunar Quattro vorgestellt.[6]
Am 29. November 2016 wurde die erfolgreiche Unterzeichnung eines Startvertrags mit Spaceflight Industries für den Flug zum Mond bekannt gegeben.[7][8] Da die Deadline des Google Lunar X-Prize vor dem gebuchten Starttermin lag, musste 2017 das Ausscheiden aus dem Wettbewerb bekannt gegeben werden.[9]
Im Rahmen der CeBIT 2017 wurde ein weiteres Sponsoring und eine Kooperation mit Vodafone bekanntgegeben, in dessen Rahmen LTE Technologie auf dem Mond eingesetzt wird um die Kommunikation zwischen dem Landemodul und den beiden Audi lunar quattro Einheiten zu gewährleisten[10].
Der ALINA-Lander mit zwei Rovern wird mit einer Trägerrakete von der Erde in den Low Earth Orbit transportiert, Kurs in Richtung Mond nehmen, in eine Mond-Umlaufbahn einschwingen und landen. Das Landegebiet soll in der Nähe der Landestelle von Apollo 17 sein. Ziel der Mission ist es als erstes privates Unternehmen eine Sonde sicher auf dem Mond zu landen, mit einem Rover die Mondoberfläche zu erkunden und Bilder und Videos zur Erde zu übertragen. Das Ziel der ersten Mission ist das Taurus-Littrow Tal,[11] um dort die Landestelle der Apollo-17-Mission und insbesondere des Lunar Roving Vehicles zu untersuchen.[12] Laut Angaben des Teams seien die Materialien des Mond-Autos besonders interessant, um den Einfluss von mehreren Jahrzehnten Weltraumbedingungen auf die genutzten Materialien zu untersuchen. Die Untersuchungen würden mittels Spektralanalyse durch die am Kamerakopf angebrachten Spektralkamera durchgeführt.
Als Trägerrakete wurde lange Zeit eine russisch/ukrainische Dnepr gehandelt.[13] Durch die modulare Bauweise des ALINA-Landers war ein Wechsel auf die indische Rakete PSLV möglich[14], mit der Option ebenfalls die Falcon 9 der amerikanischen Firma SpaceX zu nutzen. Am 29. November 2016 wurde die erfolgreiche Unterzeichnung eines Startvertrags mit Spaceflight Industries für den Flug zum Mond bekannt gegeben, dabei sollen der Lander und die beiden Rover als sekundäre Nutzlast mitfliegen.[15] Ein geplanter Start ist für Mitte 2018 avisiert.
Ein erster Lander-Prototyp namens Jules Verne R0 – benannt nach dem französischen Schriftsteller und Science-Fiction-Pionier Jules Verne war im Dezember 2010 vorgestellt worden.[16] Am 14. Dezember 2014 verkündete Part-Time Scientists die Rekrutierung des studentischen Raumfahrtteams Space Team der Technischen Universität Wien zur weiteren Entwicklung des Landers.[17] Es wurde ein Prototyp im Maßstab 1:1 gebaut.[18]
Im Jahr 2016 wurde das aktuelle Lande-Modul namens ALINA (Autonomous Landing and Navigation Module) auf der in Berlin stattfindenden Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) vorgestellt.[19] Es handelt sich dabei um ein ca. 330 kg schweres Trägersystem, das mit Hilfe von 7 Kameras eigenständig landen soll. Die Besonderheit ist, dass sich das Landemodul flexibel an seine Umgebung anpassen kann und so nicht auf ein bestimmtes Launch Vehicle zugeschnitten ist.[20]
In Zusammenarbeit mit Vodafone wird der Lander mit LTE-Technologie und einer Basisstation ausgestattet und ermöglicht dadurch eine energiesparende Kommunikation zwischen den Rovern und dem Lander, der das empfangene Signal wiederum weiter zur Erdoberfläche senden wird. [21]
Der Lander ALINA wird mehr Nutzlasteinheiten als der Rover bieten, wobei diese sowohl abgeworfen, als auch am Lander verbleiben können. Auch sollen CubeSats vor der Landung in einem Mond-Orbit abgesetzt werden können.[22] Gedex, ein kanadisches Unternehmen, wird sein Gravimeter HD-AGG (High-Definition Airborne Gravity Gradiometer) auf den Mond senden.[23] Das Ziel ist, Aufschluss über bestimmte Schwereanomalien zu erhalten, die zuerst von den Lunar-Orbiter-Satelliten und später während der Apollo-17-Mission gemessen wurden.[24]
Es wurden bisher fünf Rover-Prototypen entwickelt und erfolgreich gebaut:
Die Rover sind benannt nach dem bekannten russisch-amerikanischen Biochemiker und Science-Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov. Prototypen, die noch nicht weltraumtauglich sind, haben den Namenszusatz „Jr.“, zusätzlich sind die Prototypen nach Revision aufsteigend durchnummeriert. Bei dem Prototyp R0 handelt es sich hingegen um ein Mock-up zu Anschauungszwecken.
Der Audi Lunar Quattro wurde als Mock-Up zuerst auf dem Advertising Festival in Cannes im Juni 2015 vorgestellt. Ziel der Unterstützung durch Audi ist nicht nur ein monetäres Sponsoring, sondern Audi liefert auch Beiträge in den Bereichen Quattro Antrieb, ultra Leichtbautechnologie, E-tron Batterietechnik, piloted driving und Audi connect Technologien.[25]
Anfang 2016 wurde ein funktionierender Prototyp auf der North American International Auto Show in Detroit vorgestellt. Ein Großteil des Rovers besteht aus Aluminium und wurde in einem 3D-Drucker gedruckt,[27] so dass das Gesamtgewicht des Rovers auf unter 30 Kilogramm gebracht werden konnte. Die Namensgebung des Rovers sowie das überarbeitete Design ist auf die Partnerschaft mit Audi zurückzuführen.
Der Rover Audi Lunar Qattro soll 5 kg zusätzliche Nutzlast aufnehmen können.[28] Hierzu bietet er mehrere Nutzlastmöglichkeiten im standardisierten CubeSat-Format, die von wissenschaftlichen Einrichtungen und kommerziellen Interessenten gekauft werden können. Zwei Nutzlasteinheiten pro Rover sind als „Drop Container“ konzipiert, diese werden vom Mondrover auf der Mondoberfläche „fallen gelassen“, insgesamt drei Einheiten verbleiben in den Rovern. Eine Nutzlastmöglichkeit ist an das Ames Research Center der NASA für das Lunar Plant Growth Experiment vergeben.[23] Es ist geplant 2 Rover auf den Mond zu bringen, also 2 Chancen das Rennen zu gewinnen.
Im April 2016 veröffentlichte die Wikimedia Foundation auf ihrem Meta-Wiki einen Artikel über das Projekt „Wikipedia to the Moon“ und die Zusammenarbeit mit den Part-Time Scientists. Das Ziel des der Wikimedia Community vorgeschlagenen Projekts ist es, ein Speichermedium mit Teilen der Wikipedia auf den Mond zu bringen, eine „Zeitkapsel“ zu schaffen und den heutigen Wissenstand für zukünftige Generationen zu sichern.[29] Zusammen mit der Community der Wikimedia soll herausgefunden werden, welche Daten auf das Speichermedium gebracht werden sollen und wie man eine Art Anleitung zum Lesen dieser Daten gestaltet werden kann. Nach der Veröffentlichung des Artikels wurde dieser Innerhalb von 24 Stunden in 50 Sprachen übersetzt.[30] In der bis um 10. Juni andauernden ersten Phase wird dazu aufgerufen sich an der Diskussion über die Umsetzung zu beteiligen.
Part-Time Scientists GmbH[31] | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2009 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung | Robert Böhme |
Branche | Raumfahrt |
Website | ptscientists.com |
Die Part-Time Scientists GmbH gibt dem Team den rechtlichen Rahmen. Die Firma eröffnete 2015 Jahr ein Büro im Berliner Stadtteil Mahlsdorf und tritt zunehmend unter dem Namen PTScientists auf.
Sie vermarktet die Nutzlast der Mondmission an interessierte Personen, Organisationen oder Firmen. Der Preis für Kilogramm Nutzlast soll 700.000 bis 800.000 Euro betragen.[32] Darüber hinaus wird das Know-how des Teams als Consulting-Dienstleistung angeboten.[33]
Eine weitere Einnahmequelle sind Merchandising-Produkte zur Mondmission.[34]
Laut Angaben der Part-Time Scientists befinden sich unter ihren Partnern:[35]
Schlüsseltechnologiepartner
Wissenschaftliche und Akademische Missionspartner
Technologische Missionspartner
Missionsunterstützer
2015:
2016:
[veraltet]