Poynting-Effekt

Poynting-Effekt

Als Poynting-Effekt werden zwei nach John Henry Poynting benannte Phänomene der Physik bezeichnet:

  • In der Kontinuumsmechanik wird damit die Längenänderung (Dehnung) eines zylindrischen Körpers unter Torsion bezeichnet, die von John Henry Poynting an sehr langen Stahl- und Kupfer-Zylindern beobachtet wurde[1] und zu einer Volumenzunahme führt. Diese Volumenzunahme deutet auf elastische Dilatanz[2][3] und ist theoretisch ein Effekt 2. Ordnung in der Elastizitätstheorie.
  • In der Thermodynamik wird die Änderung des Dampfdrucks eines Kondensats durch Mischung mit einem im betrachteten Druck- und Temperaturbereich nicht-kondensierbaren Gas als Poynting-Effekt bezeichnet. Er spielt zum Beispiel in der Anästhesie eine Rolle[4] bei der Verwendung von Entonox (MEOPA) in Druckflaschen. Das ist eine 50:50 Mischung von Sauerstoff mit dem als Betäubungsmittel wirkenden Distickstoffmonoxid („Lachgas“). Der Sauerstoff in den Druckflaschen ist gasförmig und das Distickstoffmonoxid normalerweise flüssig, aufgrund des Poynting-Effekts liegt es hier aber auch gasförmig vor.

Diese Poynting-Effekte sind vom Poynting-Robertson-Effekt zu unterscheiden.

Einzelnachweise

  1. J. H. Poynting: On pressure perpendicular to the shear-planes in finite pure shears, and on the lengthening of loaded wires when twisted. In: Proceedings of the Royal Society. A 82, 1909, S. 546–559. Poynting untersuchte 1913 auch das Beispiel eines verdrehten Gummifadens J. H. Poynting: The changes in length and volume of an Indian-rubber cord when twisted. In: India-Rubber Journal. 4. Oktober 1913, S. 6.
  2. Brockhaus abc Physik. 1. Auflage. VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1972.
  3. Poynting-Effekt. In: Ulrich Kilian, Christine Weber (Hrsg.): Lexikon der Physik. Spektrum-Verlag, 2000.
  4. Anesthesia General, Poynting Effect