Pseudorapidität

Pseudorapidität

Gegenüberstellung von Polarwinkel θ und Pseudorapidität η für einige beispielhafte Werte.
Als Vorwärtsrichtung bezeichnet man den Winkelbereich mit großen Werten von η.

Die Pseudorapidität η (eta) ist eine räumliche Koordinate, die in der experimentellen Teilchenphysik verwendet wird, um den Winkel eines Vektors relativ zur Strahlachse anzugeben. Sie wird gegenüber der Angabe des Polarwinkels θ bevorzugt, weil bei Hadron-Hadron-Kollisionen der Fluss der erzeugten Teilchen pro Pseudorapiditäts-Intervall etwa konstant ist.

Die Pseudorapidität ist definiert als

η=ln[tan(θ2)].

Für ein Teilchen mit Impuls p (und |p|=p) lässt sich dies umschreiben in:

η=artanh(pL/p)=12ln(p+pLppL),

worin

  • artanh die Areatangens-hyperbolicus-Funktion ist und
  • der Longitudinalimpuls pL die Impulskomponente entlang der Strahlachse.

In der Hochenergienäherung, d. h. für ein Teilchen mit der Energie E, dessen Masse m gegenüber seinem Impuls p vernachlässigbar ist, mpEp, ist die Pseudorapidität numerisch in etwa gleich der Rapidität

ηy,

die in der experimentellen Teilchenphysik definiert wird als

y=12ln(E+pLEpL).

Zum Vergleich: die originale Rapidität gemäß der speziellen Relativitätstheorie ist

ϑ=12ln(E+pEp)=12ln(1+β1β),

worin β=v/c das Verhältnis der Teilchengeschwindigkeit v zur Lichtgeschwindigkeit c ist.

Die Form des differentiellen Wirkungsquerschnitts dσ/dy ist invariant unter einem Lorentz-Boost. Das Gleiche gilt in guter Näherung auch für die Pseudorapidität, nur ist diese leichter zu messen: Nicht die Masse des Teilchens muss ermittelt werden, sondern lediglich seine Flugrichtung durch den Detektor.