Robert Karplus (* 23. Februar 1927 in Wien; † 22. März 1990) war ein US-amerikanischer theoretischer Physiker und Physik-Pädagoge und Bruder des Chemieprofessors und Nobelpreisträgers Martin Karplus.
Zur Familiengeschichte siehe Großvater Johann Paul Karplus und Bruder Martin Karplus.
Karplus' Mutter Lucie floh mit den beiden Söhnen Robert und Martin nach dem Anschluss Österreichs 1938 aus Wien und ging über die Schweiz in die USA. Karplus' Vater Hans, vom NS-Regime ein paar Monate inhaftiert, gelangte ebenfalls in die Vereinigten Staaten.
Ab 1943 studierte Robert an der Harvard University, wo er bei Julian Schwinger hörte und 1948 bei E. Bright Wilson mit einer sowohl theoretischen als auch experimentellen Arbeit über Mikrowellenspektroskopie promovierte. Bekannt wurde er durch eine Arbeit mit Norman Kroll als Post-Doc am Institute for Advanced Study (1948 bis 1950), in der sie die erste, damals noch sehr umständliche Berechnung des anomalen magnetischen Moments des Elektrons in der Quantenelektrodynamik (QED) auf der störungstheoretischen Ebene von zwei Schleifen[1] ausführten, wofür sie über ein Jahr benötigten. Die Rechnung erklärte gut die experimentellen Ergebnisse und war eine Bestätigung der damals neu entwickelten QED.[2] Später setzte er die QED Berechnungen verschiedener atomphysikalischer Effekte in Harvard fort mit Julian Schwinger und auch mit Abraham Klein, der ebenfalls Assistent von Schwinger war.[3] Ab 1950 war er Assistant Professor an der Harvard University und ab 1954 Associate Professor und ab 1958 Professor an der University of California, Berkeley. 1978 bis 1980 war er Vorsitzender der Graduate Group in Science and Mathematics Education (Sesame) und 1980 Dekan der School of Education in Berkeley. Nach einem Herzanfall beim Jogging 1982 musste er seine Lehrtätigkeit aufgeben. Er war unter anderem Gastprofessor an der University of Maryland und am Massachusetts Institute of Technology (1973/74).
Neben theoretischen Arbeiten zur QED beschäftigte er sich auch mit Festkörperphysik (Hall-Effekt), kosmischen Strahlen und der Strahlung im Van Allen Gürtel. Er arbeitete nicht nur theoretisch, sondern auch experimentell – beispielsweise baute er an seiner Universität Apparate zur Herstellung reinen Germaniums für Transistoren.
Ab Ende der 1950er Jahre, als man im Sputnik-Fieber in den USA einen Rückstand auf die UdSSR auch im Unterricht der Naturwissenschaften glaubte entdeckt zu haben, war er führend in der Pädagogik der Naturwissenschaften für Kinder aktiv. Dazu befasste er sich intensiv mit Lernpsychologie speziell von Jean Piaget, die er auch später auf das Lernen bei Erwachsenen erweiterte. Mit Herbert D. Thier leitete er die Science Curriculum Improvement Study (SCIS) (als Direktor 1961 bis 1977), die ein Lehr-Curriculum insbesondere in Physik und Biologie für Schulen entwickelte. 1977 wurde er Präsident der American Association of Physics Teachers (AAPT), deren Oersted Medal er 1981 erhielt. 1978 erhielt er den Award for Distinguished Service der National Science Teachers Association und 1972 den der AAPT.
Er war seit 1948 verheiratet und hatte sieben Kinder.
1960/61 und 1973/74 war er Guggenheim Fellow. Er war Ehrendoktor der Universität Göteborg.
Personendaten | |
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NAME | Karplus, Robert |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 23. Februar 1927 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. März 1990 |