Missionsemblem | |||
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Missionsemblem | |||
Missionsdaten | |||
Mission | Shenzhou 6 | ||
NSSDCA ID | 2005-040A | ||
Raumfahrzeug | Shenzhou 6 | ||
Trägerrakete | Langer Marsch 2F | ||
Besatzung | 2 | ||
Start | 12. Oktober 2005, 01:00:03 UTC | ||
Startplatz | Jiuquan | ||
Landung | 16. Oktober 2005, 20:32 UTC | ||
Landeplatz | Siziwang-Banner, Innere Mongolei | ||
Flugdauer | 4 d 19 h 32 min | ||
Erdumkreisungen | 75 | ||
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Shenzhou 6 war der zweite bemannte Weltraumflug der Volksrepublik China. Er begann am 12. Oktober 2005. Für die Mission wurde ein Raumschiff der Shenzhou-Baureihe eingesetzt, das die zwei Taikonauten Fei Junlong (Kommandant) und Nie Haisheng (Pilot) in einen Erdorbit beförderte, wo sie sich für 115 Stunden und 32 Minuten aufhielten.
Missionsziele waren der Test leichterer Raumanzüge, wissenschaftliche Experimente, der erstmalige Umstieg in das Orbitalmodul und die Erprobung alltäglicher Dinge des menschlichen Bedarfs wie einer neuen Toilette. Die Höhe des Erdorbits schwankt zwischen 250 und 350 Kilometern, die Bahnneigung betrug 42,4°.
Shenzhou 6 bestand aus einem Rückkehrmodul und einem Orbitalmodul. Während das Rückkehrmodul nach Ende der eigentlichen Mission nach fünf Tagen wieder auf die Erde zurückkehrte, blieb das Orbitalmodul weiter in der Umlaufbahn, um weitere Tests und Experimente durchzuführen. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung und in das Design der geplanten chinesischen Raumstation einfließen, die zwischen 2009 und 2012 errichtet werden soll.
Die Taikonauten wurden aus einem Pool ausgewählt, von denen fünf Paare für den eigentlichen Flug trainierten. Aus ihnen wurden einen Monat vor dem Start drei Paare ausgewählt. Erst unmittelbar vor dem Start gaben die Behörden die Namen der beiden Taikonauten bekannt.
Die Trägerrakete Langer Marsch 2F war mit einem Feuerschutzsicherheitssystem am Startturm ausgestattet. Eine Videokamera übertrug die Trennung der Raketenstufen und des Shenzhou-Raumschiffs.
Tang Xianming, der Direktor des Ingenieurbüros für die nationale bemannte Raumfahrt, gab auf einer Pressekonferenz am 17. Oktober 2005 die Kosten des Flugs von Shenzhou 6 mit 111 Millionen US-Dollar an. Sie wurden von der Zentralregierung aufgebracht.
Begleitet von widrigen Wetterverhältnissen mit Schneefall bis kurz vor dem Start, startete die Mission am 12. Oktober 2005 um 1 Uhr UTC vom Raumfahrtbahnhof Jiuquan. 21 Minuten nach dem Abheben trat Shenzhou 6 in einen Erdorbit ein. Neun Stunden nach dem Start wechselte Fei Junlong von der Rückkehrkapsel in das Orbitmodul. Nie Haisheng verblieb unterdessen in der Rückkehrkapsel und fotografierte die Orbitalkapsel. Um 21:30 Uhr Ortszeit sprachen die beiden Taikonauten für sieben Minuten mit ihren Familien.
Alle geplanten Experimente und Notfallübungen wurden wie vorgesehen durchgeführt. Die interne Tür des Raumschiffs wurde geöffnet und wieder geschlossen, die Taikonauten wechselten zwischen dem Orbitalmodul und dem Rückkehrmodul, erprobten ihre Raumanzüge und testeten das System zur Extrahierung des Kondenswassers. Während der Übungen wurden Extremereignisse simuliert, um die Auswirkungen der Reaktionen auf das Raumschiff zu überprüfen. Die Resultate ergaben, dass Shenzhou 6 während aller angenommen Störfälle seine Funktionstüchtigkeit beibehielt. Die Körperfunktionen beider Taikonauten zeigten Normalwerte, die Systeme des Raumschiffs bestanden alle Tests und funktionierten ohne Probleme.
Am Boden fand währenddessen eine Übung an der geplanten Landestelle statt, bei der vier Helikopter eine Such- und Bergungsaktion bei Nacht simulierten. Beim Überflug Taiwans wurde die Insel von Fei Junlong fotografiert. Die amtlichen chinesischen Medien nahmen dies zum Anlass, den territorialen Anspruch der Volksrepublik auf Taiwan zu unterstreichen, und sprachen von Fotos vom „Vaterland“.
Am dritten Tag der Shenzhou 6-Mission wurden morgens um 05:56 Uhr Ortszeit erste kleine Kurskorrekturen nach dem Start durchgeführt. Das „Beijing Aerospace Control Centre“ in Peking betonte die Normalität des Vorgangs bei einer Mission dieser Art. Das Raumschiff befand sich auf der planmäßigen Umlaufhöhe bei einer Geschwindigkeit von rund 7,8 Kilometern pro Sekunde (ca. 28.000 km/h). Die Korrekturen begannen während der 30. Erdumrundung. Der atmosphärische Widerstand im Orbit durch die sehr dünne Atmosphäre führt zu einer Verlangsamung des Raumschiffs und Verringerung der Umlaufbahn. Während der Wartungsarbeiten beobachteten die beiden Taikonauten an Bord die Kurskorrektur auf ihren Monitoren im Raumschiff.
Am vierten Missionstag, Samstag, dem 15. Oktober, wurde eine Reihe von orbitalen und ergonomischen Experimenten durchgeführt, durch die man Daten für die Weltraumwissenschaften gewann. Eine der Hauptaufgaben war die Durchführung von wissenschaftlichen Tests im Orbitalmodul und im Rückkehrmodul.
Während der weiteren Tage führten die Taikonauten Modifikationen an den Weltraumanzügen durch, um sie später für verschiedene Zwecke nutzen zu können. Ergänzt wurden sie durch ergonomische Tests der Ausrüstung.
Mittels des Wechsels zwischen dem Orbital- und dem Rückkehrmodul und dem Schließen der Türen des Rückkehrmoduls untersuchten die Raumfahrer die Veränderungen des Zustands in den jeweiligen Modulen, die Auswirkungen und Gesetzmäßigkeiten von Bewegungen der Astronauten und die psychologischen Auswirkungen und Schemata. Alle Bewegungen der Astronauten und die relevanten Erschütterungen wurden aufgezeichnet, um mit Hilfe dieser Daten später die Flugbahn des Raumschiffs korrigieren zu können. Die Taikonauten führten Tests im Bereich der Zellforschung und des räumlichen Vorstellungsvermögens beim Menschen durch. Diese dienten zu weiteren Untersuchungen der Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Menschen und zur Entwicklung von Methoden, diese zu verhindern oder abzuschwächen.
Am fünften Missionstag gab das Bodenkontrollzentrum den geplanten Landetermin für Montagvormittag bekannt. Die beiden Taikonauten Fei Junlong und Nie Haisheng legten wieder ihren Weltraumanzug an und schlossen die Tür der Wiedereintrittskapsel. Die für die Mission geplanten Experimente wurden abgeschlossen. Ein chinesischer Experte berichtete, dass für die Entwicklung des nationalen bemannten Weltraumprogramms seit dem Start am Mittwoch wertvolle technische Daten gesammelt werden konnten. Andere Experten sagten, dass die Tests der Notfallsysteme des Raumschiffes, die physikalischen Parameter der Lebenserhaltungssysteme und die Funktionstests verschiedenster Ausrüstungsgegenstände zufriedenstellende Resultate produziert haben.
Das Rückkehrmodul setzte knapp fünf Stunden nach Verlassen seines Orbits am Morgen des 17. Oktober 2005 um 20:32 Uhr UTC im vorgesehenen Hauptlandebereich in der zentralen Inneren Mongolei auf. Die Landestelle lag wie geplant in der Region Siziwang-Banner im Norden Chinas. Dort waren alle Vorbereitungen getroffen, um eine sichere Landung zu ermöglichen. Für die Bergungsarbeiten standen sowohl an der vorgesehenen Landestelle wie auch an der Ersatzlandestelle fünf Teams bereit: Das Landbergungs-Team, das maritime Bergungsteam, ein Team zur Überwachung der Telekommunikation, ein Team zur medizinischen Untersuchung und ein Sicherheitsteam. Die primäre Aufgabe der Such- und Rettungsteams war es, das Rückkehrmodul am Himmel zu lokalisieren, die Astronauten aus der Kapsel zu bergen und die Kapsel schnellstmöglich zurückzuholen. Den Bergungs- und Rettungsteams standen bei der Shenzhou-6-Mission einige schwierige Aufgaben bevor, es wurden daher vorab eine Anzahl von Szenarien ausgearbeitet. Wie vorhergesagt, gab es keinen Regen, eine gute Sicht sowie wenig Wind. Fei Junglong stieg als erstes aus der Kapsel aus, ihm folgte Nie Haisheng. Beide sagten auf Nachfrage von Journalisten, sie befänden sich bei guter Gesundheit.
Das Orbitalmodul verblieb in der Umlaufbahn. Das Kontrollzentrum zündete um den 20. Oktober 2005 die Triebwerke des Raumschiffes zweimal, sodass eine Höhe von maximal 355 Kilometern erreicht wurde. Im Laufe der nächsten Monate wurden mehrere ferngesteuerte Experimente durchgeführt. Am 15. April 2006 wurde diese Phase beendet. Das Modul befindet sich immer noch in der Erdumlaufbahn, bis es in einigen Jahren in der Erdatmosphäre verglühen wird.