Symmetrieadaptierte Linearkombination: Unterschied zwischen den Versionen

Symmetrieadaptierte Linearkombination: Unterschied zwischen den Versionen

84.184.203.77 (Diskussion)
(einsen > Einsen)
 
imported>Crazy1880
(prettytable > wikitable)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Symmetrieadaptierte Linearkombination''' ('''SALK''') aus [[Atomorbital]]en (AO´s) dient zur Konstruktion von [[Molekülorbital]]en (MO´s) nach der [[LCAO|LCAO-Näherung]] (linear combination of atomic orbitals).
'''Symmetrieadaptierte Linearkombination''' ('''SALK''') aus [[Atomorbital]]en (AOs) dient zur Konstruktion von [[Molekülorbital]]en (MOs) nach der [[LCAO|LCAO-Näherung]] (''linear combination of atomic orbitals'').


Um aus zwei AO´s zwei MO's zu konstruieren sind folgende Sätze nützlich:
Um aus zwei AOs zwei MOs zu konstruieren, sind folgende Sätze nützlich:
* Ist das [[Überlappungsintegral]] der AO´s gleich null, dann sind sie ungeeignet
* Ist das [[Überlappungsintegral]] der AOs gleich null, dann sind sie ungeeignet
* Je mehr sich die AO´s energetisch unterscheiden, desto kleiner ist die Wechselwirkung
* Je mehr sich die AOs energetisch unterscheiden, desto kleiner ist die Wechselwirkung
* Alle möglichen MO´s müssen [[Verknüpfungsbasis|Basen]] für [[irreduzible Darstellung]]en der [[Punktgruppe]] des Moleküls bilden.
* Alle möglichen MOs müssen [[Verknüpfungsbasis|Basen]] für [[irreduzible Darstellung]]en der [[Punktgruppe]] des Moleküls bilden.


Die MO´s eines Moleküls tauchen als irreduzible Darstellungen in der [[Charaktertafel]] des Moleküls auf.
Die MOs eines Moleküls tauchen als irreduzible Darstellungen in der [[Charaktertafel]] des Moleküls auf.


==Beispiel==
== Beispiel ==


Kombination zweier 1s-Orbitale
Kombination zweier 1s-Orbitale
Zeile 19: Zeile 19:
Ein solches Molekül gehört zur Punktgruppe <math>D_{\infty h}</math>, dessen Charaktertafel so aussieht:
Ein solches Molekül gehört zur Punktgruppe <math>D_{\infty h}</math>, dessen Charaktertafel so aussieht:


{| class="prettytable"  
{| class="wikitable"
|-
!<math>D_{\infty h}</math>
!<math>D_{\infty h}</math>
!<math> E </math>
!<math> E </math>
Zeile 38: Zeile 39:


Die reduziblen Darstellungen sind hier 2,2,2,0,0,0. Durch [[Ausreduzieren]] erhält man die irreduziblen Darstellungen:
Die reduziblen Darstellungen sind hier 2,2,2,0,0,0. Durch [[Ausreduzieren]] erhält man die irreduziblen Darstellungen:
<math>\Gamma_{1s} = \sigma^+_g+\sigma^+_u</math>. Die Bezeichnungen kommen daher, dass es sich hier um <math>\sigma</math>-[[sigma-Bindung|Bindungen]] handelt, weil die [[Elektronendichte]] besonders stark zwischen den [[Atomkern]]en lokalisiert ist. g steht für gerade und u für ungerade, siehe oben.
<math>\Gamma_{1s} = \sigma^+_g+\sigma^+_u</math>. Die Bezeichnungen kommen daher, dass es sich hier um <math>\sigma</math>-[[Sigma-Bindung|Bindungen]] handelt, weil die [[Elektronendichte]] besonders stark zwischen den [[Atomkern]]en lokalisiert ist. g steht für gerade und u für ungerade, siehe oben.


In der ersten Spalte der Charaktertafel stehen immer nur Einsen. Um durch Addition auf die reduziblen Darstellungen oben zu kommen, 1+1=2 und 1+(-1)=0, müssen die irreduziblen Darstellungen <math>\Gamma_+</math> und <math>\Gamma_-</math> folgendermaßen aussehen:
In der ersten Spalte der Charaktertafel stehen immer nur Einsen. Um durch Addition auf die reduziblen Darstellungen oben zu kommen, 1+1=2 und 1+(-1)=0, müssen die irreduziblen Darstellungen <math>\Gamma_+</math> und <math>\Gamma_-</math> folgendermaßen aussehen:


{| class="prettytable"  
{| class="wikitable"
|-
!<math>D_{\infty h}</math>
!<math>D_{\infty h}</math>
!<math> E </math>
!<math> E </math>
Zeile 80: Zeile 82:
[[Kategorie:Physikalische Chemie]]
[[Kategorie:Physikalische Chemie]]
[[Kategorie:Molekülphysik]]
[[Kategorie:Molekülphysik]]
[[Kategorie:Darstellungstheorie]]
[[Kategorie:Darstellungstheorie von Gruppen]]

Aktuelle Version vom 17. Oktober 2019, 08:10 Uhr

Symmetrieadaptierte Linearkombination (SALK) aus Atomorbitalen (AOs) dient zur Konstruktion von Molekülorbitalen (MOs) nach der LCAO-Näherung (linear combination of atomic orbitals).

Um aus zwei AOs zwei MOs zu konstruieren, sind folgende Sätze nützlich:

  • Ist das Überlappungsintegral der AOs gleich null, dann sind sie ungeeignet
  • Je mehr sich die AOs energetisch unterscheiden, desto kleiner ist die Wechselwirkung
  • Alle möglichen MOs müssen Basen für irreduzible Darstellungen der Punktgruppe des Moleküls bilden.

Die MOs eines Moleküls tauchen als irreduzible Darstellungen in der Charaktertafel des Moleküls auf.

Beispiel

Kombination zweier 1s-Orbitale

Es gibt hier zwei Kombinationsmöglichkeiten: + - (ungerade) und + + (gerade)

Ein solches Molekül gehört zur Punktgruppe $ D_{\infty h} $, dessen Charaktertafel so aussieht:

$ D_{\infty h} $ $ E $ $ 2C_{\infty } $ $ \infty \sigma _{v} $ $ i $ $ 2S_{\infty } $ $ \infty C_{2} $
$ \Gamma _{1s} $ 2 2 2 0 0 0

Die reduziblen Darstellungen sind hier 2,2,2,0,0,0. Durch Ausreduzieren erhält man die irreduziblen Darstellungen: $ \Gamma _{1s}=\sigma _{g}^{+}+\sigma _{u}^{+} $. Die Bezeichnungen kommen daher, dass es sich hier um $ \sigma $-Bindungen handelt, weil die Elektronendichte besonders stark zwischen den Atomkernen lokalisiert ist. g steht für gerade und u für ungerade, siehe oben.

In der ersten Spalte der Charaktertafel stehen immer nur Einsen. Um durch Addition auf die reduziblen Darstellungen oben zu kommen, 1+1=2 und 1+(-1)=0, müssen die irreduziblen Darstellungen $ \Gamma _{+} $ und $ \Gamma _{-} $ folgendermaßen aussehen:

$ D_{\infty h} $ $ E $ $ 2C_{\infty } $ $ \infty \sigma _{v} $ $ i $ $ 2S_{\infty } $ $ \infty C_{2} $
$ \Gamma _{+} $ 1 1 1 1 1 1
$ \Gamma _{-} $ 1 1 1 $ -1 $ $ -1 $ $ -1 $

Die irreduziblen Darstellungen kann man auch so erklären:

  • +1: es ändert sich nichts
  • -1: die Wellenfunktion wird in ihr inverses verwandelt

im Beispiel:

  • Bei der geraden Funktion $ \sigma _{g}^{+} $ ändert keine der Operationen etwas (+ + → + +)
  • Bei der ungeraden Funktion $ \sigma _{u}^{+} $ ändern Identität, Drehung um unendlichzählige Achse oder Spiegelung um eine der unendlich vielen Spiegelebenen nichts. Inversion, Drehspiegelung oder Drehung um eine der zweizähligen Achsen invertieren die Funktion (+ - → - +)

→ Als Basis für eine LCAO-Näherung mit 1s-Orbitalen sollte man $ \Gamma _{+} $ und $ \Gamma _{-} $ verwenden.