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'''Magnesiumdiborid''' ist eine [[intermetallische Verbindung]], welche die aktuell höchste [[Sprungtemperatur]] (39 K) unter den metallischen [[Supraleiter]]n aufweist. Dies ist fast eine Verdoppelung zu dem bis dahin bekannten Spitzenreiter ([[Niobgermanium]], Nb<sub>3</sub>Ge, bei 23 K). Diese Eigenschaft wurde erst 2001 von dem japanischen Wissenschaftler [[Jun Akimitsu]] entdeckt, obwohl Magnesiumdiborid schon seit über 50 Jahren bekannt und einfach herzustellen ist (jedoch nicht in reiner Form).<ref>Andrea Naica-Loebell: ''[https://www.heise.de/tp/features/Neuer-Supraleiter-Magnesiumdiborid-3447608.html Neuer Supraleiter Magnesiumdiborid].'' Telepolis, 27. Februar 2001, abgerufen am 16. Januar 2012</ref><ref>Andrea Naica-Loebell: ''[https://www.heise.de/tp/features/Die-Mechanismen-der-Supraleitung-bei-Magnesiumdiborid-3449089.html Die Mechanismen der Supraleitung bei Magnesiumdiborid].'' Telepolis, 6. Juni 2001, abgerufen am 16. Januar 2012</ref> | '''Magnesiumdiborid''' ist eine [[intermetallische Verbindung]], welche die aktuell höchste [[Sprungtemperatur]] (39 K) unter den metallischen [[Supraleiter]]n aufweist. Dies ist fast eine Verdoppelung zu dem bis dahin bekannten Spitzenreiter ([[Niobgermanium]], Nb<sub>3</sub>Ge, bei 23 K). Diese Eigenschaft wurde erst 2001 von dem japanischen Wissenschaftler [[Jun Akimitsu]] entdeckt, obwohl Magnesiumdiborid schon seit über 50 Jahren bekannt und einfach herzustellen ist (jedoch nicht in reiner Form).<ref>Andrea Naica-Loebell: ''[https://www.heise.de/tp/features/Neuer-Supraleiter-Magnesiumdiborid-3447608.html Neuer Supraleiter Magnesiumdiborid].'' Telepolis, 27. Februar 2001, abgerufen am 16. Januar 2012</ref><ref>Andrea Naica-Loebell: ''[https://www.heise.de/tp/features/Die-Mechanismen-der-Supraleitung-bei-Magnesiumdiborid-3449089.html Die Mechanismen der Supraleitung bei Magnesiumdiborid].'' Telepolis, 6. Juni 2001, abgerufen am 16. Januar 2012</ref> | ||
== Gewinnung und Darstellung == | == Gewinnung und Darstellung == | ||
Bereits 1914 wurde über die Darstellung eines Magnesiumborid berichtet, das durch das Erhitzen von amorphem, fein verteiltem [[Bor]] mit | Bereits 1914 wurde über die Darstellung eines Magnesiumborid berichtet, das durch das Erhitzen von amorphem, fein verteiltem [[Bor]] mit Magnesiumpulver bis zur Rotglut in einem Wasserstoffstrom entstand. Die gleiche Verbindung wurde bei der Reaktion von Magnesium mit [[Bortrioxid]] neben [[Magnesiumoxid]] beobachtet.<ref name="Diss">{{Literatur |Autor=Ruth Schmitt |Titel=Binäre und ternäre Boride der Erdalkalimetalle : Synthesen, Kristallstrukturen und Eigenschaften |Datum=2006 |Kommentar=Dissertation, Universität Tübingen, 2006 |URN=nbn:de:bsz:21-opus-22651}}</ref> | ||
=== Herstellung von reinem Magnesiumdiborid === | === Herstellung von reinem Magnesiumdiborid === | ||
Die Herstellung von reinem Magnesiumdiborid, wie es für Supraleiter benötigt wird, ist aufwendig. Da [[Magnesium]] bei 650 °C, [[Bor]] jedoch erst bei über 2000 °C schmilzt (dort ist Magnesium schon gasförmig), ist eine Herstellung von Magnesiumdiborid durch Einschmelzen nicht möglich. Stattdessen werden die beiden Ausgangsstoffe bei 900 °C zusammengebracht, also bei einer Temperatur, bei der Magnesium noch nicht siedet. Der dennoch auftretende Magnesiumdampf [[Diffusion|diffundiert]] in das Bor, wo sich leicht auslösbare | Die Herstellung von reinem Magnesiumdiborid, wie es für Supraleiter benötigt wird, ist aufwendig. Da [[Magnesium]] bei 650 °C, [[Bor]] jedoch erst bei über 2000 °C schmilzt (dort ist Magnesium schon gasförmig), ist eine Herstellung von Magnesiumdiborid durch Einschmelzen nicht möglich. Stattdessen werden die beiden Ausgangsstoffe bei 900 °C zusammengebracht, also bei einer Temperatur, bei der Magnesium noch nicht siedet. Der dennoch auftretende Magnesiumdampf [[Diffusion|diffundiert]] in das Bor, wo sich leicht auslösbare Magnesiumdiboridkügelchen bilden. In einem ähnlichen Verfahren können dünne Drähte hergestellt werden. | ||
Ebenfalls möglich ist die Abscheidung von [[Dünnschicht]]en von Magnesiumdiborid durch Reaktion von Magnesiumdampf in einer Wasserstoffatmosphäre mit [[Diboran]].<ref>Veronika Winkler: ''[http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article8EERL-1.424651 Magnesiumdiborid nimmt eine weitere Hürde - Herstellung von supraleitenden Filmen hoher Qualität].'' Neue Zürcher Zeitung, 18. September 2002, abgerufen am 18. September 2014.</ref> | Ebenfalls möglich ist die Abscheidung von [[Dünnschicht]]en von Magnesiumdiborid durch Reaktion von Magnesiumdampf in einer Wasserstoffatmosphäre mit [[Diboran]].<ref>Veronika Winkler: ''[http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article8EERL-1.424651 Magnesiumdiborid nimmt eine weitere Hürde - Herstellung von supraleitenden Filmen hoher Qualität].'' Neue Zürcher Zeitung, 18. September 2002, abgerufen am 18. September 2014.</ref> | ||
== Eigenschaften == | == Eigenschaften == | ||
Magnesiumdiborid ist ein geruchloses dunkelgraues bis schwarzes Pulver.<ref name="alfa" /> Untersuchungen zu Magnesiumdiborid wurden erstmals 1954 von Jones und March veröffentlicht. Dieses bislang metallreichste | Magnesiumdiborid ist ein geruchloses dunkelgraues bis schwarzes Pulver.<ref name="alfa" /> Untersuchungen zu Magnesiumdiborid wurden erstmals 1954 von Jones und March veröffentlicht. Dieses bislang metallreichste Magnesiumborid (daneben sind bis zum jetzigen Zeitpunkt in der Literatur mit MgB<sub>4</sub>, MgB<sub>7</sub>, MgB<sub>12</sub> und MgB<sub>20</sub> vier weitere binäre Magnesiumboride bekannt) kristallisiert im [[Aluminiumdiborid]]typ in der {{Raumgruppe|P6/mmm|lang}} und den Gitterkonstanten a = 3,0834(3) Å und c = 3,522(2) Å. Dabei bilden die Boratome in der ab-Ebene ein [[graphit]]artiges Netz aus planaren kantenverknüpften Sechsringen, wobei die Magnesiumatome sich jeweils ober- und unterhalb der Ringzentren befinden und die Boratome trigonal prismatisch von diesen umgeben werden.<ref name="Diss" /> | ||
== Literatur == | == Literatur == |
Kristallstruktur | |||||||
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Vorlage:Farbe Mg | Vorlage:Farbe B|||||||
Allgemeines | |||||||
Name | Magnesiumdiborid | ||||||
Andere Namen |
Magnesiumborid | ||||||
Verhältnisformel | MgB2 | ||||||
CAS-Nummer | Vorlage:CASRN | ||||||
PubChem | 15987061 | ||||||
Kurzbeschreibung |
geruchloses dunkelgraues bis schwarzes Pulver[1] | ||||||
Eigenschaften | |||||||
Molare Masse | 45,93 g·mol−1 | ||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||
Schmelzpunkt | |||||||
Löslichkeit |
nahezu unlöslich in Wasser[1] | ||||||
Sicherheitshinweise | |||||||
| |||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Magnesiumdiborid ist eine intermetallische Verbindung, welche die aktuell höchste Sprungtemperatur (39 K) unter den metallischen Supraleitern aufweist. Dies ist fast eine Verdoppelung zu dem bis dahin bekannten Spitzenreiter (Niobgermanium, Nb3Ge, bei 23 K). Diese Eigenschaft wurde erst 2001 von dem japanischen Wissenschaftler Jun Akimitsu entdeckt, obwohl Magnesiumdiborid schon seit über 50 Jahren bekannt und einfach herzustellen ist (jedoch nicht in reiner Form).[2][3]
Bereits 1914 wurde über die Darstellung eines Magnesiumborid berichtet, das durch das Erhitzen von amorphem, fein verteiltem Bor mit Magnesiumpulver bis zur Rotglut in einem Wasserstoffstrom entstand. Die gleiche Verbindung wurde bei der Reaktion von Magnesium mit Bortrioxid neben Magnesiumoxid beobachtet.[4]
Die Herstellung von reinem Magnesiumdiborid, wie es für Supraleiter benötigt wird, ist aufwendig. Da Magnesium bei 650 °C, Bor jedoch erst bei über 2000 °C schmilzt (dort ist Magnesium schon gasförmig), ist eine Herstellung von Magnesiumdiborid durch Einschmelzen nicht möglich. Stattdessen werden die beiden Ausgangsstoffe bei 900 °C zusammengebracht, also bei einer Temperatur, bei der Magnesium noch nicht siedet. Der dennoch auftretende Magnesiumdampf diffundiert in das Bor, wo sich leicht auslösbare Magnesiumdiboridkügelchen bilden. In einem ähnlichen Verfahren können dünne Drähte hergestellt werden.
Ebenfalls möglich ist die Abscheidung von Dünnschichten von Magnesiumdiborid durch Reaktion von Magnesiumdampf in einer Wasserstoffatmosphäre mit Diboran.[5]
Magnesiumdiborid ist ein geruchloses dunkelgraues bis schwarzes Pulver.[1] Untersuchungen zu Magnesiumdiborid wurden erstmals 1954 von Jones und March veröffentlicht. Dieses bislang metallreichste Magnesiumborid (daneben sind bis zum jetzigen Zeitpunkt in der Literatur mit MgB4, MgB7, MgB12 und MgB20 vier weitere binäre Magnesiumboride bekannt) kristallisiert im Aluminiumdiboridtyp in der Raumgruppe P6/mmm (Raumgruppen-Nr. 191) und den Gitterkonstanten a = 3,0834(3) Å und c = 3,522(2) Å. Dabei bilden die Boratome in der ab-Ebene ein graphitartiges Netz aus planaren kantenverknüpften Sechsringen, wobei die Magnesiumatome sich jeweils ober- und unterhalb der Ringzentren befinden und die Boratome trigonal prismatisch von diesen umgeben werden.[4]