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[[Datei:Christiaan-huygens4.jpg|mini|hochkant|Christiaan Huygens, Porträt von [[Bernard Vaillant]], ausgestellt im Museum [[Hofwijck]]]] | |||
Huygens wurde als Sohn von [[Constantijn Huygens]] geboren, der Sprachgelehrter, Diplomat, Komponist und der damals führende Dichter Hollands war. Durch seinen Vater kam Christiaan schon früh mit bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, unter anderem mit [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]], [[Peter Paul Rubens]] und [[René Descartes]]. Christiaan wurde als Kind von seinem Vater unterrichtet. Später studierte er an der [[Universität Leiden]] zunächst Rechtswissenschaften, wechselte dann aber bald zu Mathematik und Naturwissenschaften. | Huygens wurde als Sohn von [[Constantijn Huygens]] geboren, der Sprachgelehrter, Diplomat, Komponist und der damals führende Dichter Hollands war. Durch seinen Vater kam Christiaan schon früh mit bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, unter anderem mit [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]], [[Peter Paul Rubens]] und [[René Descartes]]. Christiaan wurde als Kind von seinem Vater unterrichtet. Später studierte er an der [[Universität Leiden]] zunächst Rechtswissenschaften, wechselte dann aber bald zu Mathematik und Naturwissenschaften. | ||
Seine erste veröffentlichte Arbeit (1651) befasste sich mit der [[Numerische Integration|Quadratur]] von [[Kegel (Geometrie)|Kegeln]] und zeigte einen Fehler in einem angeblichen Beweis der [[Quadratur des Kreises]]. Weiter beschäftigte er sich mit der [[Kreiszahl]] π (pi), [[Logarithmus|Logarithmen]] und leistete wichtige Vorarbeiten für die [[Infinitesimalrechnung]], auf denen dann [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] und [[Isaac Newton|Newton]] aufbauen konnten. | Seine erste veröffentlichte Arbeit (1651) befasste sich mit der [[Numerische Integration|Quadratur]] von [[Kegel (Geometrie)|Kegeln]] und zeigte einen Fehler in einem angeblichen Beweis der [[Quadratur des Kreises]]. Weiter beschäftigte er sich mit der [[Kreiszahl]] π (pi), [[Logarithmus|Logarithmen]] und leistete wichtige Vorarbeiten für die [[Infinitesimalrechnung]], auf denen dann [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] und [[Isaac Newton|Newton]] aufbauen konnten. | ||
1657 veröffentlichte er die erste Abhandlung über die Theorie des [[Würfelspiel]]s (''De ludo aleae''<ref>Christianus Hugenius: ''De Ratiociniis in Aleæ Ludo''. In: Franciscus à Schooten (Hrsg.): ''Exercitationvm Mathematicarum: Libri Quinque.'' / Johannes Elsevirius (Typograph). Bd. 5 : ''Exercitationvm Mathematicarum, Liber V. Continens Sectiones Triginta Miscellaneas''. Academia Lugduno-Batava, Lugdunum Batavorum 1657. – Übersetzung aus dem Niederländischen; wenige Jahre später erschien das Original in niederländischer Sprache. – Academia Lugduno-Batava ist Universiteit Leiden. – Lugdunum Batavorum ist Leiden.</ref>), wodurch er heute als einer der Begründer der [[Wahrscheinlichkeitsrechnung]] gilt. Vorausgegangen waren Briefwechsel zwischen [[Blaise Pascal]] und [[Pierre de Fermat]], über | |||
1657 veröffentlichte er die erste Abhandlung über die Theorie des [[Würfelspiel]]s (''De ludo aleae''<ref>Christianus Hugenius: ''De Ratiociniis in Aleæ Ludo''. In: Franciscus à Schooten (Hrsg.): ''Exercitationvm Mathematicarum: Libri Quinque.'' / Johannes Elsevirius (Typograph). Bd. 5: ''Exercitationvm Mathematicarum, Liber V. Continens Sectiones Triginta Miscellaneas''. Academia Lugduno-Batava, Lugdunum Batavorum 1657. – Übersetzung aus dem Niederländischen; wenige Jahre später erschien das Original in niederländischer Sprache. – Academia Lugduno-Batava ist Universiteit Leiden. – Lugdunum Batavorum ist Leiden.</ref>), wodurch er heute als einer der Begründer der [[Wahrscheinlichkeitsrechnung]] gilt. Vorausgegangen waren Briefwechsel zwischen [[Blaise Pascal]] und [[Pierre de Fermat]], über deren Inhalt Huygens, wie er behauptete, jedoch nichts bekannt war. Analysiert man die Lösungen der fünf am Ende seiner Abhandlung aufgeführten Probleme, muss man vermuten, dass er Pascals Vorstellungen wohl gekannt hat, nicht aber die kombinatorischen Wege von Fermat.<ref>F. Barth/R.Haller: ''Die ersten Lösungen der fünf Probleme des Christiaan Huygens, nacherzählt in moderner Sprache.'' Der Mathematikunterricht Heft 3/2008, S. 19–42.</ref> | |||
=== Hinwendung zu den Naturwissenschaften === | === Hinwendung zu den Naturwissenschaften === | ||
[[Datei:Christiaan- | [[Datei:Christiaan Huygens Weltbeschauer - Titelseite.jpg|mini|''Herrn Christian Hügens Weltbeschauer'', deutsche Übersetzung seines ''Cosmotheoros'' von 1767.]] | ||
Zunehmend interessierte sich Huygens auch für die damals modernen Bereiche der Naturwissenschaften, Optik und die Astronomie mit [[Teleskop]]en. Er hatte Kontakt zu [[Antoni van Leeuwenhoek]], dem damals führenden Linsenschleifer und Konstrukteur von [[Mikroskop]]en. Kurzzeitig untersuchte auch Huygens kleine Objekte unter dem Mikroskop. | |||
Er begann aber bald selbst, Linsen für Teleskope zu schleifen und konstruierte zusammen mit seinem Bruder [[Constantijn Huygens Junior]] sein erstes Fernrohr. Huygens entwickelte die [[Wellentheorie des Lichts]], die es ihm ermöglichte, Linsen mit geringeren [[Abbildungsfehler]]n (Aberration) zu schleifen und so bessere Teleskope zu bauen; seine Entdeckungen bewirkten auch eine Steigerung der Bildschärfe bei der [[Camera obscura]] und der [[Laterna magica]]. Er formulierte als erster das nach ihm benannte [[Huygenssches Prinzip|Huygenssche Prinzip]], das als Grundlage der [[Wellenoptik]] gilt. Wie manch anderer Physiker seiner Zeit entwickelte auch Huygens eine [[Mechanische Erklärungen der Gravitation|eigene]] Theorie zu einem [[Äther (Physik)|Äther]] für Licht und Gravitation.<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth F. Schaffner |Titel=Nineteenth-century aether theories |Ort=Oxford |Verlag=Pergamon Press |Jahr=1972 |Seiten=8–11}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Fatio de Duillier, N. |Jahr=1690 |Titel=Lettre № 2570 |Herausgeber=Société Hollandaise des Sciences |Sammelwerk=Oeuvres complètes de Christiaan Huygens |Band=9 |Ort=Den Haag |Seiten=381–389 |Online=[http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k778578/f388.table Digitalisat]}}</ref> | Er begann aber bald selbst, Linsen für Teleskope zu schleifen und konstruierte zusammen mit seinem Bruder [[Constantijn Huygens Junior]] sein erstes Fernrohr. Huygens entwickelte die [[Wellentheorie des Lichts]], die es ihm ermöglichte, Linsen mit geringeren [[Abbildungsfehler]]n (Aberration) zu schleifen und so bessere Teleskope zu bauen; seine Entdeckungen bewirkten auch eine Steigerung der Bildschärfe bei der [[Camera obscura]] und der [[Laterna magica]]. Er formulierte als erster das nach ihm benannte [[Huygenssches Prinzip|Huygenssche Prinzip]], das als Grundlage der [[Wellenoptik]] gilt. Wie manch anderer Physiker seiner Zeit entwickelte auch Huygens eine [[Mechanische Erklärungen der Gravitation|eigene]] Theorie zu einem [[Äther (Physik)|Äther]] für Licht und Gravitation.<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth F. Schaffner |Titel=Nineteenth-century aether theories |Ort=Oxford |Verlag=Pergamon Press |Jahr=1972 |Seiten=8–11}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Fatio de Duillier, N. |Jahr=1690 |Titel=Lettre № 2570 |Herausgeber=Société Hollandaise des Sciences |Sammelwerk=Oeuvres complètes de Christiaan Huygens |Band=9 |Ort=Den Haag |Seiten=381–389 |Online=[http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k778578/f388.table Digitalisat]}}</ref> | ||
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Er fand auch heraus, dass diese Ringe keine Verbindung zum Planeten hatten und ihr geheimnisvolles Verschwinden alle 14 Jahre dadurch zustande kam, dass man sie dann genau von der Seite sah, sie aber zu dünn waren, um von der Erde aus noch wahrgenommen werden zu können. | Er fand auch heraus, dass diese Ringe keine Verbindung zum Planeten hatten und ihr geheimnisvolles Verschwinden alle 14 Jahre dadurch zustande kam, dass man sie dann genau von der Seite sah, sie aber zu dünn waren, um von der Erde aus noch wahrgenommen werden zu können. | ||
Weitere astronomische Leistungen Huygens’ waren die Entdeckung der [[Rotation (Physik)|Rotationsbewegung]] des [[Mars (Planet)|Mars]] und die Berechnung der Rotationsperiode (Marstag) mit ungefähr 24 Stunden sowie die Auflösung des [[ | Weitere astronomische Leistungen Huygens’ waren die Entdeckung der [[Rotation (Physik)|Rotationsbewegung]] des [[Mars (Planet)|Mars]] und die Berechnung der Rotationsperiode (Marstag) mit ungefähr 24 Stunden sowie die Auflösung der hellsten Region des [[Orionnebel]]s als ausgedehnten leuchtenden Bereich. Diese wird ihm zu Ehren auch ''Huygenssche Region'' genannt. Er entdeckte ferner weitere [[Nebel (Astronomie)|Nebel]] und [[Doppelsternsystem]]e und äußerte die Vermutung, dass die [[Venus (Planet)|Venus]] von einer dichten Wolkenhülle verhangen sei. | ||
=== Mechanik, Pendeluhr und Exoplaneten === | === Mechanik, Pendeluhr und Exoplaneten === | ||
[[Datei:Huygens - Horologium oscillatorium, sive De motu pendulorum ad horologia aptato demonstrationes geometricae, 1673 - 869780.jpeg|mini|''Horologium oscillatorium sive de motu pendularium'', 1673]] | |||
Außer für die Astronomie interessierte sich Huygens auch für die Mechanik. Er formulierte die Stoßgesetze und befasste sich mit dem [[Trägheitsprinzip]] und [[Zentrifugalkraft#Geschichte|Fliehkräften]]. Seine Untersuchungen von Schwingungen und [[Pendel]]bewegungen konnte er zum Bau von Pendeluhren nutzen. Schon Galilei hatte eine solche entworfen, aber nicht gebaut. Huygens konnte seine Uhr hingegen zum Patent anmelden. Die in seinem Auftrag von [[Salomon Coster]] gebauten Uhren wiesen eine [[Uhrenfehler|Ganggenauigkeit]] von zehn Sekunden pro Tag auf, eine Präzision, die erst hundert Jahre danach überboten werden konnte. Später konstruierte er auch Taschenuhren mit [[Spiralfeder]]n und [[Unruh (Uhr)|Unruh]]. | Außer für die Astronomie interessierte sich Huygens auch für die Mechanik. Er formulierte die Stoßgesetze und befasste sich mit dem [[Trägheitsprinzip]] und [[Zentrifugalkraft#Geschichte|Fliehkräften]]. Seine Untersuchungen von Schwingungen und [[Pendel]]bewegungen konnte er zum Bau von Pendeluhren nutzen. Schon Galilei hatte eine solche entworfen, aber nicht gebaut. Huygens konnte seine Uhr hingegen zum Patent anmelden. Die in seinem Auftrag von [[Salomon Coster]] gebauten Uhren wiesen eine [[Uhrenfehler|Ganggenauigkeit]] von zehn Sekunden pro Tag auf, eine Präzision, die erst hundert Jahre danach überboten werden konnte. Später konstruierte er auch Taschenuhren mit [[Spiralfeder]]n und [[Unruh (Uhr)|Unruh]]. | ||
Christiaan Huygens veröffentlichte 1673 in seiner Abhandlung ''Horologium Oscillatorium'' eine ganggenaue [[Pendeluhr]] mit einem Zykloidenpendel, bei dem er sich die Tatsache zunutze machte, dass die [[Evolute]] der [[Zykloide]] selber wieder eine Zykloide ist. Der Vorteil in der Ganggenauigkeit wird jedoch durch den Nachteil der erhöhten Reibung wieder ausgeglichen. | Christiaan Huygens veröffentlichte 1673 in seiner Abhandlung ''Horologium Oscillatorium'' eine ganggenaue [[Pendeluhr]] mit einem Zykloidenpendel, bei dem er sich die Tatsache zunutze machte, dass die [[Evolute]] der [[Zykloide]] selber wieder eine Zykloide ist. Der Vorteil in der Ganggenauigkeit wird jedoch durch den Nachteil der erhöhten Reibung wieder ausgeglichen. | ||
Von ihm stammt auch die früheste bekannte Uhr zur Bestimmung des [[Längenproblem|Längengrades]], die mehrere revolutionäre Techniken aufwies, und als deren Urheber er erst vor einiger Zeit wieder erkannt wurde.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.uhren-muser.de/documents/Huygens_BMP2_D.pdf | titel=Unlängst entdeckt: Huygens’ Längengraduhr mit perfekter Unruh"BMP2" | hrsg=uhren-muser.de | zugriff=2014-07-29 | format=PDF; 3700 kB}}</ref> | Von ihm stammt auch die früheste bekannte Uhr zur Bestimmung des [[Längenproblem|Längengrades]], die mehrere revolutionäre Techniken aufwies, und als deren Urheber er erst vor einiger Zeit wieder erkannt wurde.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.uhren-muser.de/documents/Huygens_BMP2_D.pdf | titel=Unlängst entdeckt: Huygens’ Längengraduhr mit perfekter Unruh"BMP2" | hrsg=uhren-muser.de | zugriff=2014-07-29 | format=PDF; 3700 kB}}</ref> | ||
In seiner letzten wissenschaftlichen Abhandlung 1690 formulierte Huygens den Gedanken, dass es noch viele andere Sonnen und [[Exoplanet|Planeten]] im Universum geben könnte, und spekulierte bereits über außerirdisches Leben. | In seiner letzten wissenschaftlichen Abhandlung 1690 formulierte Huygens den Gedanken, dass es noch viele andere Sonnen und [[Exoplanet|Planeten]] im Universum geben könnte, und spekulierte bereits über [[außerirdisches Leben]]. | ||
Von Huygens stammt auch die korrekte Ableitung der Gesetze des [[Elastischer Stoß|Elastischen Stoßes]], wobei er von einem [[Relativitätsprinzip]] Gebrauch macht (siehe [[Galilei-Transformation]]). Er veröffentlichte seine Ergebnisse, die aus den 1650er Jahren stammten und die falsche Behandlung bei [[René Descartes]] korrigierten, 1669 (Philosophical Transactions of the Royal Society, Journal des Savants) und in seinem postum erschienenen Buch ''De Motu Corporum'' von 1703. | Von Huygens stammt auch die korrekte Ableitung der Gesetze des [[Elastischer Stoß|Elastischen Stoßes]], wobei er von einem [[Relativitätsprinzip]] Gebrauch macht (siehe [[Galilei-Transformation]]). Er veröffentlichte seine Ergebnisse, die aus den 1650er Jahren stammten und die falsche Behandlung bei [[René Descartes]] korrigierten, 1669 (Philosophical Transactions of the Royal Society, Journal des Savants) und in seinem postum erschienenen Buch ''De Motu Corporum'' von 1703. | ||
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=== Akustik (Musik) === | === Akustik (Musik) === | ||
Huygens entdeckte die Beziehungen zwischen Schallgeschwindigkeit, Länge und Tonhöhe einer Pfeife. Er beschäftigte sich intensiv mit der [[Mitteltönige Stimmung|mitteltönigen Stimmung]] und berechnete 1691 die Teilung der [[Oktave]] in [[Clavemusicum omnitonum#Clavemusicum omnitonum|31 gleiche Stufen]], um den Fehler des [[ | Huygens entdeckte die Beziehungen zwischen Schallgeschwindigkeit, Länge und Tonhöhe einer Pfeife. Er beschäftigte sich intensiv mit der [[Mitteltönige Stimmung|mitteltönigen Stimmung]] und berechnete 1691 die Teilung der [[Oktave]] in [[Clavemusicum omnitonum#Clavemusicum omnitonum|31 gleiche Stufen]], um den Fehler des [[Pythagoreisches Komma|pythagoreischen Kommas]] im [[Tonsystem#Das neuzeitliche Tonsystem der westlichen Musik|Tonsystem der Musik]] zu beheben.<ref>Die Musik in Geschichte und Gegenwart 1986 Bd. 6 «Huygens (Familie)».</ref> | ||
=== Lebensabend === | === Lebensabend === | ||
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=== Einzelne Schriften (Auswahl) === | === Einzelne Schriften (Auswahl) === | ||
[[Datei:Web Huygens690.jpg|mini|''Traité de la lumière'' (1690)]] | [[Datei:Web Huygens690.jpg|mini|''Traité de la lumière'' (1690)]] | ||
; Postume Veröffentlichungen | * ''De ratiociniis in ludo aleae'', 1657 (über Wahrscheinlichkeitstheorie); holländische Übersetzung von [[Frans van Schooten]]: ''Van reeckening in spelen van geluck''. | ||
* ''Cosmotheoros'' ( | * ''De vis centrifuga'', 1673; deutsch: ''Über die Zentrifugalkraft'', herausgegeben von [[Felix Hausdorff]], 1903. | ||
* ''Horologium oscillatorium sive de motu pendularium'', 1673 (über die Pendeluhr; auch in Bd. 18 der ''Gesammelten Werke''); deutsch: ''Die Pendeluhr''. Ostwalds Klassiker, 1913. | |||
* ''Opuscula posthuma'' ( | * ''Traité de la lumière'', 1690 (Abhandlung über [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] und [[Brechung (Physik)|Refraktion]], Wellentheorie des Lichts); deutsch: ''Abhandlung über das Licht''. W. Engelmann, Leipzig 1890 ([http://www.archive.org/details/abhandlungberda00mewegoog Digitalisat]). | ||
* ''Lettre touchant le cycle harmonique'', Rotterdam 1691 (über sein Tonsystem). | |||
=== Postume Veröffentlichungen === | |||
* ''Cosmotheoros'', 1698 (mit Spekulationen über außerirdisches Leben; die Schrift wurde im Todesjahr 1695 vollendet); deutsch: ''Weltbeschauer, oder vernünftige Muthmaßungen, daß die Planeten nicht weniger geschmükt und bewohnet seyn, als unsere Erde.'' Zürich, 1767; eine weitere deutsche Übersetzung von v. Wurzelbau erschien 1703 sowie 1743 in Leipzig. | |||
* ''Opuscula posthuma'', 1703 (mit der ersten Behandlung des elastischen Stoßes: ''De motu corporum ex percussione'', 1656 [deutsch herausgegeben von Felix Hausdorff, 1903] und der Beschreibung des Baus von Planetarien ''Descriptio automati planetarii'') deutsch: ''Christian Huygens’ nachgelassene Abhandlungen: Über die Bewegung der Körper durch den Stoss; Über die Centrifugalkraft'', herausgegeben von Felix Hausdorff. W. Engelmann, Leipzig 1903 ([http://www.archive.org/details/christianhuygen00hausgoog Digitalisat]). | |||
=== Korrespondenz === | |||
* Korrespondenz zwischen [[Johannes Hevelius]] und Christiaan Huygens ([https://bibnum.obspm.fr/search?query=huygens&query_type=keyword&record_types%5B%5D=Item&record_types%5B%5D=File&record_types%5B%5D=Collection&submit_search=Recherche Digitalisat]). | |||
=== Französische Gesamtausgabe === | === Französische Gesamtausgabe === | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* {{Literatur|Autor=Cornelis D. Andriesse|Titel=Huygens. The Man Behind the Principle|Kommentar=Vorwort Sally Miedema|Verlag=Cambridge University Press|Ort=Cambridge u. a. |Jahr=2005|ISBN = 0-521-85090-8}} | * Hugh Aldersey-Williams: ''Die Wellen des Lichts. Christiaan Huygens und die Erfindung der modernen Naturwissenschaft''. Hanser Verlag, München 2021, ISBN 978-3-446-27170-8. | ||
*{{Literatur|Autor=Cornelis D. Andriesse|Titel=Huygens. The Man Behind the Principle|Kommentar=Vorwort Sally Miedema|Verlag=Cambridge University Press|Ort=Cambridge u. a. |Jahr=2005|ISBN = 0-521-85090-8}} | |||
* [[Wladimir Arnold|V. I. Arnold]]: ''Newton and Barrow, Huygens and Hooke. Pioneers in Mathematical Analysis and Catastrophe Theory from Evolvents to Quasicrystals.'' Birkhäuser, Basel u. a. 1990, ISBN 3-7643-2383-3. | * [[Wladimir Arnold|V. I. Arnold]]: ''Newton and Barrow, Huygens and Hooke. Pioneers in Mathematical Analysis and Catastrophe Theory from Evolvents to Quasicrystals.'' Birkhäuser, Basel u. a. 1990, ISBN 3-7643-2383-3. | ||
* Arthur Ernest Bell: [http://www.archive.org/details/christianhuygens029504mbp ''Christian Huygens and the development of Science in the 17. century.''] Edward Arnold, London 1947. | * Arthur Ernest Bell: [http://www.archive.org/details/christianhuygens029504mbp ''Christian Huygens and the development of Science in the 17. century.''] Edward Arnold, London 1947. | ||
* [[Henk Bos|Henk J. M. Bos]]: ''Christiaan Huygens.'' Charles Coulston Gillispie (Hrsg.): ''Dictionary of Scientific Biography | * [[Henk Bos|Henk J. M. Bos]]: ''Christiaan Huygens.'' Charles Coulston Gillispie (Hrsg.): ''[[Dictionary of Scientific Biography]]'', Band 6: ''Jean Hachette – Joseph Hyrtl.'' Scribner, New York NY 1972, ISBN 0-684-10117-3, S. 597–613. | ||
* Henk J. M. Bos: ''Christiaan Huygens.'' In: Henk J. M. Bos (Hrsg.): ''Lectures in the History of Mathematics'' (= ''History of Mathematics.'' Bd. 7). American Mathematical Society u. a., Providence RI 1993, ISBN 0-8218-9001-8, S. 59–81. | * Henk J. M. Bos: ''Christiaan Huygens.'' In: Henk J. M. Bos (Hrsg.): ''Lectures in the History of Mathematics'' (= ''History of Mathematics.'' Bd. 7). American Mathematical Society u. a., Providence RI 1993, ISBN 0-8218-9001-8, S. 59–81. | ||
* {{Literatur|Autor=[[Johannes Bosscha]]|Titel=Christiaan Huygens. Rede am 200sten Gedächtnistage seines Lebensendes|Verlag=W. Engelmann|Ort=Leipzig|Jahr=1895}} | * {{Literatur|Autor=[[Johannes Bosscha]]|Titel=Christiaan Huygens. Rede am 200sten Gedächtnistage seines Lebensendes|Verlag=W. Engelmann|Ort=Leipzig|Jahr=1895}} | ||
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* [[Mons Huygens]] | * [[Mons Huygens]] | ||
* [[Cassini-Huygens]]-Mission | * [[Cassini-Huygens]]-Mission | ||
* [[(2801) Huygens]] | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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[[Kategorie:Statistiker (17. Jahrhundert)]] | [[Kategorie:Statistiker (17. Jahrhundert)]] | ||
[[Kategorie:Auswärtiges Mitglied der Royal Society]] | [[Kategorie:Auswärtiges Mitglied der Royal Society]] | ||
[[Kategorie:Mitglied der Académie des sciences]] | |||
[[Kategorie:Musiktheoretiker]] | [[Kategorie:Musiktheoretiker]] | ||
[[Kategorie:Persönlichkeit der Lichtmikroskopie]] | [[Kategorie:Persönlichkeit der Lichtmikroskopie]] | ||
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[[Kategorie:Mann]] | [[Kategorie:Mann]] | ||
[[Kategorie:Christiaan Huygens| ]] | [[Kategorie:Christiaan Huygens| ]] | ||
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Marskrater]] | |||
{{Personendaten | {{Personendaten |
Christiaan Huygens [ˈhœi̯ɣəns] ( ) (* 14. April 1629 in Den Haag; † 8. Juli 1695 ebenda), auch Christianus Hugenius, war ein niederländischer Astronom, Mathematiker und Physiker. Huygens gilt, obwohl er sich niemals der noch zu seinen Lebzeiten entwickelten Infinitesimalrechnung bediente, als einer der führenden Mathematiker und Physiker des 17. Jahrhunderts. Er ist der Begründer der Wellentheorie des Lichts, formulierte in seinen Untersuchungen zum elastischen Stoß ein Relativitätsprinzip und konstruierte die ersten Pendeluhren. Mit von ihm verbesserten Teleskopen gelangen ihm wichtige astronomische Entdeckungen.
Huygens wurde als Sohn von Constantijn Huygens geboren, der Sprachgelehrter, Diplomat, Komponist und der damals führende Dichter Hollands war. Durch seinen Vater kam Christiaan schon früh mit bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, unter anderem mit Rembrandt, Peter Paul Rubens und René Descartes. Christiaan wurde als Kind von seinem Vater unterrichtet. Später studierte er an der Universität Leiden zunächst Rechtswissenschaften, wechselte dann aber bald zu Mathematik und Naturwissenschaften.
Seine erste veröffentlichte Arbeit (1651) befasste sich mit der Quadratur von Kegeln und zeigte einen Fehler in einem angeblichen Beweis der Quadratur des Kreises. Weiter beschäftigte er sich mit der Kreiszahl π (pi), Logarithmen und leistete wichtige Vorarbeiten für die Infinitesimalrechnung, auf denen dann Leibniz und Newton aufbauen konnten.
1657 veröffentlichte er die erste Abhandlung über die Theorie des Würfelspiels (De ludo aleae[1]), wodurch er heute als einer der Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung gilt. Vorausgegangen waren Briefwechsel zwischen Blaise Pascal und Pierre de Fermat, über deren Inhalt Huygens, wie er behauptete, jedoch nichts bekannt war. Analysiert man die Lösungen der fünf am Ende seiner Abhandlung aufgeführten Probleme, muss man vermuten, dass er Pascals Vorstellungen wohl gekannt hat, nicht aber die kombinatorischen Wege von Fermat.[2]
Zunehmend interessierte sich Huygens auch für die damals modernen Bereiche der Naturwissenschaften, Optik und die Astronomie mit Teleskopen. Er hatte Kontakt zu Antoni van Leeuwenhoek, dem damals führenden Linsenschleifer und Konstrukteur von Mikroskopen. Kurzzeitig untersuchte auch Huygens kleine Objekte unter dem Mikroskop.
Er begann aber bald selbst, Linsen für Teleskope zu schleifen und konstruierte zusammen mit seinem Bruder Constantijn Huygens Junior sein erstes Fernrohr. Huygens entwickelte die Wellentheorie des Lichts, die es ihm ermöglichte, Linsen mit geringeren Abbildungsfehlern (Aberration) zu schleifen und so bessere Teleskope zu bauen; seine Entdeckungen bewirkten auch eine Steigerung der Bildschärfe bei der Camera obscura und der Laterna magica. Er formulierte als erster das nach ihm benannte Huygenssche Prinzip, das als Grundlage der Wellenoptik gilt. Wie manch anderer Physiker seiner Zeit entwickelte auch Huygens eine eigene Theorie zu einem Äther für Licht und Gravitation.[3][4]
Huygens entdeckte mit seinem selbstgebauten Teleskop 1655 erstmals den Saturnmond Titan. Damit war der Saturn der zweite Planet nach dem Jupiter (von der Erde abgesehen), bei dem ein Mond nachgewiesen werden konnte (Galileo Galilei hatte schon 1610 die vier größten Jupitermonde entdeckt). Außerdem konnte er durch die bessere Auflösung seines Teleskops erkennen, dass das, was Galilei als Ohren des Saturns bezeichnet hatte, in Wirklichkeit die Saturnringe waren.
Er fand auch heraus, dass diese Ringe keine Verbindung zum Planeten hatten und ihr geheimnisvolles Verschwinden alle 14 Jahre dadurch zustande kam, dass man sie dann genau von der Seite sah, sie aber zu dünn waren, um von der Erde aus noch wahrgenommen werden zu können.
Weitere astronomische Leistungen Huygens’ waren die Entdeckung der Rotationsbewegung des Mars und die Berechnung der Rotationsperiode (Marstag) mit ungefähr 24 Stunden sowie die Auflösung der hellsten Region des Orionnebels als ausgedehnten leuchtenden Bereich. Diese wird ihm zu Ehren auch Huygenssche Region genannt. Er entdeckte ferner weitere Nebel und Doppelsternsysteme und äußerte die Vermutung, dass die Venus von einer dichten Wolkenhülle verhangen sei.
Außer für die Astronomie interessierte sich Huygens auch für die Mechanik. Er formulierte die Stoßgesetze und befasste sich mit dem Trägheitsprinzip und Fliehkräften. Seine Untersuchungen von Schwingungen und Pendelbewegungen konnte er zum Bau von Pendeluhren nutzen. Schon Galilei hatte eine solche entworfen, aber nicht gebaut. Huygens konnte seine Uhr hingegen zum Patent anmelden. Die in seinem Auftrag von Salomon Coster gebauten Uhren wiesen eine Ganggenauigkeit von zehn Sekunden pro Tag auf, eine Präzision, die erst hundert Jahre danach überboten werden konnte. Später konstruierte er auch Taschenuhren mit Spiralfedern und Unruh.
Christiaan Huygens veröffentlichte 1673 in seiner Abhandlung Horologium Oscillatorium eine ganggenaue Pendeluhr mit einem Zykloidenpendel, bei dem er sich die Tatsache zunutze machte, dass die Evolute der Zykloide selber wieder eine Zykloide ist. Der Vorteil in der Ganggenauigkeit wird jedoch durch den Nachteil der erhöhten Reibung wieder ausgeglichen.
Von ihm stammt auch die früheste bekannte Uhr zur Bestimmung des Längengrades, die mehrere revolutionäre Techniken aufwies, und als deren Urheber er erst vor einiger Zeit wieder erkannt wurde.[5]
In seiner letzten wissenschaftlichen Abhandlung 1690 formulierte Huygens den Gedanken, dass es noch viele andere Sonnen und Planeten im Universum geben könnte, und spekulierte bereits über außerirdisches Leben.
Von Huygens stammt auch die korrekte Ableitung der Gesetze des Elastischen Stoßes, wobei er von einem Relativitätsprinzip Gebrauch macht (siehe Galilei-Transformation). Er veröffentlichte seine Ergebnisse, die aus den 1650er Jahren stammten und die falsche Behandlung bei René Descartes korrigierten, 1669 (Philosophical Transactions of the Royal Society, Journal des Savants) und in seinem postum erschienenen Buch De Motu Corporum von 1703.
Christiaan Huygens und Samuel Sorbière (1617–1670) waren die ersten beiden ausländischen Wissenschaftler, die im Juni 1663 in die Royal Society aufgenommen wurden. 1666 wurde Huygens der erste Direktor der in diesem Jahr gegründeten französischen Akademie der Wissenschaften. Newton bezeichnete ihn als den elegantesten Mathematiker seiner Zeit.
Huygens entdeckte die Beziehungen zwischen Schallgeschwindigkeit, Länge und Tonhöhe einer Pfeife. Er beschäftigte sich intensiv mit der mitteltönigen Stimmung und berechnete 1691 die Teilung der Oktave in 31 gleiche Stufen, um den Fehler des pythagoreischen Kommas im Tonsystem der Musik zu beheben.[6]
In den 1680er Jahren verschlechterte sich Huygens’ Gesundheitszustand, so dass er sein Haus nicht mehr häufig verließ. In den letzten Jahren seines Lebens beschäftigte sich der Wissenschaftler mit der Musiktheorie. 1695 starb Christiaan Huygens in Den Haag unverheiratet und kinderlos.[7]
Oeuvres complètes, 22 Bände. Den Haag 1888 bis 1950. Herausgeber: D. Bierens de Haan, Johannes Bosscha, Diederik Johannes Korteweg, Albertus Antonie Nijland, J. A. Vollgraf.
Personendaten | |
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NAME | Huygens, Christiaan |
ALTERNATIVNAMEN | Hugenius, Christianus |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Astronom, Mathematiker, Physiker und Musiktheoretiker |
GEBURTSDATUM | 14. April 1629 |
GEBURTSORT | Den Haag, Niederlande |
STERBEDATUM | 8. Juli 1695 |
STERBEORT | Den Haag |