DGLAP-Gleichungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''DGLAP-Gleichungen''' beschreiben in der [[Teilchenphysik]], wie die [[Parton distribution function | Partondichten]] von der betrachteten Energieskala abhängen.<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124">{{Literatur | Autor=Guido Altarelli | Titel=QCD evolution equations for parton densities | Sammelwerk=Scholarpedia | Band=4 | Nummer=1 | Datum=2009 | Seiten=7124 | DOI=10.4249/scholarpedia.7124}}</ref>
Die '''DGLAP-Gleichungen''' beschreiben in der [[Teilchenphysik]], wie die [[Parton distribution function|Partondichten]] von der betrachteten Energieskala abhängen.<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124">{{Literatur |Autor=Guido Altarelli |Titel=QCD evolution equations for parton densities |Sammelwerk=Scholarpedia |Band=4 |Nummer=1 |Datum=2009 |Seiten=7124 |DOI=10.4249/scholarpedia.7124}}</ref>
Sie wurden unabhängig von den Physikern [[Yuri Dokshitzer]],<ref>{{Literatur | Autor = Yuri L. Dokshitzer | Titel = Calculation of the Structure Functions for Deep Inelastic Scattering and e<sup>+</sup> e<sup>−</sup> Annihilation by Perturbation Theory in Quantum Chromodynamics | Sammelwerk = Sov. Phys. JETP| Band = 46 | Nummer= 4 |Jahr = 1977 | Seiten = 641–653|Online=[http://www.jetp.ac.ru/cgi-bin/dn/e_046_04_0641.pdf PDF]|Zugriff=2014-03-09}}</ref>
Sie wurden unabhängig von den Physikern [[Yuri Dokshitzer]],<ref>{{Literatur |Autor=Yuri L. Dokshitzer |Titel=Calculation of the Structure Functions for Deep Inelastic Scattering and e<sup>+</sup> e<sup>−</sup> Annihilation by Perturbation Theory in Quantum Chromodynamics |Sammelwerk=Sov. Phys. JETP |Band=46 |Nummer=4 |Datum=1977 |Seiten=641–653 |Online=[http://www.jetp.ac.ru/cgi-bin/dn/e_046_04_0641.pdf jetp.ac.ru] |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2014-03-09}}</ref>
[[Wladimir Naumowitsch Gribow]] und [[Lew Nikolajewitsch Lipatow]],<ref>{{Literatur | Autor=V. Gribov, L. Lipatov | Titel=Deep inelastic e p scattering in perturbation theory | Sammelwerk=Sov. J. Nucl. Phys. | Band=15 | Nummer= | Datum=1972 | Seiten=438–450 | DOI=}}</ref>
[[Wladimir Naumowitsch Gribow]] und [[Lew Nikolajewitsch Lipatow]],<ref>{{Literatur |Autor=V. Gribov, L. Lipatov |Titel=Deep inelastic e p scattering in perturbation theory |Sammelwerk=Sov. J. Nucl. Phys. |Band=15 |Nummer= |Datum=1972 |Seiten=438–450}}</ref>
sowie [[Guido Altarelli]] und [[Giorgio Parisi]]<ref>{{Literatur | Autor = G. Altarelli, G. Parisi | Titel = Asymptotic freedom in parton language | Sammelwerk = Nuclear Physics B | Band = 126 | Datum = 1977 | Nummer = 2| Seiten = 298–318| DOI=10.1016/0550-3213(77)90384-4}}</ref>
sowie [[Guido Altarelli]] und [[Giorgio Parisi]]<ref>{{Literatur |Autor=G. Altarelli, G. Parisi |Titel=Asymptotic freedom in parton language |Sammelwerk=Nuclear Physics B |Band=126 |Nummer=2 |Datum=1977 |Seiten=298–318 |DOI=10.1016/0550-3213(77)90384-4}}</ref>
entwickelt, nach deren Anfangsbuchstaben die Gleichungen benannt sind. Nach den letzten beiden wurden die Gleichungen früher auch als '''Altarelli-Parisi-Gleichungen''' bezeichnet.
entwickelt, nach deren Anfangsbuchstaben die Gleichungen benannt sind. Nach den letzten beiden wurden die Gleichungen früher auch als '''Altarelli-Parisi-Gleichungen''' bezeichnet.


== Hintergrund ==  
== Hintergrund ==
Partondichten sind [[Verteilungsfunktion]]en von Bestandteilen stark gebundenener Systeme der [[starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] wie zum Beispiel [[Proton]]en und hängen vom Impulsbruchteil des Partons <math> x </math> sowie der betrachteten Energieskala <math> Q^2 </math> ab. Dabei ist der Impulsbruchteil zwischen <math> 0 \le x \le 1 </math> beschränkt, die Energieskala ist hingegen zu hohen Energien beliebig weit offen. Da die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung in gebundenen Systemen groß wird, sind diese Systeme [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|perturbativ]] nicht beschreibbar; die Partondichten müssen daher experimentell bestimmt werden. Die DGLAP-Gleichungen ermöglichen es, diese experimentellen Messungen, statt für alle möglichen <math> x </math> und <math> Q^2 </math>, bei einer festen Energiesakala durchzuführen und aus diesen Daten das Verhalten der Partondichten auf beliebigen Energieskalen (bei festem Impulsbruchteil) zu erschließen.  
Partondichten sind [[Verteilungsfunktion]]en von Bestandteilen stark gebundenener Systeme der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] wie zum Beispiel [[Proton]]en und hängen vom Impulsbruchteil des Partons <math> x </math> sowie der betrachteten Energieskala <math> Q^2 </math> ab. Dabei ist der Impulsbruchteil zwischen <math> 0 \le x \le 1 </math> beschränkt, die Energieskala ist hingegen zu hohen Energien beliebig weit offen. Da die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung in gebundenen Systemen groß wird, sind diese Systeme [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|perturbativ]] nicht beschreibbar; die Partondichten müssen daher experimentell bestimmt werden. Die DGLAP-Gleichungen ermöglichen es, diese experimentellen Messungen, statt für alle möglichen <math> x </math> und <math> Q^2 </math>, bei einer festen Energiesakala durchzuführen und aus diesen Daten das Verhalten der Partondichten auf beliebigen Energieskalen (bei festem Impulsbruchteil) zu erschließen.


== Führende Ordnung ==
== Führende Ordnung ==
Die DGLAP-Gleichungen in der führenden Ordnung der [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|Störungsreihe]] in der [[Kopplungskonstante]]n der [[starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] lauten:  
Die DGLAP-Gleichungen in der führenden Ordnung der [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|Störungsreihe]] in der [[Kopplungskonstante]]n der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] lauten:


:<math>Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(x, Q^2) \\ \bar q_i(x, Q^2) \\ g(x, Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \int_x^1\frac{\mathrm d\xi}{\xi} \begin{pmatrix} P_{q_i q_j}(x/\xi) & 0 & P_{q_i g}(x/\xi) \\0 & P_{\bar q_i \bar q_j}(x/\xi) & P_{\bar q_i g} (x/\xi) \\ P_{g q_j}(x/\xi) & P_{g \bar q_j}(x/\xi) & P_{g g} (x/\xi) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j (\xi,Q^2) \\ \bar q_j(\xi,Q^2) \\ g(\xi,Q^2) \end{pmatrix} </math>
:<math>Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(x, Q^2) \\ \bar q_i(x, Q^2) \\ g(x, Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \int_x^1\frac{\mathrm d\xi}{\xi} \begin{pmatrix} P_{q_i q_j}(x/\xi) & 0 & P_{q_i g}(x/\xi) \\0 & P_{\bar q_i \bar q_j}(x/\xi) & P_{\bar q_i g} (x/\xi) \\ P_{g q_j}(x/\xi) & P_{g \bar q_j}(x/\xi) & P_{g g} (x/\xi) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j (\xi,Q^2) \\ \bar q_j(\xi,Q^2) \\ g(\xi,Q^2) \end{pmatrix} </math>


wobei <math>P</math> die Splitting-Funktionen bezeichnet. Hierbei ist <math>Q^2</math> die Energieskala des betrachteten Prozesses, <math>x</math> der Impulsbruchteil des betrachteten Teilchens im Vergleich zum Mutterteilchen und <math>q_i(x, Q^2)</math> die [[Parton distribution function|Partondichtefunktion]] für [[Quarks]] beziehungsweise <math> \bar q_i(x,Q^2) </math> die für Antiquarks mit [[Flavour]] <math> i </math> und <math>g(x, Q^2)</math> die der [[Gluon]]en.
wobei <math>P</math> die Splitting-Funktionen bezeichnet. Hierbei ist <math>Q^2</math> die Energieskala des betrachteten Prozesses, <math>x</math> der Impulsbruchteil des betrachteten Teilchens im Vergleich zum Mutterteilchen und <math>q_i(x, Q^2)</math> die [[Parton distribution function|Partondichtefunktion]] für [[Quark (Physik)|Quarks]] beziehungsweise <math> \bar q_i(x,Q^2) </math> die für Antiquarks mit [[Flavour]] <math> i </math> und <math>g(x, Q^2)</math> die der [[Gluon]]en.


=== Splitting-Funktionen ===
=== Splitting-Funktionen ===
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Dabei sind <math>C_F = 4/3</math> der quadratische [[Casimir-Operator]] der fundamentalen Darstellung der [[Lie-Gruppe]] der Theorie, im Standardmodell der <math>SU(3)</math>, <math>C_A = 3</math> der Casimir-Operator der adjungierten Darstellung, <math>T_F = 1/2</math> der Index der fundamentalen Darstellung und <math>n_f=3</math> die Anzahl an Quark-Flavours.<ref>[http://users.phys.psu.edu/~cteq/#Handbook CTEQ Handbook].</ref> Außerdem wurde die Plus-Distribution verwendet, die über die Gleichung<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124" />
Dabei sind <math>C_F = 4/3</math> der quadratische [[Casimir-Operator]] der fundamentalen Darstellung der [[Lie-Gruppe]] der Theorie, im Standardmodell der <math>SU(3)</math>, <math>C_A = 3</math> der Casimir-Operator der adjungierten Darstellung, <math>T_F = 1/2</math> der Index der fundamentalen Darstellung und <math>n_f=3</math> die Anzahl an Quark-Flavours.<ref>[http://users.phys.psu.edu/~cteq/#Handbook CTEQ Handbook].</ref> Außerdem wurde die Plus-Distribution verwendet, die über die Gleichung<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124" />
:<math>\int_0^1\frac{f(x)}{(1-x)_+}dx = \int_0^1\frac{f(x)-f(1)}{1-x}dx</math>
:<math>\int_0^1\frac{f(x)}{(1-x)_+}\mathrm dx = \int_0^1\frac{f(x)-f(1)}{1-x}\mathrm dx</math>
definiert ist.
definiert ist.


=== Alternative Basis ===  
=== Alternative Basis ===
Statt der physikalischen <math> (q_i,\bar q_i,g)</math>-Basis kann zur Vereinfachung der Gleichungen die <math> (q_i^\text{NS},q_i^\text{S},g)</math>-Basis verwendet werden. Dabei gilt
Statt der physikalischen <math> (q_i,\bar q_i,g)</math>-Basis kann zur Vereinfachung der Gleichungen die <math> (q_i^\text{NS},q_i^\text{S},g)</math>-Basis verwendet werden. Dabei gilt
:<math> \begin{pmatrix} q_i^\text{NS} \\ q_i^\text{S} \\ g \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 1 & -1 & 0 \\ 1 & 1 & 0 \\ 0 & 0 & 1 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_i \\ \bar q_i \\ g \end{pmatrix} </math>
:<math> \begin{pmatrix} q_i^\text{NS} \\ q_i^\text{S} \\ g \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 1 & -1 & 0 \\ 1 & 1 & 0 \\ 0 & 0 & 1 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_i \\ \bar q_i \\ g \end{pmatrix} </math>
Der Superskript <math>\text{NS}</math> beziffert die Non-Singulett-Dichtefunktion, während der Superskript <math>\text{S}</math> die Singulett-Dichtefunktion bezeichnet. Der Begriff des Singuletts bezieht sich in diesem Fall nicht auf die [[Multiplizität]], sondern auf die [[Baryonenzahl]], die sich im Fall des NS-Zustandes zu <math> b = 2/3 </math> und im Fall des S-Zustandes zu <math> b = 0 </math> ergibt.  
Der Superskript <math>\text{NS}</math> beziffert die Non-Singulett-Dichtefunktion, während der Superskript <math>\text{S}</math> die Singulett-Dichtefunktion bezeichnet. Der Begriff des Singuletts bezieht sich in diesem Fall nicht auf die [[Multiplizität]], sondern auf die [[Baryonenzahl]], die sich im Fall des NS-Zustandes zu <math> b = 2/3 </math> und im Fall des S-Zustandes zu <math> b = 0 </math> ergibt.


Durch die Basistransformation entkoppeln die DGLAP-Gleichungen insofern, als dass zur Lösung der NS-Verteilungsfunktionen die Gluon-Verteilungsfunktion nicht benötigt wird:
Durch die Basistransformation entkoppeln die DGLAP-Gleichungen insofern, als dass zur Lösung der NS-Verteilungsfunktionen die Gluon-Verteilungsfunktion nicht benötigt wird:
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Die DGLAP-Gleichungen können nach einer [[Mellin-Transformation]] vereinfacht dargestellt werden, da sich im Mellin-Raum das Integral in ein Produkt wandelt. Sie lauten dann:
Die DGLAP-Gleichungen können nach einer [[Mellin-Transformation]] vereinfacht dargestellt werden, da sich im Mellin-Raum das Integral in ein Produkt wandelt. Sie lauten dann:


:<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(N,Q^2) \\ \bar q_i(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & \gamma_{qg}(N) \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & \gamma_{q g}(N) \\ \gamma_{gq}(N) & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j(N,Q^2) \\ \bar q_j(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math>  
:<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(N,Q^2) \\ \bar q_i(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & \gamma_{qg}(N) \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & \gamma_{q g}(N) \\ \gamma_{gq}(N) & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j(N,Q^2) \\ \bar q_j(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math>


Dabei ist die Mellin-Transformierte <math>f(N)</math> gegeben durch:
Dabei ist die Mellin-Transformierte <math>f(N)</math> gegeben durch:
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Die auftretenden Funktionen <math> \gamma </math> nennt man ''anomale Dimension'' und sind die Mellin-Transformierten der Splitting-Funktionen.
Die auftretenden Funktionen <math> \gamma </math> nennt man ''anomale Dimension'' und sind die Mellin-Transformierten der Splitting-Funktionen.


=== Singulett/Non-Singulett-Basis im Mellin-Raum ===  
=== Singulett/Non-Singulett-Basis im Mellin-Raum ===
Die DGLAP-Gleichungen in der Singulett/Non-Singulett-Basis lauten im Mellin-Raum entsprechend
Die DGLAP-Gleichungen in der Singulett/Non-Singulett-Basis lauten im Mellin-Raum entsprechend
:<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_i^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & 0 \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 2\gamma_{q g}(N) \\ 0 & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_j^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math>
:<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_i^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & 0 \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 2\gamma_{q g}(N) \\ 0 & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_j^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math>


=== Lösung ===  
=== Lösung ===
Durch diese Darstellung kann eine kompakte Lösung für die DGLAP-Gleichungen für die Non-Singulett-Verteilungsfunktionen angegeben werden, da die Energieskalenabhängigkeit der Kopplungskonstanten durch die [[Callan-Symanzik-Gleichung]] bestimmt ist. In führender Ordnung gilt  
Durch diese Darstellung kann eine kompakte Lösung für die DGLAP-Gleichungen für die Non-Singulett-Verteilungsfunktionen angegeben werden, da die Energieskalenabhängigkeit der Kopplungskonstanten durch die [[Callan-Symanzik-Gleichung]] bestimmt ist. In führender Ordnung gilt
:<math> \alpha_s(Q^2) = \frac{\alpha_s(\mu^2)}{1+b_0 \alpha_s(\mu^2) \ln \frac{Q^2}{\mu^2}}</math>
:<math> \alpha_s(Q^2) = \frac{\alpha_s(\mu^2)}{1+b_0 \alpha_s(\mu^2) \ln \frac{Q^2}{\mu^2}}</math>
mit einer Referenzskala <math>\mu^2</math> und einer theorieabhängigen Konstanten <math>b_0 = \frac{33-2 n_f}{12\pi}</math>
mit einer Referenzskala <math>\mu^2</math> und einer theorieabhängigen Konstanten <math>b_0 = \frac{33-2 n_f}{12\pi}</math>
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== Weiterführendes ==
== Weiterführendes ==
* {{Literatur
* {{Literatur
| Autor = M. E. Peskin, D. V. Schroeder
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| Titel = An Introduction to Quantum Field Theory
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| Jahr  = 1995
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| Seiten = 590 ff
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}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 24. Dezember 2021, 10:13 Uhr

Die DGLAP-Gleichungen beschreiben in der Teilchenphysik, wie die Partondichten von der betrachteten Energieskala abhängen.[1] Sie wurden unabhängig von den Physikern Yuri Dokshitzer,[2] Wladimir Naumowitsch Gribow und Lew Nikolajewitsch Lipatow,[3] sowie Guido Altarelli und Giorgio Parisi[4] entwickelt, nach deren Anfangsbuchstaben die Gleichungen benannt sind. Nach den letzten beiden wurden die Gleichungen früher auch als Altarelli-Parisi-Gleichungen bezeichnet.

Hintergrund

Partondichten sind Verteilungsfunktionen von Bestandteilen stark gebundenener Systeme der starken Wechselwirkung wie zum Beispiel Protonen und hängen vom Impulsbruchteil des Partons $ x $ sowie der betrachteten Energieskala $ Q^{2} $ ab. Dabei ist der Impulsbruchteil zwischen $ 0\leq x\leq 1 $ beschränkt, die Energieskala ist hingegen zu hohen Energien beliebig weit offen. Da die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung in gebundenen Systemen groß wird, sind diese Systeme perturbativ nicht beschreibbar; die Partondichten müssen daher experimentell bestimmt werden. Die DGLAP-Gleichungen ermöglichen es, diese experimentellen Messungen, statt für alle möglichen $ x $ und $ Q^{2} $, bei einer festen Energiesakala durchzuführen und aus diesen Daten das Verhalten der Partondichten auf beliebigen Energieskalen (bei festem Impulsbruchteil) zu erschließen.

Führende Ordnung

Die DGLAP-Gleichungen in der führenden Ordnung der Störungsreihe in der Kopplungskonstanten der starken Wechselwirkung lauten:

$ Q^{2}{\frac {\partial }{\partial Q^{2}}}{\begin{pmatrix}q_{i}(x,Q^{2})\\{\bar {q}}_{i}(x,Q^{2})\\g(x,Q^{2})\end{pmatrix}}={\frac {\alpha _{s}(Q^{2})}{2\pi }}\sum _{j}\int _{x}^{1}{\frac {\mathrm {d} \xi }{\xi }}{\begin{pmatrix}P_{q_{i}q_{j}}(x/\xi )&0&P_{q_{i}g}(x/\xi )\\0&P_{{\bar {q}}_{i}{\bar {q}}_{j}}(x/\xi )&P_{{\bar {q}}_{i}g}(x/\xi )\\P_{gq_{j}}(x/\xi )&P_{g{\bar {q}}_{j}}(x/\xi )&P_{gg}(x/\xi )\end{pmatrix}}{\begin{pmatrix}q_{j}(\xi ,Q^{2})\\{\bar {q}}_{j}(\xi ,Q^{2})\\g(\xi ,Q^{2})\end{pmatrix}} $

wobei $ P $ die Splitting-Funktionen bezeichnet. Hierbei ist $ Q^{2} $ die Energieskala des betrachteten Prozesses, $ x $ der Impulsbruchteil des betrachteten Teilchens im Vergleich zum Mutterteilchen und $ q_{i}(x,Q^{2}) $ die Partondichtefunktion für Quarks beziehungsweise $ {\bar {q}}_{i}(x,Q^{2}) $ die für Antiquarks mit Flavour $ i $ und $ g(x,Q^{2}) $ die der Gluonen.

Splitting-Funktionen

Die Splitting-Funktionen nehmen für die möglichen Fälle vier verschiedene Formen an: $ P_{qq} $ — Ein Quark strahlt ein Quark ab, $ P_{gq} $ — Ein Quark strahlt ein Gluon ab, $ P_{qg} $ — Ein Gluon strahlt ein Quark ab und $ P_{gg} $ — Ein Gluon strahlt ein Gluon ab. Für die Splitting-Funktionen ist unerheblich, ob es sich um Quarks oder Antiquarks handelt Darüber hinaus ist für die Gluon-Quark-Splittingfunktionen ebenfalls das Flavour der Quarks unerheblich, während für die Quark-Quark-Splittingfunktion nur Quarks identischen Flavours ineinander übergehen. Die Splitting-Funktionen haben daher die Form:

$ {\begin{aligned}P_{q_{i}q_{j}}=P_{{\bar {q}}_{i}{\bar {q}}_{j}}\equiv \delta _{ij}P_{qq}&=\delta _{ij}C_{F}\left({\frac {1+x^{2}}{(1-x)_{+}}}+{\frac {3}{2}}\delta (1-x)\right)\\P_{gq_{i}}=P_{g{\bar {q}}_{i}}\equiv P_{gq}&=C_{F}\left({\frac {1+(1-x)^{2}}{x}}\right)\\P_{q_{i}g}=P_{{\bar {q}}_{i}g}\equiv P_{qg}&=T_{F}\left(x^{2}+(1-x)^{2}\right)\\P_{gg}&=2C_{A}\left({\frac {x}{(1-x)_{+}}}+(1-x)\left(x+{\frac {1}{x}}\right)\right)+{\frac {11C_{A}-4n_{f}T_{F}}{6}}\delta (1-x)\end{aligned}} $

Dabei sind $ C_{F}=4/3 $ der quadratische Casimir-Operator der fundamentalen Darstellung der Lie-Gruppe der Theorie, im Standardmodell der $ SU(3) $, $ C_{A}=3 $ der Casimir-Operator der adjungierten Darstellung, $ T_{F}=1/2 $ der Index der fundamentalen Darstellung und $ n_{f}=3 $ die Anzahl an Quark-Flavours.[5] Außerdem wurde die Plus-Distribution verwendet, die über die Gleichung[1]

$ \int _{0}^{1}{\frac {f(x)}{(1-x)_{+}}}\mathrm {d} x=\int _{0}^{1}{\frac {f(x)-f(1)}{1-x}}\mathrm {d} x $

definiert ist.

Alternative Basis

Statt der physikalischen $ (q_{i},{\bar {q}}_{i},g) $-Basis kann zur Vereinfachung der Gleichungen die $ (q_{i}^{\text{NS}},q_{i}^{\text{S}},g) $-Basis verwendet werden. Dabei gilt

$ {\begin{pmatrix}q_{i}^{\text{NS}}\\q_{i}^{\text{S}}\\g\end{pmatrix}}={\begin{pmatrix}1&-1&0\\1&1&0\\0&0&1\end{pmatrix}}{\begin{pmatrix}q_{i}\\{\bar {q}}_{i}\\g\end{pmatrix}} $

Der Superskript $ {\text{NS}} $ beziffert die Non-Singulett-Dichtefunktion, während der Superskript $ {\text{S}} $ die Singulett-Dichtefunktion bezeichnet. Der Begriff des Singuletts bezieht sich in diesem Fall nicht auf die Multiplizität, sondern auf die Baryonenzahl, die sich im Fall des NS-Zustandes zu $ b=2/3 $ und im Fall des S-Zustandes zu $ b=0 $ ergibt.

Durch die Basistransformation entkoppeln die DGLAP-Gleichungen insofern, als dass zur Lösung der NS-Verteilungsfunktionen die Gluon-Verteilungsfunktion nicht benötigt wird:

$ Q^{2}{\frac {\partial }{\partial Q^{2}}}{\begin{pmatrix}q_{i}^{\text{NS}}(x,Q^{2})\\q_{i}^{\text{S}}(x,Q^{2})\\g(x,Q^{2})\end{pmatrix}}={\frac {\alpha _{s}(Q^{2})}{2\pi }}\sum _{j}\int _{x}^{1}{\frac {\mathrm {d} \xi }{\xi }}{\begin{pmatrix}\delta _{ij}P_{qq}(x/\xi )&0&0\\0&\delta _{ij}P_{qq}(x/\xi )&2P_{qg}(x/\xi )\\0&P_{gq}(x/\xi )&P_{gg}(x/\xi )\end{pmatrix}}{\begin{pmatrix}q_{j}^{\text{NS}}(\xi ,Q^{2})\\q_{j}^{\text{S}}(\xi ,Q^{2})\\g(\xi ,Q^{2})\end{pmatrix}} $

DGLAP-Gleichungen im Mellin-Raum

Die DGLAP-Gleichungen können nach einer Mellin-Transformation vereinfacht dargestellt werden, da sich im Mellin-Raum das Integral in ein Produkt wandelt. Sie lauten dann:

$ Q^{2}{\frac {\partial }{\partial Q^{2}}}{\begin{pmatrix}q_{i}(N,Q^{2})\\{\bar {q}}_{i}(N,Q^{2})\\g(N,Q^{2})\end{pmatrix}}={\frac {\alpha _{s}(Q^{2})}{2\pi }}\sum _{j}{\begin{pmatrix}\delta _{ij}\gamma _{qq}(N)&0&\gamma _{qg}(N)\\0&\delta _{ij}\gamma _{qq}(N)&\gamma _{qg}(N)\\\gamma _{gq}(N)&\gamma _{gq}(N)&\gamma _{gg}(N)\end{pmatrix}}{\begin{pmatrix}q_{j}(N,Q^{2})\\{\bar {q}}_{j}(N,Q^{2})\\g(N,Q^{2})\end{pmatrix}} $

Dabei ist die Mellin-Transformierte $ f(N) $ gegeben durch:

$ f(N)=\int _{0}^{\infty }\mathrm {d} xx^{N-1}f(x) $

Die auftretenden Funktionen $ \gamma $ nennt man anomale Dimension und sind die Mellin-Transformierten der Splitting-Funktionen.

Singulett/Non-Singulett-Basis im Mellin-Raum

Die DGLAP-Gleichungen in der Singulett/Non-Singulett-Basis lauten im Mellin-Raum entsprechend

$ Q^{2}{\frac {\partial }{\partial Q^{2}}}{\begin{pmatrix}q_{i}^{\text{NS}}(N,Q^{2})\\q_{i}^{\text{S}}(N,Q^{2})\\g(N,Q^{2})\end{pmatrix}}={\frac {\alpha _{s}(Q^{2})}{2\pi }}\sum _{j}{\begin{pmatrix}\delta _{ij}\gamma _{qq}(N)&0&0\\0&\delta _{ij}\gamma _{qq}(N)&2\gamma _{qg}(N)\\0&\gamma _{gq}(N)&\gamma _{gg}(N)\end{pmatrix}}{\begin{pmatrix}q_{j}^{\text{NS}}(N,Q^{2})\\q_{j}^{\text{S}}(N,Q^{2})\\g(N,Q^{2})\end{pmatrix}} $

Lösung

Durch diese Darstellung kann eine kompakte Lösung für die DGLAP-Gleichungen für die Non-Singulett-Verteilungsfunktionen angegeben werden, da die Energieskalenabhängigkeit der Kopplungskonstanten durch die Callan-Symanzik-Gleichung bestimmt ist. In führender Ordnung gilt

$ \alpha _{s}(Q^{2})={\frac {\alpha _{s}(\mu ^{2})}{1+b_{0}\alpha _{s}(\mu ^{2})\ln {\frac {Q^{2}}{\mu ^{2}}}}} $

mit einer Referenzskala $ \mu ^{2} $ und einer theorieabhängigen Konstanten $ b_{0}={\frac {33-2n_{f}}{12\pi }} $

Dann ist die Lösung für die Non-Singulett-Verteilungsfunktion

$ q_{i}^{\text{NS}}(N,Q^{2})=q_{i}^{\text{NS}}(N,\mu ^{2})\left(1+\alpha _{s}b_{0}\ln {\frac {Q^{2}}{\mu ^{2}}}\right)^{\frac {\gamma _{qq}}{2\pi b_{0}}} $

Weiterführendes

  • M. E. Peskin, D. V. Schroeder: An Introduction to Quantum Field Theory. Westview Press, Boulder 1995, ISBN 0-201-50397-2, S. 590 ff.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Guido Altarelli: QCD evolution equations for parton densities. In: Scholarpedia. Band 4, Nr. 1, 2009, S. 7124, doi:10.4249/scholarpedia.7124.
  2. Yuri L. Dokshitzer: Calculation of the Structure Functions for Deep Inelastic Scattering and e+ e Annihilation by Perturbation Theory in Quantum Chromodynamics. In: Sov. Phys. JETP. Band 46, Nr. 4, 1977, S. 641–653 (jetp.ac.ru [PDF; abgerufen am 9. März 2014]).
  3. V. Gribov, L. Lipatov: Deep inelastic e p scattering in perturbation theory. In: Sov. J. Nucl. Phys. Band 15, 1972, S. 438–450.
  4. G. Altarelli, G. Parisi: Asymptotic freedom in parton language. In: Nuclear Physics B. Band 126, Nr. 2, 1977, S. 298–318, doi:10.1016/0550-3213(77)90384-4.
  5. CTEQ Handbook.