Dirac-Operator: Unterschied zwischen den Versionen

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In der [[Mathematik]] ist der '''Dirac-Operator''' ein [[Differentialoperator]], der in einem noch zu definierenden Raum eine [[Quadratwurzel]] aus dem [[Laplace-Operator]] ergibt. In der [[Physik]] ist er abstrakter definiert: Als Wurzel des algebraisch definierten Impulsquadrates (siehe [[Mathematische Struktur der Quantenmechanik]]), im vierdimensionalen Raum der  [[Spezielle Relativitätstheorie|Einsteinschen Speziellen Relativitätstheorie]], dem [[Minkowskiraum]], der mit dem Dirac-Operator eine mit dieser  Theorie verträgliche [[Quantenmechanik]] ergibt. (Die nichtrelativistische Quantenmechanik war bereits gefunden.)
Der '''Dirac-Operator''' ist ein [[Differentialoperator]], der eine [[Quadratwurzel]] aus dem [[Laplace-Operator]] ist. Der ursprüngliche Fall, mit dem sich [[Paul Dirac]] beschäftigte, war die formale [[Faktorisierung]] eines Operators für den [[Minkowski-Raum]], der die Quantentheorie mit der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] verträglich macht.
 
Namensgebend ist der Physiker [[Paul Dirac]], der das Problem und seine Lösung bereits 1928 behandelte – die Mathematiker haben  es erst Jahrzehnte später „wiederentdeckt“ und vertieft.


== Definition ==
== Definition ==
Es sei <math>D \in \operatorname{Diff}^1(V,V)</math> ein [[geometrischer Differentialoperator]] erster Ordnung, der auf ein [[Vektorbündel]] <math>V \to M</math> über einer [[Riemannsche Mannigfaltigkeit|riemannschen Mannigfaltigkeit]] <math>M</math> wirkt. Wenn dann
Es sei <math>D \in \operatorname{Diff}^1(V,V)</math> ein [[geometrischer Differentialoperator]] erster Ordnung, der auf ein [[Vektorbündel]] <math>V \to M</math> über einer [[Riemannsche Mannigfaltigkeit|riemannschen Mannigfaltigkeit]] <math>M</math> wirkt. Wenn dann
:<math>D^2=\Delta\,,</math>
:<math>D^2=\Delta\,,</math>
gilt, wobei <math>\Delta</math> ein [[Verallgemeinerter Laplace-Operator|verallgemeinerter Laplace-Operator]] auf <math>V</math> ist, so heißt <math>D</math> Dirac-Operator.<ref>Liviu I. Nicolaescu: ''Lectures on the geometry of manifolds.''  2nd edition. World Scientific Pub Co., Singapore u. a. 2007, ISBN 978-981-270853-3, S. 498</ref>
gilt, wobei <math>\Delta</math> ein [[verallgemeinerter Laplace-Operator]] auf <math>V</math> ist, so heißt <math>D</math> Dirac-Operator.<ref>Liviu I. Nicolaescu: ''Lectures on the geometry of manifolds.''  2nd edition. World Scientific Pub Co., Singapore u. a. 2007, ISBN 978-981-270853-3, S. 498</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Ursprünglich hatte [[Paul Dirac]] die Wurzel aus dem [[D’Alembertoperator]] <math>\square</math> betrachtet und damit die relativistische Quantenfeldtheorie eines [[Elektron|Elektrons]] begründen wollen. Wenig später stellte  sich heraus, dass er damit „in ein Wespennest gestoßen hatte“, indem sich die Theorie als sehr viel umfangreicher herausstelle als gedacht: Insbesondere ergab sich auch die Notwendigkeit, sog. [[Antiteilchen]] zu den Elektronen zu beschreiben, die [[Positron]]en, und heutzutage ist die aus der diracschen Arbeit entstandene Theorie, die [[Quantenfeldtheorie]], noch viel allgemeiner. 
Ursprünglich hatte [[Paul Dirac]] die Wurzel aus dem [[D’Alembertoperator]] <math>\square</math> betrachtet und damit die relativistische Quantenfeldtheorie eines [[Elektron]]s begründen wollen.


Dirac betrachtete für n=4 den Differentialausdruck
Dirac betrachtete für n=4 den Differentialoperator
:<math>
:<math>
\sum_{i=0}^n \gamma_i \frac{\partial}{\partial x_i}\,,
\sum_{i=0}^n \gamma_i \frac{\partial}{\partial x_i}\,,
</math>
</math>
wobei <math>\gamma_i</math> die [[Dirac-Matrizen]] sind. Dies ergab den Dirac-Operator, indem die Matrizen gewisse [[Vertauschungsrelation]]en zu erfüllen hatten (es gibt verschiedene äquivalente Darstellungen): Der Dirac-Ausdruck selbst ist jedoch nach heutigem Verständnis in der [[Mathematik]] nur dann ein  Operator, wenn man ihn durch  explizite Angaben über die Randbedingungen ergänzt.<ref>{{Literatur  | Autor = Herbert Schröder | Titel = Funktionalanalysis | Jahr = 2000 | Auflage = 2. korr. | Verlag = Harri Deutsch | Ort = | ISBN = 3-8171-1623-3 | Seiten = 364 }}</ref> (In der [[Theoretische Physik|Physik]] sind die notwendigen Änderungen meist trivial, sodass man oft vergisst, explizit zu erwähnen, dass man hinreichend rasches Verschwinden im Unendlichen voraussetzt. Deshalb werden bei den bei Physikern auch heute noch die Dfferentialausdrücke selbst fälschlicherweise als „Operatoren“ bezeichnet.)
wobei <math>\gamma_i</math> die [[Dirac-Matrizen]] sind. Dieser ist jedoch nach heutigem Verständnis kein Dirac-Operator mehr.<ref>{{Literatur  | Autor = Herbert Schröder | Titel = Funktionalanalysis | Jahr = 2000 | Auflage = 2. korr. | Verlag = Harri Deutsch | Ort = | ISBN = 3-8171-1623-3 | Seiten = 364 }}</ref>
 
In den 1960ern griffen [[Michael Francis Atiyah]] und [[Isadore M. Singer]] diesen von Dirac definierten Differentialoperator auf und entwickelten daraus den hier im Artikel hauptsächlich beschriebenen (verallgemeinerten) Dirac-Operator. Der Name Dirac-Operator wurde von Atiyah und Singer geprägt. Der Operator beeinflusste die Mathematik und die [[mathematische Physik]] des 20. Jahrhunderts stark.<ref>{{Literatur |Autor=Yanlin Yu |Titel=The index theorem & the heat equation method |Auflage=1. |Verlag=World Scientify |Ort=Singapur |Datum=2001 |ISBN=981-02-4610-2  |Seiten=195}}</ref>


== Der Dirac-Operator eines Dirac-Bündels ==
== Der Dirac-Operator eines Dirac-Bündels ==
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=== Spin-Dirac-Operator ===
=== Spin-Dirac-Operator ===
Betrachtet werde der Konfigurationsraum eines Teilchens mit [[Spin]] <sup>1</sup>/<sub>2</sub>, das auf die Ebene <math> \mathbb R^2</math> beschränkt ist, welche die Basis-Mannigfaltigkeit bildet.  Der Zustand wird durch eine Wellenfunktion ψ<sub>G</sub>  mit zwei komplexen Komponenten beschrieben, für die also jeweils <math>\mathbb R^2\to \mathbb C \, ,</math> gelten soll, wobei Gesamtzustände, die sich nur um einen komplexen Faktor unterscheiden, identifiziert werden. Der Gesamtzustand ist also:
Betrachtet werde der Konfigurationsraum eines Teilchens mit [[Spin]] <sup>1</sup>/<sub>2</sub>, das auf die Ebene <math> \mathbb R^2</math> beschränkt ist, welche die Basis-Mannigfaltigkeit bildet.  Der Zustand wird durch eine Wellenfunktion ψ<sub>G</sub>  mit zwei komplexen Komponenten beschrieben, für die also jeweils <math>\mathbb R^2\to \mathbb C \,</math> gelten soll, wobei Gesamtzustände, die sich nur um einen komplexen Faktor unterscheiden, identifiziert werden. Der Gesamtzustand ist also:
:<math>\psi_G=
:<math>\psi_G=
\begin{bmatrix}
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D=-i\sigma_x\partial_x-i\sigma_y\partial_y,
D=-i\sigma_x\partial_x-i\sigma_y\partial_y,
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wobei σ<sub>''x''</sub> und σ<sub>''x''</sub> die [[Pauli-Matrizen]] sind. Man beachte, dass die [[Antikommutativität|antikommutativen]] Beziehungen der Pauli-Matrizen einen Beweis der obigen Definition trivial machen. Diese Beziehungen definieren den Begriff der [[Clifford-Algebra#Beispiele]] am Beispiel der [[Quaternion|Quaternionen-Algebra]]. Lösungen der [[Dirac-Gleichung]] für Spinor-Felder werden oft ''harmonische Spinoren'' genannt<ref> D. V. Alekseevskii (originator): ''[http://www.encyclopediaofmath.org/index.php/Spinor_structure Spinor structure].'' Encyclopedia of Mathematics</ref>.
wobei σ<sub>''x''</sub> und σ<sub>''y''</sub> die [[Pauli-Matrizen]] sind. Man beachte, dass die [[Antikommutativität|antikommutativen]] Beziehungen der Pauli-Matrizen einen Beweis der obigen Definition trivial machen. Diese Beziehungen definieren den Begriff der [[Clifford-Algebra#Beispiele]] am Beispiel der [[Quaternion|Quaternionen-Algebra]]. Lösungen der Dirac-Gleichung für Spinor-Felder werden oft ''harmonische Spinoren'' genannt<ref> D. V. Alekseevskii (originator): ''[https://encyclopediaofmath.org/wiki/Spinor_structure Spinor structure].'' Encyclopedia of Mathematics</ref>.


=== Hodge-De-Rham-Operator ===
=== Hodge-De-Rham-Operator ===
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=== Atiyah-Singer-Dirac-Operator ===
=== Atiyah-Singer-Dirac-Operator ===
Es gibt auch einen Dirac-Operator in der [[Clifford-Analysis]]. Im n-dimensionalen euklidischen Raum ist das
Es gibt auch einen Dirac-Operator in der [[Clifford-Analysis]]. Im n-dimensionalen euklidischen Raum, d.&nbsp;h. für <math>\mathbb R^2 \to \mathbb R^n\,,</math> ist das<br />&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;<math>D=\sum_{j=1}^{n}e_{j}\frac{\partial}{\partial x_{j}}</math><br />wobei<br />&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;<math> \{e_{j}:j=1,\ldots, n\}</math><br />eine Orthonormal-Basis des euklidischen Raumes ist und <math>\mathbb{R}^{n}</math> in eine [[Clifford-Algebra]] eingebettet ist. Dies ist ein Spezialfall des Atiyah-Singer-Dirac-Operators, der auf den Schnitten eines [[Spinor#Verallgemeinerung in der Mathematik|Spinor-Bündels]] wirkt.
:<math>D=\sum_{j=1}^{n}e_{j}\frac{\partial}{\partial x_{j}}</math>,
wobei
:<math> \{e_{j}:j=1,\ldots, n\}</math>
eine Orthonormalbasis des euklidischen Raumes ist und <math>\mathbb{R}^{n}</math> als in eine [[Clifford-Algebra]] eingebettet gilt. Dies ist ein Spezialfall des Atiyah-Singer-Dirac-Operators, der auf den Schnitten eines [[Spinorbündel|Spinorbündels]] wirkt.
 
Für eine [[Spin-Mannigfaltigkeit]] <math>M</math>, ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator lokal folgendermaßen definiert: Für <math>x\in M</math> und <math>e_{1}(x),\ldots,e_{j}(x)</math> eine lokale Orthonormalbasis für den Tangentenraum von <math>M</math> in <math>x</math> ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator
:<math>\sum_{j=1}^{n}e_{j}(x)\tilde{\Gamma}_{e_{j}(x)}</math>,
wobei <math>\tilde{\Gamma}</math> ein [[Paralleltransport]] des [[Levi-Civita-Zusammenhang]]s auf <math>M</math> für das Spinorbündel über <math>M</math> ist.


===Physik===
Für eine [[Spin-Mannigfaltigkeit]] <math>M</math>, ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator lokal folgendermaßen definiert:<br />Für <math>x\in M</math> und <math>e_{1}(x),\ldots,e_{j}(x)</math> eine lokale Orthonormalbasis für den Tangentenraum von <math>M</math> in <math>x</math> ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator<br />&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;<math>\sum_{j=1}^{n}e_{j}(x)\tilde{\Gamma}_{e_{j}(x)}</math>,<br />wobei <math>\tilde{\Gamma}</math> ein [[Paralleltransport]] des [[Levi-Civita-Zusammenhang]]s auf <math>M</math> für das Spinor-Bündel über <math>M</math> ist.
In der Physik befasst man sich wegen der Betonung des Minkowski-Raumes  hauptsächlich mit dem Spezialfall n=4 und mit speziellen 4x4-Darstellungen der  &gamma;-Matrizen.


== Eigenschaften ==
== Eigenschaften ==
Das [[Hauptsymbol]] eines verallgemeinerten Laplace-Operators ist <math>\xi \mapsto \|\xi\|^2</math>. Entsprechend ist das Hauptsymbol eines Dirac-Operators <math>\xi \mapsto i\xi</math> und somit sind beide Klassen von Differentialoperatoren [[Elliptischer Differentialoperator|elliptisch]].<ref>H. B. Lawson, M. Michelson: ''Spin Geometry''. Princeton University Press, 1989, ISBN 978-0691085425, S. 113.</ref>
Das [[Hauptsymbol]] eines verallgemeinerten Laplace-Operators ist <math>\xi \mapsto \|\xi\|^2</math>. Entsprechend ist das Hauptsymbol eines Dirac-Operators <math>\xi \mapsto \|\xi\|</math> und somit sind beide Klassen von Differentialoperatoren [[Elliptischer Differentialoperator|elliptisch]].


== Verallgemeinerungen ==
== Verallgemeinerungen ==


Der Operator  
Der Operator
<math>D \colon C^\infty(\R^k\otimes \R^n,S)\to C^\infty(\R^k\otimes\R^n,\C^k\otimes S)</math>, der  
<math>D \colon C^\infty(\R^k\otimes \R^n,S)\to C^\infty(\R^k\otimes\R^n,\Complex^k\otimes S)</math>, der
auf die nachfolgend definierten spinorwertige Funktionen wirkt,
auf die nachfolgend definierten spinorwertige Funktionen wirkt,
:<math>f(x_1,\ldots,x_k)\mapsto
:<math>f(x_1,\ldots,x_k)\mapsto
\begin{pmatrix}
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\partial_{\underline{x_k}}f\\
\partial_{\underline{x_k}}f\\
\end{pmatrix}</math>
\end{pmatrix}</math>
wird in der Clifford-Analysis oft als Dirac-Operator in ''k'' CliffordVariablen genannt. In dieser Notation ist ''S'' der Raum von Spinoren,  
wird in der Clifford-Analysis oft als Dirac-Operator in ''k'' CliffordVariablen genannt. In dieser Notation ist ''S'' der Raum von Spinoren,
<math>x_i=(x_{i1},x_{i2},\ldots,x_{in})</math> sind ''n''-dimensionale Variablen und <math>\textstyle \partial_{\underline{x_i}}=\sum_j e_j\cdot \partial_{x_{ij}}</math>
<math>x_i=(x_{i1},x_{i2},\ldots,x_{in})</math> sind ''n''-dimensionale Variablen und <math>\textstyle \partial_{\underline{x_i}}=\sum_j e_j\cdot \partial_{x_{ij}}</math>
ist der Dirac-Operator in der <math>i</math>-ten Variablen. Dies ist eine gebräuchliche Verallgemeinerung des Dirac-Operators (''k=1'') und der  
ist der Dirac-Operator in der <math>i</math>-ten Variablen. Dies ist eine gebräuchliche Verallgemeinerung des Dirac-Operators (''k=1'') und der
[[Dolbeault-Kohomologie]] (''n=2'', ''k'' beliebig). Er ist ein Differentialoperator, der invariant zu der Operation der Gruppe  
[[Dolbeault-Kohomologie]] (''n=2'', ''k'' beliebig). Er ist ein Differentialoperator, der invariant zu der Operation der Gruppe
<math>\operatorname{SL}(k)\times \operatorname{Spin}(n)</math> ist. Die [[Injektive Auflösung]] von ''D'' ist nur für einige Spezialfälle bekannt.
<math>\operatorname{SL}(k)\times \operatorname{Spin}(n)</math> ist. Die [[Injektive Auflösung]] von ''D'' ist nur für einige Spezialfälle bekannt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Zusammenhang (Differentialgeometrie)]]
* [[Atiyah-Singer-Indexsatz]]
*[[Atiyah-Singer-Indexsatz]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Thomas Friedrich (Mathematiker)|Thomas Friedrich]]: ''Dirac Operators in Riemannian Geometry'' (Dirac-Operatoren in der Riemannschen Geometrie, 1997). [[American Mathematical Society]], Providence, R.I. 2000, ISBN 978-0-8218-2055-1.  
* [[Thomas Friedrich (Mathematiker)|Thomas Friedrich]]: ''Dirac Operators in Riemannian Geometry'' (Dirac-Operatoren in der Riemannschen Geometrie, 1997). [[American Mathematical Society]], Providence, R.I. 2000, ISBN 978-0-8218-2055-1.
* Fabrizio Colombo, Irene Sabadini: ''Analysis of Dirac Systems and Computational Algebra'' (Progress in mathematical physics; Bd. 39). Birkhäuser, Boston, Mass. 2004, ISBN 978-0-8176-4255-6.
* Fabrizio Colombo, Irene Sabadini: ''Analysis of Dirac Systems and Computational Algebra'' (Progress in mathematical physics; Bd. 39). Birkhäuser, Boston, Mass. 2004, ISBN 978-0-8176-4255-6.


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[[Kategorie:Differentialoperator]]
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Aktuelle Version vom 24. Januar 2021, 11:16 Uhr

Der Dirac-Operator ist ein Differentialoperator, der eine Quadratwurzel aus dem Laplace-Operator ist. Der ursprüngliche Fall, mit dem sich Paul Dirac beschäftigte, war die formale Faktorisierung eines Operators für den Minkowski-Raum, der die Quantentheorie mit der speziellen Relativitätstheorie verträglich macht.

Definition

Es sei $ D\in \operatorname {Diff} ^{1}(V,V) $ ein geometrischer Differentialoperator erster Ordnung, der auf ein Vektorbündel $ V\to M $ über einer riemannschen Mannigfaltigkeit $ M $ wirkt. Wenn dann

$ D^{2}=\Delta \,, $

gilt, wobei $ \Delta $ ein verallgemeinerter Laplace-Operator auf $ V $ ist, so heißt $ D $ Dirac-Operator.[1]

Geschichte

Ursprünglich hatte Paul Dirac die Wurzel aus dem D’Alembertoperator $ \square $ betrachtet und damit die relativistische Quantenfeldtheorie eines Elektrons begründen wollen.

Dirac betrachtete für n=4 den Differentialoperator

$ \sum _{i=0}^{n}\gamma _{i}{\frac {\partial }{\partial x_{i}}}\,, $

wobei $ \gamma _{i} $ die Dirac-Matrizen sind. Dieser ist jedoch nach heutigem Verständnis kein Dirac-Operator mehr.[2]

In den 1960ern griffen Michael Francis Atiyah und Isadore M. Singer diesen von Dirac definierten Differentialoperator auf und entwickelten daraus den hier im Artikel hauptsächlich beschriebenen (verallgemeinerten) Dirac-Operator. Der Name Dirac-Operator wurde von Atiyah und Singer geprägt. Der Operator beeinflusste die Mathematik und die mathematische Physik des 20. Jahrhunderts stark.[3]

Der Dirac-Operator eines Dirac-Bündels

Es sei $ (M,g) $ eine riemannsche Mannigfaltigkeit und $ ({\mathcal {E}},h,\nabla ^{\mathcal {E}}) $ ein Dirac-Bündel, bestehend aus einem Clifford-Modul $ {\mathcal {E}}\to M $ einer hermiteschen Metrik $ h $ auf $ {\mathcal {E}} $ und einem Clifford-Zusammenhang $ \nabla ^{\mathcal {E}} $ auf $ {\mathcal {E}} $. Dann ist der Operator

$ D\colon \Gamma (M,{\mathcal {E}})\xrightarrow {\nabla ^{\mathcal {E}}} \Gamma (M,T^{*}M\otimes {\mathcal {E}})\xrightarrow {c} \Gamma (M,{\mathcal {E}}) $

der zum Dirac-Bündel $ (E,h,\nabla ^{\mathcal {E}}) $ assoziierte Dirac-Operator. In lokalen Koordinaten hat er die Darstellung

$ D=\sum _{i=1}^{n}c(\mathrm {d} x^{i})\nabla _{\partial _{i}}^{\mathcal {E}}\,. $

Beispiele

Elementares Beispiel

Der Operator $ -i\partial _{x} $ ist ein Dirac-Operator über dem Tangentialbündel von $ \mathbb {R} $.

Spin-Dirac-Operator

Betrachtet werde der Konfigurationsraum eines Teilchens mit Spin 1/2, das auf die Ebene $ \mathbb {R} ^{2} $ beschränkt ist, welche die Basis-Mannigfaltigkeit bildet. Der Zustand wird durch eine Wellenfunktion ψG mit zwei komplexen Komponenten beschrieben, für die also jeweils $ \mathbb {R} ^{2}\to \mathbb {C} \, $ gelten soll, wobei Gesamtzustände, die sich nur um einen komplexen Faktor unterscheiden, identifiziert werden. Der Gesamtzustand ist also:

$ \psi _{G}={\begin{bmatrix}\chi _{\uparrow }(x,y)\\\eta _{\downarrow }(x,y)\end{bmatrix}}\,. $

Dabei sind $ x $ und $ y $ die üblichen kartesischen Koordinaten auf $ \mathbb {R} ^{2} $: $ \chi _{\uparrow } $ definiert die Wahrscheinlichkeitsamplitude für die aufwärts gerichteten Spin-Komponente (Spin-Up), und analog $ \eta _{\downarrow } $ für die Spin-Down-Komponente. Der sogenannte Spin-Dirac-Operator kann dann geschrieben werden als

$ D=-i\sigma _{x}\partial _{x}-i\sigma _{y}\partial _{y}, $

wobei σx und σy die Pauli-Matrizen sind. Man beachte, dass die antikommutativen Beziehungen der Pauli-Matrizen einen Beweis der obigen Definition trivial machen. Diese Beziehungen definieren den Begriff der Clifford-Algebra#Beispiele am Beispiel der Quaternionen-Algebra. Lösungen der Dirac-Gleichung für Spinor-Felder werden oft harmonische Spinoren genannt[4].

Hodge-De-Rham-Operator

Sei $ (M,g) $ eine orientierbare riemannsche Mannigfaltigkeit und sei $ \mathrm {d} \colon {\mathcal {A}}(M)^{\bullet -1}\to {\mathcal {A}}^{\bullet }(M) $ die äußere Ableitung und $ \mathrm {d} ^{t}\colon {\mathcal {A}}^{\bullet }(M)\to {\mathcal {A}}^{\bullet -1}(M) $ der zur äußeren Ableitung bezüglich der L²-Metrik adjungierte Operator. Dann ist

$ \mathrm {d} +\mathrm {d} ^{t}\colon {\mathcal {A}}^{\bullet }(M)\to {\mathcal {A}}^{\bullet }(M) $

ein Dirac-Operator.[5]

Atiyah-Singer-Dirac-Operator

Es gibt auch einen Dirac-Operator in der Clifford-Analysis. Im n-dimensionalen euklidischen Raum, d. h. für $ \mathbb {R} ^{2}\to \mathbb {R} ^{n}\,, $ ist das
    $ D=\sum _{j=1}^{n}e_{j}{\frac {\partial }{\partial x_{j}}} $
wobei
    $ \{e_{j}:j=1,\ldots ,n\} $
eine Orthonormal-Basis des euklidischen Raumes ist und $ \mathbb {R} ^{n} $ in eine Clifford-Algebra eingebettet ist. Dies ist ein Spezialfall des Atiyah-Singer-Dirac-Operators, der auf den Schnitten eines Spinor-Bündels wirkt.

Für eine Spin-Mannigfaltigkeit $ M $, ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator lokal folgendermaßen definiert:
Für $ x\in M $ und $ e_{1}(x),\ldots ,e_{j}(x) $ eine lokale Orthonormalbasis für den Tangentenraum von $ M $ in $ x $ ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator
    $ \sum _{j=1}^{n}e_{j}(x){\tilde {\Gamma }}_{e_{j}(x)} $,
wobei $ {\tilde {\Gamma }} $ ein Paralleltransport des Levi-Civita-Zusammenhangs auf $ M $ für das Spinor-Bündel über $ M $ ist.

Eigenschaften

Das Hauptsymbol eines verallgemeinerten Laplace-Operators ist $ \xi \mapsto \|\xi \|^{2} $. Entsprechend ist das Hauptsymbol eines Dirac-Operators $ \xi \mapsto \|\xi \| $ und somit sind beide Klassen von Differentialoperatoren elliptisch.

Verallgemeinerungen

Der Operator $ D\colon C^{\infty }(\mathbb {R} ^{k}\otimes \mathbb {R} ^{n},S)\to C^{\infty }(\mathbb {R} ^{k}\otimes \mathbb {R} ^{n},\mathbb {C} ^{k}\otimes S) $, der auf die nachfolgend definierten spinorwertige Funktionen wirkt,

$ f(x_{1},\ldots ,x_{k})\mapsto {\begin{pmatrix}\partial _{\underline {x_{1}}}f\\\partial _{\underline {x_{2}}}f\\\ldots \\\partial _{\underline {x_{k}}}f\\\end{pmatrix}} $

wird in der Clifford-Analysis oft als Dirac-Operator in k CliffordVariablen genannt. In dieser Notation ist S der Raum von Spinoren, $ x_{i}=(x_{i1},x_{i2},\ldots ,x_{in}) $ sind n-dimensionale Variablen und $ \textstyle \partial _{\underline {x_{i}}}=\sum _{j}e_{j}\cdot \partial _{x_{ij}} $ ist der Dirac-Operator in der $ i $-ten Variablen. Dies ist eine gebräuchliche Verallgemeinerung des Dirac-Operators (k=1) und der Dolbeault-Kohomologie (n=2, k beliebig). Er ist ein Differentialoperator, der invariant zu der Operation der Gruppe $ \operatorname {SL} (k)\times \operatorname {Spin} (n) $ ist. Die Injektive Auflösung von D ist nur für einige Spezialfälle bekannt.

Siehe auch

  • Atiyah-Singer-Indexsatz

Literatur

  • Thomas Friedrich: Dirac Operators in Riemannian Geometry (Dirac-Operatoren in der Riemannschen Geometrie, 1997). American Mathematical Society, Providence, R.I. 2000, ISBN 978-0-8218-2055-1.
  • Fabrizio Colombo, Irene Sabadini: Analysis of Dirac Systems and Computational Algebra (Progress in mathematical physics; Bd. 39). Birkhäuser, Boston, Mass. 2004, ISBN 978-0-8176-4255-6.

Referenzen

  1. Liviu I. Nicolaescu: Lectures on the geometry of manifolds. 2nd edition. World Scientific Pub Co., Singapore u. a. 2007, ISBN 978-981-270853-3, S. 498
  2. Herbert Schröder: Funktionalanalysis. 2. korr. Auflage. Harri Deutsch, 2000, ISBN 3-8171-1623-3, S. 364.
  3. Yanlin Yu: The index theorem & the heat equation method. 1. Auflage. World Scientify, Singapur 2001, ISBN 981-02-4610-2, S. 195.
  4. D. V. Alekseevskii (originator): Spinor structure. Encyclopedia of Mathematics
  5. Liviu I. Nicolaescu: Lectures on the geometry of manifolds. 2nd edition. World Scientific Pub Co., Singapore u. a. 2007, ISBN 978-981-270853-3, S. 499