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'''Polymere optische Fasern''' (kurz '''POF''', englisch für {{lang|en|'''polymeric optical fiber'''}} oder auch {{lang|en|'''plastic optical fibre'''}}) sind [[Lichtwellenleiter]] aus [[Kunststoff]], die primär für die Datenübertragung eingesetzt werden, in Form von Seitenlichtfasern aber auch in der (indirekten) Beleuchtung zum Einsatz kommen. | '''Polymere optische Fasern''' (kurz '''POF''', englisch für {{lang|en|'''polymeric optical fiber'''}} oder auch {{lang|en|'''plastic optical fibre'''}}) sind [[Lichtwellenleiter]] aus [[Kunststoff]], die primär für die Datenübertragung eingesetzt werden, in Form von Seitenlichtfasern aber auch in der (indirekten) Beleuchtung zum Einsatz kommen. | ||
Insbesondere in der Kurzstrecken-Datenübertragung gelten POF aufgrund ihrer einfachen Konfektionierung als Alternative zur ansonsten meistverwendeten [[Glasfaser]]. | Insbesondere in der Kurzstrecken-Datenübertragung gelten POF aufgrund ihrer einfachen Konfektionierung als Alternative zur ansonsten meistverwendeten [[Glasfaser]]. | ||
{| class="wikitable" | == Einordnung == | ||
|+ Einsatzgebiete Fasertypen | {| class="wikitable float-right" | ||
! Fasertyp | |+ Einsatzgebiete Fasertypen | ||
! Fasertyp | |||
! Kern/Mantel | ! Kern/Mantel | ||
! Einsatzgebiet | ! Einsatzgebiet | ||
! | ! Entfernung | ||
|- | |||
|- | | Mono-Mode-<br>Glasfaser | ||
| Glasfaser | | {{0|00,}}9/125 µm<br>{{0|0,}}10/125 µm | ||
| 9/125 µm | |||
10/125 µm | |||
| Telekommunikation | | Telekommunikation | ||
| | | über 10 km | ||
| | |- | ||
|- | | Multi-Mode-<br>Glasfaser | ||
| | | {{0|0,}}50/125 µm<br>62,5/125 µm | ||
| 50/125 µm | | lokale Netze in mittleren Arealen,<br>Anlagen, Gebäude, Telekommunikation | ||
62,5/125 µm | | bis 2 km | ||
| lokale Netze in mittleren Arealen, | |- | ||
Anlagen, Gebäude, Telekommunikation | | HCS-Faser | ||
| bis | | {{0|,}}200/230 µm | ||
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| HCS-Faser | |||
| 200/230 µm | |||
| lokale Netze in Gebäuden und Industrie | | lokale Netze in Gebäuden und Industrie | ||
| bis | | bis 2 km | ||
|- | |- | ||
| Kunststoff | | POF-Kunststoff | ||
| 980/1000 µm | | {{0|,}}980/1000 µm | ||
| lokale Netze in Gebäuden, Industrie und KFZ | | lokale Netze in Gebäuden, Industrie und KFZ | ||
| bis 100 m | | bis 100 m | ||
|- | |||
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|} | |} | ||
Man unterscheidet bei Lichtwellenleitern folgende Typen: | |||
* Quarz/Quarz-Faser-Kabel (englisch Silica-Silica-Fiber) | |||
* ''PCS-Kabel'' auch (HCS, PCF) ([[Hard Clad Silica Optical Fiber|Plastic Cladding Silica Fiber]]), dieses besteht aus einer Kombination von Kernglas ([[Dotierung|dotiertes]], undotiertes Glas) und einem Plastikmantel | |||
* ''APF-Kabel'' (All Plastic Fiber), die optische Polymerfaser (POF). | |||
Es werden folgende POF-Kabel unterschieden: | Es werden folgende POF-Kabel unterschieden: | ||
*„einadrig“ | * „einadrig“ | ||
**Stufenindex (SIF)(SI-POF) | ** Stufenindex (SIF)(SI-POF) | ||
**Gradientenindex (GI-POF) | ** Gradientenindex (GI-POF) | ||
**Multi Step Index (MSI-POF) | ** Multi Step Index (MSI-POF) | ||
*„mehradrig“ | * „mehradrig“ | ||
**Multicore POF (MC-POF) | ** Multicore POF (MC-POF) | ||
**Aufbau wie [[Zwillingslitze]] | ** Aufbau wie [[Zwillingslitze]] | ||
== Aufbau == | == Aufbau == | ||
[[Datei:Digitalmikroskop 4626.jpg|mini| | <!--nicht zum Thema--[[Datei:Digitalmikroskop 4626.jpg|mini|[[Mikroskop]] mit integrierter Kamera zur Untersuchung von Lichtwellenleiterfasern]]--> | ||
Eine | Eine übliche 1-mm-Polymerfaser besteht aus einem Kern aus [[Polymethylmethacrylat]] (PMMA)<!--bitte Quelle hierzu: auch [[Polycarbonate|Polycarbonat]] (PC) oder [[Polystyrol]] (PS),--> mit einem<!-- 10…20 µm dicken--> Überzug (''cladding'') aus fluoriertem [[Acrylate|Acrylat]]<ref name="thn">[https://www.th-nuernberg.de/fileadmin/institute/pof-ac/pof-ac_docs/Was_ist_POF_2017_A5__2017.pdf ''Was sind POF?''], Online-Publikation der [[TH Nürnberg]], abgerufen am 15. Apr. 2021</ref> oder [[Fluorpolymere|Fluorpolymer]], welches einen geringeren [[Brechungsindex]] hat, um eine Lichtführung durch den Effekt der [[Totalreflexion]] im Kern zu ermöglichen. | ||
Die Faser samt ''cladding'' ist durch einen Mantel aus meist schwarzem, oft aber auch farbigem chloriertem (flammhemmend) [[Polyethylen]] oder [[Polyvinylchlorid]] geschützt, der üblicherweise 2,2 mm Außendurchmesser hat. | |||
Die | Die großen Kerndurchmesser erlauben einfache Steckverbindungen und das Ein- und Auskoppeln (Leuchtdioden, Fotodioden) ohne teure optische Elemente. [[Spleißen (Fernmeldetechnik)#Spleißen von Glasfasern|Spleißen]] ist unüblich. Der Einsatztemperaturbereich beträgt zum Beispiel -55…+85 °C<ref name="HWI"/><ref name="fire">https://www.firecomms.com/contentFiles/technicalDocuments/POF%20Datasheet%20Revision%20A.pdf Datenangaben bei firecomm, abgerufen am 15. Apr. 2021</ref>. | ||
Die wesentlichen Nachteile der POF sind ihre hohe [[Dämpfung]] (etwa 0,1 dB/m bei einer [[Wellenlänge]] von 650 nm)<ref>''Present State-of-the-art of Plastic Optical Fiber (POF) Components and Systems.'' White Paper der Plastic Optical Fiber Trade Organization, 2004, S. 4 ([http://www.pofto.com/downloads/WP-TIA-POFTO.pdf#page=4 PDF], typ. Transmissionsspektrum).</ref> sowie der technische Aufwand bei der Herstellung von [[Gradientenindexlinse#Gradientenindexfasern|Gradientenindexfasern]] und [[Monomodefaser]]n. Durch die hohe Dämpfung ist die maximale Länge der Faser ohne Verstärkung etwa 100 bis 120 m. Eine hohe [[Dispersion (Physik)|Dispersion]] | Nach IEC 60793-2 sind folgende Stufenindexfasern genormt<ref name="HWI">Edgar Voges, Klaus Petermann: ''Optische Kommunikationstechnik: Handbuch für Wissenschaft und Industrie'', Springer-Verlag 2019, 1110 Seiten, Seite 297</ref>: | ||
:1000±60 µm (Kategorie A4a) | |||
:750±45 µm (Kategorie A4b) | |||
:500±30 µm (Kategorie A4c) | |||
Für sehr kleine Biegeradien (3 mm) werden auch Faserbündel mit Außendurchmesser 1 mm gefertigt.<ref name="thn"/> | |||
=== Technische Daten === | |||
Für das Standardprodukt (1 mm PMMA-Faser) werden zum Beispiel folgende Daten angegeben: | |||
* [[Numerische Apertur]] 0,5±0,15 | |||
* Dämpfung 0,19 dB/m bei Wellenlänge 650 nm (rotes Licht)<ref name="fire"/><ref name="leoni">https://www.leoni-fiber-optics.com/de/produkte-dienstleistungen/fasern/pof/ Technische Daten bei Fa. Leoni, abgerufen am 5. Apr. 2021</ref>, weiteres Dämpfungsminimum <0,1 dB/m bei 520 nm (grün)<ref name="thn"/> | |||
* [[Bandbreitenlängenprodukt|Bandbreiten-Längen-Produkt]] > 10MHz·100m<ref name="leoni"/> | |||
Durch letzteres (Mehrwegeausbreitung<ref name="thn"/>) und durch die vergleichsweise hohe Dämpfung ist die Übertragungslänge bzw. die Datenrate sehr viel geringer als bei Monomode-Glasfasern. | |||
Zur Erhöhung der Bandbreite und „auf Kosten“ der Numerischen Apertur werden auch Mehrfach-Stufenindex-Fasern (''multi step index'') und Gradientenfasern (''graded index'') hergestellt. Mit letzteren werden über 100 m Datenraten bis 2 GBit/s<ref name="thn"/> erreicht. | |||
Komplett aus Fluorpolymer gefertigte Gradiantenindex-Fasern erreichen 0,01…0,02 dB/m Dämpfung im bei Glasfasern gängigen Infrarot-Wellenlängenbereich von 850…1300 nm und es werden Datenraten von 10 bis 40 GBit/s über 100 m angegeben.<ref name="thn"/><ref>[https://www.thorlabs.com/catalogPages/1100.pdf ''Graded-Index Polymer Optical Fiber (GI-POF)''], online-Beitrag der Firma Thorlabs, abgerufen am 15. Apr. 2021</ref> | |||
Der minimale Biegeradius für PMMA-Standardfasern ist z. B. mit 25 mm angegeben (bei 90° Abwinkelung beträgt der Auskoppelverlust <1 dB, >10.000 Biegezyklen<ref name="fire"/>). Die Fasern verhalten sich elastischer und robuster als Glasfasern oder Kupferleitungen und werden sogar zu [[schleppkette]]ntauglichen Kabeln verarbeitet.<ref name="leoni"/> | |||
== Vor- und Nachteile == | |||
Die Vorteile der POF liegen – analog zur Glasfaser – in ihrem geringen Gewicht, ihrer hohen Flexibilität und ihrer Unempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Einflüssen ([[elektromagnetische Verträglichkeit]]). Aufgrund der im Vergleich zur Glasfaser einfachen und nahezu universell einsetzbaren Verbindungstechniken finden POF insbesondere Anwendung bei kurzen Datenübertragungsstrecken, so beispielsweise innerhalb von Gebäuden und Räumen, innerhalb von Geräten, mechanischen Anlagen oder auch [[Personenkraftwagen]] (''siehe auch: [[MOST-Bus]]''). Der Einsatzzweck kann auch die elektrische [[Potentialtrennung]] von Hochspannung oder einer Störquelle sein. | |||
Die wesentlichen Nachteile der POF sind ihre hohe [[Dämpfung]] (etwa 0,1 dB/m bei einer [[Wellenlänge]] von 650 nm)<ref>''Present State-of-the-art of Plastic Optical Fiber (POF) Components and Systems.'' White Paper der Plastic Optical Fiber Trade Organization, 2004, S. 4 ([http://www.pofto.com/downloads/WP-TIA-POFTO.pdf#page=4 PDF], typ. Transmissionsspektrum).</ref> sowie der technische Aufwand bei der Herstellung von [[Gradientenindexlinse#Gradientenindexfasern|Gradientenindexfasern]] und [[Monomodefaser]]n. Durch die hohe Dämpfung ist die maximale Länge der Faser ohne Verstärkung etwa 100 bis 120 m. Eine hohe [[Dispersion (Physik)|Dispersion]] sowie Mehrwegeausbreitung führen zu einem im Vergleich zu Monomode-Glasfasern geringen maximalen [[Bandbreitenlängenprodukt]] einer Übertragungsstrecke. | |||
== Einsatz in der Datenübertragung == | == Einsatz in der Datenübertragung == | ||
[[Datei:Lichtwellenleiter zur rotativen Datenübertragung POF Nbg 4642.jpg|links|mini|Drehgeber mit Lichtwellenleiter zur rotativen Datenübertragung - Entwicklung am POF der TH Nürnberg]] | [[Datei:Lichtwellenleiter zur rotativen Datenübertragung POF Nbg 4642.jpg|links|mini|Drehgeber mit Lichtwellenleiter zur rotativen Datenübertragung - Entwicklung am POF der TH Nürnberg]] | ||
In der Praxis werden mit Polymerfasern Übertragungsgeschwindigkeiten von | In der Praxis werden mit Polymerfasern Übertragungsgeschwindigkeiten von 1 Gbit/s bei 50 m Leitungslänge erreicht. Im Rahmen von Übertragungsversuchen mit Gradientenindexfasern wurden im Jahr 2002 allerdings bereits 1,25 Gbit/s über 1 km und im Jahr 2010 10 Gbit/s über 15 m erreicht.<ref>{{Literatur|Autor=H. Yang, S. C. J. Lee, C. M. Okonkwo, S. T. Abraha, H. P. A. van den Boom, F. Breyer, S. Randel, A. M. J. Koonen, E. Tangdiongga|Titel=Record high-speed short-range transmission over 1 mm core diameter POF employing DMT modulation|Sammelwerk=Optics Letters|Band=35|Nummer=5|Jahr=2010|Seiten=730–732|DOI=10.1364/OL.35.000730}}</ref> Im Laborexperiment wurde die Robustheit gegenüber Biegen bei 40 Gb/s über 50 m Plastikfaser untersucht<ref>Schöllmann, S.; Rosenkranz, W.;Wree, C.; Joshi, A.: ''First Experimental Transmission over 50 m GI-POF at 40 Gb/s for Variable Launching Offsets'' in Proceedings of the 33rd European Conference and Exhibition of Optical Communication 16.09.2007 – 20.09.2007 Berlin</ref>. | ||
Die Übertragungsfenster der Stufenindex-POF befinden sich im [[Licht|sichtbaren Bereich]] des [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Spektrums]]. Als Sender werden meist [[Leuchtdiode]]n (LED) mit einer Wellenlänge von 650 nm verwendet. Zwar ist auch der blaugrüne Bereich transparenter, jedoch sind bislang keine effizienten und preiswerten Emitter verfügbar, weshalb der Wellenlängenbereich in der Praxis kaum eine Rolle spielt. Zudem liegt die maximale spektrale Empfindlichkeit der zum Empfang verwendeten [[Silizium]]-[[Photodiode]]n ebenfalls am langwelligen Ende des Lichtspektrums. | |||
Die Koppelung von Leuchtdioden mit Standardpolymerfasern (POF mit 1 mm Kern- und 2,2 mm Außendurchmesser) kann beispielsweise durch eine an die LED angeformte Hülse mitsamt Linse erfolgen, vor welcher das polierte oder auch lediglich abgeschnittene Faserende fixiert wird. Darüber hinaus existieren auch Stecksysteme für die wiederholte Benutzung, die beispielsweise bei der digitalen Audiosignalübertragung zum Einsatz kommen (''siehe auch: [[Toslink]]''). Bei dünneren, weniger dispersen Gradientenindexfasern werden auch Laserdioden als Sender verwendet. | Die Koppelung von Leuchtdioden mit Standardpolymerfasern (POF mit 1 mm Kern- und 2,2 mm Außendurchmesser) kann beispielsweise durch eine an die LED angeformte Hülse mitsamt Linse erfolgen, vor welcher das polierte oder auch lediglich abgeschnittene Faserende fixiert wird. Darüber hinaus existieren auch Stecksysteme für die wiederholte Benutzung, die beispielsweise bei der digitalen Audiosignalübertragung zum Einsatz kommen (''siehe auch: [[Toslink]]''). Bei dünneren, weniger dispersen Gradientenindexfasern werden auch Laserdioden als Sender verwendet. | ||
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{{Hauptartikel|LWL-Steckverbinder}} | {{Hauptartikel|LWL-Steckverbinder}} | ||
== Ehemalige Produkte== | == Ehemalige Produkte == | ||
[[GRINIFIL]] war der geschützte Markenname einer Gruppe von Lichtwellenleitern, die in der DDR ''Plastlichtleiter'' genannt wurden. | [[GRINIFIL]] war der geschützte Markenname einer Gruppe von Lichtwellenleitern, die in der DDR ''Plastlichtleiter'' genannt wurden. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Ernst Ahlers: ''Netz aus Licht – Heimvernetzung mit lichtleitenden Plastikfasern.'' In: ''[[c't |c't]].'' 3/07. | * Ernst Ahlers: ''Netz aus Licht – Heimvernetzung mit lichtleitenden Plastikfasern.'' In: ''[[c't |c't]].'' 3/07. | ||
* I. Möllers, D. Jäger, R. Gaudino, A. Nocivelli, H. Kragl, O. Ziemann, N. Weber, T. Koonen, C. Lezzi, A. Bluschke,S. Randel: ''Plastic Optical Fiber Technology for Reliable Home Networking – Overview and Results of the EU Project POF-ALL.'' In: ''IEEE Communications Magazine.'' Optical Communications Series, Vol.47, No.8, S. | * I. Möllers, D. Jäger, R. Gaudino, A. Nocivelli, H. Kragl, O. Ziemann, N. Weber, T. Koonen, C. Lezzi, A. Bluschke, S. Randel: ''Plastic Optical Fiber Technology for Reliable Home Networking – Overview and Results of the EU Project POF-ALL.'' In: ''IEEE Communications Magazine.'' Optical Communications Series, Vol.47, No.8, S. 58–68, August 2009, {{doi|10.1109/MCOM.2009.5181893}}. | ||
* Olaf Ziemann, Jürgen Krauser, Peter E. Zamzow, Werner Daum: ''POF-Handbuch – Optische Kurzstrecken-Übertragungssysteme.'' 2. Auflage, Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-49093-7. | * Olaf Ziemann, Jürgen Krauser, Peter E. Zamzow, Werner Daum: ''POF-Handbuch – Optische Kurzstrecken-Übertragungssysteme.'' 2. Auflage, Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-49093-7. | ||
* Olaf Ziemann, Jürgen Krauser, Peter E. Zamzow, Werner Daum: ''POF – Optische Polymerfasern für die Datenkommunikation.'' Springer, 2001, ISBN 978-3-662-09385-6. | * Olaf Ziemann, Jürgen Krauser, Peter E. Zamzow, Werner Daum: ''POF – Optische Polymerfasern für die Datenkommunikation.'' Springer, 2001, ISBN 978-3-662-09385-6. | ||
* S.C.J. Lee: ''Discrete multitone modulation for short-range optical communications.'' Dissertation, Technische Universiteit Eindhoven, 2009, [http://alexandria.tue.nl/extra2/200613098.pdf online] (PDF; 12,51 MB), ISBN 978-90-386-2115-9, {{doi|10.6100/IR656509}}. | * S.C.J. Lee: ''Discrete multitone modulation for short-range optical communications.'' Dissertation, Technische Universiteit Eindhoven, 2009, [http://alexandria.tue.nl/extra2/200613098.pdf online] (PDF; 12,51 MB), ISBN 978-90-386-2115-9, {{doi|10.6100/IR656509}}. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [http://www.itwissen.info/Polymerfaser-plastic-optical-fiber-POF.html ''Polymerfaser''] auf itwissen.info, abgerufen am 3. März 2017. | * [http://www.itwissen.info/Polymerfaser-plastic-optical-fiber-POF.html ''Polymerfaser''] auf itwissen.info, abgerufen am 3. März 2017. |
Polymere optische Fasern (kurz POF, englisch für {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) oder auch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) sind Lichtwellenleiter aus Kunststoff, die primär für die Datenübertragung eingesetzt werden, in Form von Seitenlichtfasern aber auch in der (indirekten) Beleuchtung zum Einsatz kommen.
Insbesondere in der Kurzstrecken-Datenübertragung gelten POF aufgrund ihrer einfachen Konfektionierung als Alternative zur ansonsten meistverwendeten Glasfaser.
Fasertyp | Kern/Mantel | Einsatzgebiet | Entfernung |
---|---|---|---|
Mono-Mode- Glasfaser |
10/125 µm |
9/125 µmTelekommunikation | über 10 km |
Multi-Mode- Glasfaser |
62,5/125 µm |
50/125 µmlokale Netze in mittleren Arealen, Anlagen, Gebäude, Telekommunikation |
bis 2 km |
HCS-Faser | 200/230 µm | lokale Netze in Gebäuden und Industrie | bis 2 km |
POF-Kunststoff | 980/1000 µm | lokale Netze in Gebäuden, Industrie und KFZ | bis 100 m |
Man unterscheidet bei Lichtwellenleitern folgende Typen:
Es werden folgende POF-Kabel unterschieden:
Eine übliche 1-mm-Polymerfaser besteht aus einem Kern aus Polymethylmethacrylat (PMMA) mit einem Überzug (cladding) aus fluoriertem Acrylat[1] oder Fluorpolymer, welches einen geringeren Brechungsindex hat, um eine Lichtführung durch den Effekt der Totalreflexion im Kern zu ermöglichen.
Die Faser samt cladding ist durch einen Mantel aus meist schwarzem, oft aber auch farbigem chloriertem (flammhemmend) Polyethylen oder Polyvinylchlorid geschützt, der üblicherweise 2,2 mm Außendurchmesser hat.
Die großen Kerndurchmesser erlauben einfache Steckverbindungen und das Ein- und Auskoppeln (Leuchtdioden, Fotodioden) ohne teure optische Elemente. Spleißen ist unüblich. Der Einsatztemperaturbereich beträgt zum Beispiel -55…+85 °C[2][3].
Nach IEC 60793-2 sind folgende Stufenindexfasern genormt[2]:
Für sehr kleine Biegeradien (3 mm) werden auch Faserbündel mit Außendurchmesser 1 mm gefertigt.[1]
Für das Standardprodukt (1 mm PMMA-Faser) werden zum Beispiel folgende Daten angegeben:
Durch letzteres (Mehrwegeausbreitung[1]) und durch die vergleichsweise hohe Dämpfung ist die Übertragungslänge bzw. die Datenrate sehr viel geringer als bei Monomode-Glasfasern.
Zur Erhöhung der Bandbreite und „auf Kosten“ der Numerischen Apertur werden auch Mehrfach-Stufenindex-Fasern (multi step index) und Gradientenfasern (graded index) hergestellt. Mit letzteren werden über 100 m Datenraten bis 2 GBit/s[1] erreicht.
Komplett aus Fluorpolymer gefertigte Gradiantenindex-Fasern erreichen 0,01…0,02 dB/m Dämpfung im bei Glasfasern gängigen Infrarot-Wellenlängenbereich von 850…1300 nm und es werden Datenraten von 10 bis 40 GBit/s über 100 m angegeben.[1][5]
Der minimale Biegeradius für PMMA-Standardfasern ist z. B. mit 25 mm angegeben (bei 90° Abwinkelung beträgt der Auskoppelverlust <1 dB, >10.000 Biegezyklen[3]). Die Fasern verhalten sich elastischer und robuster als Glasfasern oder Kupferleitungen und werden sogar zu schleppkettentauglichen Kabeln verarbeitet.[4]
Die Vorteile der POF liegen – analog zur Glasfaser – in ihrem geringen Gewicht, ihrer hohen Flexibilität und ihrer Unempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Einflüssen (elektromagnetische Verträglichkeit). Aufgrund der im Vergleich zur Glasfaser einfachen und nahezu universell einsetzbaren Verbindungstechniken finden POF insbesondere Anwendung bei kurzen Datenübertragungsstrecken, so beispielsweise innerhalb von Gebäuden und Räumen, innerhalb von Geräten, mechanischen Anlagen oder auch Personenkraftwagen (siehe auch: MOST-Bus). Der Einsatzzweck kann auch die elektrische Potentialtrennung von Hochspannung oder einer Störquelle sein.
Die wesentlichen Nachteile der POF sind ihre hohe Dämpfung (etwa 0,1 dB/m bei einer Wellenlänge von 650 nm)[6] sowie der technische Aufwand bei der Herstellung von Gradientenindexfasern und Monomodefasern. Durch die hohe Dämpfung ist die maximale Länge der Faser ohne Verstärkung etwa 100 bis 120 m. Eine hohe Dispersion sowie Mehrwegeausbreitung führen zu einem im Vergleich zu Monomode-Glasfasern geringen maximalen Bandbreitenlängenprodukt einer Übertragungsstrecke.
In der Praxis werden mit Polymerfasern Übertragungsgeschwindigkeiten von 1 Gbit/s bei 50 m Leitungslänge erreicht. Im Rahmen von Übertragungsversuchen mit Gradientenindexfasern wurden im Jahr 2002 allerdings bereits 1,25 Gbit/s über 1 km und im Jahr 2010 10 Gbit/s über 15 m erreicht.[7] Im Laborexperiment wurde die Robustheit gegenüber Biegen bei 40 Gb/s über 50 m Plastikfaser untersucht[8].
Die Übertragungsfenster der Stufenindex-POF befinden sich im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Als Sender werden meist Leuchtdioden (LED) mit einer Wellenlänge von 650 nm verwendet. Zwar ist auch der blaugrüne Bereich transparenter, jedoch sind bislang keine effizienten und preiswerten Emitter verfügbar, weshalb der Wellenlängenbereich in der Praxis kaum eine Rolle spielt. Zudem liegt die maximale spektrale Empfindlichkeit der zum Empfang verwendeten Silizium-Photodioden ebenfalls am langwelligen Ende des Lichtspektrums.
Die Koppelung von Leuchtdioden mit Standardpolymerfasern (POF mit 1 mm Kern- und 2,2 mm Außendurchmesser) kann beispielsweise durch eine an die LED angeformte Hülse mitsamt Linse erfolgen, vor welcher das polierte oder auch lediglich abgeschnittene Faserende fixiert wird. Darüber hinaus existieren auch Stecksysteme für die wiederholte Benutzung, die beispielsweise bei der digitalen Audiosignalübertragung zum Einsatz kommen (siehe auch: Toslink). Bei dünneren, weniger dispersen Gradientenindexfasern werden auch Laserdioden als Sender verwendet.
Für POF-Kabel gibt es TOSLINK- und spezielle HFBR- und OVK-Stecker,[9] auch SMA-, F-SMA-, EM-RJ- und der ST-Stecker sowie POF Verbinder, steckerlos und FO5-, FO7-Stecker, sind auch erhältlich.
GRINIFIL war der geschützte Markenname einer Gruppe von Lichtwellenleitern, die in der DDR Plastlichtleiter genannt wurden.