Streuamplitude: Unterschied zwischen den Versionen

Streuamplitude: Unterschied zwischen den Versionen

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== Definition ==
== Definition ==
Die Streuamplitude <math>f(\mathbf{p'}\leftarrow\mathbf{p})</math> ist über den [[S-Matrix|S-Operator]] <math>S</math> definiert:
Die Streuamplitude <math>f(p \to p')</math> ist über den [[S-Matrix|S-Operator]] <math>S</math> definiert:


:<math>\langle\mathbf{p'}|S|\mathbf{p}\rangle = \delta^{(3)}\!(\mathbf{p'} - \mathbf{p}) + \tfrac{i}{2\pi m} \; \delta(E_{\mathbf{p'}} - E_{\mathbf{p}}) \cdot f(\mathbf{p'} \leftarrow \mathbf{p}) \; ,</math>
:<math>\langle p'|S|p\rangle = \delta^{(3)}(\vec p' - \vec p) + \tfrac{\mathrm i}{2\pi m} \delta(E' - E) f(p \to p')</math>


mit
Dabei sind
* <math>|\mathbf{p}\rangle</math> und <math>\langle\mathbf{p'}|</math>: [[Eigenzustand|Eigenzuständen]] des [[Impulsoperator]]s
* <math>|p \rangle</math> der Anfangs[[Zustand (Quantenmechanik)|zustand]] und <math>|p'\rangle</math> der Endzustand mit definiertem [[Impuls]], also Eigenzustände des [[Impulsoperator]]s,
* <math>E_{\mathbf{p}}</math>: der [[Energie]] des eingehenden Zustands.
* <math>\vec p, \vec p'</math> die Impulse der Zustände,
 
* <math>E, E'</math> die [[Energie]] der Zustände,
Die Streuamplitude ist nur definiert für <math>|\mathbf{p'}| = |\mathbf{p}|</math> bzw. <math>E_{\mathbf{p'}} = E_{\mathbf{p}} \Leftrightarrow E_{\mathbf{p'}} - E_{\mathbf{p}} = 0</math>, weil ansonsten <math>\delta(E_{\mathbf{p'}} - E_{\mathbf{p}}) = 0</math> .
* <math>m</math> die [[Masse (Physik)]] der Zustände und
* <math>\delta</math> die [[Dirac-Distribution]].


=== Alternativdefinition ===
=== Alternativdefinition ===
Im Folgenden wird eine alternative Darstellung vorgestellt, die vielfach auch als Definition benutzt wird. In ihr kann die Streuamplitude als Funktion der Energie des eingehenden Zustands sowie des Winkels <math>\vartheta</math> zwischen <math>\mathbf{p}</math> und <math>\mathbf{p'}</math> geschrieben werden, da der S-Operator und damit auch die Streuamplitude [[invariant]] unter [[Rotation]]en sind:
Im Folgenden wird eine alternative Darstellung vorgestellt, die vielfach auch als Definition benutzt wird. In ihr kann die Streuamplitude als Funktion der Energie des eingehenden Zustands sowie des Winkels <math>\theta</math> zwischen <math>\vec p</math> und <math>\vec p'</math> geschrieben werden, da der S-Operator und damit auch die Streuamplitude [[Galilei-Invarianz|invariant]] unter [[Drehung|Rotation]]en sind:


:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
\psi_{out}&=\int d^3\!p' \; \langle\mathbf{p'}|S|\mathbf{p}\rangle \; \psi_{in}(\mathbf{p})\
\psi_\mathrm{out}(\vec p')
          &=\psi_{in}(\mathbf{p}) + \tfrac{i}{2\pi m} \int d^3\!p' \; \delta(E_{\mathbf{p'}} - E_{\mathbf{p}}) \; f(\mathbf{p'} \leftarrow \mathbf{p}) \; \psi_{in}(\mathbf{p})\
&= \langle p' | \psi_\mathrm{out} \rangle = \langle p' | S | \psi_\mathrm{in}\rangle = \int \mathrm d^3 \vec p\, \langle p' | S | p \rangle \langle p | \psi_\mathrm{in}\rangle = \int \mathrm d^3 \vec p\, \langle p' | S | p \rangle \, \psi_\mathrm{in}(p) \
          &=\psi_{in}(\mathbf{p}) + \tfrac{i}{2\pi m} \; f(E_{\mathbf{p}}, \vartheta) \int d^3\!p' \; \delta(E_{\mathbf{p'}} - E_{\mathbf{p}}) \; \psi_{in}(\mathbf{p})
&=\psi_\mathrm{in}(\vec p') + \frac{\mathrm i}{2\pi m} \int \mathrm d^3 \vec p\, \delta(E' - E) f(p \to p') \psi_\mathrm{in}(\vec{p})\
&=\psi_\mathrm{in}(\vec p') + \frac{\mathrm i}{2\pi m} f(E', \theta) \int \mathrm d^3 \vec p \, \delta(E' - E) \; \psi_\mathrm{in}(\vec p)
\end{align}</math>
\end{align}</math>


Wenn für die eingehende Welle <math>\psi_{in}</math> eine ebene Welle parallel zur z-Achse angenommen wird, ergibt dies:
Wenn für die eingehende Welle <math>\psi_\mathrm {in}</math> eine ebene Welle parallel zur z-Achse angenommen wird, ergibt dies:


:<math>\psi_{out} = e^{ipz} + f(p, \vartheta) \; \frac{e^{ipr}}{r}</math>
:<math>\psi_\mathrm{out}(p') = e^{\mathrm ip'z} + f(E', \theta) \; \frac{e^{\mathrm ip'r}}{r}</math>


== Wirkungsquerschnitt ==
== Wirkungsquerschnitt ==
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wobei
wobei
* <math>f_\ell(k)</math> die partielle Streuamplitude
* <math>f_\ell(k)</math> die partielle Streuamplitude
* <math>P_\ell(\cos \vartheta)</math> das [[Legendre-Polynom|Legendre-Polynom]]
* <math>P_\ell(\cos \vartheta)</math> das [[Legendre-Polynom]]
* <math>\ell</math> der Index für den Drehimpuls ist.
* <math>\ell</math> der Index für den Drehimpuls ist.


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:<math>f_\ell = \frac{S_\ell-1}{2ik} = \frac{e^{2i\delta_\ell}-1}{2ik} = \frac{e^{i\delta_\ell} \sin\delta_\ell}{k} = \frac{1}{k\cot\delta_\ell-ik} \;.</math>
:<math>f_\ell = \frac{S_\ell-1}{2ik} = \frac{e^{2i\delta_\ell}-1}{2ik} = \frac{e^{i\delta_\ell} \sin\delta_\ell}{k} = \frac{1}{k\cot\delta_\ell-ik} \;.</math>


Es ist zu beachten, dass die partielle Streuamplitude <math>f_\ell</math>, das S-matrix Element <math>S_\ell=e^{2i\delta_\ell}</math> und die Streuphase <math>\delta_\ell</math> implizit Funktionen der Streuenergie bzw. des Impulses <math>k</math> sind.
Es ist zu beachten, dass die partielle Streuamplitude <math>f_\ell</math>, das S-matrix Element <math>S_\ell=e^{2i\delta_\ell}</math> und die Streuphase <math>\delta_\ell</math> implizit Funktionen der Streuenergie bzw. des Impulses <math>k</math> sind (hier in Form des [[Wellenvektor]]s k, wobei gilt <math>\vec p = \hbar \vec k</math>).


Damit lässt sich der totale Streuquerschnitt ausdrücken als:
Damit lässt sich der totale Streuquerschnitt ausdrücken als:

Aktuelle Version vom 7. Oktober 2020, 08:13 Uhr

Die Streuamplitude f ist eine Größe der Streutheorie, die die Richtungsabhängigkeit der Streuwelle beschreibt, wenn eine ebene Welle an einem Streuzentrum gestreut wird. Sie hat die Dimension Länge und verbindet die S-Matrix mit dem Wirkungsquerschnitt.

Definition

Die Streuamplitude f(pp) ist über den S-Operator S definiert:

p|S|p=δ(3)(pp)+i2πmδ(EE)f(pp)

Dabei sind

  • |p der Anfangszustand und |p der Endzustand mit definiertem Impuls, also Eigenzustände des Impulsoperators,
  • p,p die Impulse der Zustände,
  • E,E die Energie der Zustände,
  • m die Masse (Physik) der Zustände und
  • δ die Dirac-Distribution.

Alternativdefinition

Im Folgenden wird eine alternative Darstellung vorgestellt, die vielfach auch als Definition benutzt wird. In ihr kann die Streuamplitude als Funktion der Energie des eingehenden Zustands sowie des Winkels θ zwischen p und p geschrieben werden, da der S-Operator und damit auch die Streuamplitude invariant unter Rotationen sind:

ψout(p)=p|ψout=p|S|ψin=d3pp|S|pp|ψin=d3pp|S|pψin(p)=ψin(p)+i2πmd3pδ(EE)f(pp)ψin(p)=ψin(p)+i2πmf(E,θ)d3pδ(EE)ψin(p)

Wenn für die eingehende Welle ψin eine ebene Welle parallel zur z-Achse angenommen wird, ergibt dies:

ψout(p)=eipz+f(E,θ)eiprr

Wirkungsquerschnitt

Der differenzielle Wirkungsquerschnitt ist gegeben durch:

dσdΩ=|f(ϑ)|2.

Zum totalen Wirkungsquerschnitt existiert eine Verbindung über das optische Theorem:

σtot=4πdσdΩdΩ=4πk Imf(0)

mit der Wellenzahl k und dem Imaginärteil Imf(0) der Streuamplitude für den Streuwinkel Null.

Partialwellenentwicklung

In der Partialwellenentwicklung wird die Streuamplitude durch eine Summe über Partialwellen ausgedrückt:

f(ϑ)==0(2+1)f(k)P(cosϑ)

wobei

  • f(k) die partielle Streuamplitude
  • P(cosϑ) das Legendre-Polynom
  • der Index für den Drehimpuls ist.

Die partielle Streuamplitude kann durch das S-matrix Element S=e2iδ und die Streuphase δ ausgedrückt werden:

f=S12ik=e2iδ12ik=eiδsinδk=1kcotδik.

Es ist zu beachten, dass die partielle Streuamplitude f, das S-matrix Element S=e2iδ und die Streuphase δ implizit Funktionen der Streuenergie bzw. des Impulses k sind (hier in Form des Wellenvektors k, wobei gilt p=k).

Damit lässt sich der totale Streuquerschnitt ausdrücken als:

σtotal=4πk2l=0(2l+1)sin2δl.

Die Streulänge a kann mit Hilfe der partiellen Streuamplitude definiert werden:

f(p)p0ap2

Gewöhnlich wird aber nur die Streulänge a0 der s-Wellen (=0) als Streulänge bezeichnet.

Literatur

  • John R. Taylor: Scattering Theory - The Quantum Theory of Nonrelativistic Collisions, 1983.