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Beim '''Tanabe-Sugano-Diagramm''' | Beim '''Tanabe-Sugano-Diagramm''' – benannt nach [[Yukito Tanabe]] und [[Satoru Sugano]] – handelt es sich um ein Diagramm, in dem für alle elektronischen Zustände eines oktaedrischen Systems die Energiedifferenz E zum (typischerweise) niedrigsten Zustand gegen die [[Kristallfeld- und Ligandenfeldtheorie#Geometriebedingte Energieniveau-Aufspaltungen|Kristallfeldaufspaltungsenergie]] <math>\Delta</math> aufgetragen werden, beide Größen normiert auf den [[Racah-Parameter]] ''B''. Im Gegensatz zum [[Orgel-Diagramm]] lassen sich mit dem Tanabe-Sugano-Diagramm quantitative Aussagen treffen. | ||
Die Zahl der Kurven, die von einer vertikalen | Die Zahl der Kurven, die von einer vertikalen Linie eines gegebenen <math>\Delta</math> geschnitten werden, ergibt die Zahl möglicher Übergänge und damit die Zahl erwarteter [[Absorption (Physik)|Absorption]]­charakteristika. Das Tanabe-Sugano-Diagramm ist damit ein [[Korrelation]]­sdiagramm, welches die Deutung von [[Absorptionsspektrum|Absorptionsspektren]] chemischer Verbindungen ermöglicht. | ||
Es ist folgende Feinstrukturaufspaltung zu beobachten: | Es ist folgende Feinstrukturaufspaltung zu beobachten:<ref>{{Literatur |Autor=C. E. Housecroft; A. G. Sharpe |Titel=Inorganic Chemistry |Auflage=4th ed |Verlag=Pearson |Ort=Harlow, England |Datum=2012 |ISBN=978-0-273-74275-3 |Seiten=691}}</ref> | ||
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| G || A<sub>1g</sub>, E<sub>g</sub>, T<sub>2g</sub>, T<sub>1g</sub> | | G || A<sub>1g</sub>, E<sub>g</sub>, T<sub>2g</sub>, T<sub>1g</sub> | ||
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|E<sub>g</sub>, T<sub>1g</sub>, T<sub>1g</sub>, T<sub>2g</sub> | |||
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|A<sub>1g</sub>, A<sub>2g</sub>, E<sub>g</sub>, T<sub>1g</sub>, T<sub>2g</sub>, T<sub>2g</sub> | |||
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== Tanabe-Sugano-Diagramme == | |||
Die sieben Tanabe-Sugano-Diagramme für oktaedrische Komplexe: | |||
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|[[Datei:D2 Tanabe-Sugano diagrams.png|mini|d<sup>2</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
|[[Datei:D3 Tanabe-Sugano diagram.png|mini|d<sup>3</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
|[[Datei:D4 Tanabe-Sugano diagram.png|mini|d<sup>4</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
|[[Datei:D5 Tanabe-Sugano diagram.png|mini|d<sup>5</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
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|[[Datei:D6 Tanabe-Sugano diagram.png|mini|d<sup>6</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
|[[Datei:D7 Tanabe-Sugano diagram.png|mini|d<sup>7</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
|[[Datei:D8 Tanabe-Sugano diagram.png|mini|d<sup>8</sup>-Elektronenkonfiguration]] | |||
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Die Diagramme für die d<sup>1</sup>-, d<sup>9</sup>- und d<sup>10</sup>-Elektronenkonfiguration werden nicht gebraucht. | |||
=== d<sup>1</sup>-System === | |||
In einem d<sup>1</sup>-System gibt es keine Elektronenabstoßung, daher verbleibt das Elektron im Grundzustand des t<sub>2g</sub>-Orbitals. Das Termsymbol für dieses System ist <sup>2</sup>D; <sup>2</sup>D spaltet in den <sup>2</sup>T<sub>2g</sub> und den <sup>2</sup>E<sub>g</sub>-Zustand auf. Im UV-Vis-Spektrum eines d<sup>1</sup>-Ions ist nur eine Absorptionsbande zu finden, nämlich die für den Übergang von <sup>2</sup>T<sub>2g</sub> nach <sup>2</sup>E<sub>g</sub>. | |||
=== d9-System === | |||
Das d<sup>9</sup>-System weist ebenso wie das d<sup>1</sup>-System einen <sup>2</sup>D-Term auf. Die Anregung erfolgt hier von der (t<sub>2g</sub>)<sup>6</sup>(e<sub>g</sub>)<sup>3</sup>-Konfiguration (<sup>2</sup>E<sub>g</sub>-Zustand) zu der (t<sub>2g</sub>)<sup>5</sup>(e<sub>g</sub>)<sup>4</sup>-Konfiguration (<sup>2</sup>T<sub>2g</sub>-Zustand). | |||
=== d<sup>10</sup>-System === | |||
In d<sup>10</sup>-Metallkomplexen gibt es keine d-d-Übergänge, daher sind auch keine UV-Vis-Absorptionsbanden beobachtbar und ein Tanabe-Sugano-Diagramm existiert nicht. | |||
== Tetraedrische Komplexgeometrie == | |||
Für tetraedrische Komplexe werden generell keine Tanabe-Sugano-Diagramme erstellt, das liegt daran, dass ein Tanabe-Sugano-Diagramm für einen d<sup>n</sup>-Tetraeder ähnlich dem eines d<sup>(10−n)</sup>-Oktaeders ist. Da die Ligandenfeldaufspaltung im tetraedrischen Komplex nur 4/9 der des Oktaeders ist finden sich, mit einigen Ausnahmen, nur high-spin-Komplexe und daher können die rechten low-spin-Seiten im Tanabe-Sugano-Diagramm für tetraedrische Komplexe vernachlässigt werden. | |||
== Benutzung der Diagramme == | |||
# Die d-Elektronenkonfiguration des Ions muss bestimmt werden. | |||
# Das, für die d-Elektronenkonfiguration, passende Tanabe-Sugano-Diagramm muss gewählt werden. | |||
# Das Maximum der Absorption muss in einem UV-Vis-Spektrum gefunden werden. Spin erlaubte Übergänge werden dabei intensiver sein, als die Spin verbotenen Übergänge. | |||
# Die Absorptionsmaxima müssen in Wellenzahlen umgerechnet und die Verhältnisse der Wellenzahlen zur Niedrigsten müssen bestimmt werden. | |||
# Jetzt kann das Diagramm von links nach rechts untersucht werden, bis die Übergänge im ausgerechneten Verhältnis zueinander vorliegen. | |||
# Die E/B und <math>\bigtriangleup_{0}</math>/B-Werte können nun abgelesen werden. | |||
== Beispiele zur quantitativen Auswertung == | |||
[[Datei:507 Mn Absorption.png|mini|Absorptionsspektrum von [Mn(H<sub>2</sub>O)<sub>6</sub>]<sup>2+</sup>]] | |||
=== Hexaaquamangan(II) – [Mn(H<sub>2</sub>O)<sub>6</sub>]<sup>2+</sup> === | |||
Im Komplex [Mn(H<sub>2</sub>O)<sub>6</sub>]<sup>2+</sup> kommt [[Mangan]] in der Oxidationsstufe +2 vor, daher handelt es sich um ein oktaedrisch koordiniertes d<sup>5</sup>-Ion. Da Wasser ein Schwachfeld-Ligand ist (vgl. [[Spektrochemische Reihe]]), ist der Grundterm im Tanabe-Sugano-Diagramm <sup>6</sup>A<sub>1.</sub> Da im Tanabe-Sugano-Diagramm kein weiterer Sextett-Zustand auftaucht ist kein Spin-erlaubter-Übergang möglich. Die beobachteten Absorptionen werden daher von niedriger Intensität sein. | |||
Dennoch könnte nun das Verhältnis aller gemessenen Wellenzahlen zur Niedrigsten bestimmt werden. Mit diesem Verhältnis kann dann im d<sup>5</sup>-Tanabe-Sugano-Diagramm nach passenden Übergängen gesucht werden (bei 1 bzw. 2 Δ/B), wenn ebendieser gefunden wurde können die E/B-Werte (y-Achse) abgelesen werden. Δ<sub>okt</sub> ergibt sich dann durch: | |||
:<math>\Delta_\text{okt} = 10 \cdot B = 10 \cdot \frac{\tilde{v}}{(E/B)} = 10 \cdot \frac{\tilde{v}_\text{Übergang}}\text{(y-Achsenabschnitt)}</math> | |||
Für alle Übergänge sollte annähernd derselbe B- bzw. Δ<sub>okt</sub>-Wert herauskommen. | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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== Quellenangabe == | == Quellenangabe == | ||
* Catherine E. Housecroft und Alan G. Sharpe: ''Anorganische Chemie''. 2. aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München 2006, ISBN 978-3-8273-7192-8. | * Catherine E. Housecroft und Alan G. Sharpe: ''Anorganische Chemie''. 2. aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München 2006, ISBN 978-3-8273-7192-8. | ||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
[ | * [https://www.cup.uni-muenchen.de/ac/kluefers/homepage/L_kc.html Informationen zur Aufstellung von Tanabe-Sugano-Diagrammen und Beispiele] | ||
[[Kategorie:Spektroskopie]] | [[Kategorie:Spektroskopie]] | ||
[[Kategorie:Festkörperphysik]] | [[Kategorie:Festkörperphysik]] | ||
[[Kategorie:Diagramm]] | [[Kategorie:Diagramm]] |
Beim Tanabe-Sugano-Diagramm – benannt nach Yukito Tanabe und Satoru Sugano – handelt es sich um ein Diagramm, in dem für alle elektronischen Zustände eines oktaedrischen Systems die Energiedifferenz E zum (typischerweise) niedrigsten Zustand gegen die Kristallfeldaufspaltungsenergie $ \Delta $ aufgetragen werden, beide Größen normiert auf den Racah-Parameter B. Im Gegensatz zum Orgel-Diagramm lassen sich mit dem Tanabe-Sugano-Diagramm quantitative Aussagen treffen.
Die Zahl der Kurven, die von einer vertikalen Linie eines gegebenen $ \Delta $ geschnitten werden, ergibt die Zahl möglicher Übergänge und damit die Zahl erwarteter Absorptioncharakteristika. Das Tanabe-Sugano-Diagramm ist damit ein Korrelationsdiagramm, welches die Deutung von Absorptionsspektren chemischer Verbindungen ermöglicht.
Es ist folgende Feinstrukturaufspaltung zu beobachten:[1]
Term | Aufspaltung im okt. Feld |
---|---|
S | A1g |
P | T1g |
D | Eg, T2g |
F | A2g, T2g, T1g |
G | A1g, Eg, T2g, T1g |
H | Eg, T1g, T1g, T2g |
I | A1g, A2g, Eg, T1g, T2g, T2g |
Die sieben Tanabe-Sugano-Diagramme für oktaedrische Komplexe:
Die Diagramme für die d1-, d9- und d10-Elektronenkonfiguration werden nicht gebraucht.
In einem d1-System gibt es keine Elektronenabstoßung, daher verbleibt das Elektron im Grundzustand des t2g-Orbitals. Das Termsymbol für dieses System ist 2D; 2D spaltet in den 2T2g und den 2Eg-Zustand auf. Im UV-Vis-Spektrum eines d1-Ions ist nur eine Absorptionsbande zu finden, nämlich die für den Übergang von 2T2g nach 2Eg.
Das d9-System weist ebenso wie das d1-System einen 2D-Term auf. Die Anregung erfolgt hier von der (t2g)6(eg)3-Konfiguration (2Eg-Zustand) zu der (t2g)5(eg)4-Konfiguration (2T2g-Zustand).
In d10-Metallkomplexen gibt es keine d-d-Übergänge, daher sind auch keine UV-Vis-Absorptionsbanden beobachtbar und ein Tanabe-Sugano-Diagramm existiert nicht.
Für tetraedrische Komplexe werden generell keine Tanabe-Sugano-Diagramme erstellt, das liegt daran, dass ein Tanabe-Sugano-Diagramm für einen dn-Tetraeder ähnlich dem eines d(10−n)-Oktaeders ist. Da die Ligandenfeldaufspaltung im tetraedrischen Komplex nur 4/9 der des Oktaeders ist finden sich, mit einigen Ausnahmen, nur high-spin-Komplexe und daher können die rechten low-spin-Seiten im Tanabe-Sugano-Diagramm für tetraedrische Komplexe vernachlässigt werden.
Im Komplex [Mn(H2O)6]2+ kommt Mangan in der Oxidationsstufe +2 vor, daher handelt es sich um ein oktaedrisch koordiniertes d5-Ion. Da Wasser ein Schwachfeld-Ligand ist (vgl. Spektrochemische Reihe), ist der Grundterm im Tanabe-Sugano-Diagramm 6A1. Da im Tanabe-Sugano-Diagramm kein weiterer Sextett-Zustand auftaucht ist kein Spin-erlaubter-Übergang möglich. Die beobachteten Absorptionen werden daher von niedriger Intensität sein.
Dennoch könnte nun das Verhältnis aller gemessenen Wellenzahlen zur Niedrigsten bestimmt werden. Mit diesem Verhältnis kann dann im d5-Tanabe-Sugano-Diagramm nach passenden Übergängen gesucht werden (bei 1 bzw. 2 Δ/B), wenn ebendieser gefunden wurde können die E/B-Werte (y-Achse) abgelesen werden. Δokt ergibt sich dann durch:
Für alle Übergänge sollte annähernd derselbe B- bzw. Δokt-Wert herauskommen.