Galaktische Gezeiten: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Galaktische Gezeiten''' sind [[Gezeitenkraft|Gezeitenkräfte]], die auf Objekte im [[Gravitationsfeld]] einer [[Galaxie]] wirken. Dazu gehören beispielsweise Interaktionen zwischen Galaxien oder der Einfluss der [[Milchstraße]] auf die [[Oortsche Wolke]] des [[Sonnensystem]]s.
'''Galaktische Gezeiten''' sind [[Gezeitenkraft|Gezeitenkräfte]], die auf Objekte im [[Gravitationsfeld]] einer [[Galaxie]] wirken. Dazu gehören beispielsweise [[Wechselwirkende Galaxien|Interaktionen zwischen Galaxien]] oder der Einfluss der [[Milchstraße]] auf die [[Oortsche Wolke]] des [[Sonnensystem]]s.


== Entstehung ==
== Entstehung ==
Galaktische Gezeiten haben die gleiche Ursache wie die [[Gezeiten]] auf der Erde. Jedoch sind sie durch viel größere Abstände und Zeiten gekennzeichnet. Galaxien können durch Gezeitenkräfte gedehnt, abgeflacht bzw. ganz oder teilweise auseinandergerissen sowie in ihrem Orbit gestört werden. Schnell rotierende Galaxien werden dadurch besonders stark verformt.
Galaktische Gezeiten haben die gleiche Ursache wie die [[Gezeiten]] auf der Erde, sind aber durch viel größere Abstände und Zeiten gekennzeichnet. Galaxien können durch Gezeitenkräfte gedehnt, abgeflacht bzw. ganz oder teilweise auseinandergerissen sowie in ihrem Orbit gestört werden. Schnell rotierende Galaxien werden dadurch besonders stark verformt.
 
== Auswirkungen von galaktischen Gezeiten ==


== Auswirkungen ==
=== Kollision von Galaxien ===
=== Kollision von Galaxien ===
Die signifikante Wirkung von galaktischen Gezeitenkräften beschränkt sich auf die unmittelbare Umgebung von Galaxien. Wenn allerdings zwei große Galaxien zusammentreffen, können durch Gezeitenkräfte extreme [[Wechselwirkende Galaxien|Interaktionen zwischen Galaxien]] entstehen. Verschmelzungen von Galaxien dauern mehrere hundert Millionen Jahre, die Beruhigungsprozesse noch wesentlich länger.
Die signifikante Wirkung von galaktischen Gezeitenkräften beschränkt sich auf die unmittelbare Umgebung von Galaxien. Wenn allerdings zwei große Galaxien zusammentreffen, können durch Gezeitenkräfte extreme [[Wechselwirkende Galaxien|Interaktionen zwischen Galaxien]] entstehen. Verschmelzungen von Galaxien dauern mehrere hundert Millionen Jahre, die Beruhigungsprozesse noch wesentlich länger.


[[Datei:NGC4676.jpg|mini|hochkant=1.5|Kollision von Galaxien: [[NGC 4676|NGC 4676 (manchmal ''the Mice'' dt. ''die Mäuse'' genannt)]]]]
[[Datei:NGC4676.jpg|mini|hochkant=1.5|Kollision von Galaxien: [[NGC 4676]] (manchmal ''the Mice'' dt. ''die Mäuse'' genannt)]]


=== Interaktion mit Satelliten-Galaxien ===
=== Interaktion mit Satelliten-Galaxien ===
Da sich Satelliten-Galaxien in unmittelbarer Nachbarschaft einer großen Galaxie befinden, sind sie in der Regel besonders stark von galaktischen Gezeitenkräften betroffen.
Da sich Satelliten-Galaxien in unmittelbarer Nachbarschaft einer großen Galaxie befinden, sind sie in der Regel besonders stark von galaktischen Gezeitenkräften betroffen.


Es wird beispielsweise angenommen, dass [[Messier_32|M32]], eine Satelliten-Galaxie des [[Andromedanebel]]s, ihre Spiralarme aufgrund galaktischer Gezeitenwirkung verloren habe. Gleichzeitig sei die Sternentstehung in dieser Galaxie dadurch intensiviert worden.<ref name="Bekkietal2001">{{cite journal
Beispielsweise wird angenommen, dass [[Messier 32|M32]], eine Satelliten-Galaxie des [[Andromedanebel]]s, ihre [[Spiralarm]]e aufgrund galaktischer Gezeitenwirkung verloren habe. Gleichzeitig sei die [[Sternentstehung]] in dieser Galaxie dadurch intensiviert worden.<ref name="Bekkietal2001">{{cite journal
   | author=Bekki, Kenji; Couch, Warrick J.; Drinkwater, Michael J.; Gregg, Michael D.
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   | title=A New Formation Model for M32: A Threshed Early-Type Spiral Galaxy?
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=== Interaktionen innerhalb von Galaxien ===
=== Interaktionen innerhalb von Galaxien ===
Galaktische Gezeiten wirken auch innerhalb einer Galaxie. Signifikant ist diese Wirkung allerdings in der Regel nur in den äußeren Regionen eines [[Planetensystem]]s, weil dort die Gravitation des Zentralsterns schwächer ist. Im Sonnensystem haben die galaktischen Gezeiten einen Einfluss auf die Oortsche Wolke. Es wird angenommen, dass dadurch Objekte der Oortschen Wolke aus ihrer Bahn geschleudert werden und als Kometen in das innere Sonnensystem gelangen.
Galaktische Gezeiten wirken auch innerhalb einer Galaxie. Signifikant ist diese Wirkung allerdings in der Regel nur in den äußeren Regionen eines [[Planetensystem]]s, weil dort die Gravitation des Zentralsterns schwächer ist. Im Sonnensystem haben die galaktischen Gezeiten einen Einfluss auf die Oortsche Wolke. Es wird angenommen, dass dadurch Objekte der Oortschen Wolke aus ihrer Bahn geschleudert werden und als [[Komet]]en in das innere Sonnensystem gelangen.


==== Galactic Outflow ====
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* [http://www.galasimu.de Galasimu - Simulation Wechselwirkender Galaxien]
* [http://www.galasimu.de Galasimu - Simulation Wechselwirkender Galaxien]
* [http://www.as.utexas.edu/~sj/press/max-plank-society.german.pdf Max Planck Gesellschaft - Kosmische Evolution] (PDF-Datei; 117 kB)
* [http://www.as.utexas.edu/~sj/press/max-plank-society.german.pdf Max Planck Gesellschaft - Kosmische Evolution] (PDF-Datei; 117 kB)
* [http://www.nasa.gov/images/content/223975main_wildgalaxieslargecollage.jpg NASA: Interacting Galaxies by Hubble] - Eine Collage von 59 Bildern von verschmelzenden Galaxien - veröffentlicht am 24. April 2008 anlässlich des 18. Geburtstags des Hubble-Weltraumteleskops
* [http://www.nasa.gov/images/content/223975main_wildgalaxieslargecollage.jpg NASA: Interacting Galaxies by Hubble] Eine Collage von 59 Bildern von verschmelzenden Galaxien veröffentlicht am 24. April 2008 anlässlich des 18. Geburtstags des Hubble-Weltraumteleskops


[[Kategorie:Astrophysikalischer Prozess]]
[[Kategorie:Astrophysikalischer Prozess]]
[[Kategorie:Himmelsmechanik]]
[[Kategorie:Himmelsmechanik]]

Aktuelle Version vom 23. Januar 2022, 13:22 Uhr

Galaktische Gezeiten sind Gezeitenkräfte, die auf Objekte im Gravitationsfeld einer Galaxie wirken. Dazu gehören beispielsweise Interaktionen zwischen Galaxien oder der Einfluss der Milchstraße auf die Oortsche Wolke des Sonnensystems.

Entstehung

Galaktische Gezeiten haben die gleiche Ursache wie die Gezeiten auf der Erde, sind aber durch viel größere Abstände und Zeiten gekennzeichnet. Galaxien können durch Gezeitenkräfte gedehnt, abgeflacht bzw. ganz oder teilweise auseinandergerissen sowie in ihrem Orbit gestört werden. Schnell rotierende Galaxien werden dadurch besonders stark verformt.

Auswirkungen

Kollision von Galaxien

Die signifikante Wirkung von galaktischen Gezeitenkräften beschränkt sich auf die unmittelbare Umgebung von Galaxien. Wenn allerdings zwei große Galaxien zusammentreffen, können durch Gezeitenkräfte extreme Interaktionen zwischen Galaxien entstehen. Verschmelzungen von Galaxien dauern mehrere hundert Millionen Jahre, die Beruhigungsprozesse noch wesentlich länger.

Kollision von Galaxien: NGC 4676 (manchmal the Mice dt. die Mäuse genannt)

Interaktion mit Satelliten-Galaxien

Da sich Satelliten-Galaxien in unmittelbarer Nachbarschaft einer großen Galaxie befinden, sind sie in der Regel besonders stark von galaktischen Gezeitenkräften betroffen.

Beispielsweise wird angenommen, dass M32, eine Satelliten-Galaxie des Andromedanebels, ihre Spiralarme aufgrund galaktischer Gezeitenwirkung verloren habe. Gleichzeitig sei die Sternentstehung in dieser Galaxie dadurch intensiviert worden.[1]

Interaktionen innerhalb von Galaxien

Galaktische Gezeiten wirken auch innerhalb einer Galaxie. Signifikant ist diese Wirkung allerdings in der Regel nur in den äußeren Regionen eines Planetensystems, weil dort die Gravitation des Zentralsterns schwächer ist. Im Sonnensystem haben die galaktischen Gezeiten einen Einfluss auf die Oortsche Wolke. Es wird angenommen, dass dadurch Objekte der Oortschen Wolke aus ihrer Bahn geschleudert werden und als Kometen in das innere Sonnensystem gelangen.

Galactic Outflow

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass massive galaktische molekulare Outflows die physikalischen Bedingungen wie hohe Gasdichten haben können, um Sterne zu bilden. Dieser Sternbildungsmodus ist bemerkenswert, da er zur morphologischen Evolution von Galaxien beitragen könnte.[2]

Anmerkungen

  1. Bekki, Kenji; Couch, Warrick J.; Drinkwater, Michael J.; Gregg, Michael D.: A New Formation Model for M32: A Threshed Early-Type Spiral Galaxy? In: The Astrophysical Journal. 557. Jahrgang, 2001, S. Issue 1, pp. L39–L42, doi:10.1086/323075, bibcode:2001ApJ...557L..39B.
  2. R. Maiolino u. a.: Star formation inside a galactic outflow. In: Nature.com. 2017.

Weblinks