Sternwind: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:52706main hstorion lg.jpg|mini|Sichtbare [[Stoßfront]] (Bow Shock) des [[Orionnebel]]s (von rechts) an der Sternwind-Blase des jungen Sterns LL Orionis.]]
[[Datei:52706main hstorion lg.jpg|mini|Sichtbare [[Stoßfront]] (''Bow Shock'') des [[Orionnebel]]s (von rechts) an der Sternwind-Blase des jungen Sterns LL Orionis]]
'''Sternwind''' ist ein kontinuierlicher Strom von Materie, der von der Oberfläche von [[Stern]]en ausgeht. Die Windgeschwindigkeiten betragen je nach Sterntyp zwischen einigen zehn und mehreren 1000&nbsp;km/s, die beobachteten Massenverlustraten reichen von <math>10^{-14}</math> bis <math>10^{-3}</math> [[Sonnenmasse]]n pro Jahr.
'''Sternwind''' ist ein kontinuierlicher Strom von Materie, der von der Oberfläche von [[Stern]]en ausgeht. Die Windgeschwindigkeiten betragen je nach [[Klassifizierung der Sterne|Sterntyp]] zwischen einigen zehn und mehreren&nbsp;1000&nbsp;km/s, die beobachteten [[Massenverlustrate]]n reichen von <math>10^{-14}</math> bis <math>10^{-3}</math> [[Sonnenmasse]]n pro Jahr.


Sternwinde sind ein elektrisch leitfähiges [[Plasma (Physik)|Plasma]] und wechselwirken deshalb entsprechend mit [[Magnetfeld]]ern. Sie können das Magnetfeld des Sterns weit nach außen tragen und können [[interstellare Materie]] und [[kosmische Strahlung]] aus der näheren Umgebung des Sterns fernhalten. Dabei gebildete blasenförmige Strukturen um den Stern werden [[Astrosphäre]]n genannt, im Fall massiver Sterne auch ''{{lang|en|stellar wind bubbles}}'' ([[englische Sprache|englisch]] für „Sternwind-Blasen“). Die Astrosphäre der Sonne ist die [[Heliosphäre]].
Sternwinde sind ein [[Elektrische Leitfähigkeit|elektrisch leitfähiges]] [[Plasma (Physik)|Plasma]] und wechselwirken deshalb entsprechend mit [[Magnetfeld]]ern. Sie können das Magnetfeld des Sterns weit nach außen tragen und [[interstellare Materie]] sowie [[kosmische Strahlung]] aus der näheren Umgebung des Sterns fernhalten. Dabei gebildete blasenförmige Strukturen um den Stern werden [[Astrosphäre]]n genannt, im Fall massereicher Sterne auch ''{{lang|en|stellar wind bubbles}}'' ({{enS}} für „Sternwind-Blasen“). Der Sternwind der Sonne ist der [[Sonnenwind]], ihre Astrosphäre die [[Heliosphäre]].


== Formen von Sternwinden ==
== Formen ==
Es gibt verschiedene Formen von Sternwinden, die sich durch ihren Antriebsmechanismus unterscheiden.
Es gibt verschiedene Formen von Sternwinden, die sich durch ihren Antriebsmechanismus unterscheiden.


*'''Winde kühler Sterne''' wie die von [[roter Riese|roten Riesen]] bestehen aus neutralen [[Atom]]en und Molekülen wie Kohlenstoffmonoxid, Silikaten und Ähnlichem. Diese staubreichen Winde sind mit nur einigen zehn&nbsp;km/s vergleichsweise langsam. Die Materie wird in der Atmosphäre des Roten Riesen durch [[Stoßwelle|Schockwellen]] aufgrund von [[Pulsationsveränderlicher Stern|Pulsationen]] beschleunigt. In einem gewissen Abstand vom Stern, bei dem die Temperatur hinreichend abgesunken ist, kondensiert das Gas zu Staub. Die antreibende Kraft ist der [[Strahlungsdruck]] auf die Moleküle des Staubes durch [[Streuung (Physik)|Streuung]]. Die Massenverlustraten können mit bis zu <math>10^{-6}</math> Sonnenmassen pro Jahr sehr hoch sein. Solche Winde treten in den Spätphasen der Sternentwicklung auf und sind zum Beispiel für die Entstehung der [[planetarischer Nebel|planetarischen Nebel]] verantwortlich.<ref>{{Literatur|Autor=H. J. Habing, H. Olofsson|Titel=Asymptotic Giant Branch Stars (Astronomy and Astrophysics Library)|Verlag=Springer|Ort=Berlin|Jahr=2003|ISBN=0-387-00880-2}}</ref>
*'''Winde kühler Sterne''' wie die von [[Roter Riese|roten Riesen]] bestehen aus neutralen [[Atom]]en und Molekülen wie Kohlenstoffmonoxid, Silikaten und Ähnlichem. Diese staubreichen Winde sind mit nur einigen zehn&nbsp;km/s vergleichsweise langsam. Die Materie wird in der Atmosphäre des Roten Riesen durch [[Stoßwelle|Schockwellen]] aufgrund von [[Pulsationsveränderlicher Stern|Pulsationen]] beschleunigt. In einem gewissen Abstand vom Stern, bei dem die Temperatur hinreichend abgesunken ist, kondensiert das Gas zu Staub. Die antreibende Kraft ist der [[Strahlungsdruck]] auf die Moleküle des Staubes durch [[Streuung (Physik)|Streuung]]. Die Massenverlustraten können mit bis zu <math>10^{-6}</math> Sonnenmassen pro Jahr sehr hoch sein. Solche Winde treten in den Spätphasen der Sternentwicklung auf und sind zum Beispiel für die Entstehung der [[Planetarischer Nebel|planetarischen Nebel]] verantwortlich.<ref>{{Literatur |Autor=H. J. Habing, H. Olofsson |Titel=Asymptotic Giant Branch Stars (Astronomy and Astrophysics Library) |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=0-387-00880-2}}</ref>


*Bei '''[[sonne]]nähnlichen [[Hauptreihe]]nsternen''' besteht der Wind aus geladenen [[Teilchen (Physik)|Teilchen]], meist [[Proton]]en und [[Elektron]]en. Solche Winde wie der [[Sonnenwind]] werden hauptsächlich durch die extremen Temperaturen der [[Korona (Sonne)|Korona]] von einigen Millionen [[Kelvin]] angetrieben. Der dabei wirkende Gasdruck beschleunigt den Wind auf einige hundert&nbsp;km/s. Gegenwärtig verliert die Sonne etwa <math>10^{-14}</math> Sonnenmassen pro Jahr, ihr Wind hat daher keinen Einfluss auf den Entwicklungsweg der Sonne.<ref>{{Literatur|Autor=H. Scheffler, H. Elsässer|Titel=Physik der Sonne und der Sterne|Verlag=Bibliographisches Institut|Ort=Mannheim|Jahr=1990|ISBN=3-411-14172-7}}</ref> Bei Hauptreihensternen mit einer äußeren [[Konvektion]]schicht bildet sich eine Korona. Diese dünne Atmosphäre wird (durch noch nicht vollständig verstandene Prozesse) auf mehrere Millionen Kelvin erwärmt, und in der Folge erreichen die Bestandteile des [[Plasma (Physik)|Plasmas]] eine [[Brownsche Bewegung|Wärmebewegung]], die zum Abströmen als Sternwind ausreicht.
*Bei '''[[sonne]]nähnlichen [[Hauptreihe]]nsternen''' besteht der Wind aus geladenen [[Teilchen (Physik)|Teilchen]], meist [[Proton]]en und [[Elektron]]en. Solche Winde wie der [[Sonnenwind]] werden hauptsächlich durch die extremen Temperaturen der [[Korona (Sonne)|Korona]] von einigen Millionen [[Kelvin]] angetrieben. Der dabei wirkende Gasdruck beschleunigt den Wind auf einige hundert&nbsp;km/s. Gegenwärtig verliert die Sonne etwa <math>10^{-14}</math> Sonnenmassen pro Jahr, ihr Wind hat daher keinen Einfluss auf den Entwicklungsweg der Sonne.<ref>{{Literatur |Autor=H. Scheffler, H. Elsässer |Titel=Physik der Sonne und der Sterne |Verlag=Bibliographisches Institut |Ort=Mannheim |Datum=1990 |ISBN=3-411-14172-7}}</ref> Bei Hauptreihensternen mit einer äußeren [[Konvektion]]schicht bildet sich eine Korona. Diese dünne Atmosphäre wird (durch noch nicht vollständig verstandene Prozesse) auf mehrere Millionen Kelvin erwärmt, und in der Folge erreichen die Bestandteile des [[Plasma (Physik)|Plasmas]] eine [[Brownsche Bewegung|Wärmebewegung]], die zum Abströmen als Sternwind ausreicht.


*'''Winde heißer Sterne''', etwa ab einer Oberflächentemperatur von 10.000&nbsp;K, haben dieselbe chemische Zusammensetzung wie die Sternoberfläche selbst. Die meisten Atome sind hierbei einfach oder mehrfach [[Ionisation|ionisiert]]. Diese Winde können einige tausend&nbsp;km/s schnell werden. Winde heißer Sterne werden ebenfalls durch den Strahlungsdruck des Zentralsterns angetrieben, aber anders als bei kühlen Winden wirkt er nicht durch Streuung des kontinuierlichen Sternspektrums, sondern durch [[Absorption (Physik)|Absorption]] in [[Spektrallinie]]n im [[ultraviolett]]en Bereich.<ref>{{Literatur|Autor=R. Kippenhahn, A.Weigert|Titel=Stellar Structure and Evolution (Astronomy and Astrophysics Library) |Verlag=Springer Verlag GmbH|Ort=Mannheim|Jahr=1994|ISBN=978-3540502111}}</ref> Die Massenverlustraten reichen von <math>10^{-10}</math> in Hauptreihensternen über <math>10^{-6}</math> in Überriesen bis hin zu <math>10^{-3}</math> in [[Wolf-Rayet-Stern]]en. Der extreme Stern [[eta Carinae|&eta;&nbsp;Carinae]] hat während eines etwa zwanzigjährigen Ausbruchs um 1840 etwa eine halbe Sonnenmasse pro Jahr verloren. Der Sternwind heißer Sterne ist hochgradig [[inhomogen]]. Die Inhomogenität kann bei windakkretierenden [[Röntgendoppelstern]]en indirekt beobachtet werden. Dabei wird der Sternwind von einem kompakten Stern, einem [[Weißer Zwerg|Weißen Zwerg]], einem [[Neutronenstern]] oder einem [[Schwarzes Loch|Schwarzen Loch]], eingefangen und über eine [[Akkretionsscheibe]] auf den Stern transferiert. Beim Aufprall auf der Oberfläche eines Weißen Zwerges oder Neutronensterns wird [[Röntgenstrahlung]] als [[thermische Strahlung]] frei, die direkt proportional zur Menge des akkretierten Windes ist. Dies ermöglicht, die klumpige Struktur des Sternwinds heißer Sterne zu analysieren.<ref>{{Literatur
*'''Winde heißer Sterne''', etwa ab einer Oberflächentemperatur von 10.000&nbsp;K, haben dieselbe chemische Zusammensetzung wie die Sternoberfläche selbst. Die meisten Atome sind hierbei einfach oder mehrfach [[Ionisation|ionisiert]]. Diese Winde können einige tausend&nbsp;km/s schnell werden. Winde heißer Sterne werden ebenfalls durch den Strahlungsdruck des Zentralsterns angetrieben, aber anders als bei kühlen Winden wirkt er nicht durch Streuung des kontinuierlichen Sternspektrums, sondern durch [[Absorption (Physik)|Absorption]] in [[Spektrallinie]]n im [[ultraviolett]]en Bereich.<ref>{{Literatur |Autor=R. Kippenhahn, A.Weigert |Titel=Stellar Structure and Evolution (Astronomy and Astrophysics Library) |Verlag=Springer Verlag GmbH |Ort=Mannheim |Datum=1994 |ISBN=978-3-540-50211-1}}</ref> Die Massenverlustraten reichen von <math>10^{-10}</math> in Hauptreihensternen über <math>10^{-6}</math> in Überriesen bis hin zu <math>10^{-3}</math> in [[Wolf-Rayet-Stern]]en. Der extreme Stern [[eta Carinae|η&nbsp;Carinae]] hat während eines etwa zwanzigjährigen Ausbruchs um 1840 etwa eine halbe Sonnenmasse pro Jahr verloren. Der Sternwind heißer Sterne ist hochgradig [[inhomogen]]. Die Inhomogenität kann bei windakkretierenden [[Röntgendoppelstern]]en indirekt beobachtet werden. Dabei wird der Sternwind von einem [[Kompakter Stern|kompakten Stern]], einem [[Weißer Zwerg|Weißen Zwerg]], einem [[Neutronenstern]] oder einem [[Schwarzes Loch|Schwarzen Loch]], eingefangen und über eine [[Akkretionsscheibe]] auf den Stern transferiert. Beim Aufprall auf der Oberfläche eines Weißen Zwerges oder Neutronensterns wird [[Röntgenstrahlung]] als [[thermische Strahlung]] frei, die direkt proportional zur Menge des akkretierten Windes ist. Dies ermöglicht, die klumpige Struktur des Sternwinds heißer Sterne zu analysieren.<ref>{{Literatur |Autor=Anabella T. Araudo, Valenti Bosch-Ramon, Gustavo E. Romero |Titel=Transient gamma-ray emission from Cygnus X-3 |Sammelwerk=Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics |Datum=2011 |arXiv=1104.1730}}</ref>
| Autor     = Anabella T. Araudo, Valenti Bosch-Ramon, Gustavo E. Romero
| Titel     = Transient gamma-ray emission from Cygnus X-3
| Jahr      = 2011
| Sammelwerk = Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics
| arxiv      = 1104.1730
}}</ref>


*Bei manchen '''Sterntypen, die Material [[Akkretion (Astronomie)|akkretieren]]''', wie etwa die [[T-Tauri-Stern]]e, kann sich ein Wind in Form eines [[Jet (Astronomie)|Jets]] bilden. Dabei wird ein Teil des auf den Stern stürzenden Materials durch ein Magnetfeld abgelenkt und längs der Polachse weggeschleudert.<ref>{{Literatur|Autor=L. Hartmann|Titel=Accretion Processes in Star Formation (Cambridge Astrophysics)|Verlag=Cambridge University Press|Ort=Cambridge|Jahr=2001|ISBN=978-0521785204}}</ref>
*Bei manchen '''Sterntypen, die Material [[Akkretion (Astronomie)|akkretieren]]''', wie etwa die [[T-Tauri-Stern]]e, kann sich ein Wind in Form eines [[Jet (Astronomie)|Jets]] bilden. Dabei wird ein Teil des auf den Stern stürzenden Materials durch ein Magnetfeld abgelenkt und längs der Polachse weggeschleudert.<ref>{{Literatur |Autor=L. Hartmann |Titel=Accretion Processes in Star Formation (Cambridge Astrophysics) |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=2001 |ISBN=978-0-521-78520-4}}</ref>


*Die Sternwinde '''[[wechselwirkender Doppelstern]]systeme''' können mit hoher Geschwindigkeit kollidieren und dabei Radio-, Röntgen- und Gammastrahlung erzeugen. Solche Systeme nennt man [[Colliding-Wind Binary]].
*Die Sternwinde '''[[wechselwirkender Doppelstern]]systeme''' können mit hoher Geschwindigkeit kollidieren und dabei Radio-, Röntgen- und Gammastrahlung erzeugen. Solche Systeme nennt man [[Colliding-Wind Binary]].
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== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
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<references />
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[[Kategorie:Stellarphysik]]
[[Kategorie:Stellarphysik]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2021, 20:04 Uhr

Sichtbare Stoßfront (Bow Shock) des Orionnebels (von rechts) an der Sternwind-Blase des jungen Sterns LL Orionis

Sternwind ist ein kontinuierlicher Strom von Materie, der von der Oberfläche von Sternen ausgeht. Die Windgeschwindigkeiten betragen je nach Sterntyp zwischen einigen zehn und mehreren 1000 km/s, die beobachteten Massenverlustraten reichen von $ 10^{-14} $ bis $ 10^{-3} $ Sonnenmassen pro Jahr.

Sternwinde sind ein elektrisch leitfähiges Plasma und wechselwirken deshalb entsprechend mit Magnetfeldern. Sie können das Magnetfeld des Sterns weit nach außen tragen und interstellare Materie sowie kosmische Strahlung aus der näheren Umgebung des Sterns fernhalten. Dabei gebildete blasenförmige Strukturen um den Stern werden Astrosphären genannt, im Fall massereicher Sterne auch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) (englisch für „Sternwind-Blasen“). Der Sternwind der Sonne ist der Sonnenwind, ihre Astrosphäre die Heliosphäre.

Formen

Es gibt verschiedene Formen von Sternwinden, die sich durch ihren Antriebsmechanismus unterscheiden.

  • Winde kühler Sterne wie die von roten Riesen bestehen aus neutralen Atomen und Molekülen wie Kohlenstoffmonoxid, Silikaten und Ähnlichem. Diese staubreichen Winde sind mit nur einigen zehn km/s vergleichsweise langsam. Die Materie wird in der Atmosphäre des Roten Riesen durch Schockwellen aufgrund von Pulsationen beschleunigt. In einem gewissen Abstand vom Stern, bei dem die Temperatur hinreichend abgesunken ist, kondensiert das Gas zu Staub. Die antreibende Kraft ist der Strahlungsdruck auf die Moleküle des Staubes durch Streuung. Die Massenverlustraten können mit bis zu $ 10^{-6} $ Sonnenmassen pro Jahr sehr hoch sein. Solche Winde treten in den Spätphasen der Sternentwicklung auf und sind zum Beispiel für die Entstehung der planetarischen Nebel verantwortlich.[1]
  • Bei sonnenähnlichen Hauptreihensternen besteht der Wind aus geladenen Teilchen, meist Protonen und Elektronen. Solche Winde wie der Sonnenwind werden hauptsächlich durch die extremen Temperaturen der Korona von einigen Millionen Kelvin angetrieben. Der dabei wirkende Gasdruck beschleunigt den Wind auf einige hundert km/s. Gegenwärtig verliert die Sonne etwa $ 10^{-14} $ Sonnenmassen pro Jahr, ihr Wind hat daher keinen Einfluss auf den Entwicklungsweg der Sonne.[2] Bei Hauptreihensternen mit einer äußeren Konvektionschicht bildet sich eine Korona. Diese dünne Atmosphäre wird (durch noch nicht vollständig verstandene Prozesse) auf mehrere Millionen Kelvin erwärmt, und in der Folge erreichen die Bestandteile des Plasmas eine Wärmebewegung, die zum Abströmen als Sternwind ausreicht.
  • Winde heißer Sterne, etwa ab einer Oberflächentemperatur von 10.000 K, haben dieselbe chemische Zusammensetzung wie die Sternoberfläche selbst. Die meisten Atome sind hierbei einfach oder mehrfach ionisiert. Diese Winde können einige tausend km/s schnell werden. Winde heißer Sterne werden ebenfalls durch den Strahlungsdruck des Zentralsterns angetrieben, aber anders als bei kühlen Winden wirkt er nicht durch Streuung des kontinuierlichen Sternspektrums, sondern durch Absorption in Spektrallinien im ultravioletten Bereich.[3] Die Massenverlustraten reichen von $ 10^{-10} $ in Hauptreihensternen über $ 10^{-6} $ in Überriesen bis hin zu $ 10^{-3} $ in Wolf-Rayet-Sternen. Der extreme Stern η Carinae hat während eines etwa zwanzigjährigen Ausbruchs um 1840 etwa eine halbe Sonnenmasse pro Jahr verloren. Der Sternwind heißer Sterne ist hochgradig inhomogen. Die Inhomogenität kann bei windakkretierenden Röntgendoppelsternen indirekt beobachtet werden. Dabei wird der Sternwind von einem kompakten Stern, einem Weißen Zwerg, einem Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch, eingefangen und über eine Akkretionsscheibe auf den Stern transferiert. Beim Aufprall auf der Oberfläche eines Weißen Zwerges oder Neutronensterns wird Röntgenstrahlung als thermische Strahlung frei, die direkt proportional zur Menge des akkretierten Windes ist. Dies ermöglicht, die klumpige Struktur des Sternwinds heißer Sterne zu analysieren.[4]
  • Bei manchen Sterntypen, die Material akkretieren, wie etwa die T-Tauri-Sterne, kann sich ein Wind in Form eines Jets bilden. Dabei wird ein Teil des auf den Stern stürzenden Materials durch ein Magnetfeld abgelenkt und längs der Polachse weggeschleudert.[5]
  • Die Sternwinde wechselwirkender Doppelsternsysteme können mit hoher Geschwindigkeit kollidieren und dabei Radio-, Röntgen- und Gammastrahlung erzeugen. Solche Systeme nennt man Colliding-Wind Binary.

Einfluss auf die Entwicklung des Sterns

Während Sternwinde im Hauptreihenstadium keinen großen Einfluss auf die Entwicklung des Sterns haben, werden die späteren Stadien davon entscheidend beeinflusst. Viele massereiche Sterne entwickeln sich am Ende nur deswegen zu Weißen Zwergen und explodieren nicht als eine Supernova, weil sie vorher ausreichend Masse verloren haben.

Weblinks

Commons: Sternwind – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. H. J. Habing, H. Olofsson: Asymptotic Giant Branch Stars (Astronomy and Astrophysics Library). Springer, Berlin 2003, ISBN 0-387-00880-2.
  2. H. Scheffler, H. Elsässer: Physik der Sonne und der Sterne. Bibliographisches Institut, Mannheim 1990, ISBN 3-411-14172-7.
  3. R. Kippenhahn, A.Weigert: Stellar Structure and Evolution (Astronomy and Astrophysics Library). Springer Verlag GmbH, Mannheim 1994, ISBN 978-3-540-50211-1.
  4. Anabella T. Araudo, Valenti Bosch-Ramon, Gustavo E. Romero: Transient gamma-ray emission from Cygnus X-3. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2011, arxiv:1104.1730.
  5. L. Hartmann: Accretion Processes in Star Formation (Cambridge Astrophysics). Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 978-0-521-78520-4.