Rutherfordsches Atommodell: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''rutherfordsche Atommodell''' ist ein [[Atommodell]], das 1911 von [[Ernest Rutherford]] aufgestellt wurde. Es bildet die Grundlage für das heutige Bild vom [[Atom]], indem es den [[Atomkern]] einführte, der als außerordentlich kleine, positiv geladene Kugel im Zentrum des Atoms fast dessen ganze Masse vereinigt. Damit überwand das rutherfordsche Atommodell das etwas ältere [[Thomsonsches Atommodell|thomsonsche Atommodell]] und diente seinerseits als Ausgangspunkt des [[Bohrsches Atommodell|bohrschen Atommodells]] von 1913, mit dem die Energiestufen der Atomhülle erstmals erfolgreich beschrieben werden konnten.
Das '''rutherfordsche Atommodell''' ist ein [[Atommodell]], das 1909 bis 1911 von [[Ernest Rutherford]] aufgestellt wurde. Es bildet die Grundlage für das heutige Bild vom [[Atom]], indem es den [[Atomkern]] einführte, der als außerordentlich kleine, positiv geladene Kugel im Zentrum des Atoms fast dessen ganze Masse besitzt. Damit überwand das rutherfordsche Atommodell das 1904 aufgestellte [[Thomsonsches Atommodell|thomsonsche Atommodell]] und diente seinerseits 1913 als Ausgangspunkt des [[Bohrsches Atommodell|bohrschen Atommodells]], mit dem die Energiestufen der [[Atomhülle]] erstmals erfolgreich beschrieben werden konnten.


== Prinzip ==
== Überblick ==
Vor dem [[Rutherfordscher Streuversuch|rutherfordschen Streuversuch]] (1909) von [[Hans Geiger (Physiker)|Hans Geiger]], [[Ernest Marsden]] und [[Ernest Rutherford]] war bekannt, dass Atome negativ geladene [[Elektron]]en und die gleiche Menge an positiver [[Elektrische Ladung|Ladung]] enthalten. Einen Erklärungsversuch für den Aufbau der Atome stellte das thomsonsche Atommodell dar. Demnach besteht das Atom aus gleichmäßig verteilten positiven Ladungen und Elektronen, die sich darin bewegen. Der rutherfordsche Streuversuch zeigte, dass die positive Ladung und ein Großteil der [[Masse (Physik)|Masse]] in einem kleinen [[Atomkern]] vereinigt sind und widerlegte damit dieses Atommodell.
Bis zum [[Rutherfordscher Streuversuch|rutherfordschen Streuversuch]] (1909) von [[Hans Geiger (Physiker)|Hans Geiger]], [[Ernest Marsden]] und [[Ernest Rutherford]] war lediglich bekannt, dass Atome negativ geladene [[Elektron]]en und die gleiche Menge positiver [[Elektrische Ladung|Ladungen]] enthalten. Einen dazu passenden Erklärungsversuch für den Atomaufbau stellte das [[Thomsonsches Atommodell|thomsonsche Atommodell]] dar, wonach jedes Atom aus einer gleichmäßig verteilten positiven Ladung bestünde, in der sich unter der Wirkung elektrostatischer Kräfte die Elektronen bewegten. Der rutherfordsche Streuversuch zeigte, dass dieses Modell nicht die Realität abbildet. Die Gesamtheit der positiven Ladungen des Atoms und praktisch seine gesamte [[Masse (Physik)|Masse]] müssen in einem Atomkern vereinigt sein, dessen Größe nur einen winzigen Bruchteil des gesamten Atoms ausmacht.


== Der Versuch ==
== Der Versuch ==
[[Datei:Rutherford gold foil experiment results.svg|mini|Unten das Ergebnis des Rutherfordexperiments, oben das zu erwartende Ergebnis, wenn das thomsonsche Atommodell gegolten hätte.]]
[[Datei:Rutherford gold foil experiment results.svg|mini|Unten das Ergebnis des Rutherfordexperiments, oben das zu erwartende Ergebnis, wenn das thomsonsche Atommodell gegolten hätte.]]
Rutherfords Mitarbeiter Hans Geiger und Ernest Marsden führten einen Versuch mit [[Alphastrahlung|Alpha-Teilchen]] durch. Zunächst wurde entgegen der damals gängigen Vorstellung, dass Alpha-Teilchen von Materie nicht reflektiert werden, beobachtet, dass von [[Bismut|Wismut-214]] ausgesandte Alpha-Teilchen zumindest teilweise von einer [[Platin]]<nowiki/>platte reflektiert wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Jörn Bleck-Neuhaus |Titel=Elementare Teilchen |TitelErg=Von den Atomen über das Standard-Modell bis zum Higgs-Boson |Auflage=2., überarbeitete |Verlag=Springer |Ort=Berlin Heidelberg |Datum=2013 |ISBN=978-3-642-32578-6 |ISSN=0937-7433 |Seiten=49 |DOI=10.1007/978-3-642-32579-3}}</ref> Es war also völlig unerwartet, dass einige Teilchen von der Metallschicht zurückgeworfen wurden.
Rutherfords Mitarbeiter Hans Geiger und Ernest Marsden führten Versuche mit energiereichen [[Alphastrahlung|Alpha-Teilchen]] der natürlichen [[Radioaktivität]] von [[Bismut|Wismut-214]] durch. Zunächst wurde beobachtet, dass einige wenige der Alpha-Teilchen von einer [[Platin]]<nowiki/>platte zurückgeworfen wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Jörn Bleck-Neuhaus |Titel=Elementare Teilchen |TitelErg=Von den Atomen über das Standard-Modell bis zum Higgs-Boson |Auflage=2., überarbeitete |Verlag=Springer |Ort=Berlin Heidelberg |Datum=2013 |ISBN=978-3-642-32578-6 |ISSN=0937-7433 |Seiten=49 |DOI=10.1007/978-3-642-32579-3}}</ref> Das war völlig unerwartet, denn bisher hatte man lediglich Ablenkungen der Alpha-Teilchen um wenige Grad festgestellt, und es war mit bisherigen Vorstellungen vom Atom auch nicht zu erklären.


In einem verfeinerten Versuchsaufbau wurde die Verteilung der Ablenkwinkel (zwischen 0° und 180°) im Vakuum mit dünnen Folien verschiedener Metalle, darunter Gold, untersucht.<ref>{{cite journal| last = Geiger | first = Hans | coauthors = Ernest Marsden | title = On a Diffuse Reflection of the α-Particles | journal = Proceedings of the Royal Society | volume = 82A | issue = | pages = 495-500 | publisher = | location = | date = 1909 | url = http://chemteam.info/Chem-History/GM-1909.html | doi = | accessdate = 25. Oktober 2010}}</ref> Auch hier zeigte sich, dass etwa eines von 8000 Alphateilchen zurückgeworfen wurde, was auf ein kleines massives Zentrum im Inneren der Atome schließen ließ. Dieses massive Zentrum im Inneren des Atoms bezeichnete Rutherford als Atomkern.
In einem verfeinerten Versuchsaufbau wurde im Vakuum mit dünnen Folien verschiedener Metalle, darunter Gold, die Häufigkeitsverteilung von Ablenkwinkeln zwischen 15° und 170°  untersucht.<ref>{{cite journal| last = Geiger | first = Hans | coauthors = Ernest Marsden | title = On a Diffuse Reflection of the α-Particles | journal = Proceedings of the Royal Society | volume = 82A | issue = | pages = 495–500 | publisher = | location = | date = 1909 | url = http://chemteam.info/Chem-History/GM-1909.html | doi = | accessdate = 25. Oktober 2010}}</ref> Auch hier zeigte sich, dass wesentlich größere Ablenkwinkel auftraten, als durch den Zusammenstoß der Alphateilchen mit den vergleichsweise sehr leichten Elektronen erklärbar sind, und dass etwa eines von 8000 Alphateilchen ganz zurückgeworfen wurde.


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== Das Modell von Rutherford ==
== Das Modell von Rutherford ==
Unter Verwendung der nach ihm benannten [[Rutherford-Streuung#Rutherfordsche Streuformel|Streuformel]] leitete Rutherford aus den Experimenten Werte für die Größe und Ladung der positiven Ladungsverteilung von Gold und anderen Elementen ab. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die enorme elektrische Feldstärke, die für die gemessene starke Ablenkung von Alpha-Teilchen erforderlich ist, nur unter der Annahme erklärbar ist, dass die positive Ladung des Atoms vollständig in einem kompakten Atomkern konzentriert ist, dessen Radius um ca. einen Faktor 3000 kleiner ist als der Atomradius.<ref name="Rutherford_1911">E. Rutherford, ''The Scattering of α and β Particles by Matter and the Structure of the Atom'', Phil. Mag. 6, vol. 21, 669-688 (1911). [http://www.ffn.ub.es/luisnavarro/nuevo_maletin/Rutherford%20(1911),%20Structure%20atom%20.pdf Rutherfords Artikel im ''Philosophical Magazine'' (englisch, PDF; 233&nbsp;kB)]</ref>
Aus der neu konzipierten Vorstellung, im Atom gäbe es einen kleinen, schweren, elektrisch geladenen Kern, leitete Rutherford die nach ihm benannte [[Rutherford-Streuung#Rutherfordsche Streuformel|Streuformel]] her. Damit konnte die beobachtete Häufigkeit großer Ablenkwinkel erklärt werden, wenn der Kern nicht größer als 1/3000 des Atomradius ist und seine elektrische Ladung (in Einheiten der Elementarladung) in etwa der chemischen Ordnungszahl des Atoms entspricht.<ref name="Rutherford_1911">E. Rutherford, ''The Scattering of α and β Particles by Matter and the Structure of the Atom'', Phil. Mag. 6, vol. 21, 669–688 (1911). [http://www.ffn.ub.es/luisnavarro/nuevo_maletin/Rutherford%20(1911),%20Structure%20atom%20.pdf Rutherfords Artikel im ''Philosophical Magazine'' (englisch, PDF; 233&nbsp;kB)]</ref>


Zur Erklärung der elektrischen Neutralität von Atomen ging Rutherford davon aus, dass der Atomkern von Elektronen umgeben wird, wobei die Gesamtanzahl der Elektronen pro Atom genau der [[Kernladungszahl]] entspricht. Über die räumliche Verteilung der Elektronen ließen sich allerdings aus den Experimenten keine Informationen ableiten, da die Elektronen aufgrund ihrer geringen Masse nicht in nachweisbarem Umfang zur Ablenkung der Alphastrahlen beitragen. Entgegen häufig zu findenden Darstellungen in Lehrbüchern und anderen Sekundärquellen entwickelte Rutherford kein eigenes Modell der Elektronenstruktur von Atomen, er zitierte lediglich im Februar 1911 bei einem Vortrag vor der ''Manchester Literary and Philosophical Society'', der Basis eines im Mai im ''Philosophical Magazine'' erschienenen Artikel war,<ref name="Rutherford_1911" /> [[Nagaoka Hantarō|Nagaokas]] [[planetarisches Modell]]“,<ref name="Nagaoka_1904">{{cite journal | last = Nagaoka | first = Hantarō | title = Kinetics of a system of particles illustrating the line and the band spectrum and the phenomena of radioactivity | journal = Philosophical Magazine  | volume = 7 | issue = | pages = 445-455 | publisher = | location = | date = 1904 | url = http://www.chemteam.info/Chem-History/Nagaoka-1904.html | doi = | accessdate = 2010-02-28}}</ref> um seine Abschätzung der Kernladungszahl von Gold zu plausibilisieren.
Zur Erklärung der elektrischen Neutralität von Atomen ging Rutherford davon aus, dass der Atomkern positiv geladen ist und von Elektronen umgeben wird, deren Anzahl der [[Kernladungszahl]] entspricht. Über die räumliche Verteilung der Elektronen ließen sich keine weiteren Informationen ableiten, da die Elektronen aufgrund ihrer geringen Masse nicht zur Ablenkung der Alphateilchen um große Winkel beitragen. Entgegen häufig zu findenden Darstellungen in Lehrbüchern und anderen Sekundärquellen entwickelte Rutherford kein eigenes Modell der Elektronenstruktur von Atomen. Er zitierte lediglich im Februar 1911 bei der Vorstellung seines Modells vor der ''Manchester Literary and Philosophical Society''<ref name="Rutherford_1911" /> das „[[planetarische Modell]]“ von [[Nagaoka Hantarō|Nagaoka]]<ref name="Nagaoka_1904">{{cite journal | last = Nagaoka | first = Hantarō | title = Kinetics of a system of particles illustrating the line and the band spectrum and the phenomena of radioactivity | journal = Philosophical Magazine  | volume = 7 | issue = | pages = 445–455 | publisher = | location = | date = 1904 | url = http://www.chemteam.info/Chem-History/Nagaoka-1904.html | doi = | accessdate = 2010-02-28}}</ref>, um seine Abschätzung der Kernladungszahl von Gold zu plausibilisieren.


== Probleme ==
== Grenzen des Modells ==
Ein Problem besteht in der Erklärung von [[Spontane Emission|Emissionen]] und [[Absorption (Physik)|Absorptionen]] von [[Quant|Energiequanten]]: Mit dem Modell von Rutherford kann keine Erklärung für die so genannten [[Spektrallinie]]n diverser Gase gegeben werden. Es wurde daher durch das [[Bohrsches Atommodell|bohrsche Atommodell]] abgelöst, das den [[Elektron]]en unterschiedliche [[Energieniveau]]s zuordnet.
Nach dem Modell von Rutherford würden die Elektronen den Kern auf [[Keplerbahn]]en umkreisen, die wie beim [[Planetensystem]] beliebige Ausdehnung, Exzentrizität und Orientierung haben könnten. Diese Bahnen könnten aber nicht stabil sein, weil eine kreisende und damit beschleunigte Ladung nach den Gesetzen der [[Elektrodynamik]] ständig Energie abstrahlt. Dabei würde ein in den Kern stürzendes Elektron elektromagnetische Wellen jeder beliebigen Frequenz erzeugen, was aber der Beobachtung von [[Spektrallinie]]n mit je nach Atomart spezifischen Frequenzen widerspricht.
 
Ein weiteres Problem, das auch durch das bohrsche Atommodell nicht gelöst werden konnte, besteht darin, dass das Modell keine Erklärung dafür liefert, warum die Elektronen nicht in den Kern stürzen, obwohl kreisende und damit beschleunigte Ladung nach Maxwell ständig Energie abstrahlt. Des Weiteren könnte ein langsam in den Kern stürzendes Elektron Photonen mit jeder beliebigen Frequenz emittieren, was aber, aufgrund der quantisierten Energieniveaus nach <math>E=h\cdot{}f</math>, unmöglich ist.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 2. Februar 2022, 10:36 Uhr

Atommodell nach Rutherford für Stickstoff, Elektronen: grün, Atomkern (hier 1000-fach zu groß gezeichnet): rot

Das rutherfordsche Atommodell ist ein Atommodell, das 1909 bis 1911 von Ernest Rutherford aufgestellt wurde. Es bildet die Grundlage für das heutige Bild vom Atom, indem es den Atomkern einführte, der als außerordentlich kleine, positiv geladene Kugel im Zentrum des Atoms fast dessen ganze Masse besitzt. Damit überwand das rutherfordsche Atommodell das 1904 aufgestellte thomsonsche Atommodell und diente seinerseits 1913 als Ausgangspunkt des bohrschen Atommodells, mit dem die Energiestufen der Atomhülle erstmals erfolgreich beschrieben werden konnten.

Überblick

Bis zum rutherfordschen Streuversuch (1909) von Hans Geiger, Ernest Marsden und Ernest Rutherford war lediglich bekannt, dass Atome negativ geladene Elektronen und die gleiche Menge positiver Ladungen enthalten. Einen dazu passenden Erklärungsversuch für den Atomaufbau stellte das thomsonsche Atommodell dar, wonach jedes Atom aus einer gleichmäßig verteilten positiven Ladung bestünde, in der sich unter der Wirkung elektrostatischer Kräfte die Elektronen bewegten. Der rutherfordsche Streuversuch zeigte, dass dieses Modell nicht die Realität abbildet. Die Gesamtheit der positiven Ladungen des Atoms und praktisch seine gesamte Masse müssen in einem Atomkern vereinigt sein, dessen Größe nur einen winzigen Bruchteil des gesamten Atoms ausmacht.

Der Versuch

Unten das Ergebnis des Rutherfordexperiments, oben das zu erwartende Ergebnis, wenn das thomsonsche Atommodell gegolten hätte.

Rutherfords Mitarbeiter Hans Geiger und Ernest Marsden führten Versuche mit energiereichen Alpha-Teilchen der natürlichen Radioaktivität von Wismut-214 durch. Zunächst wurde beobachtet, dass einige wenige der Alpha-Teilchen von einer Platinplatte zurückgeworfen wurden.[1] Das war völlig unerwartet, denn bisher hatte man lediglich Ablenkungen der Alpha-Teilchen um wenige Grad festgestellt, und es war mit bisherigen Vorstellungen vom Atom auch nicht zu erklären.

In einem verfeinerten Versuchsaufbau wurde im Vakuum mit dünnen Folien verschiedener Metalle, darunter Gold, die Häufigkeitsverteilung von Ablenkwinkeln zwischen 15° und 170° untersucht.[2] Auch hier zeigte sich, dass wesentlich größere Ablenkwinkel auftraten, als durch den Zusammenstoß der Alphateilchen mit den vergleichsweise sehr leichten Elektronen erklärbar sind, und dass etwa eines von 8000 Alphateilchen ganz zurückgeworfen wurde.

„It was almost as incredible as if you fired a 15-inch shell at a piece of tissue paper and it came back and hit you.“

„Es war beinahe so unglaublich, als ob man mit einem 15-Zoll-Geschoss auf ein Stück Seidenpapier schießt und das Geschoss zurückkommt und einen selbst trifft.“

Ernest Rutherford[3]

Das Modell von Rutherford

Aus der neu konzipierten Vorstellung, im Atom gäbe es einen kleinen, schweren, elektrisch geladenen Kern, leitete Rutherford die nach ihm benannte Streuformel her. Damit konnte die beobachtete Häufigkeit großer Ablenkwinkel erklärt werden, wenn der Kern nicht größer als 1/3000 des Atomradius ist und seine elektrische Ladung (in Einheiten der Elementarladung) in etwa der chemischen Ordnungszahl des Atoms entspricht.[4]

Zur Erklärung der elektrischen Neutralität von Atomen ging Rutherford davon aus, dass der Atomkern positiv geladen ist und von Elektronen umgeben wird, deren Anzahl der Kernladungszahl entspricht. Über die räumliche Verteilung der Elektronen ließen sich keine weiteren Informationen ableiten, da die Elektronen aufgrund ihrer geringen Masse nicht zur Ablenkung der Alphateilchen um große Winkel beitragen. Entgegen häufig zu findenden Darstellungen in Lehrbüchern und anderen Sekundärquellen entwickelte Rutherford kein eigenes Modell der Elektronenstruktur von Atomen. Er zitierte lediglich im Februar 1911 bei der Vorstellung seines Modells vor der Manchester Literary and Philosophical Society[4] das „planetarische Modell“ von Nagaoka[5], um seine Abschätzung der Kernladungszahl von Gold zu plausibilisieren.

Grenzen des Modells

Nach dem Modell von Rutherford würden die Elektronen den Kern auf Keplerbahnen umkreisen, die wie beim Planetensystem beliebige Ausdehnung, Exzentrizität und Orientierung haben könnten. Diese Bahnen könnten aber nicht stabil sein, weil eine kreisende und damit beschleunigte Ladung nach den Gesetzen der Elektrodynamik ständig Energie abstrahlt. Dabei würde ein in den Kern stürzendes Elektron elektromagnetische Wellen jeder beliebigen Frequenz erzeugen, was aber der Beobachtung von Spektrallinien mit je nach Atomart spezifischen Frequenzen widerspricht.

Einzelnachweise

  1. Jörn Bleck-Neuhaus: Elementare Teilchen. Von den Atomen über das Standard-Modell bis zum Higgs-Boson. 2., überarbeitete Auflage. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-32578-6, ISSN 0937-7433, S. 49, doi:10.1007/978-3-642-32579-3.
  2. Hans Geiger, Ernest Marsden: On a Diffuse Reflection of the α-Particles. In: Proceedings of the Royal Society. 82A. Jahrgang, 1909, S. 495–500 (chemteam.info [abgerufen am 25. Oktober 2010]).
  3. Edward Andrade: Rutherford and the Nature of the Atom. Doubleday New York 1964. Zitiert nach: Laylin K. James: Nobel Laureates in chemistry, 1901–1992, S. 57
  4. 4,0 4,1 E. Rutherford, The Scattering of α and β Particles by Matter and the Structure of the Atom, Phil. Mag. 6, vol. 21, 669–688 (1911). Rutherfords Artikel im Philosophical Magazine (englisch, PDF; 233 kB)
  5. Hantarō Nagaoka: Kinetics of a system of particles illustrating the line and the band spectrum and the phenomena of radioactivity. In: Philosophical Magazine. 7. Jahrgang, 1904, S. 445–455 (chemteam.info [abgerufen am 28. Februar 2010]).