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== Vierer-Schreibweise == | == Vierer-Schreibweise == | ||
[[Datei:Indices miller bravais.png|mini|Millersche Indizes im hexagonalen Kristallsystem]] | [[Datei:Indices miller bravais.png|mini|Millersche Indizes im hexagonalen Kristallsystem]] | ||
Im [[Trigonales Kristallsystem|trigonalen Kristallsystem]] und im [[Hexagonales Kristallsystem|hexagonalen Kristallsystem]] wird häufig die Schreibweise mit vier Indizes | Im [[Trigonales Kristallsystem|trigonalen Kristallsystem]] und im [[Hexagonales Kristallsystem|hexagonalen Kristallsystem]] wird häufig die Schreibweise mit vier Indizes <math>(HKIL)\!\,</math> verwendet. Diese abgewandelten millerschen Indizes werden als ''bravaissche Indizes'' (auch ''Bravais-Miller-Indizes'' oder ''Miller-Bravais-Indizes'') bezeichnet. Ein Vorteil dieser Indizes im hexagonalen Kristallsystem ist, dass symmetrieäquivalente Flächen leicht zu identifizieren sind, da sie durch [[Permutation]] der ersten drei Indizes erhalten werden. So sind die Flächen <math>(10\bar 1 0)\!\,</math>, <math>(01\bar 1 0)\!\,</math> und <math>(1\bar 1 0 0)\!\,</math> beispielsweise Flächen des hexagonalen Prismas. Die Indizes <math>H\!\,</math>, <math>K\!\,</math> und <math>L\!\,</math> stimmen mit den üblichen millerschen Indizes überein, <math>I\!\,</math> ergibt sich immer als <math>-(H+K)\!\,</math>. | ||
Auch für die Richtungsindizes gibt es eine Vierer-Schreibweise. In der Kristallographie und Mineralogie werden meist die normalen Richtungsindizes <math>[uv.w]</math> oder <math>[uv^{*}w]</math> verwendet, wobei durch einen Platzhalter für <math>t</math> angedeutet wird, dass das trigonale bzw. hexagonale Kristallsystem gemeint ist. t ist dabei immer null. Allerdings wird diese Schreibweise teilweise auch für die im Folgenden beschriebenen ''Weber-Indizes'' verwendet, weswegen es zu Verwechslungen kommen kann. | Auch für die Richtungsindizes gibt es eine Vierer-Schreibweise. In der Kristallographie und Mineralogie werden meist die normalen Richtungsindizes <math>[uv.w]</math> oder <math>[uv^{*}w]</math> verwendet, wobei durch einen Platzhalter für <math>t</math> angedeutet wird, dass das trigonale bzw. hexagonale Kristallsystem gemeint ist. t ist dabei immer null. Allerdings wird diese Schreibweise teilweise auch für die im Folgenden beschriebenen ''Weber-Indizes'' verwendet, weswegen es zu Verwechslungen kommen kann. | ||
In der Werkstoffwissenschaft wird eine | In der Werkstoffwissenschaft wird eine die abweichende Schreibweise <math>[UVTW]</math> bevorzugt, die sogenannten ''Weber-Indizes'' (engl. {{lang|en|''Weber symbols''}}).<ref>{{Literatur |Autor=[[Leonhard Weber (Kristallograph)|Leonhard Weber]] |Titel=Das viergliedrige Zonensymbol des hexagonalen Systems |Sammelwerk=[[Zeitschrift für Kristallographie|Z. Kristallogr.]] |Band=57 |Datum=1922 |Seiten=200–203}}</ref> Die Umrechnung aus der Dreier-Schreibweise <math>[uvw]\!\,</math> ist hier unterschiedlich zur Umrechnung der Ebenen-Indizes:<ref>{{Literatur |Autor=Christopher Hammond |Titel=The Basics of Crystallography and Diffraction |Verlag=Oxford University Press |Datum=2001 |ISBN=978-0-19-850552-5 |Seiten=115 |Online={{Google Buch |BuchID=NaGLdNHGvPQC |Seite=115}}}}</ref> | ||
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Der Vorteil dieser Schreibweise liegt darin, dass die Richtung <math>[UVTW]\!\,</math>, ähnlich wie in kubischen Kristallsystemen, senkrecht zur | :<math>U = (2u - v)/3</math> | ||
:<math>V = (2v - u)/3</math> | |||
:<math>T = -(u + v)/3</math> | |||
:<math>W = w.</math> | |||
Der Vorteil dieser Schreibweise liegt darin, dass die Richtung <math>[UVTW]\!\,</math>, ähnlich wie in kubischen Kristallsystemen, senkrecht zur Ebene <math>(UVTW)\!\,</math> ist. In der Dreier-Schreibweise ist dies in diesen Kristallsystemen im Allgemeinen nicht der Fall. Zudem können wie bei den ''Miller-Bravais-Indizes'' in kubischen Kristallsystemen aus Symmetriegründen äquivalente Richtungen durch Permutation der ersten drei Indizes erhalten werden und eine <math>0</math> bedeutet, dass die Richtung senkrecht zum entsprechenden Basisvektor ist. Da die Umrechnung von Richtungen in die Vierer-Schreibweise verglichen mit Ebenen komplizierter ist, werden in der Literatur Richtungen mit Weber-Indizes häufig falsch angegeben. | |||
=== Herleitung === | === Herleitung === | ||
Die Richtung <math>[u v w]</math> soll äquivalent zu <math>[U V T W]</math> sein, d. h. beide Indizes sollen in die gleiche Richtung zeigen. Also ist | Die Richtung <math>[u v w]</math> soll äquivalent zu <math>[U V T W]\!\,</math> sein, d. h. beide Indizes sollen in die gleiche Richtung zeigen. Also ist | ||
:<math>u \cdot \vec a + v \cdot \vec b + w \cdot \vec c \propto U \cdot \vec a + V \cdot \vec b + T \cdot \vec d + W \cdot \vec c .</math> | :<math>u \cdot \vec a + v \cdot \vec b + w \cdot \vec c \propto U \cdot \vec a + V \cdot \vec b + T \cdot \vec d + W \cdot \vec c .</math> | ||
Nun ist | Nun ist | ||
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:<math>v = U+2V</math> | :<math>v = U+2V</math> | ||
:<math>w = W,</math> | :<math>w = W,</math> | ||
wobei am Ende noch gekürzt werden muss. Aus | wobei am Ende noch gekürzt werden muss. Aus Letzteren Gleichungen lassen sich durch Auflösen nach <math>U</math>, <math>V</math> und <math>W</math> die Gleichungen zur Bestimmung der Weberindizes aus der Dreier-Schreibweise erhalten. | ||
== Literatur == | == Literatur == |
Millersche Indizes dienen in der Kristallographie der eindeutigen Bezeichnung von Kristallflächen bzw. Ebenen im Kristallgitter. Die Schreibweise (hkl) wurde im Jahr 1839 von William Hallowes Miller (1801–1880) vorgeschlagen.[1] In der gleichen Arbeit führte Miller auch die heute gebräuchlichen Schreibweisen [uvw] für Richtungen (Richtungsindizes) und {hkl} für Kristallformen, d. h. die Menge aller symmetrisch äquivalenten Flächen, ein.
Die millerschen Indizes werden wie folgt gebildet: Man bestimmt die Schnittpunkte der Kristallebene mit den drei Koordinatenachsen, kürzt gemeinsame Faktoren, bildet die Kehrwerte und multipliziert mit dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen der Nenner, so dass sich drei ganze, teilerfremde Zahlen ergeben.
In der Mineralogie werden die millerschen Indizes verwendet, um Kristallflächen eindeutig zu beschreiben. Auch zur Angabe der Spaltbarkeit oder von Verzwillingungen werden sie benötigt.
Bei Beugungsmethoden wie der Röntgenbeugung oder der Elektronenbeugung bezeichnen sie eine Netzebenen-Schar. Hier werden auch höhere Indizes – beispielsweise 222 – eingesetzt, um die Beugung höherer Ordnung anzugeben. Diese Indizes werden als Laue-Indizes oder Laue-Symbol bezeichnet. Sie werden zur Unterscheidung von den nach Definition teilerfremden millerschen Indizes üblicherweise ohne Klammern geschrieben. Laue-Indizes werden z. B. bei der Angabe von systematischen Auslöschungen verwendet und gehen in die Formel des Strukturfaktors ein. Die Laue-Indizes sind die mit der Ordnung n der Interferenz (siehe Bragg-Gleichung) multiplizierten Miller-Indizes, z. B. wird die Reflexion 2. Ordnung an der Gitterebene mit den Miller-Indizes (100) mit Laue-Indizes 200 bezeichnet.[2]
In der Materialwissenschaft werden sowohl Gitterebenen als auch Gittervektoren benötigt, um Gitterfehler wie Versetzungen zu charakterisieren. Auch Gleitsysteme, Texturen oder die Kristallorientierung von Einkristallen können mit millerschen Indizes beschrieben werden.
Abhängig von seinem Kristallsystem wird jedem Kristall ein Koordinatensystem zugeordnet. Die drei Vektoren
Die millerschen Indizes sind drei ganzzahlige, teilerfremde Indizes
Sind anstatt einer spezifischen Netzebene alle symmetrisch äquivalenten Ebenen gemeint, so wird die Notation
Jeder Netzebenen-Schar
Es ergeben sich zwei äquivalente Möglichkeiten, eine Gitterebene zu beschreiben:
Betrachtet man eine Gitterebene mit den Spurpunkten
Hierbei ist
ein Normalenvektor der Ebene. Man bilde nun ein Vielfaches dieses Normalenvektors, sodass alle Einträge dieses Vielfachen des Normalenvektors ganze teilerfremde Zahlen sind. Sei dies z. B. im Folgenden durch die ganze Zahl
Die Komponenten des Tupels
Die andere Möglichkeit ist, mit
zu bezeichnen. Dieser Vektor steht senkrecht auf den entsprechenden Gitterebenen.
Dabei werden diejenigen ganzen Zahlen
Auch Vektoren innerhalb des Gitters können durch Indizes bezeichnet werden. Dabei wird die Notation
Beispiele:
Bei einem kubischen Kristall (also einem Würfel) ist
Die Notation
Dieser Vektor steht im Allgemeinen nicht senkrecht auf der Ebene
Im trigonalen Kristallsystem und im hexagonalen Kristallsystem wird häufig die Schreibweise mit vier Indizes
Auch für die Richtungsindizes gibt es eine Vierer-Schreibweise. In der Kristallographie und Mineralogie werden meist die normalen Richtungsindizes
In der Werkstoffwissenschaft wird eine die abweichende Schreibweise
Der Vorteil dieser Schreibweise liegt darin, dass die Richtung
Die Richtung
Nun ist
weshalb sich dies als
schreiben lässt. Da
gilt, folgt
Daher ist die Umrechnung von Webersymbolen in Richtungsindizes der Dreier-Schreibweise
wobei am Ende noch gekürzt werden muss. Aus Letzteren Gleichungen lassen sich durch Auflösen nach