92.203.25.118 (Diskussion) (Richtiger Term für die Mottstreuung unter der Rosenbluthformel) |
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In der [[Kernphysik|Kern-]] und [[Teilchenphysik]] treten die '''Strukturfunktionen''' <math>W_1</math> und <math>W_2</math> bzw. dimensionslos <math>F_1</math>, <math>F_2</math> (und <math>F_3</math>) in [[ | {{Belege}} | ||
In der [[Kernphysik|Kern-]] und [[Teilchenphysik]] treten die '''Strukturfunktionen''' <math>W_1</math> und <math>W_2</math> bzw. dimensionslos <math>F_1</math>, <math>F_2</math> (und <math>F_3</math>) in [[Tiefinelastische Streuung|tiefinelastischen Streuprozessen]] an [[Atomkern|Kernen]] und [[Nukleon]]en ([[Proton]] und [[Neutron]]) auf. Sie geben an, wie stark die [[Streuung (Physik)|Streuung]] ist, in Abhängigkeit von der dabei zwischen den Streupartnern übertragenen [[Energie]] und dem [[Impuls]]. Durch ihre Messung lassen sich Rückschlüsse auf die innere Struktur der Stoßpartner ziehen, insbesondere auf die Impulsverteilungen der in den Nukleonen enthaltenen [[Quark (Physik)|Quarks]]. | |||
Mithilfe der Strukturfunktionen bei der | Mithilfe der Strukturfunktionen bei der tief-inelastischen Elektron-Nukleon-Streuung wurde das [[Parton (Physik)|Parton]]<nowiki/>modell entwickelt und überprüft, d. h. das Modell für aus Quarks zusammengesetzte Protonen und Neutronen. Außerdem lassen sich der [[Spin]] und die [[elektrische Ladung]] der Quarks mittels der Strukturfunktionen experimentell bestimmen. | ||
Bei ''elastischen'' Streuprozessen sind die elektrischen und magnetischen [[Formfaktor (Physik)|Formfaktoren]] die Analoga der Strukturfunktionen. | Bei ''elastischen'' Streuprozessen sind die elektrischen und magnetischen [[Formfaktor (Physik)|Formfaktoren]] die Analoga der Strukturfunktionen. | ||
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* <math>\left(\frac{d\sigma}{d\Omega}\right)_{\mathrm{Mott}}</math> der [[Mott-Streuung|Mott]]-[[Wirkungsquerschnitt]] | * <math display="inline">\left(\frac{d\sigma}{d\Omega}\right)_{\mathrm{Mott}}</math> der [[Mott-Streuung|Mott]]-[[Wirkungsquerschnitt]] | ||
* <math>Q^2</math> der übertragene [[Vierervektor|Viererimpuls]] | * <math>Q^2</math> der übertragene [[Vierervektor|Viererimpuls]], im Beispiel der Elektronstreuung <math>Q^2 = -q^2 = (p_e - p_e^\prime)^2</math> mit <math>p_e</math> dem Viererimpuls des Elektrons vor und <math>p_e^\prime</math> nach der Streuung | ||
* <math>\nu = E-E^\prime</math> die übertragene Energie im [[Laborsystem]] | * <math>\nu = E-E^\prime</math> die übertragene Energie im [[Laborsystem]] | ||
* <math>\theta</math> der [[Streuwinkel]] | * <math>\theta</math> der [[Streuwinkel]] | ||
* <math>W_1(Q^2,\nu)</math> und <math>W_2(Q^2,\nu)</math> die Strukturfunktionen. | * <math display="inline">W_1(Q^2,\nu)</math> und <math>W_2(Q^2,\nu)</math> die Strukturfunktionen. | ||
Misst man nun den Wirkungsquerschnitt bei ''festen'' <math>Q^2</math> und <math>\nu</math> für verschiedene Streuwinkel und trägt in Analogie zum '''Rosenbluth-Plot''' <math>\tan^2(\theta/2)</math> auf der x-Achse und <math>\frac{d^2\sigma}{d\Omega\,dE^\prime} | Misst man nun den Wirkungsquerschnitt bei ''festen'' <math>Q^2</math> und <math>\nu</math> für verschiedene Streuwinkel und trägt in Analogie zum '''Rosenbluth-Plot''' <math>\tan^2(\theta/2)</math> auf der x-Achse und <math display="inline">\frac{d^2\sigma}{d\Omega\,dE^\prime}\left /\left(\frac{d\sigma}{d\Omega}\right)_{\mathrm{Mott}}\right . = 2W_1(Q^2,\nu) \, \tan^2(\theta/2) + W_2(Q^2,\nu)</math> auf der y-Achse auf, so nimmt der doppelt differentielle Wirkungsquerschnitt folgende lineare Form | ||
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welche von der [[Bjorken-Skalierung|Bjorken-Skala]] <math>x = \frac{Q^2}{2Pq} = \frac{Q^2}{2M\nu}</math> (auch [[Bjorken]] | welche von der [[Bjorken-Skalierung|Bjorken-Skala]] <math display="inline">x = \frac{Q^2}{2Pq} = \frac{Q^2}{2M\nu}</math> (auch [[Bjorken]]’sche Skalenvariable) abhängen (<math>M</math> ist die Masse des Targets – zum Beispiel eines Protons – und <math>P</math> der Viererimpuls des Targets). Diese ist ein Maß für die Inelastizität. | ||
Bei der inelastischen Streuung von [[Neutrino]]s an Nukleonen tritt noch eine dritte Strukturfunktion <math>F_3^{\nu N}</math> auf, die explizit die [[Paritätsverletzung]] der Neutrinos berücksichtigt. | Bei der inelastischen Streuung von [[Neutrino]]s an Nukleonen tritt noch eine dritte Strukturfunktion <math>F_3^{\nu N}</math> auf, die explizit die [[Paritätsverletzung]] der Neutrinos berücksichtigt. |
In der Kern- und Teilchenphysik treten die Strukturfunktionen
Mithilfe der Strukturfunktionen bei der tief-inelastischen Elektron-Nukleon-Streuung wurde das Partonmodell entwickelt und überprüft, d. h. das Modell für aus Quarks zusammengesetzte Protonen und Neutronen. Außerdem lassen sich der Spin und die elektrische Ladung der Quarks mittels der Strukturfunktionen experimentell bestimmen.
Bei elastischen Streuprozessen sind die elektrischen und magnetischen Formfaktoren die Analoga der Strukturfunktionen.
Analog zur Rosenbluth-Formel für elastische Streuprozesse gilt für den doppelt differentiellen Wirkungsquerschnitt:
dabei sind
Misst man nun den Wirkungsquerschnitt bei festen
mit
Das muss man für viele Werte von
Häufig gibt man statt
welche von der Bjorken-Skala
Bei der inelastischen Streuung von Neutrinos an Nukleonen tritt noch eine dritte Strukturfunktion
Die dimensionslosen Strukturfunktionen
Die dimensionslosen Strukturfunktionen erfüllen die Callan-Gross-Beziehung
Hätten die Partonen Spin 0, so wäre
Um die drittelzahlige elektrische Ladung der Quarks zu bestimmen, vergleicht man die gemessenen Strukturfunktionen
Die Summe läuft über alle relevanten Quarktypen, also u-, d- und s-Quarks. Alle anderen Quarktypen sind zu schwer um beizutragen.
Durch Vergleich der Messergebnisse dieser beiden Strukturfunktionen lässt sich die Quarkladung bestimmen. Sie stimmt mit den vorhergesagten drittelzahligen Werten überein.