Zündtemperatur: Unterschied zwischen den Versionen

Zündtemperatur: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Serols
K (Änderungen von 46.165.159.230 (Diskussion) auf die letzte Version von Codc zurückgesetzt)
 
imported>Bergdohle
 
Zeile 1: Zeile 1:
{{Überarbeiten}}
[[Datei:Streichholz.jpg|mini|Die Zündtemperatur eines Streichholzkopfes liegt bei 180–200&nbsp;°C.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander P. Hardt |Titel=Pyrotechnics |Verlag=Pyrotechnica Publications |Ort=Post Falls Idaho USA |Datum=2001 |ISBN=0-929388-06-2 |Kapitel=Matches – Safety Aspects |Seiten=82 |Sprache=en}}</ref>]]
Die '''Zündtemperatur''' (auch '''Zündpunkt''', '''Selbstentzündungstemperatur''', '''Entzündungstemperatur''' oder '''Entzündungspunkt''') ist die [[Temperatur]], auf die man einen [[Chemischer Stoff|Stoff]] oder eine Kontaktoberfläche erhitzen muss, damit sich eine [[brennbar]]e Substanz ([[Feststoff]], [[Flüssigkeit]], deren [[Dämpfe]] oder [[Gas]]) in Gegenwart von [[Sauerstoff]] ausschließlich aufgrund seiner Temperatur – also ohne [[Zündquelle]] wie einen [[Zündfunke]]n – [[Selbstentzündung|selbst entzündet]]. Sie ist bei jedem Stoff unterschiedlich hoch und in vielen Fällen vom Druck abhängig. Hervorgerufen wird die Selbstentzündung durch eine [[Exotherme Reaktion|exotherme Oxidationsreaktion]], wenn die Wärmeproduktionsrate die Wärmeabfuhr durch [[Wärmeleitung]], [[Wärmestrahlung|-strahlung]] und [[Konvektion]] übersteigt. Die Zündtemperatur korreliert nicht mit [[Siedepunkt]]- oder [[Flammpunkt]]<nowiki />temperatur eines brennbaren Stoffs. Sie ist vielmehr ein Maß für die Oxidationsempfindlichkeit der Substanz.


[[Datei:Streichholz.jpg|thumb|Die Zündtemperatur eines Streichholzkopfes liegt bei 80 °C.]]
Die Selbstentzündungstemperatur ist keine Stoffkenngröße im eigentlichen Sinn, da sie insbesondere vom Volumen der betrachteten Substanz abhängt. Größere Volumina entzünden sich bei kleineren Temperaturen. Die Zeit bis zur Selbstentzündung kann Monate betragen. Mit der Berechnung der Selbstentzündungstemperatur befasst sich die Theorie der Wärmeexplosion. Darin wird ein Konzept vorgeschlagen, das gestattet, Stoffwerte und Selbstentzündungstemperatur selbstentzündlicher Materialien mit Warmlagerungsversuchen eindeutig zu bestimmen. Die für die numerische Simulation relevanten kinetischen Parameter werden dabei in adiabatischen Warmlagerungsversuchen gewonnen. Die Selbstentzündungstemperatur ist unter anderem beim [[Brandschutz]] wichtig, beispielsweise bei Trocknungsprozessen, Lagerungen und Transporten. Bei [[Kohlebrand|Kohleflözbränden]] und einigen anderen Bränden kann es auch zur Entzündung [[in situ]], also bei [[Kohleflöz]]en im natürlichen Verband kommen.
Die '''Zündtemperatur''' (auch '''Zündpunkt''', '''Selbstentzündungstemperatur''', '''Entzündungstemperatur''' oder '''Entzündungspunkt''') ist diejenige [[Temperatur]], auf die man einen Stoff oder eine Kontaktoberfläche erhitzen muss, damit sich eine [[brennbar]]e Substanz (Feststoff, Flüssigkeit, deren Dämpfe oder Gas) in Gegenwart von [[Sauerstoff|Luft]] ausschließlich aufgrund seiner Temperatur – also ohne [[Zündquelle]] wie einen [[Zündfunke]]n  – [[Selbstentzündung|selbst entzündet]]. Sie ist bei jedem Stoff unterschiedlich hoch und in vielen Fällen vom Druck abhängig. Hervorgerufen wird die Selbstentzündung durch eine [[Exotherme Reaktion|exotherme Oxidationsreaktion]], wenn die Wärmeproduktionsrate die Wärmeabfuhr durch [[Wärmeleitung]], [[Wärmestrahlung|-strahlung]] und [[Konvektion]] übersteigt.
 
Die Zündtemperatur korreliert nicht mit [[Siedepunkt]]- oder [[Flammpunkt]]<nowiki />temperatur eines brennbaren Stoffs. Sie ist vielmehr ein Maß für die Oxidationsempfindlichkeit der Substanz.
 
Die Selbstentzündungstemperatur ist keine Stoffkenngröße im eigentlichen Sinn, da sie insbesondere vom Volumen der betrachteten Substanz abhängt. Größere Volumina entzünden sich bei kleineren Temperaturen. Die Zeit bis zur Selbstentzündung kann Monate betragen.
 
Mit der Berechnung der Selbstentzündungstemperatur befasst sich die Theorie der Wärmeexplosion. Darin wird ein Konzept vorgeschlagen, das gestattet, Stoffwerte und Selbstentzündungstemperatur selbstentzündlicher Materialien mit Warmlagerungsversuchen eindeutig zu bestimmen. Die für die numerische Simulation relevanten kinetischen Parameter werden dabei in adiabatischen Warmlagerungsversuchen gewonnen.  
 
Die Selbstentzündungstemperatur ist unter anderem beim [[Brandschutz]] wichtig, beispielsweise bei Trocknungsprozessen, Lagerungen und Transporten. Bei [[Kohlebrand|Kohleflözbränden]] und einigen anderen Bränden kann es auch zur Entzündung [[in situ]], also bei Kohleflözen im natürlichen Verband kommen.


== Gase ==
== Gase ==
Zeile 19: Zeile 11:
Normalbedingungen beziehen sich auf 21 % Sauerstoff in Luft.
Normalbedingungen beziehen sich auf 21 % Sauerstoff in Luft.
Da sich Großanlagen (Tanks, Behälter) nicht mit Stickstoff bis zu einem Restsauerstoffgehalt von 0 % [[Inertisierung|inertisieren]] lassen, wird in besonderen Messungen der minimal nötige Grenzsauerstoffgehalt für eine Zündung ermittelt (z.&nbsp;B. 2 bis 4 %).
Da sich Großanlagen (Tanks, Behälter) nicht mit Stickstoff bis zu einem Restsauerstoffgehalt von 0 % [[Inertisierung|inertisieren]] lassen, wird in besonderen Messungen der minimal nötige Grenzsauerstoffgehalt für eine Zündung ermittelt (z.&nbsp;B. 2 bis 4 %).
<!--== Ursachen für eine Selbstentzündung ==
… in arbeit …
-->


== Flüssigkeiten ==
== Flüssigkeiten ==
=== Lösemittel ===
=== Lösemittel ===
[[Lösemittel]] mit besonders niedrigen Zündtemperaturen (ca. 120-180&nbsp;°C) sind:
[[Lösemittel]] mit besonders niedrigen Zündtemperaturen (ca. 120–180&nbsp;°C) sind:
* [[Acetaldehyd]]
* [[Acetaldehyd]]
* [[Schwefelkohlenstoff]] – ein heißer [[Glas]]stab genügt zur Entzündung.
* [[Schwefelkohlenstoff]] – ein heißer [[Glas]]stab genügt zur Entzündung.
Zeile 33: Zeile 20:
* [[Ethylenglycoldimethylether]]
* [[Ethylenglycoldimethylether]]
* [[Propylenglycoldimethylether]]
* [[Propylenglycoldimethylether]]
* [[Diethylenglycoldimethylether]] und [[Dipropylenglycoldimethylether]] – können sich bei der Destillation an heißen Apparaturteilen selbst entzünden, bei [[Dipropylenglycoldimethylether]] liegt die Zündtemperatur 10&nbsp;°C unter dem Siedepunkt (siehe [[Flammpunkt#Beispiele|Flammpunkt]])
* [[Diethylenglycoldimethylether]] und [[Dipropylenglycoldimethylether]] – können sich bei der Destillation an heißen Apparaturteilen selbst entzünden, bei Dipropylenglycoldimethylether liegt die Zündtemperatur 10&nbsp;°C unter dem Siedepunkt (siehe [[Flammpunkt#Beispiele|Flammpunkt]])
 
=== Öle und Fette ===
[[Pflanzenöle]] oder [[tierische Fette]] können bei unsachgemäß gereinigter und erwärmter Wäsche schon bei Temperaturen über 70°&nbsp;Celsius durch Selbstentzündung in Brand geraten.<ref>[https://www.brandverhuetung.at/fileadmin/downloads/pdf/Brandschutztipps/Waesche_Selbstentzuendung.pdf Selbstentzündung von Wäsche - Fette und Öle sind schuld], Brandverhütungsstelle Vorarlberg, abgerufen am 8. August 2018.</ref> Insbesondere bei der Verwendung von [[Wäschetrockner]]n oder [[Wäschemangel]]n besteht eine erhöhte Gefahr für diese Vorgänge, die schnell zu einem Brand des gesamten Gerätes führen können.<ref>[https://www.waschcenter.de/rundumdiewaescherei/ratgeber/selbstentzuendungvonwaesche/index.php Selbstentzündung von Wäsche], Hetzel Wäschereimaschinen, abgerufen am 8. August 2018.</ref>


== Feststoffe ==
== Feststoffe ==
=== Stäube ===
=== Stäube ===
* Kohlestaub
* Kohlestaub
Zeile 45: Zeile 34:
* [[Weißer Phosphor]] – entzündet sich an Luft schnell selbsttätig (Prinzip der [[Phosphorbombe]]n im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]).
* [[Weißer Phosphor]] – entzündet sich an Luft schnell selbsttätig (Prinzip der [[Phosphorbombe]]n im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]).
* [[Öle|Ölverschmierte]] Lappen – können sich bei längerem Liegen in Abfallbehältern selbst entzünden.
* [[Öle|Ölverschmierte]] Lappen – können sich bei längerem Liegen in Abfallbehältern selbst entzünden.
* [[Pyrophores Eisen]] – besteht aus ultrafeinen Eisenspänen, unter Inertgas in Ampullen abgeschmolzen. Beim Ausschütten bildet sich an Luft ein Funkenregen, ähnlich wie von Metallspänen beim [[Schleifen (Fertigungsverfahren)|Schleifen]].
* [[Pyrophor]]es [[Eisen]] – besteht aus ultrafeinen Eisenspänen, unter Inertgas in Ampullen abgeschmolzen. Beim Ausschütten bildet sich an Luft ein [[Funke (Verbrennung)|Funkenregen]], ähnlich wie von Metallspänen beim [[Schleifen (Fertigungsverfahren)|Schleifen]].
* [[Elektrostatisch]] geladene [[Schüttgut|Pulver]] (z.&nbsp;B. einige Kunstharzpulver und Polymergranulate, methylsubstituierte Cellulosederivate) – bilden sich beim Schütten aus Transportverpackungen. Potentielle Zündquelle einerseits und explosionsfähiger Staub andererseits liegen gleichzeitig vor.
* [[Elektrostatisch]] geladene [[Schüttgut|Pulver]] (z.&nbsp;B. einige Kunstharzpulver und Polymergranulate, methylsubstituierte Cellulosederivate) – bilden sich beim Schütten aus Transportverpackungen. Potentielle Zündquelle einerseits und explosionsfähiger Staub andererseits liegen gleichzeitig vor.


== Tabellen ==
== Tabellen ==
 
{| class="wikitable
Zündtemperatur einiger Feststoffe:
|style="vertical-align:top"|Zündtemperatur einiger Feststoffe:
{| class="wikitable sortable"
{| class="wikitable sortable"
!class="unsortable"| '''Feststoff''' || '''Zündtemperatur in °C'''
! '''Feststoff''' || '''Zünd-<br/>temperatur in °C'''
|-
|-
| [[Fichtenholz]] || 280
| [[Fichtenholz]] || 280
|-
|-
| [[Holz]]<!-- erst speziell Fichtenholz und dann ganz allgemein (der Durchschnitt von allem & jeglichem) Holz? --> || 280-340
| [[Holz]]<!-- erst speziell Fichtenholz und dann ganz allgemein (der Durchschnitt von allem & jeglichem) Holz? --> || 280–340
|-
|-
| [[Kork]] || 300-320
| [[Kork]] || 300–320
|-
|-
| [[Stroh]] || 250-300
| [[Stroh]] || 250–300
|-
|-
| [[Torf]] || 230
| [[Torf]] || 230
|-
|-
| [[Heu]] || 260-310
| [[Heu]] || 260–310
|-
|-
| [[Zeitungspapier]] || 175
| [[Zeitungspapier]] || 175
Zeile 74: Zeile 63:
| [[Baumwolle]] || 450
| [[Baumwolle]] || 450
|-
|-
| [[Getreide]] || 250-320
| [[Getreide]] || 250–320
|-
|-
| [[Roggenmehl]] || 500
| [[Roggenmehl]] || 500
Zeile 82: Zeile 71:
| [[Holzkohle]] || 300
| [[Holzkohle]] || 300
|-
|-
| [[Kohle]] || 240-280
| [[Kohle]] || 240–280
|-
|-
| [[Kunststoff]]e || 200-300
| [[Kunststoff]]e || 200–300
|-
|-
| [[Phosphor]] weiß || {{0}}34
| [[Phosphor]]&nbsp;weiß || 34
|-
|-
| [[Schwefel]] || 250
| [[Schwefel]] || 250
Zeile 92: Zeile 81:
| Phosphor rot || 300
| Phosphor rot || 300
|}
|}
 
|style="vertical-align:top"|Zündtemperatur und [[Flammpunkt]] einiger flüssiger Brennstoffe:
Zündtemperaturen und [[Flammpunkt]]e einiger flüssiger Brennstoffe:
{| class="wikitable sortable"
{| class="wikitable sortable"
!class="unsortable"|'''Flüssigkeit'''||data-sort-type="number"|'''Flammpunkt in °C'''||data-sort-type="number"|'''Zündtemperatur in °C'''
!'''Flüssigkeit'''||data-sort-type="number"|'''Flamm-<br/>punkt<br>in °C'''||data-sort-type="number"|'''Zünd-<br/>temperatur<br>in °C'''
|-
| [[Asphalt]] || 205 || 400 ca.
|-
|-
| [[Teer]] || 90 || 600
| [[Teer]] || 90 || 600
Zeile 103: Zeile 89:
| [[Essigsäure]] || 40 || 460
| [[Essigsäure]] || 40 || 460
|-
|-
| [[Motoröl]], [[Schmieröl]] || 80-125 || 500 ca.                                                              
| [[Motoröl]], [[Schmieröl]] || 80–125 || 500 ca.
|-
|-
| [[Biodiesel]] RME/SME || 186 (pr ISO 3679) || 283-285 (ASTME659-78)
| [[Biodiesel]] [[Rapsmethylester|RME]]/[[Sojamethylester|SME]]/[[Fettsäureester|PME]] || 186 (pr ISO 3679) || 283–285 (ASTME659-78)
|-
|-
| [[Dieselkraftstoff]] || 67 (pr ISO 3679) || 255 (ASTME659-78)
| [[Dieselkraftstoff]] || 67 || 255
|-
|-
| [[Benzin]]<ref>[http://www.chemieunterricht.de/dc2/auto/flamzuen.htm Benzin und seine Bestandteile]</ref> || -45 bis 10 || 220 bis 460
| [[Motorenbenzin]]<ref>[https://www.chemieunterricht.de/dc2/auto/flamzuen.htm Flammpunkt und Zündtemperatur: Benzin auf www.chemieunterricht.de]</ref> || −45–10 || 220–460
|-
|-
| [[Petroleum]]<ref>{{Merck|109718|Name=Petroleum|Datum=10. März 2014}}</ref> || 62 || 247-277
| [[Petroleum]]<ref>{{Merck|109718|Name=Petroleum|Abruf=2014-03-10}}</ref> || 62 || 247–277
|-
|-
| [[Terpentinöl]]<ref>{{Webarchiv | url=http://www.sax.ch/sax/www/prodinfo/sicherheit/lh/terpentinoel-rein.html | wayback=20050125045504 | text=Datenblatt eines Terpentinöls}}</ref> || 36 || 255  
| [[Terpentinöl]]<ref>{{Webarchiv | url=http://www.sax.ch/sax/www/prodinfo/sicherheit/lh/terpentinoel-rein.html | wayback=20050125045504 | text=Datenblatt eines Terpentinöls}}</ref> || 36 || 255
|-
|-
| [[Methanol]] || 11 || 455
| [[Methanol]] || 11 || 455
Zeile 119: Zeile 105:
| [[Ethanol]] || 12 || 400
| [[Ethanol]] || 12 || 400
|}
|}
|style="vertical-align:top"|Zündtemperatur einiger Gase bei Normaldruck:
{| class="wikitable sortable"
|-
! Gas || Summen-<br>formel || Dichte-<br>verhältnis<br>zu Luft || Zünd-<br>bereich<br>in Luft<br>in Vol% || Zünd-<br>temperatur<br>in Luft in&nbsp;°C
|-
|[[Ammoniak]] || NH<sub>3</sub> || 0,59 || 15–28 || 630
|-
|[[Ethin]] (Azetylen) || C<sub>2</sub>H<sub>2</sub> || 0,90 || 1,5–82 || 335
|-
|[[Butan]] || C<sub>4</sub>H<sub>10</sub> || 2,05 || 1,8–8,5 || 460
|-
|[[Erdgas]] H || — || 0,67 || 5–14 || 640
|-
|Erdgas L || — || 0,64 || 6–14 || 670
|-
|[[Ethan]] || C<sub>2</sub>H<sub>6</sub> || 1,047 || 3,0–12,5 || 510
|-
|[[Ethylen]] || C<sub>2</sub>H<sub>4</sub> || 1,00 || 2,7–34 || 425
|-
|[[Flüssiggas]] ||— || 1,79 || 2–9 || 490
|-
|[[Generatorgas]] || — || 0,90 || 18–64 || 625
|-
|[[Gichtgas]] || — || 0,98 || 35–75 || 495
|-
|[[Kohlenmonoxid]] || CO || 0,97 || 12,5–74 || 605
|-
|[[Methan]] || CH<sub>4</sub> || 0,55 || 5,0–15 || 595
|-
|[[Propan]] || C<sub>3</sub>H<sub>8</sub> || 1,56 || 2,1–9,5 || 470
|-
|[[Propylen]] || C<sub>3</sub>H<sub>6</sub> || 1,48 || 2,0–11,7 || 455
|-
|[[Schwefelwasserstoff]] || H<sub>2</sub>S || 1,19 || 4,3–45,5 || 270
|-
|[[Wasserstoff]] || H<sub>2</sub> || 0,07 || 4,0–76 || 585
|}
|}
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor= Roy Bergdoll, Sebastian Breitenbach|Titel=Die Roten Hefte, Heft 1 – Verbrennen und Löschen |Auflage=18 |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2019 |Seiten= |ISBN=978-3-17-026968-2}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Zündgrenze]]
* [[Verbrennungsdreieck]]
* [[Verbrennungsdreieck]]
* [[Verpuffungstemperatur]]
* [[Verpuffungstemperatur]]
* [[Mindestzündladung]]
* [[Tropfzündpunkt]]
* [[Fahrenheit 451]] – Buchtitel einer [[Dystopie]] (1953), vorgeblich die Temperatur bei der Bücher zu brennen beginnen


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 131: Zeile 162:
[[Kategorie:Schwellenwert (Temperatur)]]
[[Kategorie:Schwellenwert (Temperatur)]]
[[Kategorie:Verbrennungslehre]]
[[Kategorie:Verbrennungslehre]]
[[Kategorie:Explosionsschutz]]


[[sv:Självantändning#Självantändningspunkt]]
[[sv:Självantändning#Självantändningspunkt]]

Aktuelle Version vom 16. Dezember 2021, 15:59 Uhr

Die Zündtemperatur eines Streichholzkopfes liegt bei 180–200 °C.[1]

Die Zündtemperatur (auch Zündpunkt, Selbstentzündungstemperatur, Entzündungstemperatur oder Entzündungspunkt) ist die Temperatur, auf die man einen Stoff oder eine Kontaktoberfläche erhitzen muss, damit sich eine brennbare Substanz (Feststoff, Flüssigkeit, deren Dämpfe oder Gas) in Gegenwart von Sauerstoff ausschließlich aufgrund seiner Temperatur – also ohne Zündquelle wie einen Zündfunken – selbst entzündet. Sie ist bei jedem Stoff unterschiedlich hoch und in vielen Fällen vom Druck abhängig. Hervorgerufen wird die Selbstentzündung durch eine exotherme Oxidationsreaktion, wenn die Wärmeproduktionsrate die Wärmeabfuhr durch Wärmeleitung, -strahlung und Konvektion übersteigt. Die Zündtemperatur korreliert nicht mit Siedepunkt- oder Flammpunkttemperatur eines brennbaren Stoffs. Sie ist vielmehr ein Maß für die Oxidationsempfindlichkeit der Substanz.

Die Selbstentzündungstemperatur ist keine Stoffkenngröße im eigentlichen Sinn, da sie insbesondere vom Volumen der betrachteten Substanz abhängt. Größere Volumina entzünden sich bei kleineren Temperaturen. Die Zeit bis zur Selbstentzündung kann Monate betragen. Mit der Berechnung der Selbstentzündungstemperatur befasst sich die Theorie der Wärmeexplosion. Darin wird ein Konzept vorgeschlagen, das gestattet, Stoffwerte und Selbstentzündungstemperatur selbstentzündlicher Materialien mit Warmlagerungsversuchen eindeutig zu bestimmen. Die für die numerische Simulation relevanten kinetischen Parameter werden dabei in adiabatischen Warmlagerungsversuchen gewonnen. Die Selbstentzündungstemperatur ist unter anderem beim Brandschutz wichtig, beispielsweise bei Trocknungsprozessen, Lagerungen und Transporten. Bei Kohleflözbränden und einigen anderen Bränden kann es auch zur Entzündung in situ, also bei Kohleflözen im natürlichen Verband kommen.

Gase

Beim deutlich niedrigeren Flammpunkt kann ein Gas-Luft-Gemisch der gleichen Substanz nur mittels Zündquelle entflammt werden. Bei Flammpunkttemperatur erreicht eine Flüssigkeit einen Dampfdruck und damit eine Sättigungsdampfkonzentration, die so hoch ist, dass sich das entsprechende Gas-Luft-Gemisch entzünden lässt.

Die Zündfähigkeit eines Gasgemisches hängt untergeordnet auch vom Sauerstoffgehalt der umgebenden Atmosphäre ab. Normalbedingungen beziehen sich auf 21 % Sauerstoff in Luft. Da sich Großanlagen (Tanks, Behälter) nicht mit Stickstoff bis zu einem Restsauerstoffgehalt von 0 % inertisieren lassen, wird in besonderen Messungen der minimal nötige Grenzsauerstoffgehalt für eine Zündung ermittelt (z. B. 2 bis 4 %).

Flüssigkeiten

Lösemittel

Lösemittel mit besonders niedrigen Zündtemperaturen (ca. 120–180 °C) sind:

  • Acetaldehyd
  • Schwefelkohlenstoff – ein heißer Glasstab genügt zur Entzündung.
  • Diethylether
  • Ethylenglycoldimethylether
  • Propylenglycoldimethylether
  • Diethylenglycoldimethylether und Dipropylenglycoldimethylether – können sich bei der Destillation an heißen Apparaturteilen selbst entzünden, bei Dipropylenglycoldimethylether liegt die Zündtemperatur 10 °C unter dem Siedepunkt (siehe Flammpunkt)

Öle und Fette

Pflanzenöle oder tierische Fette können bei unsachgemäß gereinigter und erwärmter Wäsche schon bei Temperaturen über 70° Celsius durch Selbstentzündung in Brand geraten.[2] Insbesondere bei der Verwendung von Wäschetrocknern oder Wäschemangeln besteht eine erhöhte Gefahr für diese Vorgänge, die schnell zu einem Brand des gesamten Gerätes führen können.[3]

Feststoffe

Stäube

  • Kohlestaub
  • Mehlstaub
siehe auch: Staubexplosion – Bedingungen der Entzündung von Stäuben

Besonderheiten

  • Weißer Phosphor – entzündet sich an Luft schnell selbsttätig (Prinzip der Phosphorbomben im Zweiten Weltkrieg).
  • Ölverschmierte Lappen – können sich bei längerem Liegen in Abfallbehältern selbst entzünden.
  • Pyrophores Eisen – besteht aus ultrafeinen Eisenspänen, unter Inertgas in Ampullen abgeschmolzen. Beim Ausschütten bildet sich an Luft ein Funkenregen, ähnlich wie von Metallspänen beim Schleifen.
  • Elektrostatisch geladene Pulver (z. B. einige Kunstharzpulver und Polymergranulate, methylsubstituierte Cellulosederivate) – bilden sich beim Schütten aus Transportverpackungen. Potentielle Zündquelle einerseits und explosionsfähiger Staub andererseits liegen gleichzeitig vor.

Tabellen

Zündtemperatur einiger Feststoffe:
Feststoff Zünd-
temperatur in °C
Fichtenholz 280
Holz 280–340
Kork 300–320
Stroh 250–300
Torf 230
Heu 260–310
Zeitungspapier 175
Schreibpapier 360
Zucker 410
Baumwolle 450
Getreide 250–320
Roggenmehl 500
Weizenstaub 270
Holzkohle 300
Kohle 240–280
Kunststoffe 200–300
Phosphor weiß 34
Schwefel 250
Phosphor rot 300
Zündtemperatur und Flammpunkt einiger flüssiger Brennstoffe:
Flüssigkeit Flamm-
punkt
in °C
Zünd-
temperatur
in °C
Teer 90 600
Essigsäure 40 460
Motoröl, Schmieröl 80–125 500 ca.
Biodiesel RME/SME/PME 186 (pr ISO 3679) 283–285 (ASTME659-78)
Dieselkraftstoff 67 255
Motorenbenzin[4] −45–10 220–460
Petroleum[5] 62 247–277
Terpentinöl[6] 36 255
Methanol 11 455
Ethanol 12 400
Zündtemperatur einiger Gase bei Normaldruck:
Gas Summen-
formel
Dichte-
verhältnis
zu Luft
Zünd-
bereich
in Luft
in Vol%
Zünd-
temperatur
in Luft in °C
Ammoniak NH3 0,59 15–28 630
Ethin (Azetylen) C2H2 0,90 1,5–82 335
Butan C4H10 2,05 1,8–8,5 460
Erdgas H 0,67 5–14 640
Erdgas L 0,64 6–14 670
Ethan C2H6 1,047 3,0–12,5 510
Ethylen C2H4 1,00 2,7–34 425
Flüssiggas 1,79 2–9 490
Generatorgas 0,90 18–64 625
Gichtgas 0,98 35–75 495
Kohlenmonoxid CO 0,97 12,5–74 605
Methan CH4 0,55 5,0–15 595
Propan C3H8 1,56 2,1–9,5 470
Propylen C3H6 1,48 2,0–11,7 455
Schwefelwasserstoff H2S 1,19 4,3–45,5 270
Wasserstoff H2 0,07 4,0–76 585

Literatur

  • Roy Bergdoll, Sebastian Breitenbach: Die Roten Hefte, Heft 1 – Verbrennen und Löschen. 18. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-026968-2.

Siehe auch

  • Zündgrenze
  • Verbrennungsdreieck
  • Verpuffungstemperatur
  • Mindestzündladung
  • Tropfzündpunkt
  • Fahrenheit 451 – Buchtitel einer Dystopie (1953), vorgeblich die Temperatur bei der Bücher zu brennen beginnen

Einzelnachweise

  1. Selbstentzündung von Wäsche - Fette und Öle sind schuld, Brandverhütungsstelle Vorarlberg, abgerufen am 8. August 2018.
  2. Selbstentzündung von Wäsche, Hetzel Wäschereimaschinen, abgerufen am 8. August 2018.
  3. Flammpunkt und Zündtemperatur: Benzin auf www.chemieunterricht.de
  4. Datenblatt Petroleum (PDF) bei Merck, abgerufen am {{{Datum}}}.
  5. Datenblatt eines Terpentinöls (Memento vom 25. Januar 2005 im Internet Archive)

sv:Självantändning#Självantändningspunkt