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Die '''DGLAP-Gleichungen''' beschreiben in der [[Teilchenphysik]], wie die [[Parton distribution function | Partondichten]] von der betrachteten Energieskala abhängen.<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124">{{Literatur | Autor=Guido Altarelli | Die '''DGLAP-Gleichungen''' beschreiben in der [[Teilchenphysik]], wie die [[Parton distribution function|Partondichten]] von der betrachteten Energieskala abhängen.<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124">{{Literatur |Autor=Guido Altarelli |Titel=QCD evolution equations for parton densities |Sammelwerk=Scholarpedia |Band=4 |Nummer=1 |Datum=2009 |Seiten=7124 |DOI=10.4249/scholarpedia.7124}}</ref> | ||
Sie wurden unabhängig von den Physikern [[Yuri Dokshitzer]],<ref>{{Literatur | Autor = Yuri L. Dokshitzer | Titel = Calculation of the Structure Functions for Deep Inelastic Scattering and e<sup>+</sup> e<sup>−</sup> Annihilation by Perturbation Theory in Quantum Chromodynamics | Sammelwerk = Sov. Phys. JETP| Band = 46 | Nummer= 4 | | Sie wurden unabhängig von den Physikern [[Yuri Dokshitzer]],<ref>{{Literatur |Autor=Yuri L. Dokshitzer |Titel=Calculation of the Structure Functions for Deep Inelastic Scattering and e<sup>+</sup> e<sup>−</sup> Annihilation by Perturbation Theory in Quantum Chromodynamics |Sammelwerk=Sov. Phys. JETP |Band=46 |Nummer=4 |Datum=1977 |Seiten=641–653 |Online=[http://www.jetp.ac.ru/cgi-bin/dn/e_046_04_0641.pdf jetp.ac.ru] |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2014-03-09}}</ref> | ||
[[Wladimir Naumowitsch Gribow]] und [[Lew Nikolajewitsch Lipatow]],<ref>{{Literatur | Autor=V. Gribov, L. Lipatov | Titel=Deep inelastic e p scattering in perturbation theory | Sammelwerk=Sov. J. Nucl. Phys. | Band=15 | Nummer= | Datum=1972 | Seiten=438–450 | [[Wladimir Naumowitsch Gribow]] und [[Lew Nikolajewitsch Lipatow]],<ref>{{Literatur |Autor=V. Gribov, L. Lipatov |Titel=Deep inelastic e p scattering in perturbation theory |Sammelwerk=Sov. J. Nucl. Phys. |Band=15 |Nummer= |Datum=1972 |Seiten=438–450}}</ref> | ||
sowie [[Guido Altarelli]] und [[Giorgio Parisi]]<ref>{{Literatur | Autor = G. Altarelli, G. Parisi | Titel = Asymptotic freedom in parton language | Sammelwerk = Nuclear Physics B | Band = 126 | Datum = 1977 | sowie [[Guido Altarelli]] und [[Giorgio Parisi]]<ref>{{Literatur |Autor=G. Altarelli, G. Parisi |Titel=Asymptotic freedom in parton language |Sammelwerk=Nuclear Physics B |Band=126 |Nummer=2 |Datum=1977 |Seiten=298–318 |DOI=10.1016/0550-3213(77)90384-4}}</ref> | ||
entwickelt, nach deren Anfangsbuchstaben die Gleichungen benannt sind. Nach den letzten beiden wurden die Gleichungen früher auch als '''Altarelli-Parisi-Gleichungen''' bezeichnet. | entwickelt, nach deren Anfangsbuchstaben die Gleichungen benannt sind. Nach den letzten beiden wurden die Gleichungen früher auch als '''Altarelli-Parisi-Gleichungen''' bezeichnet. | ||
== Hintergrund == | == Hintergrund == | ||
Partondichten sind [[Verteilungsfunktion]]en von Bestandteilen stark gebundenener Systeme der [[ | Partondichten sind [[Verteilungsfunktion]]en von Bestandteilen stark gebundenener Systeme der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] wie zum Beispiel [[Proton]]en und hängen vom Impulsbruchteil des Partons <math> x </math> sowie der betrachteten Energieskala <math> Q^2 </math> ab. Dabei ist der Impulsbruchteil zwischen <math> 0 \le x \le 1 </math> beschränkt, die Energieskala ist hingegen zu hohen Energien beliebig weit offen. Da die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung in gebundenen Systemen groß wird, sind diese Systeme [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|perturbativ]] nicht beschreibbar; die Partondichten müssen daher experimentell bestimmt werden. Die DGLAP-Gleichungen ermöglichen es, diese experimentellen Messungen, statt für alle möglichen <math> x </math> und <math> Q^2 </math>, bei einer festen Energiesakala durchzuführen und aus diesen Daten das Verhalten der Partondichten auf beliebigen Energieskalen (bei festem Impulsbruchteil) zu erschließen. | ||
== Führende Ordnung == | == Führende Ordnung == | ||
Die DGLAP-Gleichungen in der führenden Ordnung der [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|Störungsreihe]] in der [[Kopplungskonstante]]n der [[ | Die DGLAP-Gleichungen in der führenden Ordnung der [[Störungstheorie (Quantenfeldtheorie)|Störungsreihe]] in der [[Kopplungskonstante]]n der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] lauten: | ||
:<math>Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(x, Q^2) \\ \bar q_i(x, Q^2) \\ g(x, Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \int_x^1\frac{\mathrm d\xi}{\xi} \begin{pmatrix} P_{q_i q_j}(x/\xi) & 0 & P_{q_i g}(x/\xi) \\0 & P_{\bar q_i \bar q_j}(x/\xi) & P_{\bar q_i g} (x/\xi) \\ P_{g q_j}(x/\xi) & P_{g \bar q_j}(x/\xi) & P_{g g} (x/\xi) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j (\xi,Q^2) \\ \bar q_j(\xi,Q^2) \\ g(\xi,Q^2) \end{pmatrix} </math> | :<math>Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(x, Q^2) \\ \bar q_i(x, Q^2) \\ g(x, Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \int_x^1\frac{\mathrm d\xi}{\xi} \begin{pmatrix} P_{q_i q_j}(x/\xi) & 0 & P_{q_i g}(x/\xi) \\0 & P_{\bar q_i \bar q_j}(x/\xi) & P_{\bar q_i g} (x/\xi) \\ P_{g q_j}(x/\xi) & P_{g \bar q_j}(x/\xi) & P_{g g} (x/\xi) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j (\xi,Q^2) \\ \bar q_j(\xi,Q^2) \\ g(\xi,Q^2) \end{pmatrix} </math> | ||
wobei <math>P</math> die Splitting-Funktionen bezeichnet. Hierbei ist <math>Q^2</math> die Energieskala des betrachteten Prozesses, <math>x</math> der Impulsbruchteil des betrachteten Teilchens im Vergleich zum Mutterteilchen und <math>q_i(x, Q^2)</math> die [[Parton distribution function|Partondichtefunktion]] für [[Quarks]] beziehungsweise <math> \bar q_i(x,Q^2) </math> die für Antiquarks mit [[Flavour]] <math> i </math> und <math>g(x, Q^2)</math> die der [[Gluon]]en. | wobei <math>P</math> die Splitting-Funktionen bezeichnet. Hierbei ist <math>Q^2</math> die Energieskala des betrachteten Prozesses, <math>x</math> der Impulsbruchteil des betrachteten Teilchens im Vergleich zum Mutterteilchen und <math>q_i(x, Q^2)</math> die [[Parton distribution function|Partondichtefunktion]] für [[Quark (Physik)|Quarks]] beziehungsweise <math> \bar q_i(x,Q^2) </math> die für Antiquarks mit [[Flavour]] <math> i </math> und <math>g(x, Q^2)</math> die der [[Gluon]]en. | ||
=== Splitting-Funktionen === | === Splitting-Funktionen === | ||
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Dabei sind <math>C_F = 4/3</math> der quadratische [[Casimir-Operator]] der fundamentalen Darstellung der [[Lie-Gruppe]] der Theorie, im Standardmodell der <math>SU(3)</math>, <math>C_A = 3</math> der Casimir-Operator der adjungierten Darstellung, <math>T_F = 1/2</math> der Index der fundamentalen Darstellung und <math>n_f=3</math> die Anzahl an Quark-Flavours.<ref>[http://users.phys.psu.edu/~cteq/#Handbook CTEQ Handbook].</ref> Außerdem wurde die Plus-Distribution verwendet, die über die Gleichung<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124" /> | Dabei sind <math>C_F = 4/3</math> der quadratische [[Casimir-Operator]] der fundamentalen Darstellung der [[Lie-Gruppe]] der Theorie, im Standardmodell der <math>SU(3)</math>, <math>C_A = 3</math> der Casimir-Operator der adjungierten Darstellung, <math>T_F = 1/2</math> der Index der fundamentalen Darstellung und <math>n_f=3</math> die Anzahl an Quark-Flavours.<ref>[http://users.phys.psu.edu/~cteq/#Handbook CTEQ Handbook].</ref> Außerdem wurde die Plus-Distribution verwendet, die über die Gleichung<ref name="Altarelli:scholarpedia.7124" /> | ||
:<math>\int_0^1\frac{f(x)}{(1-x)_+}dx = \int_0^1\frac{f(x)-f(1)}{1-x}dx</math> | :<math>\int_0^1\frac{f(x)}{(1-x)_+}\mathrm dx = \int_0^1\frac{f(x)-f(1)}{1-x}\mathrm dx</math> | ||
definiert ist. | definiert ist. | ||
=== Alternative Basis === | === Alternative Basis === | ||
Statt der physikalischen <math> (q_i,\bar q_i,g)</math>-Basis kann zur Vereinfachung der Gleichungen die <math> (q_i^\text{NS},q_i^\text{S},g)</math>-Basis verwendet werden. Dabei gilt | Statt der physikalischen <math> (q_i,\bar q_i,g)</math>-Basis kann zur Vereinfachung der Gleichungen die <math> (q_i^\text{NS},q_i^\text{S},g)</math>-Basis verwendet werden. Dabei gilt | ||
:<math> \begin{pmatrix} q_i^\text{NS} \\ q_i^\text{S} \\ g \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 1 & -1 & 0 \\ 1 & 1 & 0 \\ 0 & 0 & 1 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_i \\ \bar q_i \\ g \end{pmatrix} </math> | :<math> \begin{pmatrix} q_i^\text{NS} \\ q_i^\text{S} \\ g \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 1 & -1 & 0 \\ 1 & 1 & 0 \\ 0 & 0 & 1 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_i \\ \bar q_i \\ g \end{pmatrix} </math> | ||
Der Superskript <math>\text{NS}</math> beziffert die Non-Singulett-Dichtefunktion, während der Superskript <math>\text{S}</math> die Singulett-Dichtefunktion bezeichnet. Der Begriff des Singuletts bezieht sich in diesem Fall nicht auf die [[Multiplizität]], sondern auf die [[Baryonenzahl]], die sich im Fall des NS-Zustandes zu <math> b = 2/3 </math> und im Fall des S-Zustandes zu <math> b = 0 </math> ergibt. | Der Superskript <math>\text{NS}</math> beziffert die Non-Singulett-Dichtefunktion, während der Superskript <math>\text{S}</math> die Singulett-Dichtefunktion bezeichnet. Der Begriff des Singuletts bezieht sich in diesem Fall nicht auf die [[Multiplizität]], sondern auf die [[Baryonenzahl]], die sich im Fall des NS-Zustandes zu <math> b = 2/3 </math> und im Fall des S-Zustandes zu <math> b = 0 </math> ergibt. | ||
Durch die Basistransformation entkoppeln die DGLAP-Gleichungen insofern, als dass zur Lösung der NS-Verteilungsfunktionen die Gluon-Verteilungsfunktion nicht benötigt wird: | Durch die Basistransformation entkoppeln die DGLAP-Gleichungen insofern, als dass zur Lösung der NS-Verteilungsfunktionen die Gluon-Verteilungsfunktion nicht benötigt wird: | ||
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Die DGLAP-Gleichungen können nach einer [[Mellin-Transformation]] vereinfacht dargestellt werden, da sich im Mellin-Raum das Integral in ein Produkt wandelt. Sie lauten dann: | Die DGLAP-Gleichungen können nach einer [[Mellin-Transformation]] vereinfacht dargestellt werden, da sich im Mellin-Raum das Integral in ein Produkt wandelt. Sie lauten dann: | ||
:<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(N,Q^2) \\ \bar q_i(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & \gamma_{qg}(N) \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & \gamma_{q g}(N) \\ \gamma_{gq}(N) & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j(N,Q^2) \\ \bar q_j(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math> | :<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i(N,Q^2) \\ \bar q_i(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & \gamma_{qg}(N) \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & \gamma_{q g}(N) \\ \gamma_{gq}(N) & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j(N,Q^2) \\ \bar q_j(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math> | ||
Dabei ist die Mellin-Transformierte <math>f(N)</math> gegeben durch: | Dabei ist die Mellin-Transformierte <math>f(N)</math> gegeben durch: | ||
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Die auftretenden Funktionen <math> \gamma </math> nennt man ''anomale Dimension'' und sind die Mellin-Transformierten der Splitting-Funktionen. | Die auftretenden Funktionen <math> \gamma </math> nennt man ''anomale Dimension'' und sind die Mellin-Transformierten der Splitting-Funktionen. | ||
=== Singulett/Non-Singulett-Basis im Mellin-Raum === | === Singulett/Non-Singulett-Basis im Mellin-Raum === | ||
Die DGLAP-Gleichungen in der Singulett/Non-Singulett-Basis lauten im Mellin-Raum entsprechend | Die DGLAP-Gleichungen in der Singulett/Non-Singulett-Basis lauten im Mellin-Raum entsprechend | ||
:<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_i^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & 0 \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 2\gamma_{q g}(N) \\ 0 & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_j^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math> | :<math> Q^2 \frac{\partial}{\partial Q^2} \begin{pmatrix} q_i^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_i^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} = \frac{\alpha_s(Q^2)}{2\pi} \sum_{j} \begin{pmatrix} \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 0 & 0 \\ 0 & \delta_{ij} \gamma_{qq}(N) & 2\gamma_{q g}(N) \\ 0 & \gamma_{g q}(N) & \gamma_{gg}(N) \end{pmatrix} \begin{pmatrix} q_j^\text{NS}(N,Q^2) \\ q_j^\text{S}(N,Q^2) \\g(N,Q^2) \end{pmatrix} </math> | ||
=== Lösung === | === Lösung === | ||
Durch diese Darstellung kann eine kompakte Lösung für die DGLAP-Gleichungen für die Non-Singulett-Verteilungsfunktionen angegeben werden, da die Energieskalenabhängigkeit der Kopplungskonstanten durch die [[Callan-Symanzik-Gleichung]] bestimmt ist. In führender Ordnung gilt | Durch diese Darstellung kann eine kompakte Lösung für die DGLAP-Gleichungen für die Non-Singulett-Verteilungsfunktionen angegeben werden, da die Energieskalenabhängigkeit der Kopplungskonstanten durch die [[Callan-Symanzik-Gleichung]] bestimmt ist. In führender Ordnung gilt | ||
:<math> \alpha_s(Q^2) = \frac{\alpha_s(\mu^2)}{1+b_0 \alpha_s(\mu^2) \ln \frac{Q^2}{\mu^2}}</math> | :<math> \alpha_s(Q^2) = \frac{\alpha_s(\mu^2)}{1+b_0 \alpha_s(\mu^2) \ln \frac{Q^2}{\mu^2}}</math> | ||
mit einer Referenzskala <math>\mu^2</math> und einer theorieabhängigen Konstanten <math>b_0 = \frac{33-2 n_f}{12\pi}</math> | mit einer Referenzskala <math>\mu^2</math> und einer theorieabhängigen Konstanten <math>b_0 = \frac{33-2 n_f}{12\pi}</math> | ||
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== Weiterführendes == | == Weiterführendes == | ||
* {{Literatur | * {{Literatur | ||
|Autor=M. E. Peskin, D. V. Schroeder | |||
|Titel=An Introduction to Quantum Field Theory | |||
|Verlag=Westview Press | |||
|Ort=Boulder | |||
|Datum=1995 | |||
|ISBN=0-201-50397-2 | |||
|Seiten=590 ff.}} | |||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Die DGLAP-Gleichungen beschreiben in der Teilchenphysik, wie die Partondichten von der betrachteten Energieskala abhängen.[1] Sie wurden unabhängig von den Physikern Yuri Dokshitzer,[2] Wladimir Naumowitsch Gribow und Lew Nikolajewitsch Lipatow,[3] sowie Guido Altarelli und Giorgio Parisi[4] entwickelt, nach deren Anfangsbuchstaben die Gleichungen benannt sind. Nach den letzten beiden wurden die Gleichungen früher auch als Altarelli-Parisi-Gleichungen bezeichnet.
Partondichten sind Verteilungsfunktionen von Bestandteilen stark gebundenener Systeme der starken Wechselwirkung wie zum Beispiel Protonen und hängen vom Impulsbruchteil des Partons $ x $ sowie der betrachteten Energieskala $ Q^{2} $ ab. Dabei ist der Impulsbruchteil zwischen $ 0\leq x\leq 1 $ beschränkt, die Energieskala ist hingegen zu hohen Energien beliebig weit offen. Da die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung in gebundenen Systemen groß wird, sind diese Systeme perturbativ nicht beschreibbar; die Partondichten müssen daher experimentell bestimmt werden. Die DGLAP-Gleichungen ermöglichen es, diese experimentellen Messungen, statt für alle möglichen $ x $ und $ Q^{2} $, bei einer festen Energiesakala durchzuführen und aus diesen Daten das Verhalten der Partondichten auf beliebigen Energieskalen (bei festem Impulsbruchteil) zu erschließen.
Die DGLAP-Gleichungen in der führenden Ordnung der Störungsreihe in der Kopplungskonstanten der starken Wechselwirkung lauten:
wobei $ P $ die Splitting-Funktionen bezeichnet. Hierbei ist $ Q^{2} $ die Energieskala des betrachteten Prozesses, $ x $ der Impulsbruchteil des betrachteten Teilchens im Vergleich zum Mutterteilchen und $ q_{i}(x,Q^{2}) $ die Partondichtefunktion für Quarks beziehungsweise $ {\bar {q}}_{i}(x,Q^{2}) $ die für Antiquarks mit Flavour $ i $ und $ g(x,Q^{2}) $ die der Gluonen.
Die Splitting-Funktionen nehmen für die möglichen Fälle vier verschiedene Formen an: $ P_{qq} $ — Ein Quark strahlt ein Quark ab, $ P_{gq} $ — Ein Quark strahlt ein Gluon ab, $ P_{qg} $ — Ein Gluon strahlt ein Quark ab und $ P_{gg} $ — Ein Gluon strahlt ein Gluon ab. Für die Splitting-Funktionen ist unerheblich, ob es sich um Quarks oder Antiquarks handelt Darüber hinaus ist für die Gluon-Quark-Splittingfunktionen ebenfalls das Flavour der Quarks unerheblich, während für die Quark-Quark-Splittingfunktion nur Quarks identischen Flavours ineinander übergehen. Die Splitting-Funktionen haben daher die Form:
Dabei sind $ C_{F}=4/3 $ der quadratische Casimir-Operator der fundamentalen Darstellung der Lie-Gruppe der Theorie, im Standardmodell der $ SU(3) $, $ C_{A}=3 $ der Casimir-Operator der adjungierten Darstellung, $ T_{F}=1/2 $ der Index der fundamentalen Darstellung und $ n_{f}=3 $ die Anzahl an Quark-Flavours.[5] Außerdem wurde die Plus-Distribution verwendet, die über die Gleichung[1]
definiert ist.
Statt der physikalischen $ (q_{i},{\bar {q}}_{i},g) $-Basis kann zur Vereinfachung der Gleichungen die $ (q_{i}^{\text{NS}},q_{i}^{\text{S}},g) $-Basis verwendet werden. Dabei gilt
Der Superskript $ {\text{NS}} $ beziffert die Non-Singulett-Dichtefunktion, während der Superskript $ {\text{S}} $ die Singulett-Dichtefunktion bezeichnet. Der Begriff des Singuletts bezieht sich in diesem Fall nicht auf die Multiplizität, sondern auf die Baryonenzahl, die sich im Fall des NS-Zustandes zu $ b=2/3 $ und im Fall des S-Zustandes zu $ b=0 $ ergibt.
Durch die Basistransformation entkoppeln die DGLAP-Gleichungen insofern, als dass zur Lösung der NS-Verteilungsfunktionen die Gluon-Verteilungsfunktion nicht benötigt wird:
Die DGLAP-Gleichungen können nach einer Mellin-Transformation vereinfacht dargestellt werden, da sich im Mellin-Raum das Integral in ein Produkt wandelt. Sie lauten dann:
Dabei ist die Mellin-Transformierte $ f(N) $ gegeben durch:
Die auftretenden Funktionen $ \gamma $ nennt man anomale Dimension und sind die Mellin-Transformierten der Splitting-Funktionen.
Die DGLAP-Gleichungen in der Singulett/Non-Singulett-Basis lauten im Mellin-Raum entsprechend
Durch diese Darstellung kann eine kompakte Lösung für die DGLAP-Gleichungen für die Non-Singulett-Verteilungsfunktionen angegeben werden, da die Energieskalenabhängigkeit der Kopplungskonstanten durch die Callan-Symanzik-Gleichung bestimmt ist. In führender Ordnung gilt
mit einer Referenzskala $ \mu ^{2} $ und einer theorieabhängigen Konstanten $ b_{0}={\frac {33-2n_{f}}{12\pi }} $
Dann ist die Lösung für die Non-Singulett-Verteilungsfunktion