Otto Sackur

Otto Sackur

Version vom 25. Juni 2017, 22:18 Uhr von imported>FNBot (Bot: Leerzeichen vor Kommata entfernt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Datei:O. Sackur Nachruf E. Beckmann.pdf Otto Sackur (* 28. September 1880 in Breslau; † 17. Dezember 1914 in Berlin) war ein deutscher Physiker und Chemiker. Er war ein Pionier der Quantenstatistik.

Leben

Sackur war der Sohn eines Fabrikdirektors und machte in Breslau sein Abitur. Er studierte ab 1898 Chemie in Heidelberg, Berlin und an der Universität Breslau und promovierte dort 1901 bei Richard Abegg über das Verhalten starker Elektrolyte. Danach war er Assistent im Chemielabor und 1902/3 am Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter. 1904/5 war er für einige Monate an der Universität London bei William Ramsay, wo er sich mit Radioaktivität befasste, und danach bei Walther Nernst in Berlin. Nach der Habilitation in Breslau wurde er 1905 Privatdozent und 1911 Titular-Professor in Breslau. 1912 ging er zu Fritz Haber ans Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Dahlem, wo er 1913 Abteilungsleiter wurde. Sackur kam bei einer Explosion im Labor Fritz Habers in Dahlem ums Leben, bei dem er an geheimen Arbeiten für den ab erstmals 1915 erfolgten Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg sowie an Forschungen über Sprengstoffe beteiligt war.

Werk

Sackur arbeitete sowohl experimentell als auch theoretisch.

Er entwickelte zur gleichen Zeit wie Hugo Tetrode (um 1912) die Sackur-Tetrode-Gleichung zur Berechnung der Entropie einatomiger idealer Gase nach der klassischen Statistischen Mechanik. Bei der Anpassung seiner Formel an die Messdaten für Quecksilber-Dampf machte er 1913 die bedeutende Entdeckung,[1][2][3] dass für die „Größe der Phasenraumzelle“ für jede der drei Koordinaten genau die Plancksche Konstante h gewählt werden muss, um Übereinstimmung mit den Daten zu erzielen. Im Rahmen der klassischen Methode war die Phasenraumzelle nichts als ein notwendiger mathematischer Trick gewesen, um statistische Berechnungen anstellen zu können. Daher ließ man zuvor ihre Größe am Ende der Rechnung, wenn möglich, gegen Null schrumpfen oder suchte sie aus Ergebnissen weitgehend zu entfernen. Max Planck nannte die Erkenntnis von Sackur „von fundamentaler Bedeutung für die ganze Thermodynamik“.[4]

Schriften

  • Lehrbuch der Thermochemie und Thermodynamik, 1912, 2. Auflage (herausgegeben von Clara von Simson) Springer 1928
  • Die chemische Affinität und ihre Messung, Vieweg 1908
  • mit Richard Abegg Physikalisch-Chemische Rechenaufgaben, Sammlung Göschen 1914

Literatur

  • Alexander Kipnis: Sackur, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 344 (Digitalisat).
  • Massimiliano Badino, Bretislav Friedrich: Much Polyphony but Little Harmony: Otto Sackur’s Groping for a Quantum Theory of Gases, in: Physics in Perspective, September 2013, Volume 15, Issue 3, pp 295-319.

Einzelnachweise

  1. Sackur Die Anwendung der kinetischen Theorie der Gase auf chemische Probleme, Annalen der Physik, Band 36, 1911, S. 958-890
  2. Sackur Die Bedeutung des elementaren Wirkungsquantums für die Gastheorie und die Berechnung der chemischen Konstanten, in Wilhelm Knapp (Hrsg.): Festschrift Walter Nernst, Halle, 1912, S. 405-423
  3. Sackur, Otto: Die universelle Bedeutung des sog. elementaren Wirkungsquantums, Annalen der Physik Bd. 345:67-86 (1913).
  4. Max Planck: Die gegenwärtige Bedeutung der Quantenhypothese für die kinetische Gastheorie, Phys. Zeitschr. Bd. 14 (1913) S. 258.

Weblinks