Die Zündtemperatur (auch Zündpunkt, Selbstentzündungstemperatur, Entzündungstemperatur oder Entzündungspunkt) ist diejenige Temperatur, auf die man einen Stoff oder eine Kontaktoberfläche erhitzen muss, damit sich eine brennbare Substanz (Feststoff, Flüssigkeit, deren Dämpfe oder Gas) in Gegenwart von Luft ausschließlich aufgrund seiner Temperatur – also ohne Zündquelle wie einen Zündfunken – selbst entzündet. Sie ist bei jedem Stoff unterschiedlich hoch und in vielen Fällen vom Druck abhängig. Hervorgerufen wird die Selbstentzündung durch eine exotherme Oxidationsreaktion, wenn die Wärmeproduktionsrate die Wärmeabfuhr durch Wärmeleitung, -strahlung und Konvektion übersteigt.
Die Zündtemperatur korreliert nicht mit Siedepunkt- oder Flammpunkttemperatur eines brennbaren Stoffs. Sie ist vielmehr ein Maß für die Oxidationsempfindlichkeit der Substanz.
Die Selbstentzündungstemperatur ist keine Stoffkenngröße im eigentlichen Sinn, da sie insbesondere vom Volumen der betrachteten Substanz abhängt. Größere Volumina entzünden sich bei kleineren Temperaturen. Die Zeit bis zur Selbstentzündung kann Monate betragen.
Mit der Berechnung der Selbstentzündungstemperatur befasst sich die Theorie der Wärmeexplosion. Darin wird ein Konzept vorgeschlagen, das gestattet, Stoffwerte und Selbstentzündungstemperatur selbstentzündlicher Materialien mit Warmlagerungsversuchen eindeutig zu bestimmen. Die für die numerische Simulation relevanten kinetischen Parameter werden dabei in adiabatischen Warmlagerungsversuchen gewonnen.
Die Selbstentzündungstemperatur ist unter anderem beim Brandschutz wichtig, beispielsweise bei Trocknungsprozessen, Lagerungen und Transporten. Bei Kohleflözbränden und einigen anderen Bränden kann es auch zur Entzündung in situ, also bei Kohleflözen im natürlichen Verband kommen.
Beim deutlich niedrigeren Flammpunkt kann ein Gas-Luft-Gemisch der gleichen Substanz nur mittels Zündquelle entflammt werden. Bei Flammpunkttemperatur erreicht eine Flüssigkeit einen Dampfdruck und damit eine Sättigungsdampfkonzentration, die so hoch ist, dass sich das entsprechende Gas-Luft-Gemisch entzünden lässt.
Die Zündfähigkeit eines Gasgemisches hängt untergeordnet auch vom Sauerstoffgehalt der umgebenden Atmosphäre ab. Normalbedingungen beziehen sich auf 21 % Sauerstoff in Luft. Da sich Großanlagen (Tanks, Behälter) nicht mit Stickstoff bis zu einem Restsauerstoffgehalt von 0 % inertisieren lassen, wird in besonderen Messungen der minimal nötige Grenzsauerstoffgehalt für eine Zündung ermittelt (z. B. 2 bis 4 %).
Lösemittel mit besonders niedrigen Zündtemperaturen (ca. 120-180 °C) sind:
Zündtemperatur einiger Feststoffe:
Feststoff | Zündtemperatur in °C |
---|---|
Fichtenholz | 280 |
Holz | 280-340 |
Kork | 300-320 |
Stroh | 250-300 |
Torf | 230 |
Heu | 260-310 |
Zeitungspapier | 175 |
Schreibpapier | 360 |
Zucker | 410 |
Baumwolle | 450 |
Getreide | 250-320 |
Roggenmehl | 500 |
Weizenstaub | 270 |
Holzkohle | 300 |
Kohle | 240-280 |
Kunststoffe | 200-300 |
Phosphor weiß | 34 |
Schwefel | 250 |
Phosphor rot | 300 |
Zündtemperaturen und Flammpunkte einiger flüssiger Brennstoffe:
Flüssigkeit | Flammpunkt in °C | Zündtemperatur in °C |
---|---|---|
Asphalt | 205 | 400 ca. |
Teer | 90 | 600 |
Essigsäure | 40 | 460 |
Motoröl, Schmieröl | 80-125 | 500 ca. |
Biodiesel RME/SME | 186 (pr ISO 3679) | 283-285 (ASTME659-78) |
Dieselkraftstoff | 67 (pr ISO 3679) | 255 (ASTME659-78) |
Benzin[1] | -45 bis 10 | 220 bis 460 |
Petroleum[2] | 62 | 247-277 |
Terpentinöl[3] | 36 | 255 |
Methanol | 11 | 455 |
Ethanol | 12 | 400 |
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