Das sterile Neutrino ist ein hypothetisches Elementarteilchen, das nicht den fundamentalen Wechselwirkungen des Standardmodells, sondern nur der Gravitation und gegebenenfalls bislang noch unbekannten Wechselwirkungen unterworfen ist. Es handelt sich dabei um ein rechtshändiges Neutrino. Im Fall von Supersymmetrie hätte das sterile Neutrino einen linkshändigen Superpartner, auch steriles Sneutrino genannt (das normale Neutrino ist linkshändig und das normale Sneutrino rechtshändig).
Solche Teilchen gehören zu einer Singulett-Darstellung der Starken und der Schwachen Wechselwirkung; ihre schwache Hyperladung, ihr schwacher Isospin und ihre elektrische Ladung sind jeweils Null. Wenn sie schwer genug sind, könnten sie die (kalte oder warme) Dunkle Materie erklären. In einer Großen vereinheitlichten Theorie (GUT) wie dem Georgi-Glashow-Modell wechselwirken sie via Eichbosonen, die bei gewöhnlichen, d. h. relativ niedrigen, Energien wegen ihrer extrem hohen Masse sehr stark unterdrückt sind.
Die Existenz steriler Neutrinos wird häufig im Zusammenhang mit der sogenannten Reaktor-Neutrino-Anomalie[1], den Beschleunigerexperimenten LSND und MiniBooNE, sowie den Ergebnissen von Messungen mit Neutrinoquellen diskutiert. Die experimentelle Datenlage ist allerdings noch nicht eindeutig.[2]