Dmitri Wassiljewitsch Wolkow

Dmitri Wassiljewitsch Wolkow

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Leben und Werk

Wolkow wurde 1943 bis 1946 als Soldat eingezogen und diente an der Karelischen Front und im Fernen Osten, wo er schwer verwundet wurde. Ab 1947 studierte er an der Staatlichen Universität Leningrad, wo er unter anderem bei Wladimir Fock und Wladimir Iwanowitsch Smirnow studierte, und ab 1951[1] an der Universität Charkiw, wo er unter anderem bei Alexander Achijeser studierte (und über Quantenelektrodynamik arbeitete), 1952 sein Diplom machte und 1956 promoviert wurde. Danach war er am Institut für Physik und Technologie in Charkiw. 1967 habilitierte er sich (sowjetischer Doktortitel). Wolkow war mehrfach für längere Zeit am CERN, zuerst 1962 mit einer sowjetischen Delegation, der auch Isaak Jakowlewitsch Pomerantschuk angehörte. Mit Pomerantschuk hatte er in der Sowjetunion regelmäßig intensiven wissenschaftlichen Kontakt bei Besuchen in Moskau, arbeitete aber ansonsten in Charkiw später lange Zeit ziemlich isoliert.

1959 führte er Parastatistiken als Verallgemeinerung der Fermionen- und Bosonenstatistik ein. In den 1960er Jahren befasste er sich mit Regge-Pol-Theorie (Regge Pole Conspiracy mit Gribow) und auch Ende der 1960er Jahre mit der frühen Stringtheorie (Duales Modell). Er wandte gruppentheoretische Methoden in der Elementarteilchenphysik (Hadronenresonanzen) und Festkörperphysik (Spinwellen) an.

Die Idee zur Supersymmetrie kam ihm, der nach eigenen Aussagen[2] schon früh an Symmetriegruppen in der Physik interessiert war, einerseits aus dem Vergleich mit SU (3) Multipletts, die Teilchen mit halb- und ganzzahligem Isospin enthielten (ähnlich wie Supersymmetrie-Multipletts mit Teilchen halb- und ganzzahligen Spins), andererseits aus der Lektüre des Buches von Werner Heisenberg über dessen Einheitliche Feldtheorie,[3] in der die Idee von Fermionen (Neutrinos) als Goldstone-Teilchen vorkam.[4] 1972 entwickelte er, wie gleichzeitig in Russland Juri Abramowitsch Golfand und Jewgeni Lichtman (Likhtman), die Supersymmetrie mit seinem Doktoranden Wladimir Akulow[5] und 1973 die lokale Form der Supersymmetrie mit Wjatscheslaw Soroka[6][7] in Form der Supergravitation, wobei er den Superpartner des Gravitons, das Gravitino mit Spin 3/2 erstmals einführte. Die Idee der Supergravitation wurde im Westen erst 1976 aufgegriffen.

1988 wurde er Mitglied der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften. Er starb 1996 in Charkiw.[8]

Er war Geehrter Wissenschaftler der Ukraine und Träger des Orden des Roten Banners der Arbeit.

Literatur

  • Julius Wess, V. Akulov (Hrsg.): Supersymmetry and Quantum Field Theory. Springer, 1998 (Volkov Memorial Volume)
  • Volkov: Supergravity before 1976. In: Harvey Newman, Thomas Ypsilantis: History of Original Ideas and Basic Discoveries in Particle Physics. Plenum Press, 1996 (Erice Lectures), arxiv:hep-th/9410024
  • Interview von Volkov in G. Kane, M. Shifman (Hrsg.): The supersymmetric world: the beginnings of the theory. World Scientific, 1988, Oral History Interview
  • Volkov: Supergravity before and after 1976. The Story of Goldstonions. In: Concise Encyclopedia of Supersymmetry and Noncommutative Structures in Mathematics and Physics. 2005 Springer, p. 6–9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ende der 1940er Jahre wurde seine Theoriegruppe in Leningrad aufgelöst in Zusammenhang mit den Leningrader Prozessen, die sich auch auf führende Wissenschaftler der Universität auswirkten.
  2. Oral History Interview, siehe Literatur
  3. Werner Heisenberg: Einführung in die einheitliche Feldtheorie der Elementarteilchen. Hirzel Verlag, Stuttgart 1967. Die russische Übersetzung erschien 1968
  4. Goldstone-Teilchen aus Spontanem Symmetriebruch waren bis dahin nur als Bosonen von Spin 0 bekannt, und auch Heisenbergs konnte ihr Auftauchen in seiner Theorie nicht korrekt begründen. Wolkow erwähnt in seinem Oral History Interview noch von formaler Seite in der Entwicklung der Supergravitation den Einfluss von Ideen von Julian Schwinger (der zuerst Grassmann-Variable in die Quantenfeldtheorie einführte) und Élie Cartan, dessen differentialgeometrischen Ideen er in der Entwicklung der Differentialgeometrie von Superräumen benutzte.
  5. Akulov, Volkov. In: Physics Letters B, Band 46, 1973, S. 109
  6. Volkov, Soroka: Higgs effect for Goldstone particles with spin 1/2, JETP Letters, Band 18, 1973, S. 312–314, Online, russische Ausgabe: Pis'ma v ZhETF, Band 18, 1973, S. 529–523
  7. Volkov, Soroka, Gauge field symmetry with spinor parameters, Theor. Math. Phys., Band 20, 1974, S. 829–834
  8. Eintrag zu Dmytro Wassyljowytsch Wolkow in der Enzyklopädie der modernen Ukraine; abgerufen am 9. Oktober 2019 (ukrainisch)