Günther Rüdiger (* 1944 in Dresden) ist ein deutscher Astrophysiker.
Günther Rüdiger besuchte die damalige EOS Dresden-Süd (heute Gymnasium Dresden-Plauen) bis 1963 und studierte bis 1968 Astrophysik an der Universität Jena (Universitätspreis 1967). Er promovierte 1972 an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Anleitung von Fritz Krause. Nach 1989 war Rüdiger einer der beiden Verfasser des „Memorandums zur außeruniversitären Forschung in Brandenburg“ (1991), war Mitbegründer der Forschungsinitiative Brandenburg, Mitglied des ersten Rundfunkrates des damaligen Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (als Vertreter der Wissenschaft) und der Stadtverordnetenversammlung in Potsdam (1998–2003). Seit 2005 ist Günther Rüdiger der Managing Editor der weltweit ältesten Fachzeitschrift Astronomische Nachrichten/Astronomical Notes (gegründet 1821).
Er leitete von 1992 bis 2009 die Abteilung „Turbulenzastrophysik“ am Bereich Kosmische Magnetfelder des heutigen Leibniz-Institutes für Astrophysik Potsdam (AIP). Hier entwickelte er mit Rainer Hollerbach die Theorie magnetohydrodynamischer Experimente zur Stabilität magnetischer Felder in zylindrischen Taylor-Couette-Strömungen, die mit elektrisch-leitfähigen flüssigen Metallen gefüllt sind. Die Experimente wurden im Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf (HZDR) unter Leitung von Gunter Gerbeth durchgeführt und ausgewertet.[1] Sie demonstrieren die Fähigkeit genügend starker azimuthaler Magnetfelder zur Erzeugung solcher sekundärer Strömungen, wie sie in der Dynamotheorie und zur Erklärung der Stern- und Planetensystementstehung benötigt werden. Für das Experiment PROMISE („PotsdamROssendorfMagneticInStabilityExperiment“) erhielten er und Frank Stefani vom Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft des Jahres 2008.
Am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam formulierte er früh die Grundlagen der Theorie des Drehimpulstransportes in stellaren Konvektionszonen („Lambda-Effekt“), mit der das universale Phänomen der differentiellen Rotation der Sonnenoberfläche und mittlerweile 10.000 weiterer sonnenähnlicher Sterne[2] eine einfache Erklärung findet. Im Gegensatz zu allen Turbulenzzellen in Laboratorien verhalten sich die Riesenzellen in der solaren Turbulenz nicht nach der Hypothese von Joseph Boussinesq von 1897,[3] sondern transportieren ihren Drehimpuls bevorzugt in Richtung schnellerer Rotation. Neuere Daten der NASA Mission Solar Dynamics Observatory unterstützen auf direkte Weise diese Grundannahme der Theorie.[4]
Gemeinsam mit Leonid L. Kitchatinov wurde 1997 festgestellt, dass der sehr schnelle Übergang der Rotationsgesetze von Kern und Hülle der Sonne (die sogenannte Tachocline-Region) als Wirkung der Lorentzkraft verstanden werden kann, wenn im Sonneninneren ein schwaches, fossiles und unbeobachtbares Magnetfeld von wenigen Milligauß Stärke existiert[5].
Personendaten | |
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NAME | Rüdiger, Günther |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astrophysiker |
GEBURTSDATUM | 1944 |
GEBURTSORT | Dresden |