Eine Nutzlastverkleidung (englisch payload fairing) umgibt fast immer die Nutzlast einer Rakete und schützt diese vor externen Einwirkungen.
Die Nutzlastverkleidung einer Trägerrakete schützt die empfindlichen Satelliten oder Raumsonden auf der Startrampe vor dem Wetter (Regen, Wind, Staub etc.). Nach der Triebwerkszündung und dem Start dagegen erfüllt sie noch wichtigere Aufgaben:
Bei geheimen militärischen Satelliten trägt die Nutzlastverkleidung außerdem noch dazu bei, dass die Bauart und der Einsatzzweck des Satelliten zumindest bis nach dem Aussetzen im Orbit geheim bleibt.
Nachdem die Rakete die dichten Atmosphärenschichten verlassen hat, wird die Nutzlastverkleidung abgeworfen. Dazu wird die Nutzlastverkleidung während des Flugs bei den meisten Typen von Raketen seitlich längs wie auch am unteren Ende per Sprengschnur in mindestens zwei Teile aufgesprengt (mehr sind es selten) und die Teile abgestoßen. Auch die Trennung mit einem Spannbandsystem ist möglich. Die Teile fallen zurück zur Erde. Bei der Ariane 5 ist es üblich, die Nutzlastverkleidung in einer Höhe von ca. 110 km während der Brennzeit der Hauptstufe abzuwerfen, wenn die Reibungshitze, die der Satellit auszuhalten hat, geringer geworden ist als die durch die Sonnenstrahlung im Orbit entstehende Wärme. Dabei kommen für die vertikale wie auch für die horizontale Trennung pyrotechnische Systeme zum Einsatz.
Da das Abwerfen der Nutzlastverkleidung während des Flugs bei einer sehr hohen Geschwindigkeit erfolgt (meistens während die Rakete weiter beschleunigt), kann die Nutzlastverkleidung in extrem seltenen Fällen die Nutzlast oder auch die Rakete treffen und schwer beschädigen. Auch kann sich die Nutzlastverkleidung in seltenen Fällen überhaupt nicht oder nur unvollständig abwerfen lassen. Beides kann ein Grund für Fehlstarts sein, wie bei Gemini 9 (Bild) oder bei zwei aufeinander folgenden Starts der Taurus-3110-Rakete mit dem Orbiting Carbon Observatory bzw. dem Glory-Satelliten. Einige Raketen (wie z.B. die Atlas V) drosseln während dieser Flugphase die Triebwerke, um durch eine kleinere Beschleunigung eine sicherere Trennung zu ermöglichen; einen geringen Treibstoffmehrverbrauch nimmt man dabei in Kauf.
Es gibt Nutzlastverkleidungen, die aus Metall bestehen (meistens Aluminium), wie die Standardnutzlastverkleidung der Delta-II-Rakete und Nutzlastverkleidungen aus Kompositmaterial (CFK etc.). Bei Ariane-Raketen wird zum Beispiel eine Aluminiumwabenkern-Struktur verwendet, die mit CFK-Sandwich-Elementen verkleidet ist. Als Schallschutz wird die Innenseite häufig noch mit Kork oder Kunststoffen verkleidet.
Die Grundform aller Nutzlastverkleidungen ist die eines Zylinders, auf den ein Kegel aufgesetzt ist. Dadurch soll ein möglichst geringer Luftwiderstand erreicht werden.
In der Praxis gibt es hiervon je nach Einsatzzweck Abweichungen. Oft hat eine Nutzlastverkleidung einen größeren Durchmesser als die oberste Raketenstufe und es gibt einen Übergangsbereich, in dem sich ihr Durchmesser von dem der Oberstufe zu ihrem eigentlichen Durchmesser vergrößert. Auch haben die meisten Nutzlastverkleidungen abgerundete Spitzkegel anstatt normale Kegel an ihrer Spitze. Manche Nutzlastverkleidungen, wie die der Ariane 5, Vega und Atlas V 5XX, haben die Form eines Gewehrgeschosses ohne Ecken („Ogive“), um den Luftwiderstand weiter zu reduzieren. Die Größe einer Nutzlastverkleidung richtet sich nach der Größe der zu transportierenden Nutzlast. In der Regel ist es üblich, eine Nutzlastverkleidung mit einem standardisierten Durchmesser für unterschiedlich lange Nutzlasten in verschieden langen Versionen, u.U. auch mit Verlängerungsringen, anzubieten. Es gibt aber auch Raketen, die Nutzlastverkleidungen mit unterschiedlichen Durchmessern und Längen nutzen können.
Weiterhin wird bei einigen Raketentypen zusätzlich zur Nutzlast auch die Oberstufe der Rakete von der Nutzlastverkleidung umschlossen. Beispiele dafür sind die US-amerikanischen Titan-III-, -IV- und Atlas-V-Raketen mit einer 5,4-m-Verkleidung. Ebenfalls befindet sich bei der russischen Sojus/Fregat-Rakete die Fregat-Oberstufe in der Nutzlastverkleidung.
Weitere übliche Anforderungen oder Ausstattungsmerkmale können sein:
Typischerweise wird der Bereich der Nutzlast unter der Nutzlastverkleidung bis zum Moment des Abhebens mit gefilterter und klimatisierter Luft versorgt. Der sichere Verschluss der dafür notwendigen Öffnung ist ebenfalls ein wichtiges Element.
Auf der Nutzlastverkleidung wird meistens ein großes gut sichtbares Logo der Nutzlast angebracht, die sich unter der Verkleidung befindet. Wenn das mehrere Satelliten sind, werden auch mehrere Logos neben- oder untereinander angebracht. Dies kann z. B. bei Ariane-5-Starts oft beobachtet werden. Bei geheimen militärischen Nutzlasten wird entweder gar kein Logo angebracht oder eines, das nichts oder fast nichts über die Nutzlast aussagt.