Achondrite (griech. ά (a-), ‚ohne‘ und χόνδρος (chondros), ‚Korn‘) sind Steinmeteorite, die im Gegensatz zu den viel häufigeren Chondriten keine oder nur noch wenige Chondren enthalten. Anhand von Element- und Isotopenverhältnissen werden Achondrite in Gruppen eingeteilt. Unterschieden werden primitive Achondrite, die sich von Chondriten nur in der Textur unterscheiden und Reste von Chondren enthalten können, und differenzierte Steinmeteorite, die an Eisen und in Eisen löslichen Elementen verarmt sind. Sie wurden aus der Kruste oder dem Mantel größerer Mutterkörper herausgeschlagen, die sich bei ihrer Entstehung in einen Eisenkern und Mantel differenziert haben. Drei Gruppen, die zusammen etwa zwei Drittel der Achondrite ausmachen, stammen wahrscheinlich vom Asteroiden (4) Vesta, einige vom Mond und vom Mars, andere konnten bisher nicht zugeordnet werden.
Der magmatische Ursprung der Achondrite wurde zuerst durch den Berliner Mineralogie-Professor Gustav Rose erkannt.
Achondrite sind (von der dunklen Kruste abgesehen) oft grau bis weiß gefärbt und bestehen aus magmatischem Gestein, das sich in erster Linie aus den Silikat-Mineralien Olivin, Pyroxen und Plagioklas zusammensetzt. Achondrite haben fast immer einen wesentlich niedrigeren Gehalt an Nickeleisen als Chondrite.[1] Es gibt aber auch Achondrite, die bis zu 80 Vol.-% Nickeleisen enthalten.
Man unterscheidet die folgend beschriebenen Unterklassen.[2]
Die Steinmeteorite der HED-Gruppe sind die häufigste Gruppe, als Ursprung wird der Asteroid (4) Vesta angenommen, weil die Reflexionsspektren dieser Gruppe und das von Vesta einander sehr ähnlich sind.[3]
Alle bisher untersuchten Diogenite haben ein Bestrahlungsalter von 22 oder 36 Millionen Jahren, d. h. zu diesen beiden Zeitpunkten müssen sie durch eine Kollision von einem Mutterkörper abgesprengt worden sein. Als Mutterkörper wird der Asteroid (237442) 1999 TA10 diskutiert, der selbst aus dem Mantel von (4) Vesta stammen dürfte.[5][6]
Sie müssen von einem relativ großen Körper stammen, sehr wahrscheinlich vom Mars.[7]
Die Angrite (benannt nach dem Fundort Angra dos Reis, Brasilien) sind differenzierte Achondrite, die aus Pyroxen, Olivin und Plagioklas bestehen. Anders als bei den Chondriten und primitiven Achondriten liegen diese Minerale in Formen vor, die auf eine magmatische Entstehung hinweisen. Sie enthalten häufig Einschlüsse, die als erstarrte Gasblasen gedeutet werden. Von ihrer Struktur und chemischen Zusammensetzung ähneln sie den irdischen Basalten. Die Herkunft der Angrite ist bislang ungeklärt. Offensichtlich stammen sie von einem eigenen Ursprungskörper ab, der noch nicht identifiziert werden konnte.
Die Aubrite (nach dem Fundort Aubres, Frankreich) enthalten das magnesiumreiche Mineral Enstatit. Darüber hinaus kommen unterschiedliche Anteile an reduziertem Nickel-Eisen, das Eisensulfid Troilit, das Silikat Olivin sowie seltene Minerale vor, die auf eine magmatische Entstehung schließen lassen. Beim Vergleich der Reflexionsspektren von Asteroiden wurde eine Übereinstimmung mit dem Asteroiden Nysa festgestellt. Möglicherweise stammen die Aubrite von diesem Himmelskörper.
Die Ureilite (nach Novo Urei, Russland) bestehen überwiegend aus Olivin und Pyroxen. Eine Besonderheit der Ureilite ist eine kohlenstoffreiche, von Adern durchzogene Matrix, welche Graphit, Diamant, Nickel-Eisen und die Zwischenräume ausfüllende Silikate enthalten kann. Chemische und isotopische Untersuchungen der Ureilite führen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Eine heterogene Verteilung der Sauerstoffisotope und ein hoher Anteil an Edelgasen in Ureiliten sprechen gegen weitreichende Differenzierung des Ureiliten-Mutterkörpers. Gleichzeitig sind Ureilite aber abgereichert in siderophilen und lithophilen Elementen, was auf die fraktionierte Kristallisation einer basaltischen und einer metallischen Komponente hinweist. Bislang existiert keine allgemein anerkannte Theorie über die Entstehung und den Ursprung dieser Meteoriten.[9]
Acapulcoite (Acapulco, Mexiko), Brachinite (Brachina, Australien), Lodranite (Lodran, Indien), Winonaite (Winona, USA): Diese vier Klassen von Achondriten werden als primitive Achondrite zusammengefasst. Die Differenzierung dieser Meteoriten ist unvollständig, so dass sie ihre primitive (chondritische) Zusammensetzung weitgehend behalten haben. Die den Chondriten typische Struktur ging aber verloren, Chondren wurden zerstört.
Durch Vergleich mit den vom Mond mitgebrachten Proben kann eindeutig gezeigt werden, dass sie vom Mond stammen müssen. Sie enthalten oft Mondregolith von der Oberfläche des Mondes. Es ist interessant, dass Mondmeteorite auf der Erde erst nach der Mondlandung gefunden wurden, da erst die Analysen von Mondgesteinen einen sicheren Nachweis der Herkunft vom Mond erlaubten. Die ersten Mondmeteorite wurden in der Antarktis gefunden. Der erste nicht-antarktische Mondmeteorit war Calcalong Creek aus Australien, beschrieben 1991. Später wurden weitere unter den tausenden Meteoritenfunden aus Afrika und Oman identifiziert. In dieser Gruppe kann man nach ihrer Herkunft verschiedene Unterklassen unterscheiden, die Anorthositischen Regolith-Hochlandbrekzien, die Fragmentalen Hochlandbrekzien, Impakt-Schmelzbrekzien, Marebasalte und schließlich Maregabbros.