Als Bessel-Verfahren oder Bessel-Methode wird eine Messmethode zur Bestimmung der Brennweite $ f $ einer Sammellinse bezeichnet. Sie ist benannt nach Friedrich Wilhelm Bessel, der sie im Jahre 1840 publizierte.[1]
Wenn ein Gegenstand G mittels einer optischen Linse auf einem Schirm als Bild B abgebildet wird, dann erhält man in zwei Positionierungen der Linse ein scharfes Bild: In der Position $ P_{1} $ ist das Bild vergrößert, in der Position $ P_{2} $ ist es verkleinert. Dabei muss der Abstand $ a $ des Gegenstand zum Schirm größer sein als das Vierfache der Brennweite $ f $ zuzüglich der Distanz $ {\overline {HH'}} $ der beiden Hauptebenen der Linse:
Praktisch wird die Linse mehrfach zwischen diesen beiden Positionen hin und her verschoben, und die jeweiligen Abstände $ x_{1} $ und $ x_{2} $ von einem Rand der Anordnung werden gemessen. Aus deren Differenz erhält man den Abstand $ e $ der beiden Linsenpositionen, aus dem die Brennweite mit den Gleichungen
berechnet werden kann.
Gegenüber der einfachen Berechnung aus Bild- und Gegenstandsweite mittels der Linsengleichung hat das Bessel-Verfahren den Vorteil, dass bei dicken Linsen oder Linsensystemen die Lage der Hauptebenen H und H′ nicht bekannt sein muss. Allerdings wird das Ergebnis für dicke Linsen um die Hälfte bis ein Viertel von $ {\overline {HH'}} $ zu groß, abhängig von $ a $.
Gegenüber dem aufwändigeren Abbe-Verfahren, mit dem zusätzlich die Lage der Hauptebenen ermittelt werden, hat das Bessel-Verfahren den Vorteil, dass mit einem festen Aufbau (Lichtquelle, Gegenstand und Bildschirm in festem Abstand) viele Linsen schnell vermessen werden können.
1. Herleitung:
Bei dünnen Linsen kann der Abstand zwischen den beiden Hauptebenen vernachlässigt werden. Es gilt:
wobei $ b $ die Bildweite und $ g $ die Gegenstandsweite ist. Wegen der Symmetrie der Anordnung muss ferner gelten:
(das Objekt soll ja gerade scharf abgebildet werden, deswegen kann der Abstand $ e $ der beiden Punkte, in denen es scharf abgebildet wird, nur durch diese Gleichung beschrieben werden).
Unter Benutzung der Linsengleichung
und Einsetzen von $ g=a-b $ sowie
erhält man
Die Umformung ergibt
2. Herleitung:
Unter Benutzung der Linsengleichung
und Einsetzen von $ b=a-g $ (der Abstand der Hauptebenen einer dünnen Linse ist null) erhält man eine Gleichung für $ g $:
Wird diese quadratische Gleichung nach $ g $ auf gelöst, erhält man
wobei $ e $ als die Differenz der beiden Gegenstandsweiten $ g $ definiert ist. Die Umformung ergibt
Der Abstand der Hauptebenen $ {\overline {HH'}} $ ist nicht vernachlässigbar. Es gilt
Man erhält mit obigen Überlegungen die Formel