Biela (Komet)

Biela (Komet)

3D/Biela[ i ]
Komet 3P/Biela im Februar 1846
Eigenschaften des Orbits
Orbittyp kurzperiodisch
Numerische Exzentrizität 0,751
Perihel 0,879 AE
Aphel 6,190 AE
Große Halbachse 3,535 AE
Siderische Umlaufzeit 6 a 236 d
Neigung der Bahnebene 13,216°
Periheldurchgang 24. September 1852
Bahngeschwindigkeit im Perihel 42,04 km/s
Physikalische Eigenschaften des Kerns
Mittlerer Durchmesser ?
Geschichte
Entdecker W. v. Biela
Datum der Entdeckung 27. Februar 1826
Ältere Bezeichnung -
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Der Komet Biela (offizielle Bezeichnung 3D/Biela) ist ein nach Wilhelm Freiherr von Biela benannter periodischer Komet. Das „D“ in seiner Bezeichnung steht für das englische „disappeared“ („verschwunden“) und zeigt an, dass der Komet nicht mehr existiert, nachdem er 1846 zerbrochen ist und sich in der Folge offenbar vollständig aufgelöst hat. Biela war der erste Komet in der Geschichte der Kometenforschung, bei dem eine Teilung beobachtet wurde.

Entdeckung

Der Komet wurde am 27. Februar 1826 als kleiner, rundlicher Nebelfleck vom österreichischen Offizier und Amateurastronomen Wilhelm von Biela in Josefstadt (Josefov, heute Teil von Jaroměř, deutsch Jermer) im nördlichen Böhmen entdeckt. Biela gelang auch eine Bahnbestimmung, die zeigte, dass es sich bei dem Objekt um einen kurzperiodischen Kometen mit einer Umlaufszeit von etwa 6,6 Jahren handelte. Nachträglich wurde so erkannt, dass es sich um denselben Kometen handelte, der bereits 1772 von Jacques Leibax Montaigne und Charles Messier sowie 1805 von Jean-Louis Pons entdeckt worden war. Dass er nicht bei jeder Sonnennähe gesichtet wurde, lag an ungünstigen Stellungen zu Erde und Sonne.[1] Auch 1833 und 1839 blieb er unbeobachtet.

Nach dem Halleyschen Kometen, dem Olberschen Kometen (13P/Olbers, 1815) und dem Enckeschen Kometen (1815) war Biela erst der vierte Komet,[2] der als periodisch erkannt wurde.

Umlaufbahn

Die Umlaufbahn des Kometen Biela hatte die Form einer langgestreckten Ellipse, deren sonnennächster Punkt (Perihel) knapp innerhalb der Erdbahn lag. Der sonnenfernste Punkt (Aphel) lag etwas außerhalb der Bahn des Planeten Jupiter, was ihn als kurzperiodischen Kometen der Jupiter-Familie auszeichnete. Die Bahn war rund 13° gegen die Ekliptik geneigt.

Geschichte

Der Komet kehrte wie vorhergesagt 1832 wieder, wo er zuerst am 24. September von John Herschel gesichtet wurde.[3]

Es war das erste Jahr in der Geschichte der Menschheit, in dem zwei periodische Kometen angekündigt waren. Man kannte erst vier, von denen drei erst zwischen 1815 und 1826 als solche erkannt worden waren. Biela sollte im Oktober 1832 seine zweite Wiederkehr haben und die Erdbahn in 2½-fachem Erddurchmesser kreuzen (allerdings einen Monat, bevor die Erde an diesen Punkt kam). So gab es etwas Aufregung und sogar bessere Blätter spekulierten über einen Zusammenstoß oder wenigstens eine Auswirkung des Schweifs. Weiters wurden Sintfluten und Cholera befürchtet. Noch Ende Januar 1833 berichtete die Wiener Theaterzeitung[4] über die Befürchtungen. Unbedarfte Autoren vermischten diesen Kometen mit dem Enckeschen Kometen (erwartet im Frühsommer 1832 und Sommer 1835) und dem viel berühmteren Halleyschen Kometen (erwartet im Oktober 1835) und verteilten ihr Eintreffen nach Gutdünken auf die Jahre 1830 bis 1836. Die Stimmung wurde im Kometenlied mit dem Refrain „Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“ verarbeitet, welches mit der Posse Der böse Geist Lumpazivagabundus von Johann Nestroy im April 1833 uraufgeführt wurde.[5][6][7]

Zum Jahreswechsel 1845/1846 konnten Astronomen beobachten, wie der Komet in zwei Teile zerbrach, die sich langsam voneinander entfernten. Im März 1846 war der Abstand zwischen den beiden Bruchstücken, die beide einen kurzen Schweif ausbildeten, bereits auf 300.000 Kilometer angewachsen. Auch bei der nächsten Wiederkehr des Kometen im Jahre 1852 konnten beide Teile beobachtet werden; ihr Abstand war bereits auf 2,5 Millionen Kilometer angewachsen, was ein Auseinanderdriften mit 40–50 km/h voraussetzte.

Die Wiederkehr des Kometen wurde für die Jahre 1859 und 1865 vorhergesagt, der Komet konnte aber nicht wiedergefunden werden. Auch im Jahre 1872 blieb die Suche nach dem Kometen erfolglos, jedoch konnte am 27. November – dem Tag, an dem die Erde die Bahn des Kometen kreuzte – ein Meteorschauer mit bis zu 3000 Sternschnuppen pro Stunde beobachtet werden: Offenbar handelte es sich bei den Meteoroiden um die Überreste des nun vollständig aufgelösten Himmelskörpers. Der als Bieliden (auch Andromediden) bezeichnete Meteorstrom konnte auch 1885, 1892 und 1899 wieder beobachtet werden, seine Intensität ging aber stetig zurück. Danach traten die Bieliden nicht wieder in Erscheinung.

Während des Meteorschauers am 27. November 1885 fiel im Norden Mexikos der Meteorit von Mazapil. Dieser Eisenmeteorit wurde daher zunächst für ein Bruchstück des Kometen Biela gehalten. Heute geht man allerdings davon aus, dass der Fall des Meteoriten während des Bieliden-Schauers nicht mehr als ein Zufall ist.[8]

Die Umlaufbahn eines lichtschwachen Kometen mit der offiziellen Bezeichnung P/2001 J1 (NEAT), der am 11. Mai 2001 von der Himmelsüberwachung Near Earth Asteroid Tracking entdeckt wurde, ist jener des Kometen Biela ähnlich. Es ist aber unklar, ob es sich tatsächlich um ein Bruchstück des verschollenen Kometen Biela handelt oder die Ähnlichkeit nur zufällig ist.

Siehe auch

Literatur

  • Anonym: Der Biela’sche Komet vom Jahre 1832. (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. K.Wurm, Die Kometen. Verständliche Wissenschaft Band 53, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 1954
  2. Carl Ludwig von Littrow: Beyträge zu einer Monographie des Halley'schen Cometen. Bey Gelegenheit seiner Erscheinung im Jahre 1835 gemeinfasslich dargestellt. Heinrich Friedrich Müller, Wien 1834, S. 7–8 (Online in der Google-Buchsuche [abgerufen am 21. Dezember 2012]).
  3. Gary W. Kronk: 3D/Biela. Cometography. Abgerufen am 15. Dezember 2010.
  4. Theaterzeitung Nr. 21/1833, S. 84
  5. Joseph Johann Littrow: Über den gefürchteten Kometen des gegenwärtigen Jahres 1832. und über Kometen überhaupt. Carl Gerold, Wien April 1832 (Online in der Google-Buchsuche [abgerufen am 21. Dezember 2012]).
  6. Carl Ludwig von Littrow: Beyträge zu einer Monographie des Halley'schen Cometen. Bey Gelegenheit seiner Erscheinung im Jahre 1835 gemeinfaßlich dargestellt. Heinrich Friedrich Müller, Wien 1834, S. 1–11 (Online in der Google-Buchsuche [abgerufen am 21. Dezember 2012]).
  7. Johann Nestroy: Sämtliche Werke (Nestroy, Johann). Hrsg.: Friedrich Walla. Band 5. Jugend und Volk, Wien 1993, ISBN 978-3-224-16924-1, S. 315–316 (Mit Zitaten von Fischer und den Littrows).
  8. Martin Beech: The Mazapil meteorite: From paradigm to periphery. In: Meteoritics & Planetary Science. 37. Jahrgang, Mai 2002, S. 649–660, doi:10.1111/j.1945-5100.2002.tb00845.x, bibcode:2002M&PS...37..649B.

Weblinks