C/1892 E1 (Swift)

C/1892 E1 (Swift)

C/1892 E1 (Swift)[ i ]
Komet Swift am 4. und 6. April 1892
Komet Swift am 4. und 6. April 1892
Eigenschaften des Orbits (Animation)
Epoche: 12. April 1892 (JD 2.412.200,5)

Orbittyp langperiodisch
Numerische Exzentrizität 0,9987
Perihel 1,027 AE
Aphel 1617 AE
Große Halbachse 809 AE
Siderische Umlaufzeit ~23.000 a
Neigung der Bahnebene 38,7°
Periheldurchgang 7. April 1892
Bahngeschwindigkeit im Perihel 41,6 km/s
Geschichte
Entdecker Lewis A. Swift
Datum der Entdeckung 6. März 1892
Ältere Bezeichnung 1892 I, 1892a
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten.

C/1892 E1 (Swift) ist ein Komet, der im Jahr 1892 mit dem bloßen Auge gesehen werden konnte.

Entdeckung und Beobachtung

Lewis A. Swift war ein renommierter Astronom, 72 Jahre alt und seit 1886 Leiter des privaten Warner-Observatoriums in Rochester (New York). Er hatte bereits 9 Kometen entdeckt und arbeitete gerade an einem Katalog von Sternnebeln, als er am Morgen des 6. März 1892 seinen zehnten Kometen entdeckte. Dieser sollte der hellste Komet werden, der seit 1882 auf der Nordhalbkugel gesehen wurde.

Die Nachricht von der Kometenentdeckung ging einen Tag später an der Sternwarte Kiel ein und wurde von dort telegraphisch in alle Welt verbreitet, so dass bereits am 8. März weitere Beobachtungen in Kapstadt stattfanden.[1] Auch John Tebbutt in Australien konnte am 11. März den Kometen lokalisieren und seine Position bis Anfang Mai vermessen.[2]

Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung nur ein verwaschener Fleck mit einer Helligkeit von 4 mag, bewegte sich der Komet im Laufe des März weiter auf die Sonne zu, wurde dabei ständig heller und begann, einen Schweif auszubilden. Zu einem Zeitpunkt zwischen Ende März und Ende April wurde er auch von chinesischen Astronomen als ein „Besenstern“ entdeckt. Um die Zeit seiner größten Annäherung an die Sonne Anfang April hatte die Helligkeit 3 mag erreicht und der Schweif eine Länge von 20°. Der Schweif war mehrfach in neblige Streifen aufgespalten und veränderte sich im Hinblick auf Anzahl und relative Helligkeit der Streifen in kurzer Zeit.[3]

Ab Anfang Mai entfernte sich der Komet wieder von Sonne und Erde. Die Helligkeit fiel im Laufe des Monats von etwa 4 bis auf etwa 6 mag und der Schweif hatte Ende Mai noch eine Länge von etwa 1–2°. Ab Anfang Juni war der Komet kaum noch mit dem bloßen Auge zu erkennen und bis Ende August war die Helligkeit auf 8 mag gefallen. Die letzten Positionsbestimmungen erfolgten Mitte Februar 1893.[4]

Wissenschaftliche Auswertung

Von dem Kometen konnten u. a. durch Edward Barnard am Lick-Observatorium und William Henry Pickering Weitwinkel-Photographien aufgenommen werden. Die Aufnahmen zeigten die ungewöhnliche Form des Schweifs und dokumentierten, was auch visuelle Beobachter festgestellt hatten, nämlich dass der Schweif in kurzer Zeit deutliche Veränderungen zeigte.[5] Manchmal schien der Schweif aus bis zu einem Dutzend schmaler Strahlen zusammengesetzt zu sein und ein anderes Mal nur aus zwei breiten. Zusammen mit den Beobachtungen, die im darauf folgenden Jahr am Kometen C/1893 U1 (Brooks) gemacht wurden, führte dies zu der Erkenntnis, dass eine Interaktion zwischen dem Kopf des Kometen und den im Schweif zu beobachtenden Veränderungen stattfindet.[6]

Das Licht des Kometen wurde spektroskopisch untersucht durch Miklós Konkoly-Thege[7] und Eugen von Gothard.[8] Sie konnten die kometentypischen Emissionslinien von Kohlenstoff (C2) beobachten.

Umlaufbahn

Für den Kometen konnte aus 81 Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von fast einem Jahr durch Marsden eine elliptische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 39° gegen die Ekliptik geneigt ist.[9] Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet am 7. April 1892 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 153,6 Mio. km Sonnenabstand im Bereich der Umlaufbahn der Erde. Bereits am 8. März war er in 68,1 Mio. km am Mars vorbeigegangen und am 27. März hatte er mit 1,05 AE/157,3 Mio. km die größte Annäherung an die Erde erreicht.[10] Den Punkt seiner Bahn, der der Erdbahn am nächsten lag, hatte er um den 21. März durchlaufen, allerdings an einer Stelle, die weit von der damaligen Position der Erde entfernt lag und der die Erde erst zwei Monate später nahe kam.

Der Komet bewegt sich auf einer extrem langgestreckten elliptischen Bahn um die Sonne. Nach den mit einer gewissen Unsicherheit behafteten Bahnelementen hatte seine Bahn vor seiner Passage des inneren Sonnensystems im Jahr 1892 noch eine Exzentrizität von etwa 0,9988 und eine Große Halbachse von etwa 845 AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 24.500 Jahren lag. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch relativ nahe Vorbeigänge am Saturn am 20. Juni 1890 in knapp 7 AE und am Jupiter am 12. Mai 1893 in nur etwa 1,6 AE Distanz, wurde seine Bahnexzentrizität aber auf etwa 0,9982 und seine Große Halbachse auf etwa 570 AE verringert, so dass sich seine Umlaufzeit auf etwa 13.600 Jahre verkürzte.[11]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. A. Krueger: Entdeckung eines Cometen von Swift in Rochester 1892 März 6. In: Astronomische Nachrichten. Bd. 129, 1892, S. 119–120, bibcode:1892AN....129Q.119..
  2. J. Tebbutt: Results of Observations of Wolf’s Comet (II.) 1891, Swift’s Comet (I.) 1892, and Winnecke’s Periodical Comet, 1892, at Windsor, New South Wales – Swift’s Comet (I.) 1892. In: Journal and Proceedings of the Royal Society of New South Wales. Vol. XXVI, 1892, S. 336 JPG; 96 KB.
  3. A. M. Clerke: A Popular History of Astronomy During the Nineteenth Century. Adam and Charles Black, Fourth Edition, London 1908, S. 368–369.
  4. G. W. Kronk: Cometography - A Catalog of Comets, Volume 2. 1800–1899. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-58505-8, S. 675–681.
  5. P. T. Wlasuk: ‘So much for fame!’: The Story of Lewis Swift. In: Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society. Vol. 37, 1996, S. 683–707, bibcode:1996QJRAS..37..683W.
  6. R. J. M. Olsen, J. M. Pasachoff: Fire in the Sky: Comets and Meteors, the Decisive Centuries, in British Art and Science. Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-63060-6, S. 256–257.
  7. N. v. Konkoly: Spectroskopische Beobachtung des Cometen 1892 ... (Swift März 6). In: Astronomische Nachrichten. Bd. 129, 1892, S. 259–260, bibcode:1892AN....129..259V.
  8. E. v. Gothard: Spectrographische Beobachtung des Cometen 1892 ... (Swift März 6). In: Astronomische Nachrichten. Bd. 129, 1892, S. 405–408, bibcode:1892AN....129..405V.
  9. C/1892 E1 (Swift) in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory der NASA am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, Kalifornien (englisch)
  10. SOLEX 11.0 von A. Vitagliano. Archiviert vom Original am 18. September 2015; abgerufen am 2. Mai 2014 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  11. B. G. Marsden, Z. Sekanina, E. Everhart: New Osculating Orbits for 110 Comets and Analysis of Original Orbits for 200 Comets. In: The Astronomical Journal. Vol. 83, No. 1, 1978, S. 64–71 doi:10.1086/112177.