Dieser Artikel behandelt den astronomischen Begriff. Zu anderen Umlaufzeiten siehe Umlaufzeit (Begriffsklärung) oder Periode
Die Umlaufzeit oder Revolutionsperiode ist in der Astronomie die Zeit, in der ein Himmelskörper auf seiner Umlaufbahn eine vollständige Umrundung zu einem Bezugspunkt vollführt (seinen Orbit einmal durchlaufen hat), also die Dauer einer Revolution.
Grundlagen
Hierbei ist zu beachten, dass es verschiedene Bezugspunkte geben kann, zu denen die vollständige Umrundung von 360° gemessen wird: So kann z. B. die Umlaufzeit des Mondes mit oder ohne Einrechnung der gleichzeitigen Bewegung der Erde um die Sonne angegeben werden.
Die astronomischen Koordinatensysteme liegen im Allgemeinen nicht gegeneinander ortsfest im Raum. Daher wird die Umlaufzeit gegen ein möglichst statisches Bezugssystem angegeben:
- Entweder dient dafür der Sternhimmel, eine solche Umlaufzeit wird siderische Periode (relativ zu den Sternen) genannt.
- Oder die Umlaufzeit wird in der Bahnebene in Bezug auf das Perizentrum (den mittelpunktsnähesten Punkt der Bahnellipse) gemessen, das ist die anomalistische Periode, die Bahnperiode, wie sie sich aus dem dritten Keplergesetz ergibt.
- Speziell bei der Erde ist die tropische Periode entscheidend, sie berücksichtigt die Drift des Frühlingspunktes, der der Basisbezugspunkt für alle geozentrischen Koordinatensysteme ist
- Für Langzeitberechnungen von Galaxien ist deren Mittelpunkt ausschlaggebend, so für die Milchstraße das galaktische Zentrum (galaktisches Koordinatensystem).
Der Bezug kann aber auch die (scheinbare) Sonnenposition sein (synodische Periode), der Knoten einzelner Planetenbahnen (drakonitische Periode), der Schwerpunkt des gesamten Sonnensystems, seines Gesamtmassenzentrums (baryzentrische Periode) oder der „Rest des Universums“ (siehe Inertialsystem) sein.
Tabelle: Umlaufzeiten im Sonnensystem
Im Spezialfall des Umlaufs der Erde um die Sonne beträgt die Länge der Revolutionsperiode ein Jahr. Weiter innen laufende Planeten (bzw. sonstige Flugkörper) haben kürzere Umlaufzeiten, weiter außen laufende haben längere Umlaufzeiten. Der Begriff „Jahr“ kann verallgemeinert werden, beispielsweise ein „Marsjahr“, ein „Venusjahr“ etc.
Das dritte Keplersche Gesetz gibt ein Proportionsverhältnis für die Umlaufzeiten zweier Planeten an:
- Die Quadrate der Umlaufzeiten stehen im gleichen Verhältnis wie die Kuben (dritten Potenzen) der großen Halbachsen.
In Verbindung mit dem newtonschen Gravitationsgesetz kann die folgende Formel zur Berechnung der Umlaufzeit hergeleitet werden:
- $ U={\sqrt {\frac {4\pi ^{2}a^{3}}{G\left(M_{1}+M_{2}\right)}}} $
mit
Nachfolgende Tabelle enthält die Zeiten für die synodischen, siderischen bzw. anomalistischen Umlaufperioden der Planeten des Sonnensystems, eines Körpers im Asteroidengürtel und von Transneptunen, sowie des Erdmondes, Satelliten und der Sonne (angegeben in Tagen und Kalenderjahren):
- Außer beim Erdmond ist die Differenz zwischen anomalistischer Bahnperiode und siderischer Umlaufzeit in dieser Genauigkeit vernachlässigbar, weil die Perizentren der Planeten und Planetoiden sich im Vergleich zur Umlaufdauer nur minimal verschieben (Perizentrumsdrehung).
- Im Unterschied zum Mond sind die synodischen Umlaufzeiten bei Merkur, Venus deutlich länger, ab Mars und den äußeren Planeten (der Ausdruck „innen/außen“ bezieht sich auf den Asteroidengürtel, nicht die Erde) hingegen wieder zunehmend kürzer. Die genaue Erklärung dafür siehe im Abschnitt Planeten des Artikels Synodische Umlaufzeit.
Objekt
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Siderische anomalistische Umlaufzeit „in Bezug zu den Fixsternen / der Bahngeometrie“ |
Synodische Umlaufzeit „in Bezug zu Erde und Sonne“
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ISS
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00001,51 Stunden I1
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0001,53 Stunden I2
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Geosynchron
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00023,93 Stunden G1
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0024,00 Stunden
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Mond M1
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000027,322 Tage / 000027,554 Tage M2
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0029,53 Tage
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Merkur
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000087,969 Tage
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0115,88 Tage
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Venus
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000224,701 Tage
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0583,92 Tage
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Erde E1
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000365,256 Tage
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000–
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Mars
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000686,980 Tage
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0779,94 Tage
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Ceres
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000004,605 Jahre
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0466,72 Tage
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Jupiter
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000≈11,862 Jahre
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0398,88 Tage
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Saturn
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000≈29,458 Jahre
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0378,09 Tage
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Uranus
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000≈84,014 Jahre
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0369,66 Tage
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Neptun
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00≈164,793 Jahre
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0367,49 Tage
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Pluto
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00≈247,940 Jahre NP
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0366,73 Tage
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Orcus
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00≈247,970 Jahre NP
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000–
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Varuna
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00≈283,560 Jahre NP
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000–
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Haumea
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00≈284,610 Jahre NP
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000–
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Quaoar
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00≈285,090 Jahre NP
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0366,54 Tage
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Makemake
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00≈309,410 Jahre NP
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000–
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Eris
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00≈557,400 Jahre NP
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000–
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Sedna
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≈10704,000 Jahre NP
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0365,29 Tage
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Sonne S
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00≈230 Mio. Jahre
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000–
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I1 Anomalistische Umlaufzeit: 91,4887 Minuten
[1]
I2 Das ist die Zeit zwischen zwei Sonnenaufgängen für einen ISS-Astronauten. Die ISS läuft
prograd um die Erde, daher kommt ihr die Sonne „entgegen.“ Bis sie wieder über einem Breitenkreis ankommt, vergehen 1,61 Stunden
M1 Zur Bahnperiode des Mondes siehe ausführlich:
Mondbahn
M2 Die
drakonitische Periode ist die Zeit zwischen zwei Durchgängen durch denselben Mondknoten. Sie spielt für die Finsternisse eine Rolle, bei den Planeten und Kleinplaneten ist sie ohne sonderliche Aussage
E1 Zur Bahnperiode der Erde siehe ausführlich:
Erdbahn
NP Die Bahnperioden von Objekten jenseits
Neptuns sind so lang, dass die moderne Astronomie sie noch nicht vollständig erfasst hat. Die angegebenen Werte beruhen auf Planetentheorien (wie der VSOP 87), die in Modellrechnungen dann sinnvolle Ergebnisse liefern. Die Bestätigung durch
Messung steht aber noch aus. Am 11. April 2009 hat Neptun seine erste vollständig beobachtete Periode vollendet, und kann seitdem relativ genau angegeben werden.
Umrechnung synodisch – siderisch
Siderische Periode (1 nach 2) und Synodische Periode (1 nach 3).
- $ T_{\mathrm {E} } $ = siderische Umlaufzeit der Erde
Äußere Planeten:
- $ T_{\mathrm {sid} }={\frac {T_{\mathrm {E} }}{T_{\mathrm {syn} }-T_{\mathrm {E} }}}\cdot T_{\mathrm {syn} } $
Innere Planeten:
- $ T_{\mathrm {sid} }={\frac {T_{\mathrm {E} }}{T_{\mathrm {syn} }+T_{\mathrm {E} }}}\cdot T_{\mathrm {syn} } $
Tabelle: Umlaufzeiten Sonne, Mond, Erde und abgeleitete Zeitgrößen
Eine Tabelle über die mittleren Daten, Standardepoche J2000.0, und die abgeleiteten Größen der Kalenderrechnung.
Zu beachten ist, dass die „Umlaufzeit der Sonne“ die von der Erde aus beobachtete scheinbare Sonnenbahn ist. Sie entsteht nicht durch einen Umlauf, sondern die Erdrotation.
Tag
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Monat
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Jahr
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Siderischer Tag
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Siderischer Monat(1)
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Siderisches Jahr
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86164,099s
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27,32166 d
|
365,256366 d
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23h 56m 4,099s
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27d 7h 43m 11,5s
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365d 6h 9m 9s
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Sterntag(2)
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Tropischer Monat
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Tropisches Jahr
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86164,091 s
|
27,32158 d
|
365,242199 d
|
23h 56m 4,091s
|
27d 7h 43m 4,7s
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365d 5h 48m 46s
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Sonnentag(3)
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Synodischer Monat(5)
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Sonnenjahr(3)
|
86400s(4)
|
29,53059 d
|
365,242199 d(6)
|
24h(4)
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29d 12h 44m 2,9s
|
365d 5h 48m 46s(6)
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Kalendertag
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Kalendermonat
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Kalenderjahr(8)
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1 d = 86400 s(7)
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30 d / 31 d
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365,2425 d
|
24h(7)
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365d 5h 49m 12s
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(1) Zyklus von Höchst- und Tiefststand des Mondes
(2) Die Bezeichnung
Tropischer Tag ist nicht gebräuchlich.
(3) Die Begriffe
synodischer Tag und
synodisches Jahr sind nicht gebräuchlich.
(4) mittlere Tageslänge, vgl. Mittlere Ortszeit
(6) Das Sonnenjahr entspricht dem tropischen Jahr.
(7) Der Kalendertag ist – im Allgemeinen – über den Sonnentag definiert.
(8) Das mittlere Jahr des gregorianischen Kalenders.
Einzelnachweise