Mars One
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Rechtsform | Stichting (Stiftung) |
Gründung | 2011 |
Sitz | Niederlande |
Leitung | Bas Lansdorp |
Branche | Merchandising |
Website | www.mars-one.com |
Mars One war ein „Medienhype“ einer privaten Stiftung unter niederländischem Recht, die sich zum Ziel gesetzt hatte, bis zum Jahr 2032 Menschen auf dem Mars landen zu lassen und dort eine dauerhaft bewohnbare Siedlung zu errichten.[1][2] Das im Sinne einer Spielshow konzipierte Projekt wurde vom niederländischen Unternehmer Bas Lansdorp vermarktet. Angeblich wurde eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Universität Twente vereinbart.
Das Missionskonzept basierte auf der Voraussetzung, dass die teilnehmenden Astronauten nicht zur Erde zurückkehren und somit ihr restliches Leben auf dem Mars verbringen würden. Mars One hatte einige tausend Bewerbungen entgegengenommen und wollte aus den in der Vorauswahl 2015 verbliebenen 100 Bewerbern eine Gruppe von bis zu 40 Astronauten rekrutieren,[3][4]welche die Grundlage einer Marskolonisation bilden sollten.
Der Zeitplan wurde von Bas Lansdorp mehrfach verschoben, zuletzt im Dezember 2016 auf unbestimmte Zeit.[5]
Das Projekt sollte nach eigenen Angaben als „größtes Medienereignis der Weltgeschichte“ als Reality-TV-Show (bzw. Mission TV) vermarktet und finanziert werden. Benötigt werden sollten nach Schätzung des Projekts sechs Milliarden US-Dollar bis zur ersten bemannten Landung.[6] Im Februar 2015 zog sich der Fernsehkonzern Endemol aus dem Projekt zurück. Im Frühjahr 2017 sind die Aktien der Gesellschaft auf Null gefallen,[7], worauf mit Wirkung vom 23. Februar 2017 der Handel mit der Aktie ausgesetzt wurde. Inzwischen hat die BaFin mit Bescheid vom 23. Oktober 2017 gegen die Mars One Ventures AG Zwangsgelder in Höhe von 230.000 Euro festgesetzt [8]. Bewerber für das Projekt sprachen von Betrug und "Abzocke": Das Auswahlverfahren sei nicht seriös gewesen, die Kandidaten hätten begriffen, daß Mars One fast keine Mittel mehr habe.
Experten des Massachusetts Institute of Technology zufolge stünden einem erfolgreichen Ablauf der Mission, voausgesetzt, die Mittel wären vorhanden, mehrere schwerwiegende Probleme entgegen. So führe der geplante Getreideanbau als einzige langfristige Nahrungsquelle zu einem unsicheren (und tendenziell zu hohen) Sauerstoffniveau. Techniken zur Entfernung des überschüssigen Sauerstoffs aus der Habitatatmosphäre gebe es derzeit noch nicht. Auch die übrigen Technologien zur Wiederverwertung von Materialien und Aufrechterhaltung von geschlossenen Stoffkreisläufen befänden sich noch immer auf einer niedrigen Entwicklungsstufe. Die Kosten jedoch würden sich tatsächlich bis einschließlich des ersten bemannten Raketenstarts auf ca. 4,5–6 Mrd. Dollar belaufen. Bis 2032 werden die Gesamtkosten auf 11 Mrd. USD geschätzt, bei Eigenversorgung mittels einer Hydrokultur auf 13 Mrd. Dies würde auch 5 bemannte Transportflüge einschließen. Gestützt werden die Bedenken, geschlossene Stoffkreisläufe betreffend, von den negativen Ergebnissen des Experiments Biosphäre 2 aus den 1990er Jahren.
Mars One berief sich auf seiner Webseite auf kompetente „Advisors“ (Berater) wie Robert Zubrin, Christopher McKay und die Flug- und Raumfahrtmedizinerin Thais Russomano.
Als prestigeträchtige „Ambassadors“ („Botschafter“) nannte Mars One den Nobelpreisträger Gerardus ’t Hooft, die US-amerikanische Kolumnistin und Autorin Mary Roach sowie den Arzt und Raumfahrer Sheikh Muszaphar Shukor. Deren Beziehung zu Mars One ist ungeklärt.
Der ehemalige Wissenschaftsastronaut Ulrich Walter beurteilte Mars One schon vor fünf Jahren negativ:
„Ich halte sowohl den Kostenrahmen als auch den Zeitplan für völlig unrealistisch.“
Der katholische Theologe Dieter Hattrup hätte keine moralischen Einwände, wenn eine realistische Überlebenschance bestünde:
„Andernfalls hätte auch Kolumbus nie über den Atlantik segeln und die amerikanischen Siedler nie nach Westen ziehen dürfen.“