Primonengas

Primonengas

Das Primonengas ist ein Beispielmodell, das einzelne Konzepte aus der Quantenphysik, der Physik der Wärme und der Zahlentheorie verbindet. Es besteht aus hypothetischen Teilchen, den Primonen, die so heißen, weil ihre Energie von Primzahlen bestimmt wird.

Übersicht

Die Idee des Primonengases geht zurück auf Bernard Julia[1].

Primonen sind Bosonen und wechselwirken nicht miteinander, beispielsweise stoßen sie nicht miteinander zusammen.

Quantentheoretische Beschreibung

Einzelnes Primon

Die Eigenzustände der einzelnen Teilchen haben Energien, die proportional zu den Logarithmen logp der Primzahlen sind:

Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): H |p\rangle = E_p |p\rangle

mit

Ep=E0logp.

Bei dieser „Nummerierung“ der Eigenzustände mit einer Teilmenge der natürlichen Zahlen werden keine Eigenzustände „weggelassen“; sie ist lediglich eine praktische Namensgebung.

Vielteilchensystem

Ein Eigenzustand eines Systems aus beliebig vielen Primonen kann, da es sich um Bosonen handelt, so beschrieben werden: im Zustand zur Primzahl p befinden sich kp Teilchen (Fockraum).

Dies ist analog zur Primfaktorzerlegung einer natürlichen Zahl n, bei der der Primfaktor p in der kp-ten Potenz auftritt. Da jede natürliche Zahl eine eindeutige Primfaktorzerlegung hat (Fundamentalsatz der Arithmetik), entspricht jede natürliche Zahl n einem Zustand des Primonengases und umgekehrt. Die Zahl n enthält dabei die gesamte Information über die Besetzungszahlen der Einteilchenzustände (sie ist aber nicht die Gesamtzahl der Primonen). Es liegt daher nahe, den Zustand durch diese Zahl n zu benennen.

Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): |n\rangle = |k_2, k_3, k_5, k_7, k_{11} \ldots, k_p \ldots\rangle

mit

n=2k23k35k57k711k11pkp

Die Energie des Vielteilchenzustandes ist

E(n)=pkpEp=E0pkplogp=E0logn

Beispiele

  • Der Zustand Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): |1\rangle enthält keine Primonen und hat die Gesamtenergie 0.
  • Der Zustand |256 enthält acht Teilchen im Zustand 2 (dem niedrigsten Einteilchenzustand) und hat die Energie log(256)E0.
  • Der Zustand |360 enthält drei Teilchen im Zustand 2, zwei Teilchen im Zustand 3 und ein Teilchen im Zustand 5. Die Gesamtenergie ist log(360)E0.

Thermodynamische Beschreibung

Die kanonische Zustandssumme Z ist gleich der Riemannschen Zeta-Funktion:

Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): Z(T) := \sum_{n=1}^\infty \exp \left(\frac{-E(n)}{k_\mathrm B T}\right) = \sum_{n=1}^\infty \exp \left(\frac{-E_0 \log n}{k_\mathrm B T}\right) = \sum_{n=1}^\infty \frac{1}{n^s} = \zeta (s)

Dabei ist Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): s=E_0/k_\mathrm BT , kB die Boltzmann-Konstante und T die Temperatur in Kelvin. Die Divergenz der Zeta-Funktion bei s=1 entspricht der Divergenz der Zustandssumme bei der Hagedorn-Temperatur T=E0/kB.

Fermionen

Man kann alternativ auch fermionische Primonen betrachten.

Dabei kann jeder Einteilchenzustand nur einmal besetzt sein. Auch dies führt zu einer interessanten zahlentheoretischen Aussage: die Zahlen n müssen dann nämlich quadratfrei sein.

Einzelnachweise

  1. Bernard L. Julia: Statistical theory of numbers. In: J. M. Luck, P. Moussa, M. Waldschmidt (Hrsg.): Number Theory and Physics. Proceedings of the Winter School, Les Houches, France, March 7-16, 1989' (Springer Proceedings in Physics, Vol. 47) Springer, Berlin 1990, ISBN 0387521291, S. 276–293.

Weblinks