Theodor Schmidt-Kaler (* 8. Juni 1930 in Seibelsdorf (heute zu Marktrodach), Oberfranken; † 1. Juni 2017 in Margetshöchheim, Unterfranken)[1] war ein deutscher Astronom und Demographie-Experte.
Theodor Schmidt-Kaler, Sohn aus der Ehe des evangelischen Pfarrers Ferdinand Schmidt und seiner Frau Emilie geb. von Kaler zu Lanzenheim, heiratete 1958 Johanna geb. Gräfin von Pfeil und Klein-Ellguth; aus der Ehe stammt der Physiker Ferdinand Schmidt-Kaler [2].
Schmidt-Kaler studierte Mathematik (1954 Dipl.-Math.), Physik und Astronomie in Erlangen, München und Paris. 1955 wurde er mit der Arbeit Über die Entwicklung der Spiralstruktur extragalaktischer Nebel auf Grund einer Ejektionstheorie in München zum Dr. rer.nat. promoviert. Von 1956 bis 1958 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sternwarte Göttingen und von 1958 bis 1963 Observator an der Universitäts-Sternwarte Bonn. An der Universität Bonn habilitierte er sich 1961 mit der Arbeit Photometrie, Leuchtkraft, Alter und Eigenfarben galaktischer Überriesen.
1964/65 war er Associate Professor (a.o.Prof.) an der University of Toronto. Am 20. Oktober 1965 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Bonn ernannt. Er erhielt Rufe von der Ohio State University und der University of Texas at Austin.
1966 ging er an die Ruhr-Universität Bochum, wo er das Astronomische Institut mit der Außenstelle La-Silla-Observatorium gründete. Schmidt-Kaler war vom 8. Juli 1966 bis zu seiner Emeritierung am 1. Oktober 1995 ordentlicher Professor und Direktor des Astronomischen Instituts in Bochum.
Von 1978 bis 1981 war er Präsident der Astronomischen Gesellschaft. Seit 1991 war er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und der Europäischen Akademie der Wissenschaften.
Schmidt-Kaler war zusammen mit Heinz Hermann Koelle (TU Berlin) Mitverfasser der Studie Langfristige Entwicklungstendenzen der Raumfahrtnutzung (LERN), Booz, Allen & Hamilton Inc., Düsseldorf, Auftragsstudie für das BMFT, 1990.
Seine Forschungsschwerpunkte waren: Verfärbung und Interstellarer Staub, Leuchtkräfte und Entfernungsmessung von Novae, Supernovae (z. B. SN 1987a) und Überriesen (z. B. in R136), Spiralstruktur der Milchstraße, Entwicklung von Teleskopen (u.a. Hexapod-Teleskop) und deren Instrumentierung. Seit 2002 beschäftigt er sich mit historischer und prähistorischer Astronomie. Er hat über 100 Fachaufsätze und wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.
In der Internationalen Astronomischen Union war er Mitglied der Division IV Stars, Division VI Interstellar Matter, Division VII Galactic System sowie der Commission 33 Structure & Dynamics of the Galactic System, Commission 34 Interstellar Matter und der Commission 45 Stellar Classification.[3]
Schmidt-Kaler war Mitglied der CDU.[4] Er war Erster Stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Witten. Er war von 1973 bis 1976 Mitglied des Kreistag Ennepe-Ruhr-Kreis und Mitglied im Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR).
Der studierte Mathematiker Theodor Schmidt-Kaler war zudem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, der heutigen Deutschen Gesellschaft für Demographie (DGD[5]), und veröffentlichte zahlreiche Artikel zum Thema, etwa in der Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft (Comparative Population Studies)[6] oder Aus Politik und Zeitgeschichte. Während der Kabinette Schmidt (1974–1982) und Kohl (1982–1998) beriet er mehrfach Ministerien - und Helmut Kohl in direkten Gesprächen[7] - zu demographischen und rentenpolitischen Fragen. Als er 1973 erstmals in einem Memorandum an Regierung und Opposition darauf hinwies, dass die fehlenden Geburten sich auch auf Renten und Altersversorgung niederschlagen, stieß er auf große Widerstände. Er war einer der Initiatoren und Unterzeichner des Heidelberger Manifestes von 1981, in dem unter anderem „für ein Ende der Masseneinwanderung und für die Anhebung der deutschen Geburtenziffern“ plädiert wird. Das Manifest wird heute überwiegend als rassistisch betrachtet und formulierte eine grundlegende Position des Ethnopluralismus, der zufolge eine Integration nicht-europäischer Einwanderer in Deutschland unmöglich sei. Schmidt-Kaler berichtete, dass Bert Rürup, damals Berater im Bundeskanzleramt, auf einer Tagung des DGD „durchblicken lassen“ habe: „wer bei diesen – politisch nicht erwünschten – Auffassungen bleibe, werde mit Schwierigkeiten bei seiner Karriere zu rechnen haben.“[8]
Als Reaktion auf das Heidelberger Manifest wurde er am 8. Juli 1982 in der von Rudolf Mühlfenzl moderierten ARD-Sendung Schlag auf Schlag von einem Studiogast geohrfeigt.
Schmidt-Kaler war Vortragender der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), der nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz größten rechtsextremen Kulturvereinigung Deutschlands, und Mitglied des im Jahr 2008 verbotenen rechtsextremen Vereins Collegium Humanum. In der nationalistischen Zeitschrift Stimme des Reichs veröffentlichte er 2013 zusammen mit Helmut Schröcke einen Aufruf gegen Klimaschutz und für nukleare Kugelhaufenreaktoren unter dem Titel Deutsche lasst euch nicht veralbern.[9]
Personendaten | |
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NAME | Schmidt-Kaler, Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astronom und Demographie-Experte |
GEBURTSDATUM | 8. Juni 1930 |
GEBURTSORT | Seibelsdorf, Bayern, Deutsches Reich |
STERBEDATUM | 1. Juni 2017 |
STERBEORT | Margetshöchheim, Bayern, Deutschland |