Dulong-Petit-Gesetz: Unterschied zwischen den Versionen

Dulong-Petit-Gesetz: Unterschied zwischen den Versionen

134.102.155.102 (Diskussion)
(→‎Herleitung: _\mathrm{m})
 
imported>Invisigoth67
K (typo, form)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Dulong-Petit-Gesetz''' (nach [[Pierre Louis Dulong]] und [[Alexis Thérèse Petit]]) besagt, dass die [[molare Wärmekapazität]] eines aus einzelnen [[Atom]]en zusammengesetzten [[Festkörper]]s einen universalen und konstanten Wert habe, nämlich das Dreifache der [[Universelle Gaskonstante|universellen Gaskonstante]] ''R'':
Das '''Dulong-Petit-Gesetz''' (nach [[Pierre Louis Dulong]] und [[Alexis Thérèse Petit]]) besagt, dass die [[molare Wärmekapazität]] eines aus einzelnen [[Atom]]en zusammengesetzten [[Festkörper]]s einen universalen und konstanten Wert habe, nämlich das Dreifache der [[Universelle Gaskonstante|universellen Gaskonstante]] ''R'':


:<math>C_\mathrm{m} = 3 \cdot R \approx 3 \cdot 8{,}3\, \frac{\mathrm{J}}{\mathrm{mol}\cdot\mathrm{K}} = 24{,}9\, \frac{\mathrm{J}}{\mathrm{mol}\cdot\mathrm{K}}</math>
:<math>\begin{align}
C_\mathrm{m} & =       3 \cdot R \\
            & \approx 3 \cdot 8{,}3\, \frac{\mathrm{J}}{\mathrm{mol}\cdot\mathrm{K}}\\
            & = 24{,}9\,             \frac{\mathrm{J}}{\mathrm{mol}\cdot\mathrm{K}}
\end{align}</math>


[[Datei:MolareWärmekapazitätDerElemente Bereich.png|mini|Die molaren Wärmekapazitäten der meisten Elemente – hier gezeigt als Funktion der Ordnungszahl – liegen zwischen 2,8 ''R'' und 3,4 ''R''.]]
[[Datei:MolareWärmekapazitätDerElemente Bereich.png|mini|hochkant=2|Die molaren Wärmekapazitäten der meisten Elemente – hier gezeigt als Funktion der Ordnungszahl – liegen zwischen 2,8 ''R'' und 3,4 ''R''.]]
Die beiden Namensgeber stellten experimentell fest, dass zahlreiche von ihnen untersuchte [[Substanz #Naturwissenschaften|Substanzen]] praktisch dieselbe molare Wärmekapazität haben, und veröffentlichten 1819 die Vermutung, es handle sich hierbei um eine allgemeine Gesetzmäßigkeit. Die klassische [[statistische Thermodynamik]] (die noch keine [[Quantenmechanik|Quanteneffekte]] kannte), fand später für die molare Wärmekapazität [[monoatomar]]er Festkörper tatsächlich den konstanten Wert&nbsp;3''R''. Auf größere [[Temperatur]]<nowiki/>bereiche ausgedehnte Messungen und theoretische Untersuchungen unter Berücksichtigung quantenmechanischer Prinzipien zeigen jedoch, dass dieses Gesetz nur [[Näherungswert|näherungsweise]] gültig ist.
Die beiden Namensgeber stellten experimentell fest, dass zahlreiche von ihnen untersuchte [[Substanz #Naturwissenschaften|Substanzen]] praktisch dieselbe molare Wärmekapazität haben, und veröffentlichten 1819 die Vermutung, es handle sich hierbei um eine allgemeine Gesetzmäßigkeit. Die klassische [[statistische Thermodynamik]] (die noch keine [[Quantenmechanik|Quanteneffekte]] kannte), fand später für die molare Wärmekapazität monoatomarer (das heißt aus gleichartigen Atomen aufgebauter) Festkörper tatsächlich den konstanten Wert <math>3R</math>. Auf größere [[Temperatur]]<nowiki/>bereiche ausgedehnte Messungen und theoretische Untersuchungen unter Berücksichtigung quantenmechanischer Prinzipien zeigen jedoch, dass dieses Gesetz nur [[Näherungswert|näherungsweise]] gültig ist.


== Herleitung ==
== Herleitung ==
Die [[Teilchen]] in einem Festkörper sind an ihre Plätze im [[Kristallgitter]] gebunden und führen [[Schwingung]]en um diese [[Ruhelage|Mittelpositionen]] aus. Die Schwingung jedes Teilchens kann in erster Näherung als [[harmonischer Oszillator]] beschrieben werden. Nach dem [[Gleichverteilungssatz]] der klassischen statistischen Thermodynamik trägt jeder der drei [[Gitterschwingung]]s[[freiheitsgrad]]e jedes Teilchens (je einer in x-, y- und z-Richtung) bei der Temperatur&nbsp;''T'' im Mittel die [[kinetische Energie]]
Die [[Teilchen]] in einem Festkörper sind an ihre Plätze im [[Kristallgitter]] gebunden und führen [[Schwingung]]en um diese [[Ruhelage|Mittelpositionen]] aus. Die Schwingung jedes Teilchens kann in erster Näherung als [[harmonischer Oszillator]] beschrieben werden. Nach dem [[Gleichverteilungssatz]] der klassischen statistischen Thermodynamik trägt jeder der drei [[Gitterschwingung]]s[[freiheitsgrad]]e jedes Teilchens (je einer in <math>x</math>-, <math>y</math>- und <math>z</math>-Richtung) bei der Temperatur <math>T</math> im Mittel die [[kinetische Energie]]


:<math>E_\mathrm{kin} = \frac 1 2 \cdot k_\mathrm{B} \cdot T</math>
:<math>E_\mathrm{kin} = \frac 1 2 \cdot k_\mathrm{B} \cdot T</math>


mit
mit der [[Boltzmannkonstante]] <math>k_\mathrm{B}</math>.
 
* <math>k_\mathrm{B}</math> die [[Boltzmannkonstante]].


Die [[potentielle Energie]] des harmonischen Oszillators ist eine [[homogene Funktion]] 2.&nbsp;Grades in der [[Auslenkung]]. Also folgt nach dem [[Virialsatz]], dass die mittlere potentielle Energie gleich der mittleren kinetischen Energie ist:
Die [[potentielle Energie]] des harmonischen Oszillators ist eine [[homogene Funktion]] 2.&nbsp;Grades in der [[Auslenkung]]. Also folgt nach dem [[Virialsatz]], dass die mittlere potentielle Energie gleich der mittleren kinetischen Energie ist:
Zeile 24: Zeile 26:


mit
mit
* ''N''<sub>A</sub> die [[Avogadro-Konstante]]
* <math>N_\mathrm{A}</math> die [[Avogadro-Konstante]]
* ''R'' die [[universelle Gaskonstante]]
* <math>R</math> die [[universelle Gaskonstante]]


und die molare Wärmekapazität ist
und die molare Wärmekapazität ist
Zeile 32: Zeile 34:


mit
mit
* ''<math>C_{\mathrm{m},p}</math>'' die molare Wärmekapazität bei konstantem [[Druck (Physik)|Druck]]&nbsp;(''p'')
* <math>n</math> die [[Stoffmenge]]
* ''<math>C_{\mathrm{m},V}</math>'' die molare Wärmekapazität bei konstantem [[Volumen]]&nbsp;(''V'')
* <math>C_{\mathrm{m},p}</math> die molare Wärmekapazität bei konstantem [[Druck (Physik)|Druck]] <math>p</math>
* ''<math>U_\mathrm{m}</math>'' die [[molare innere Energie]]
* <math>C_{\mathrm{m},V}</math> die molare Wärmekapazität bei konstantem [[Volumen]] <math>V</math>
* ''<math>H_\mathrm{m}</math>'' die [[molare Enthalpie]].
* <math>U_\mathrm{m}</math> die [[Molare Größe|molare]] [[innere Energie]]
* <math>H_\mathrm{m}</math> die [[Molare Größe|molare]] [[Enthalpie]].


== Grenzen ==
== Grenzen ==
Zeile 41: Zeile 44:
Trotz seiner Einfachheit macht das Dulong-Petit-Gesetz relativ gute Voraussagen für die spezifische Wärmekapazität von Feststoffen mit einfacher Kristallstruktur bei hinreichend hohen Temperaturen (z.&nbsp;B. bei [[Raumtemperatur]]).
Trotz seiner Einfachheit macht das Dulong-Petit-Gesetz relativ gute Voraussagen für die spezifische Wärmekapazität von Feststoffen mit einfacher Kristallstruktur bei hinreichend hohen Temperaturen (z.&nbsp;B. bei [[Raumtemperatur]]).


In Bereichen niedriger Temperaturen weicht es zunehmend von den experimentellen Befunden ab. Da die Gitterschwingungen [[Quantisierung (Physik)|quantisiert]] sind, können sie pro Freiheitsgrad nur [[Energiequant]]en der Größe&nbsp;''h&nbsp;·&nbsp;ν'' aufnehmen (''h'':&nbsp;[[Plancksches Wirkungsquantum]], ''ν'':&nbsp;Schwingungs[[frequenz]]). Insbesondere ist mindestens die Energie&nbsp;''1·hν'' pro Freiheitsgrad nötig, um die Schwingung überhaupt anzuregen. Ist die zur Verfügung stehende [[thermische Energie]]&nbsp;''kT'' zu gering, so werden einige Freiheitsgrade gar nicht angeregt und können nicht durch Energieaufnahme zur Wärmekapazität beitragen. Die Wärmekapazität von Festkörpern nimmt daher bei sehr niedrigen Temperaturen merklich ab und strebt für ''T→0'' gegen Null (Dritter Hauptsatz der [[Thermodynamik]]). Hier liefert das [[Debye-Modell]] bessere Voraussagen.
In Bereichen niedriger Temperaturen weicht es zunehmend von den experimentellen Befunden ab. Da die Gitterschwingungen [[Quantisierung (Physik)|quantisiert]] sind, können sie pro Freiheitsgrad nur [[Energiequant]]en der Größe <math>h \nu</math> aufnehmen (<math>h</math> [[Plancksches Wirkungsquantum]], <math>\nu</math> Schwingungs[[frequenz]]). Insbesondere ist mindestens die Energie <math>1 \cdot h \nu</math> pro Freiheitsgrad nötig, um die Schwingung überhaupt anzuregen. Ist die zur Verfügung stehende [[thermische Energie]] <math>kT</math> zu gering, so werden einige Freiheitsgrade gar nicht angeregt und können nicht durch Energieaufnahme zur Wärmekapazität beitragen. Die Wärmekapazität von Festkörpern nimmt daher bei sehr niedrigen Temperaturen merklich ab und strebt für <math>T \to 0</math> gegen Null (Dritter Hauptsatz der [[Thermodynamik]]). Hier liefert das [[Debye-Modell]] bessere Voraussagen.


Ist ein Festkörper nicht aus einzelnen Atomen, sondern aus komplizierteren [[Molekül]]en aufgebaut (z.&nbsp;B. CaSO<sub>4</sub>), so kommen zu den 3&nbsp;Freiheitsgraden der Gitterschwingung für jedes Teilchen zusätzliche Freiheitsgrade der [[Molekülschwingung]] hinzu (die Teilchen des Moleküls schwingen gegeneinander). Die molare Wärmekapazität eines solchen Festkörpers kann deutlich höher sein als vom Dulong-Petit-Gesetz vorhergesagt.
Ist ein Festkörper nicht aus einzelnen Atomen, sondern aus komplizierteren [[Molekül]]en aufgebaut (z.&nbsp;B. CaSO<sub>4</sub>), so kommen zu den 3&nbsp;Freiheitsgraden der Gitterschwingung für jedes Teilchen zusätzliche Freiheitsgrade der [[Molekülschwingung]] hinzu (die Teilchen des Moleküls schwingen gegeneinander). Die molare Wärmekapazität eines solchen Festkörpers kann deutlich höher sein als vom Dulong-Petit-Gesetz vorhergesagt.


[[Datei:GraphHeatCapacityOfTheElements.png|mini|Die molare Wärmekapazität (molar heat capacity) bei 25 °C dargestellt für die meisten Elemente als Funktion der Ordnungszahl (atomic number). Die gezeigten Werte für Brom und Iod gelten für den Gaszustand. Die Elemente Bor B, Kohlenstoff C und Silizium Si haben eine sehr kleine Wärmekapazität und sind hellblau herausgehoben. Gadolinium hat aufgrund eines Phasenübergangs (von ferromagnetisch zu paramagnetisch) nahe der Raumtemperatur eine außerordentlich hohe Wärmekapazität.]]
[[Datei:GraphHeatCapacityOfTheElements.png|mini|hochkant=2|Molare Wärmekapazität bei 25 °C als Funktion der Ordnungszahl der Elemente: Die Werte für Brom und Iod gelten für den Gaszustand. Kohlenstoff (C), Bor (B), Beryllium (Be) und Silizium (Si) haben eine kleine Wärmekapazität und sind hellblau hervorgehoben. Gadolinium hat nahe der Raumtemperatur durch den Phasenübergang vom ferro- zum paramagnetischen Zustand eine höhere Wärmekapazität.]]
[[Metall]]e als monoatomare Festkörper befinden sich meist in guter Übereinstimmung mit dem Dulong-Petit-Gesetz. Wegen der [[Metallbindung]] würde man zunächst anderes erwarten, da die Atome bei ihrer Bindung [[Elektron]]en aus ihrer äußeren [[Elektronenhülle]] abgeben, welche sich frei durch den Kristall bewegen können ([[Elektronengas]]). Jedes Elektron müsste 3&nbsp;[[Translation (Physik)|Translations]]<nowiki/>freiheitsgrade beitragen, so dass, wenn jedes Atom ein Elektron abgibt, die molare Wärmekapazität ''3R + 3·R/2 = 9/2 R'' betragen müsste. Da im Elektronengas aber bereits alle [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustände]] unterhalb der [[Fermi-Verteilung]] besetzt sind, können die meisten Elektronen nicht in einen Zustand höherer Energie übergehen und daher auch nicht zur Wärmekapazität beitragen.
[[Metall]]e als monoatomare Festkörper befinden sich meist in guter Übereinstimmung mit dem Dulong-Petit-Gesetz. Wegen der [[Metallbindung]] würde man zunächst anderes erwarten, da die Atome bei ihrer Bindung [[Elektron]]en aus ihrer äußeren [[Elektronenhülle]] abgeben, welche sich frei durch den Kristall bewegen können ([[Elektronengas]]). Jedes Elektron müsste 3&nbsp;[[Translation (Physik)|Translations]]<nowiki/>freiheitsgrade beitragen, so dass, wenn jedes Atom ein Elektron abgibt, die molare Wärmekapazität <math>3R + 3 \cdot R/2 = 9/2 R</math> betragen müsste. Da im Elektronengas aber bereits alle [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustände]] unterhalb der [[Fermi-Verteilung]] besetzt sind, können die meisten Elektronen nicht in einen Zustand höherer Energie übergehen und daher auch nicht zur Wärmekapazität beitragen.


== Literatur ==
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 27. Februar 2020, 10:19 Uhr

Das Dulong-Petit-Gesetz (nach Pierre Louis Dulong und Alexis Thérèse Petit) besagt, dass die molare Wärmekapazität eines aus einzelnen Atomen zusammengesetzten Festkörpers einen universalen und konstanten Wert habe, nämlich das Dreifache der universellen Gaskonstante R:

$ {\begin{aligned}C_{\mathrm {m} }&=3\cdot R\\&\approx 3\cdot 8{,}3\,{\frac {\mathrm {J} }{\mathrm {mol} \cdot \mathrm {K} }}\\&=24{,}9\,{\frac {\mathrm {J} }{\mathrm {mol} \cdot \mathrm {K} }}\end{aligned}} $
Die molaren Wärmekapazitäten der meisten Elemente – hier gezeigt als Funktion der Ordnungszahl – liegen zwischen 2,8 R und 3,4 R.

Die beiden Namensgeber stellten experimentell fest, dass zahlreiche von ihnen untersuchte Substanzen praktisch dieselbe molare Wärmekapazität haben, und veröffentlichten 1819 die Vermutung, es handle sich hierbei um eine allgemeine Gesetzmäßigkeit. Die klassische statistische Thermodynamik (die noch keine Quanteneffekte kannte), fand später für die molare Wärmekapazität monoatomarer (das heißt aus gleichartigen Atomen aufgebauter) Festkörper tatsächlich den konstanten Wert $ 3R $. Auf größere Temperaturbereiche ausgedehnte Messungen und theoretische Untersuchungen unter Berücksichtigung quantenmechanischer Prinzipien zeigen jedoch, dass dieses Gesetz nur näherungsweise gültig ist.

Herleitung

Die Teilchen in einem Festkörper sind an ihre Plätze im Kristallgitter gebunden und führen Schwingungen um diese Mittelpositionen aus. Die Schwingung jedes Teilchens kann in erster Näherung als harmonischer Oszillator beschrieben werden. Nach dem Gleichverteilungssatz der klassischen statistischen Thermodynamik trägt jeder der drei Gitterschwingungsfreiheitsgrade jedes Teilchens (je einer in $ x $-, $ y $- und $ z $-Richtung) bei der Temperatur $ T $ im Mittel die kinetische Energie

$ E_{\mathrm {kin} }={\frac {1}{2}}\cdot k_{\mathrm {B} }\cdot T $

mit der Boltzmannkonstante $ k_{\mathrm {B} } $.

Die potentielle Energie des harmonischen Oszillators ist eine homogene Funktion 2. Grades in der Auslenkung. Also folgt nach dem Virialsatz, dass die mittlere potentielle Energie gleich der mittleren kinetischen Energie ist:

$ E_{\mathrm {kin} }=E_{\mathrm {pot} } $

Auf einen Schwingungsfreiheitsgrad entfällt daher im Mittel die Energie $ \textstyle 2\cdot {\frac {1}{2}}\cdot k_{\mathrm {B} }\,T $ und auf ein Teilchen mit drei Freiheitsgraden für die Gitterschwingung die Energie $ \textstyle 3\,k_{\mathrm {B} }\,T $. Ein Mol solcher Teilchen trägt also die Energie

$ E=3\cdot N_{\mathrm {A} }\cdot k_{\mathrm {B} }\cdot T=3\cdot R\cdot T $

mit

und die molare Wärmekapazität ist

$ C_{\mathrm {m} ,V}={\frac {1}{n}}\left({\frac {\partial U_{\mathrm {m} }}{\partial T}}\right)_{V}\approx C_{\mathrm {m} ,p}={\frac {1}{n}}\left({\frac {\partial H_{\mathrm {m} }}{\partial T}}\right)_{p}\approx 3\cdot R=3\cdot N_{\mathrm {A} }\cdot k_{\mathrm {B} } $

mit

Grenzen

Abweichungen vom Gesetz von Dulong und Petit

Trotz seiner Einfachheit macht das Dulong-Petit-Gesetz relativ gute Voraussagen für die spezifische Wärmekapazität von Feststoffen mit einfacher Kristallstruktur bei hinreichend hohen Temperaturen (z. B. bei Raumtemperatur).

In Bereichen niedriger Temperaturen weicht es zunehmend von den experimentellen Befunden ab. Da die Gitterschwingungen quantisiert sind, können sie pro Freiheitsgrad nur Energiequanten der Größe $ h\nu $ aufnehmen ($ h $ Plancksches Wirkungsquantum, $ \nu $ Schwingungsfrequenz). Insbesondere ist mindestens die Energie $ 1\cdot h\nu $ pro Freiheitsgrad nötig, um die Schwingung überhaupt anzuregen. Ist die zur Verfügung stehende thermische Energie $ kT $ zu gering, so werden einige Freiheitsgrade gar nicht angeregt und können nicht durch Energieaufnahme zur Wärmekapazität beitragen. Die Wärmekapazität von Festkörpern nimmt daher bei sehr niedrigen Temperaturen merklich ab und strebt für $ T\to 0 $ gegen Null (Dritter Hauptsatz der Thermodynamik). Hier liefert das Debye-Modell bessere Voraussagen.

Ist ein Festkörper nicht aus einzelnen Atomen, sondern aus komplizierteren Molekülen aufgebaut (z. B. CaSO4), so kommen zu den 3 Freiheitsgraden der Gitterschwingung für jedes Teilchen zusätzliche Freiheitsgrade der Molekülschwingung hinzu (die Teilchen des Moleküls schwingen gegeneinander). Die molare Wärmekapazität eines solchen Festkörpers kann deutlich höher sein als vom Dulong-Petit-Gesetz vorhergesagt.

Molare Wärmekapazität bei 25 °C als Funktion der Ordnungszahl der Elemente: Die Werte für Brom und Iod gelten für den Gaszustand. Kohlenstoff (C), Bor (B), Beryllium (Be) und Silizium (Si) haben eine kleine Wärmekapazität und sind hellblau hervorgehoben. Gadolinium hat nahe der Raumtemperatur durch den Phasenübergang vom ferro- zum paramagnetischen Zustand eine höhere Wärmekapazität.

Metalle als monoatomare Festkörper befinden sich meist in guter Übereinstimmung mit dem Dulong-Petit-Gesetz. Wegen der Metallbindung würde man zunächst anderes erwarten, da die Atome bei ihrer Bindung Elektronen aus ihrer äußeren Elektronenhülle abgeben, welche sich frei durch den Kristall bewegen können (Elektronengas). Jedes Elektron müsste 3 Translationsfreiheitsgrade beitragen, so dass, wenn jedes Atom ein Elektron abgibt, die molare Wärmekapazität $ 3R+3\cdot R/2=9/2R $ betragen müsste. Da im Elektronengas aber bereits alle Zustände unterhalb der Fermi-Verteilung besetzt sind, können die meisten Elektronen nicht in einen Zustand höherer Energie übergehen und daher auch nicht zur Wärmekapazität beitragen.

Literatur