Gunn-Effekt: Unterschied zwischen den Versionen

Gunn-Effekt: Unterschied zwischen den Versionen

213.162.68.32 (Diskussion)
(Tippfehler)
 
imported>Aka
K (doppelten Link entfernt)
 
Zeile 9: Zeile 9:
Damit der Gunn-Effekt in einem Halbleiter auftreten kann, muss eines der für die Leitung von elektrischem Strom verantwortlichen [[Bandstruktur|Energiebänder]] ein [[Extremwert|relatives Minimum]] ([[Elektron]]entransport) beziehungsweise Maximum ([[Defektelektron]]entransport) haben, dessen [[Energie]] sich nur wenig vom absoluten Minimum bzw. Maximum unterscheidet.<ref name="AuthKuglerMittenzwei" />
Damit der Gunn-Effekt in einem Halbleiter auftreten kann, muss eines der für die Leitung von elektrischem Strom verantwortlichen [[Bandstruktur|Energiebänder]] ein [[Extremwert|relatives Minimum]] ([[Elektron]]entransport) beziehungsweise Maximum ([[Defektelektron]]entransport) haben, dessen [[Energie]] sich nur wenig vom absoluten Minimum bzw. Maximum unterscheidet.<ref name="AuthKuglerMittenzwei" />


Elektronen, die beispielsweise aus dem [[Valenzband]] in das [[Leitungsband]] angeregt wurden, befinden sich zuerst im absoluten Minimum des Leitungsbandes. Dies führt dazu, dass der [[Elektrischer Strom|Stromfluss]] durch den Halbleiter mit steigender [[Elektrische Spannung|Spannung]] zuerst ansteigt. Erreichen diese Elektronen in einem elektrischen Feld eine Energie, die im Bereich der Energiedifferenz zwischen absolutem und relativem Minimum liegt (bei GaAs 0,29&nbsp;[[Elektronenvolt|eV]]), so werden sie in Wechselwirkung mit [[Phonon|optischen Phononen]] in das relative Minimum gestreut. Da die [[effektive Masse]] der Elektronen [[Antiproportionalität|umgekehrt proportional]] zur [[Krümmung]] des Bandes ist, haben die Elektronen im Seitental eine höhere [[effektive Masse]] und dadurch eine geringere mittlere [[Beweglichkeit (Physik)|Beweglichkeit]]. Daher sinkt der Strom bei steigender Spannung wieder ab, d.&nbsp;h., es stellt sich ein negativer differentieller Widerstand ein.<ref name="AuthKuglerMittenzwei" />
Elektronen, die beispielsweise aus dem [[Valenzband]] in das [[Leitungsband]] angeregt wurden, befinden sich zuerst im absoluten Minimum des Leitungsbandes. Dies führt dazu, dass der [[Elektrischer Strom|Stromfluss]] durch den Halbleiter mit steigender [[Elektrische Spannung|Spannung]] zuerst ansteigt. Erreichen diese Elektronen in einem elektrischen Feld eine Energie, die im Bereich der Energiedifferenz zwischen absolutem und relativem Minimum liegt (bei GaAs 0,29&nbsp;[[Elektronenvolt|eV]]), so werden sie in Wechselwirkung mit [[Phonon|optischen Phononen]] in das relative Minimum gestreut. Da die [[effektive Masse]] der Elektronen [[Antiproportionalität|umgekehrt proportional]] zur [[Krümmung]] des Bandes ist, haben die Elektronen im Seitental eine höhere effektive Masse und dadurch eine geringere mittlere [[Beweglichkeit (Physik)|Beweglichkeit]]. Daher sinkt der Strom bei steigender Spannung wieder ab, d.&nbsp;h., es stellt sich ein negativer differentieller Widerstand ein.<ref name="AuthKuglerMittenzwei" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 19. Dezember 2017, 21:25 Uhr

Der Gunn-Effekt [ˈgʌn-] ist ein physikalischer Effekt, der in manchen Halbleitermaterialien bei hohen elektrischen Feldstärken auftritt und einen negativen differentiellen Widerstand bewirkt.

Der Effekt wurde 1963 von John Battiscombe Gunn entdeckt, als er Galliumarsenid (GaAs) oder Indiumphosphid (InP) mit ohmschen Kontakt elektrisch kontaktierte, mit hohen elektrischen Feldstärken belegte und ab einem kritischen Wert eine hochfrequente Oszillation im gemessenen elektrischen Strom bemerkte.[1] Der Effekt wurde im Vorfeld von B. K. Ridley, T. B. Watkins und C. Hilsum theoretisch vorausgesagt und wird daher auch RWH-Mechanismus genannt. H. Kromer erklärte ihn als Elektronentransferprozess.[2]

Angewendet wird der Effekt bei der Gunn-Diode in Hohlleitern, um Mikrowellen zu erzeugen.

Beschreibung

Vereinfachte Bandstruktur von GaAs bei 300 K

Damit der Gunn-Effekt in einem Halbleiter auftreten kann, muss eines der für die Leitung von elektrischem Strom verantwortlichen Energiebänder ein relatives Minimum (Elektronentransport) beziehungsweise Maximum (Defektelektronentransport) haben, dessen Energie sich nur wenig vom absoluten Minimum bzw. Maximum unterscheidet.[2]

Elektronen, die beispielsweise aus dem Valenzband in das Leitungsband angeregt wurden, befinden sich zuerst im absoluten Minimum des Leitungsbandes. Dies führt dazu, dass der Stromfluss durch den Halbleiter mit steigender Spannung zuerst ansteigt. Erreichen diese Elektronen in einem elektrischen Feld eine Energie, die im Bereich der Energiedifferenz zwischen absolutem und relativem Minimum liegt (bei GaAs 0,29 eV), so werden sie in Wechselwirkung mit optischen Phononen in das relative Minimum gestreut. Da die effektive Masse der Elektronen umgekehrt proportional zur Krümmung des Bandes ist, haben die Elektronen im Seitental eine höhere effektive Masse und dadurch eine geringere mittlere Beweglichkeit. Daher sinkt der Strom bei steigender Spannung wieder ab, d. h., es stellt sich ein negativer differentieller Widerstand ein.[2]

Einzelnachweise

  1. J.B. Gunn: Microwave oscillations of current in III–V semiconductors. In: Solid State Communications. Band 1, Nr. 4, September 1963, S. 88–91, doi:10.1016/0038-1098(63)90041-3.
  2. 2,0 2,1 2,2 J. Auth, F. Kugler, H. W. Mittenzwei: Gunn-Effekt. In: Manfred von Ardenne (Hrsg.): Effekte der Physik und ihre Anwendungen. Harri Deutsch Verlag, 2005, ISBN 978-3-8171-1682-9, S. 394–401.

en:Ridley–Watkins–Hilsum theory