Bethe-Ansatz: Unterschied zwischen den Versionen

Bethe-Ansatz: Unterschied zwischen den Versionen

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  }}</ref> diese Methode zur Berechnung der exakten [[Eigenwertproblem|Eigenwerte]] (Eigenenergien) und [[Eigenvektoren]] des eindimensionalen [[Heisenbergmodell]]s. Der eigentliche Bethe-Ansatz beschreibt dabei die Parameterisierung der Eigenvektoren als Ansatz für die Lösung des [[Eigenwertproblem]]s ([[Schrödingergleichung]]).
  }}</ref> diese Methode zur Berechnung der exakten [[Eigenwertproblem|Eigenwerte]] (Eigenenergien) und [[Eigenvektoren]] des eindimensionalen [[Heisenbergmodell]]s. Der eigentliche Bethe-Ansatz beschreibt dabei die Parameterisierung der Eigenvektoren als Ansatz für die Lösung des [[Eigenwertproblem]]s ([[Schrödingergleichung]]).


Varianten des Bethe-Ansatzes führen zur exakten Lösung des [[Kondo-Modell]]s, welche unabhängig 1980 von [[Paul Wiegmann]] <ref>P.B. Wiegmann, ''Soviet Phys. JETP Lett.'', '''31''', 392 (1980).</ref> und [[Natan Andrei]]<ref>{{cite journal
Varianten des Bethe-Ansatzes führen zur exakten Lösung des [[Kondo-Modell]]s, welche unabhängig 1980 von [[Paul Wiegmann]]<ref>P.B. Wiegmann, ''Soviet Phys. JETP Lett.'', '''31''', 392 (1980).</ref> und [[Natan Andrei]]<ref>{{cite journal
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== Bethe-Ansatz für das 1D-Heisenberg Modell ==
== Bethe-Ansatz für das 1D-Heisenberg Modell ==
Der Bethe-Ansatz wurde ursprünglich für das eindimensionale Heisenberg-Modell mit nächster Nachbarwechselwirkung und periodischen Randbedingungen entwickelt:
Der Bethe-Ansatz wurde ursprünglich für das eindimensionale Heisenberg-Modell mit nächster Nachbarwechselwirkung und periodischen Randbedingungen entwickelt:
:<math>
:<math>H=-J\sum^N_{n=1}\vec{S}_n\cdot \vec{S}_{n+1}=-J\sum^N_{n=1}\left[\frac{1}{2}(S_n^+S^-_{n+1} + S_n^-S^+_{n+1})+S^z_nS^z_{n+1} \right]</math>
H=-J\sum^N_{n=1}\vec{S}_n\cdot \vec{S}_{n+1}=-J\sum^N_{n=1}\left[\frac{1}{2}(S_n^+S^-_{n+1} + S_n^-S^+_{n+1})+S^z_nS^z_{n+1} \right]
</math>


Abhängig vom [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] der Kopplungskonstante J ist der Grundzustand [[ferromagnetisch]] oder [[Antiferromagnetismus|anti-ferromagnetisch]]:
Abhängig vom [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] der Kopplungskonstante <math>J</math> ist der Grundzustand [[ferromagnetisch]] oder [[Antiferromagnetismus|anti-ferromagnetisch]]:


:<math>
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>0 & \text{Ferromagnet}\\
>0 & \text{Ferromagnet}\\
<0 & \text{Anti-Ferromagnet}\\
<0 & \text{Anti-Ferromagnet}\\
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\end{cases}</math>
</math>


Der ferromagnetische Grundzustand ist der Ausgangspunkt für den Bethe-Ansatz. Im ferromagnetischen Grundzustand sind alle [[Spins]] in eine Richtung ausgerichtet. Diese wird o.B.d.A in z-Richtung angenommen. Damit kann der Grundzustand beschrieben werden als:
Der ferromagnetische Grundzustand ist der Ausgangspunkt für den Bethe-Ansatz. Im ferromagnetischen Grundzustand sind alle [[Spins]] in eine Richtung ausgerichtet. Diese wird o.B.d.A in <math>z</math>-Richtung angenommen. Damit kann der Grundzustand beschrieben werden als:


:<math>
:<math>|F\rangle = |\uparrow\uparrow\uparrow...\uparrow\rangle</math>
|F\rangle = |\uparrow\uparrow\uparrow...\uparrow\rangle
</math>


Im Bethe-Ansatz werden die Zustände mittels der umgeklappten Zustände vom ferromagnetischen Grundzustand klassifiziert. Zum Beispiel wird der Zustand mit zwei umgeklappten Spins an den Gitterplätzen <math>n_1</math> und <math>n_2</math> angegeben als:
Im Bethe-Ansatz werden die Zustände mittels der umgeklappten Zustände vom ferromagnetischen Grundzustand klassifiziert. Zum Beispiel wird der Zustand mit zwei umgeklappten Spins an den Gitterplätzen <math>n_1</math> und <math>n_2</math> angegeben als:
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</math>
</math>


Die Eigenzustände des Hamilton-Operators des Heisenberg-Modells sind gegeben als Superpositionen dieser Zustände. Dabei sind nur Linearkombinationen von Zuständen mit der gleichen Anzahl r von umgeklappten Spins zulässig. Dieses ist begründet in der Tatsache, dass der <math>S_z</math>-Operator mit dem Hamilton-Operator kommutiert und daher die Eigenvektoren aus Linearkombinationen von Spins mit gleicher <math>S_z</math>-Quantenzahl bestehen müssen. Zur Berechnung dieser Zustände ging Bethe iterativ vor und betrachtete zunächst Zustände mit lediglich einem umgeklappten Spin. Dieser wird dann auf Superpositionen von Zuständen mit r umgeklappten Spins ausgeweitet.
Die Eigenzustände des Hamilton-Operators des Heisenberg-Modells sind gegeben als Superpositionen dieser Zustände. Dabei sind nur Linearkombinationen von Zuständen mit der gleichen Anzahl r von umgeklappten Spins zulässig. Dieses ist begründet in der Tatsache, dass der <math>S_z</math>-Operator mit dem Hamilton-Operator kommutiert und daher die Eigenvektoren aus Linearkombinationen von Spins mit gleicher <math>S_z</math>-Quantenzahl bestehen müssen. Zur Berechnung dieser Zustände ging Bethe iterativ vor und betrachtete zunächst Zustände mit lediglich einem umgeklappten Spin. Dieser wird dann auf Superpositionen von Zuständen mit <math>r</math> umgeklappten Spins ausgeweitet.


=== r=1 ===
=== r=1 ===
Die Eigenvektoren bestehend aus Superpositionen von Zuständen mit lediglich einem umgeklappten Spin am Gitterplatz n:
Die Eigenvektoren bestehend aus Superpositionen von Zuständen mit lediglich einem umgeklappten Spin am Gitterplatz <math>n</math>:


:<math>
:<math>|\Psi\rangle = \sum^N_{n=1}a(n)|n\rangle</math>
|\Psi\rangle = \sum^N_{n=1}a(n)|n\rangle
</math>


Die Eigenvektoren sind Lösungen der stationären Schrödingergleichung <math>H|\Psi\rangle=E|\Psi\rangle</math>. Mittels Koeffizientenvergleich findet man N linear unabhängige Gleichungen für die Koeffizienten <math>a(n)</math>:
Die Eigenvektoren sind Lösungen der stationären Schrödingergleichung <math>H|\Psi\rangle=E|\Psi\rangle</math>. Mittels Koeffizientenvergleich findet man <math>N</math> linear unabhängige Gleichungen für die Koeffizienten <math>a(n)</math>:


:<math>
:<math>2[E-E_0]a(n)=J[2a(n)-a(n-1)-a(n+1)]</math>
2[E-E_0]a(n)=J[2a(n)-a(n-1)-a(n+1)]
</math>


Lösungen dieser Gleichungen, die auch die Bedingung für periodische Randbedingungen <math>a(n+N)=a(n)</math> erfüllen, sind ebene Wellen:
Lösungen dieser Gleichungen, die auch die Bedingung für periodische Randbedingungen <math>a(n+N)=a(n)</math> erfüllen, sind ebene Wellen:


:<math>
:<math>a(n)=e^{ikn}, \qquad k=\frac{2\pi}{N}m \qquad \text{mit} \quad m=0,1,... N-1</math>
a(n)=e^{ikn}, \qquad k=\frac{2\pi}{N}m \qquad \text{mit} \quad m=0,1,... N-1
</math>


Damit sind die Eigenvektoren bestehend aus Superpositionen von Zuständen mit lediglich einem umgeklappten Spin angegeben. Die Energie dieser Zustände folgt aus der Schrödingergleichung:
Damit sind die Eigenvektoren bestehend aus Superpositionen von Zuständen mit lediglich einem umgeklappten Spin angegeben. Die Energie dieser Zustände folgt aus der Schrödingergleichung:


:<math>
:<math>E-E_0=J(1-cos(k))</math>
E-E_0=J(1-cos(k))
</math>


Der nächste Schritt besteht darin, sich Superpositionen aus Zuständen mit zwei umgeklappten Spins anzuschauen.
Der nächste Schritt besteht darin, sich Superpositionen aus Zuständen mit zwei umgeklappten Spins anzuschauen.
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Der Ansatz für die Eigenvektoren lautet:
Der Ansatz für die Eigenvektoren lautet:


:<math>
:<math>|\Psi\rangle = \sum^N_{n1<n2}a(n_1,n_2)|n_1,n_2\rangle</math>
|\Psi\rangle = \sum^N_{n1<n2}a(n_1,n_2)|n_1,n_2\rangle
</math>


Bethes Ansatz für die Koeffizienten <math>a(n_1,n_2)</math> sind wieder ebene Wellen mit noch unbekannten Amplituden <math>A_1</math> und <math>A_2</math>:
Bethes Ansatz für die Koeffizienten <math>a(n_1,n_2)</math> sind wieder ebene Wellen mit noch unbekannten Amplituden <math>A_1</math> und <math>A_2</math>:


:<math>
:<math>a(n_1,n_2)=A_1e^{i(k_1n_1+k_2n_2)}+A_2e^{i(k_1n_2+k_2n_1)}</math>
a(n_1,n_2)=A_1e^{i(k_1n_1+k_2n_2)}+A_2e^{i(k_1n_2+k_2n_1)}
</math>


Die Parameter <math>A_1</math> und <math>A_2</math> werden durch das Einsetzen in die Schrödingergleichung ermittelt. Dieses ergibt folgendes Amplitudenverhältnis:
Die Parameter <math>A_1</math> und <math>A_2</math> werden durch das Einsetzen in die Schrödingergleichung ermittelt. Dieses ergibt folgendes Amplitudenverhältnis:


:<math>
:<math>\frac{A_1}{A_2}=e^{i \theta}=-\frac{e^{i(k_1+k_2)}+1-2e^{ik_1}}{e^{i(k_1+k_2)}+1-2e^{ik_2}}</math>
\frac{A_1}{A_2}=e^{i \theta}=-\frac{e^{i(k_1+k_2)}+1-2e^{ik_1}}{e^{i(k_1+k_2)}+1-2e^{ik_2}}
</math>


welches man in den Ansatz für die Koeffizienten hinzufügt:
welches man in den Ansatz für die Koeffizienten hinzufügt:


:<math>
:<math>a(n_1,n_2)=e^{i(k_1n_1+k_2n_2+\frac{1}{2}\theta_{12})}+e^{i(k_1n_2+k_2n_1+\frac{1}{2}\theta_{21})}</math>
a(n_1,n_2)=e^{i(k_1n_1+k_2n_2+\frac{1}{2}\theta_{12})}+e^{i(k_1n_2+k_2n_1+\frac{1}{2}\theta_{21})}
</math>


Mit den periodischen Randbedingungen findet man insgesamt, dass die Wellenzahlen <math>k_1,k_2</math> und der Winkel <math>\theta=\theta_{12}=-\theta_{2,1}</math> folgende Gleichungen erfüllen müssen:
Mit den periodischen Randbedingungen findet man insgesamt, dass die Wellenzahlen <math>k_1,k_2</math> und der Winkel <math>\theta=\theta_{12}=-\theta_{2,1}</math> folgende Gleichungen erfüllen müssen:


:<math>
:<math>2\cot \frac{\theta}{2}=\cot\frac{k_1}{2}-\cot\frac{k_2}{2} \qquad
2\cot \frac{\theta}{2}=\cot\frac{k_1}{2}-\cot\frac{k_2}{2} \qquad
Nk_1=2\pi\lambda_1+\theta\qquad Nk_2=2\pi\lambda_2-\theta</math>
Nk_1=2\pi\lambda_1+\theta\qquad Nk_2=2\pi\lambda_2-\theta
</math>


wobei die ganzen Zahlen <math>\lambda_i={0,1...N} </math> ''Bethe-Quantenzahlen'' genannt werden. Damit sind alle Eigenvektoren für <math>r=2</math> bestimmt durch alle möglichen Paare, die die Gleichungen erfüllen. Die Energie ist dann geben mittels:
wobei die ganzen Zahlen <math>\lambda_i={0,1...N} </math> ''Bethe-Quantenzahlen'' genannt werden. Damit sind alle Eigenvektoren für <math>r=2</math> bestimmt durch alle möglichen Paare, die die Gleichungen erfüllen. Die Energie ist dann geben mittels:


:<math>
:<math>E-E_0=J\sum_{j=1,2}(1-\cos(k_j))</math>
E-E_0=J\sum_{j=1,2}(1-\cos(k_j))
</math>


Der letzte Schritt ist die Verallgemeinerung für Eigenvektoren, die aus Superpositionen von Zuständen mit r umgeklappten Spins bestehen.
Der letzte Schritt ist die Verallgemeinerung für Eigenvektoren, die aus Superpositionen von Zuständen mit <math>r</math> umgeklappten Spins bestehen.


=== r beliebig ===
=== r beliebig ===
Für Eigenvektoren, die aus Superpositionen von Zuständen mit r umgeklappten Spins bestehen, lautet der Ansatz:
Für Eigenvektoren, die aus Superpositionen von Zuständen mit <math>r</math> umgeklappten Spins bestehen, lautet der Ansatz:


:<math>
:<math>|\Psi\rangle = \sum^N_{n1<n2<..<n_r}a(n_1,n_2,..,n_r)|n_1,n_2,..,n_r\rangle</math>
|\Psi\rangle = \sum^N_{n1<n2<..<n_r}a(n_1,n_2,..,n_r)|n_1,n_2,..,n_r\rangle
</math>


mit den Koeffizienten:
mit den Koeffizienten:


:<math>
:<math>a(n_1,..n_r)=\sum_{P\in S_r}\exp\left(i\sum^r_{j=1}k_{P_j}n_j+i\sum_{i<j}\theta_{P_iP_j} \right)</math>
a(n_1,..n_r)=\sum_{P\in S_r}\exp\left(i\sum^r_{j=1}k_{P_j}n_j+i\sum_{i<j}\theta_{P_iP_j} \right)
</math>


Die Summe läuft dabei über alle möglichen <math>r!</math> [[Permutation]]en der Zahlen <math>{1,..,r}</math>. Diese Wahl der Koeffizienten der ebenen Wellen wird als ''Bethe-Ansatz'' bezeichnet. Einsetzen in die Schrödingergleichung und die periodischen Randbedingungen führen zu den ''Bethe-Ansatz-Gleichungen'':
Die Summe läuft dabei über alle möglichen <math>r!</math> [[Permutation]]en der Zahlen <math>{1,..,r}</math>. Diese Wahl der Koeffizienten der ebenen Wellen wird als ''Bethe-Ansatz'' bezeichnet. Einsetzen in die Schrödingergleichung und die periodischen Randbedingungen führen zu den ''Bethe-Ansatz-Gleichungen'':


:<math>
:<math>\begin{alignat}{2}
\begin{alignat}{2}
  2 \cot \frac{\theta_{ij}}{2}&=\cot\frac{k_i}{2}-\cot\frac{k_j}{2} &\qquad \text{mit}\quad& i,j=1..r \\
  \cdot 2 \cot \frac{\theta_{ij}}{2}&=\cot\frac{k_i}{2}-\cot\frac{k_j}{2} &\qquad \text{mit}\quad& i,j=1..r \\
Nk_i&=2\pi\lambda_i+\sum_{j \neq i}\theta_{ij}&&\lambda_i={1,..,N-1}
Nk_i&=2\pi\lambda_i+\sum_{j \neq i}\theta_{ij}&&\lambda_i={1,..,N-1}
\end{alignat}
\end{alignat}</math>
</math>


Die Eigenvektoren sind gegeben mit allen Kombinationen der Bethe-Quantenzahlen <math>(\lambda_1,..\lambda_r)</math>, die die Bethe-Ansatz-Gleichungen erfüllen. Eine Klassifikation der Eigenvektoren ist also über die Bethe-Quantenzahlen möglich. Die Bestimmung aller Eigenvektoren ist allerdings nicht trivial. Die Energie des zugehörigen Zustands kann dann allerdings leicht mittels
Die Eigenvektoren sind gegeben mit allen Kombinationen der Bethe-Quantenzahlen <math>(\lambda_1,..\lambda_r)</math>, die die Bethe-Ansatz-Gleichungen erfüllen. Eine Klassifikation der Eigenvektoren ist also über die Bethe-Quantenzahlen möglich. Die Bestimmung aller Eigenvektoren ist allerdings nicht trivial. Die Energie des zugehörigen Zustands kann dann allerdings leicht mittels


:<math>
:<math>(E-E_0)=J\sum^r_{j=1}(1-\cos k_j)</math>
(E-E_0)=J\sum^r_{j=1}(1-\cos k_j)
</math>


angegeben werden.
angegeben werden.

Aktuelle Version vom 9. Juli 2019, 15:34 Uhr

Der Bethe-Ansatz ist eine analytische Methode zur exakten Berechnung von eindimensionalen quantenmechanischen Vielteilchenproblemen. 1931 präsentierte Hans Bethe[1] diese Methode zur Berechnung der exakten Eigenwerte (Eigenenergien) und Eigenvektoren des eindimensionalen Heisenbergmodells. Der eigentliche Bethe-Ansatz beschreibt dabei die Parameterisierung der Eigenvektoren als Ansatz für die Lösung des Eigenwertproblems (Schrödingergleichung).

Varianten des Bethe-Ansatzes führen zur exakten Lösung des Kondo-Modells, welche unabhängig 1980 von Paul Wiegmann[2] und Natan Andrei[3] gefunden wurde, und des Anderson model (P.B. Wiegmann[4] und N. Kawakami, A. Okiji[5], 1981).

Bethe-Ansatz für das 1D-Heisenberg Modell

Der Bethe-Ansatz wurde ursprünglich für das eindimensionale Heisenberg-Modell mit nächster Nachbarwechselwirkung und periodischen Randbedingungen entwickelt:

$ H=-J\sum _{n=1}^{N}{\vec {S}}_{n}\cdot {\vec {S}}_{n+1}=-J\sum _{n=1}^{N}\left[{\frac {1}{2}}(S_{n}^{+}S_{n+1}^{-}+S_{n}^{-}S_{n+1}^{+})+S_{n}^{z}S_{n+1}^{z}\right] $

Abhängig vom Vorzeichen der Kopplungskonstante $ J $ ist der Grundzustand ferromagnetisch oder anti-ferromagnetisch:

$ J{\begin{cases}>0&{\text{Ferromagnet}}\\<0&{\text{Anti-Ferromagnet}}\\\end{cases}} $

Der ferromagnetische Grundzustand ist der Ausgangspunkt für den Bethe-Ansatz. Im ferromagnetischen Grundzustand sind alle Spins in eine Richtung ausgerichtet. Diese wird o.B.d.A in $ z $-Richtung angenommen. Damit kann der Grundzustand beschrieben werden als:

$ |F\rangle =|\uparrow \uparrow \uparrow ...\uparrow \rangle $

Im Bethe-Ansatz werden die Zustände mittels der umgeklappten Zustände vom ferromagnetischen Grundzustand klassifiziert. Zum Beispiel wird der Zustand mit zwei umgeklappten Spins an den Gitterplätzen $ n_{1} $ und $ n_{2} $ angegeben als:

$ |n_{1}n_{2}\rangle =|\uparrow \uparrow \underbrace {\downarrow } _{n_{1}}\uparrow ..\uparrow \underbrace {\downarrow } _{n_{2}}\uparrow ...\uparrow \rangle $

Die Eigenzustände des Hamilton-Operators des Heisenberg-Modells sind gegeben als Superpositionen dieser Zustände. Dabei sind nur Linearkombinationen von Zuständen mit der gleichen Anzahl r von umgeklappten Spins zulässig. Dieses ist begründet in der Tatsache, dass der $ S_{z} $-Operator mit dem Hamilton-Operator kommutiert und daher die Eigenvektoren aus Linearkombinationen von Spins mit gleicher $ S_{z} $-Quantenzahl bestehen müssen. Zur Berechnung dieser Zustände ging Bethe iterativ vor und betrachtete zunächst Zustände mit lediglich einem umgeklappten Spin. Dieser wird dann auf Superpositionen von Zuständen mit $ r $ umgeklappten Spins ausgeweitet.

r=1

Die Eigenvektoren bestehend aus Superpositionen von Zuständen mit lediglich einem umgeklappten Spin am Gitterplatz $ n $:

$ |\Psi \rangle =\sum _{n=1}^{N}a(n)|n\rangle $

Die Eigenvektoren sind Lösungen der stationären Schrödingergleichung $ H|\Psi \rangle =E|\Psi \rangle $. Mittels Koeffizientenvergleich findet man $ N $ linear unabhängige Gleichungen für die Koeffizienten $ a(n) $:

$ 2[E-E_{0}]a(n)=J[2a(n)-a(n-1)-a(n+1)] $

Lösungen dieser Gleichungen, die auch die Bedingung für periodische Randbedingungen $ a(n+N)=a(n) $ erfüllen, sind ebene Wellen:

$ a(n)=e^{ikn},\qquad k={\frac {2\pi }{N}}m\qquad {\text{mit}}\quad m=0,1,...N-1 $

Damit sind die Eigenvektoren bestehend aus Superpositionen von Zuständen mit lediglich einem umgeklappten Spin angegeben. Die Energie dieser Zustände folgt aus der Schrödingergleichung:

$ E-E_{0}=J(1-cos(k)) $

Der nächste Schritt besteht darin, sich Superpositionen aus Zuständen mit zwei umgeklappten Spins anzuschauen.

r=2

Der Ansatz für die Eigenvektoren lautet:

$ |\Psi \rangle =\sum _{n1<n2}^{N}a(n_{1},n_{2})|n_{1},n_{2}\rangle $

Bethes Ansatz für die Koeffizienten $ a(n_{1},n_{2}) $ sind wieder ebene Wellen mit noch unbekannten Amplituden $ A_{1} $ und $ A_{2} $:

$ a(n_{1},n_{2})=A_{1}e^{i(k_{1}n_{1}+k_{2}n_{2})}+A_{2}e^{i(k_{1}n_{2}+k_{2}n_{1})} $

Die Parameter $ A_{1} $ und $ A_{2} $ werden durch das Einsetzen in die Schrödingergleichung ermittelt. Dieses ergibt folgendes Amplitudenverhältnis:

$ {\frac {A_{1}}{A_{2}}}=e^{i\theta }=-{\frac {e^{i(k_{1}+k_{2})}+1-2e^{ik_{1}}}{e^{i(k_{1}+k_{2})}+1-2e^{ik_{2}}}} $

welches man in den Ansatz für die Koeffizienten hinzufügt:

$ a(n_{1},n_{2})=e^{i(k_{1}n_{1}+k_{2}n_{2}+{\frac {1}{2}}\theta _{12})}+e^{i(k_{1}n_{2}+k_{2}n_{1}+{\frac {1}{2}}\theta _{21})} $

Mit den periodischen Randbedingungen findet man insgesamt, dass die Wellenzahlen $ k_{1},k_{2} $ und der Winkel $ \theta =\theta _{12}=-\theta _{2,1} $ folgende Gleichungen erfüllen müssen:

$ 2\cot {\frac {\theta }{2}}=\cot {\frac {k_{1}}{2}}-\cot {\frac {k_{2}}{2}}\qquad Nk_{1}=2\pi \lambda _{1}+\theta \qquad Nk_{2}=2\pi \lambda _{2}-\theta $

wobei die ganzen Zahlen $ \lambda _{i}={0,1...N} $ Bethe-Quantenzahlen genannt werden. Damit sind alle Eigenvektoren für $ r=2 $ bestimmt durch alle möglichen Paare, die die Gleichungen erfüllen. Die Energie ist dann geben mittels:

$ E-E_{0}=J\sum _{j=1,2}(1-\cos(k_{j})) $

Der letzte Schritt ist die Verallgemeinerung für Eigenvektoren, die aus Superpositionen von Zuständen mit $ r $ umgeklappten Spins bestehen.

r beliebig

Für Eigenvektoren, die aus Superpositionen von Zuständen mit $ r $ umgeklappten Spins bestehen, lautet der Ansatz:

$ |\Psi \rangle =\sum _{n1<n2<..<n_{r}}^{N}a(n_{1},n_{2},..,n_{r})|n_{1},n_{2},..,n_{r}\rangle $

mit den Koeffizienten:

$ a(n_{1},..n_{r})=\sum _{P\in S_{r}}\exp \left(i\sum _{j=1}^{r}k_{P_{j}}n_{j}+i\sum _{i<j}\theta _{P_{i}P_{j}}\right) $

Die Summe läuft dabei über alle möglichen $ r! $ Permutationen der Zahlen $ {1,..,r} $. Diese Wahl der Koeffizienten der ebenen Wellen wird als Bethe-Ansatz bezeichnet. Einsetzen in die Schrödingergleichung und die periodischen Randbedingungen führen zu den Bethe-Ansatz-Gleichungen:

$ {\begin{alignedat}{2}2\cot {\frac {\theta _{ij}}{2}}&=\cot {\frac {k_{i}}{2}}-\cot {\frac {k_{j}}{2}}&\qquad {\text{mit}}\quad &i,j=1..r\\Nk_{i}&=2\pi \lambda _{i}+\sum _{j\neq i}\theta _{ij}&&\lambda _{i}={1,..,N-1}\end{alignedat}} $

Die Eigenvektoren sind gegeben mit allen Kombinationen der Bethe-Quantenzahlen $ (\lambda _{1},..\lambda _{r}) $, die die Bethe-Ansatz-Gleichungen erfüllen. Eine Klassifikation der Eigenvektoren ist also über die Bethe-Quantenzahlen möglich. Die Bestimmung aller Eigenvektoren ist allerdings nicht trivial. Die Energie des zugehörigen Zustands kann dann allerdings leicht mittels

$ (E-E_{0})=J\sum _{j=1}^{r}(1-\cos k_{j}) $

angegeben werden.

Weblinks

Quellen

  1. H Bethe: Zur Theorie der Metalle. In: Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei. Volume 71. Jahrgang, Nr. 3–4, 1931, S. 205–226, doi:10.1007/BF01341708.
  2. P.B. Wiegmann, Soviet Phys. JETP Lett., 31, 392 (1980).
  3. N. Andrei: Diagonalization of the Kondo Hamiltonian. In: Phys. Rev. Lett. 45. Jahrgang, Nr. 5, August 1980, S. 379–382, doi:10.1103/PhysRevLett.45.379.
  4. P.B. Wiegmann: Towards an exact solution of the Anderson model. In: Physics Letters A. 80. Jahrgang, Nr. 2–3, September 1980, S. 163–167, doi:10.1016/0375-9601(80)90212-1.
  5. Kawakami, Okiji: Exact expression of the ground-state energy for the symmetric anderson model. In: Physics Letters A. 86. Jahrgang, Nr. 9, 1981, S. 483–486, doi:10.1016/0375-9601(81)90663-0.