Bezugswert: Unterschied zwischen den Versionen

Bezugswert: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Wowo2008
 
imported>Saure
(Ich sehe keine Verbesserung, aber eingefügte Fehler.)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Bezugswert''' bezeichnet einen speziellen Wert, der zu Vergleichen herangezogen wird. Die Anwendung des Begriffs ist sehr vielfältig. Beispielsweise alle Angaben in Prozent basieren auf einem Bezugswert. Da dieser häufig nicht angegeben wird, kann es leicht zu Missverständen oder Widersprüchen kommen.
Der '''Bezugswert''' ist in vielen [[Fachgebiet]]en eine bestimmte [[physikalische Größe]] oder [[Zahl]], der zu [[Vergleich (Zahlen)|Vergleichen]] herangezogen wird.
 
== Allgemeines ==
So basieren alle Angaben in [[Prozent]] auf einem Bezugswert.
:<math>\text{Prozentsatz} = \frac{\text{Vergleichswert}}{\text{Bezugswert}} \cdot 100\,\%</math>.
Wird der Bezugswert nicht angegeben, kann es leicht zu Missverständnissen oder Widersprüchen kommen.
 
Beispiel 1: Die Mehrwertsteuer wird in Prozent vom Nettopreis erhoben. Ausgehend vom im Einzelhandel zu nennenden Endpreis (Bruttopreis) wäre der bezogene Anteil der Mehrwertsteuer niedriger.
 
Beispiel 2: Ändert ein Händler einen Preis, so wird üblicherweise als Bezugswert der aktuelle Preis herangezogen. Das bedeutet: Wird ein Preis von 100&nbsp;€ um 20 % vermindert auf 80&nbsp;€ und nach einigen Wochen wieder angehoben auf den alten Betrag, so ist damit eine Preiserhöhung um 25 % verbunden.


== Verwendung in Physik und Technik ==
== Verwendung in Physik und Technik ==
Im physikalisch-technischen Zusammenhang werden in der Literatur folgende Verwendungen hervorgehoben:
Im physikalisch-technischen Zusammenhang werden in der [[Fachliteratur]] folgende Verwendungen hervorgehoben:


*In der Messtechnik sowie in der Qualitätssicherung und Statistik ist der Bezugswert ein eindeutig festgelegter Wert, auf den zur Definition einer Ergebnisabweichung ([[Messabweichung]]) Bezug genommen wird. Der Bezugswert kann zum Beispiel die obere Grenze eines [[Messbereich]]es, die [[Skale]]nlänge oder jeder andere eindeutig festgelegte Wert sein.<ref name="IEV">IEC 60050, siehe [https://www2.dke.de/de/Online-Service/DKE-IEV/Seiten/IEV-Woerterbuch.aspx?search=Bezugswert DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE: ''Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch'' IEV] Eintrag 311-01-16.</ref><ref>Martin Klein (Hrsg.): ''Einführung in die DIN-Normen.'' Springer Fachmedien, 12. Aufl., 1997, S. 788</ref> Insbesondere kann er je nach Festlegung oder Vereinbarung der [[Wahrer Wert|wahre]], der [[Richtiger Wert|richtige]] oder der [[Erwartungswert]] sein.<ref name="D350">DIN 55350-13, ''Begriffe der Qualitätssicherung und Statistik - Teil 13: Begriffe zur Genauigkeit von Ermittlungsverfahren und Ermittlungsergebnissen'', 1987, Nr. 1.2</ref>
*In der Messtechnik sowie in der Qualitätssicherung und Statistik ist der Bezugswert ein eindeutig festgelegter Wert, auf den zur Definition einer Ergebnisabweichung ([[Messabweichung]]) Bezug genommen wird. Der Bezugswert kann zum Beispiel die obere Grenze eines [[Messbereich]]es, die [[Skale]]nlänge oder jeder andere eindeutig festgelegte Wert sein.<ref name="IEV">IEC 60050, siehe [https://www2.dke.de/de/Online-Service/DKE-IEV/Seiten/IEV-Woerterbuch.aspx?search=Bezugswert DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE: ''Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch'' IEV] Eintrag 311-01-16.</ref><ref>Martin Klein (Hrsg.): ''Einführung in die DIN-Normen.'' Springer Fachmedien, 12. Aufl., 1997, S. 788.</ref> Insbesondere kann er je nach Festlegung oder Vereinbarung der [[Wahrer Wert|wahre]], der [[Richtiger Wert|richtige]] oder der [[Erwartungswert]] sein.<ref name="D350">DIN 55350-13, ''Begriffe der Qualitätssicherung und Statistik - Teil 13: Begriffe zur Genauigkeit von Ermittlungsverfahren und Ermittlungsergebnissen'', 1987, Nr. 1.2.</ref>


*Ferner kann in der Messtechnik eine [[Messung]] als Vergleich mit einem Bezugswert angesehen werden, wobei als Bezugswert die zugehörige [[Maßeinheit]] verwendet wird.<ref>Sigmar German, Peter Drath: ''Handbuch SI-Einheiten: Definition, Realisierung, Bewahrung und Weitergabe der SI-Einheiten, Grundlagen der Präzisionsmeßtechnik'', Vieweg, 1979, S. 257</ref>
*Ferner kann in der Messtechnik eine [[Messung]] als Vergleich mit einem Bezugswert angesehen werden, wobei als Bezugswert die zugehörige [[Maßeinheit]] verwendet wird.<ref>Sigmar German, Peter Drath: ''Handbuch SI-Einheiten: Definition, Realisierung, Bewahrung und Weitergabe der SI-Einheiten, Grundlagen der Präzisionsmeßtechnik'', Vieweg, 1979, S. 257.</ref>


*Für [[logarithmische Größe]]n ist stets ein Bezugswert erforderlich, wobei eine [[Leistungsgröße]] oder eine [[Leistungswurzelgröße]] auf einen variablen oder festen Wert bezogen wird, ehe der Logarithmus gebildet wird, beispielsweise beim [[Spannungspegel]]. Die Festlegung der festen Größe ist für jeden Anwendungsfall willkürlich.<ref>Herbert Bernstein: ''NF- und HF-Messtechnik: Messen mit Oszilloskopen, Netzwerkanalysatoren und Spektrumanalysator.'', Springer Vieweg, 2015, S. 265</ref><ref>Erwin Meyer, Dieter Guicking: ''Schwingungslehre.'' Vieweg. 1974, S. 19</ref> Speziell in der Audio-Technik sind verschiedene Bezugswerte zur eindeutigen Verständigung [[Normung|genormt]], siehe [[Bezugswert (Akustik)]].<ref>Karl-Heinrich Grote, Jörg Feldhusen (Hrsg.): ''Dubbel: Taschenbuch für den Maschinenbau.'' Springer, 23. Aufl., 2011, S. 29</ref>
*Für [[logarithmische Größe]]n ist stets ein Bezugswert erforderlich, wobei eine [[Leistungsgröße]] oder eine [[Leistungswurzelgröße]] auf einen variablen oder festen Wert bezogen wird, ehe der Logarithmus gebildet wird, beispielsweise beim [[Spannungspegel]]. Die Festlegung der festen Größe ist für jeden Anwendungsfall willkürlich.<ref>Herbert Bernstein: ''NF- und HF-Messtechnik: Messen mit Oszilloskopen, Netzwerkanalysatoren und Spektrumanalysator.'', Springer Vieweg, 2015, S. 265</ref><ref>Erwin Meyer, Dieter Guicking: ''Schwingungslehre.'' Vieweg. 1974, S. 19.</ref> Speziell in der Audio-Technik sind verschiedene Bezugswerte zur eindeutigen Verständigung [[Normung|genormt]], siehe [[Bezugswert (Akustik)]].<ref>Karl-Heinrich Grote, Jörg Feldhusen (Hrsg.): ''Dubbel: Taschenbuch für den Maschinenbau.'' Springer, 23. Aufl., 2011, S. 29.</ref>


*Viele [[Materialkonstante]]n erweisen sich bei genauerer Betrachtung als abhängig von [[Einflussgröße]]n.<ref>Horst Germer, Norbert Wefers: ''Meßelektronik: Band 1'', Hüthig, 1985, S. 41</ref> Dann gibt man sie zu einem festgelegten Bezugswert an. Soweit sich Abweichungen der Konstanten angeben lassen, werden diese ab dem Bezugswert bestimmt. Beispiel: Temperatureinfluss des [[Spezifischer Widerstand|spezifischen Widerstands]].
*Viele [[Materialkonstante]]n erweisen sich bei genauerer Betrachtung als abhängig von [[Einflussgröße]]n.<ref>Horst Germer, Norbert Wefers: ''Meßelektronik: Band 1'', Hüthig, 1985, S. 41.</ref> Dann gibt man sie zu einem festgelegten Bezugswert an. Soweit sich Abweichungen der Konstanten angeben lassen, werden diese ab dem Bezugswert bestimmt. Beispiel: Temperatureinfluss des [[Spezifischer Widerstand|spezifischen Widerstands]].


Die zu vergleichende Größe wird zum Bezugswert häufig über eine Differenz in Beziehung gebracht (z.&nbsp;B. bei der Messabweichung), die Werte können aber auch über einen Quotienten verknüpft werden (z.&nbsp;B. beim Verhältnis), oder über einen Quotienten der Differenz zum Bezugswert (z.&nbsp;B. bei der relativen [[Fehlergrenze]]).
Die zu vergleichende Größe wird zum Bezugswert häufig über eine Differenz in Beziehung gebracht (z.&nbsp;B. bei der Messabweichung), die Werte können aber auch über einen Quotienten verknüpft werden (z.&nbsp;B. beim Verhältnis), oder über einen Quotienten der Differenz zum Bezugswert (z.&nbsp;B. bei der relativen [[Fehlergrenze]]).


== Weitere fachspezifische Verwendungen ==
== Weitere fachspezifische Verwendungen ==
In verschiedenen [[Fachgebiet]]en ist der Begriff Bezugswert, eventuell auch Referenzwert genannt, auf spezielle Art definiert, oder er wird durch ein ganzes [[Bezugssystem]] vieler einzelner Bezugswerte ersetzt.
In verschiedenen Fachgebieten ist der Begriff Bezugswert, eventuell auch Referenzwert genannt, auf spezielle Art definiert, oder er wird durch ein ganzes [[Bezugssystem]] vieler einzelner Bezugswerte ersetzt.


Solche Bezugswerte können sein:
Solche Bezugswerte können sein:

Aktuelle Version vom 21. August 2021, 11:11 Uhr

Der Bezugswert ist in vielen Fachgebieten eine bestimmte physikalische Größe oder Zahl, der zu Vergleichen herangezogen wird.

Allgemeines

So basieren alle Angaben in Prozent auf einem Bezugswert.

$ {\text{Prozentsatz}}={\frac {\text{Vergleichswert}}{\text{Bezugswert}}}\cdot 100\,\% $.

Wird der Bezugswert nicht angegeben, kann es leicht zu Missverständnissen oder Widersprüchen kommen.

Beispiel 1: Die Mehrwertsteuer wird in Prozent vom Nettopreis erhoben. Ausgehend vom im Einzelhandel zu nennenden Endpreis (Bruttopreis) wäre der bezogene Anteil der Mehrwertsteuer niedriger.

Beispiel 2: Ändert ein Händler einen Preis, so wird üblicherweise als Bezugswert der aktuelle Preis herangezogen. Das bedeutet: Wird ein Preis von 100 € um 20 % vermindert auf 80 € und nach einigen Wochen wieder angehoben auf den alten Betrag, so ist damit eine Preiserhöhung um 25 % verbunden.

Verwendung in Physik und Technik

Im physikalisch-technischen Zusammenhang werden in der Fachliteratur folgende Verwendungen hervorgehoben:

  • In der Messtechnik sowie in der Qualitätssicherung und Statistik ist der Bezugswert ein eindeutig festgelegter Wert, auf den zur Definition einer Ergebnisabweichung (Messabweichung) Bezug genommen wird. Der Bezugswert kann zum Beispiel die obere Grenze eines Messbereiches, die Skalenlänge oder jeder andere eindeutig festgelegte Wert sein.[1][2] Insbesondere kann er je nach Festlegung oder Vereinbarung der wahre, der richtige oder der Erwartungswert sein.[3]
  • Ferner kann in der Messtechnik eine Messung als Vergleich mit einem Bezugswert angesehen werden, wobei als Bezugswert die zugehörige Maßeinheit verwendet wird.[4]
  • Für logarithmische Größen ist stets ein Bezugswert erforderlich, wobei eine Leistungsgröße oder eine Leistungswurzelgröße auf einen variablen oder festen Wert bezogen wird, ehe der Logarithmus gebildet wird, beispielsweise beim Spannungspegel. Die Festlegung der festen Größe ist für jeden Anwendungsfall willkürlich.[5][6] Speziell in der Audio-Technik sind verschiedene Bezugswerte zur eindeutigen Verständigung genormt, siehe Bezugswert (Akustik).[7]
  • Viele Materialkonstanten erweisen sich bei genauerer Betrachtung als abhängig von Einflussgrößen.[8] Dann gibt man sie zu einem festgelegten Bezugswert an. Soweit sich Abweichungen der Konstanten angeben lassen, werden diese ab dem Bezugswert bestimmt. Beispiel: Temperatureinfluss des spezifischen Widerstands.

Die zu vergleichende Größe wird zum Bezugswert häufig über eine Differenz in Beziehung gebracht (z. B. bei der Messabweichung), die Werte können aber auch über einen Quotienten verknüpft werden (z. B. beim Verhältnis), oder über einen Quotienten der Differenz zum Bezugswert (z. B. bei der relativen Fehlergrenze).

Weitere fachspezifische Verwendungen

In verschiedenen Fachgebieten ist der Begriff Bezugswert, eventuell auch Referenzwert genannt, auf spezielle Art definiert, oder er wird durch ein ganzes Bezugssystem vieler einzelner Bezugswerte ersetzt.

Solche Bezugswerte können sein:

  • in der Medizin: Referenzwerte zu Körperfunktionen und chemisch-biologischen Analysen – als Orientierung, ob gemessene Werte als pathologisch anzusehen sind;
  • im Bankwesen: der Basiswert, der Leitzins, der Referenzzinssatz oder der Basiszinssatz;
  • in der Geodäsie die „mittlere Erdfigur 1980“ in Form des Referenzsystems GRS80;
  • in der Astronomie war klassisch der Polarstern mit 2,1 mag der photometrische Nullpunkt der scheinbaren Helligkeit.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. IEC 60050, siehe DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE: Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch IEV Eintrag 311-01-16.
  2. Martin Klein (Hrsg.): Einführung in die DIN-Normen. Springer Fachmedien, 12. Aufl., 1997, S. 788.
  3. DIN 55350-13, Begriffe der Qualitätssicherung und Statistik - Teil 13: Begriffe zur Genauigkeit von Ermittlungsverfahren und Ermittlungsergebnissen, 1987, Nr. 1.2.
  4. Sigmar German, Peter Drath: Handbuch SI-Einheiten: Definition, Realisierung, Bewahrung und Weitergabe der SI-Einheiten, Grundlagen der Präzisionsmeßtechnik, Vieweg, 1979, S. 257.
  5. Herbert Bernstein: NF- und HF-Messtechnik: Messen mit Oszilloskopen, Netzwerkanalysatoren und Spektrumanalysator., Springer Vieweg, 2015, S. 265
  6. Erwin Meyer, Dieter Guicking: Schwingungslehre. Vieweg. 1974, S. 19.
  7. Karl-Heinrich Grote, Jörg Feldhusen (Hrsg.): Dubbel: Taschenbuch für den Maschinenbau. Springer, 23. Aufl., 2011, S. 29.
  8. Horst Germer, Norbert Wefers: Meßelektronik: Band 1, Hüthig, 1985, S. 41.