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[[Datei:Darstellung des anomalen magnetischen Moments des Myons.jpg|mini|Darstellung des anomalen magnetischen Moments des Myons<ref Name=Abi></ref>]] | |||
Der '''Landé-Faktor''' <math>g</math> (nach [[Alfred Landé]]) (auch '''gyromagnetischer Faktor''', kurz: '''g-Faktor''') ist für ein [[Atom]], einen [[Atomkern]] oder ein [[Elementarteilchen]] der Quotient aus der Größe des gemessenen [[Magnetisches Moment|magnetischen Moments]] und der Größe des magnetischen Moments, das bei dem vorliegenden [[Drehimpuls]] nach der [[Klassische Physik|klassischen Physik]] theoretisch zu erwarten wäre. Mit dem Vorzeichen wird angezeigt, ob das magnetische Moment zur erwarteten Richtung parallel oder antiparallel liegt. Hierbei ist die Konvention allerdings nicht ganz eindeutig, so dass derselbe g-Faktor in der Literatur mit unterschiedlichen Vorzeichen zu finden ist. | Der '''Landé-Faktor''' <math>g</math> (nach [[Alfred Landé]]) (auch '''gyromagnetischer Faktor''', kurz: '''g-Faktor''') ist für ein [[Atom]], einen [[Atomkern]] oder ein [[Elementarteilchen]] der Quotient aus der Größe des gemessenen [[Magnetisches Moment|magnetischen Moments]] und der Größe des magnetischen Moments, das bei dem vorliegenden [[Drehimpuls]] nach der [[Klassische Physik|klassischen Physik]] theoretisch zu erwarten wäre. Mit dem Vorzeichen wird angezeigt, ob das magnetische Moment zur erwarteten Richtung parallel oder antiparallel liegt. Hierbei ist die Konvention allerdings nicht ganz eindeutig, so dass derselbe g-Faktor in der Literatur mit unterschiedlichen Vorzeichen zu finden ist. | ||
Als klassischer Vergleichswert wird das magnetische Moment für ein System berechnet, das die gleiche [[Masse (Physik)|Masse]], die gleiche [[elektrische Ladung]] und den gleichen [[Drehimpuls]] besitzt. Bei reinem [[Bahndrehimpuls]] herrscht Übereinstimmung, daher ist <math>g_\ell = 1</math> (der Index <math>\ell</math> ist das Symbol für den Bahndrehimpuls). Abweichende Fälle <math>g | Als klassischer Vergleichswert wird das magnetische Moment für ein System berechnet, das die gleiche [[Masse (Physik)|Masse]], die gleiche [[elektrische Ladung]] und den gleichen [[Drehimpuls]] besitzt. Bei reinem [[Bahndrehimpuls]] herrscht Übereinstimmung, daher ist <math>g_\ell = 1</math> (der Index <math>\ell</math> ist das Symbol für den Bahndrehimpuls). Abweichende Fälle <math>g \ne 1</math> erklären sich, wenn der Gesamtdrehimpuls ganz oder teilweise vom [[Spin]] herrührt. | ||
Liegt reiner Spindrehimpuls vor, heißt der g-Faktor <math>g_s</math> auch ''Spin-g-Faktor'' oder '''anomaler g-Faktor des Spins''' und hat für jede Teilchenart einen feststehenden charakteristischen Wert. Beispielsweise ist für das [[Elektron]] <math>g_s \approx 2</math>, für das [[Proton]] <math>g_s \approx 5{,}6</math>, für das [[Neutron]] <math>g_s \approx -3{,}8</math>. | Liegt reiner Spindrehimpuls vor, heißt der g-Faktor <math>g_s</math> auch ''Spin-g-Faktor'' oder '''anomaler g-Faktor des Spins''' und hat für jede Teilchenart einen feststehenden charakteristischen Wert. Beispielsweise ist für das [[Elektron]] <math>g_s \approx 2</math>, für das [[Proton]] <math>g_s \approx 5{,}6</math>, für das [[Neutron]] <math>g_s \approx -3{,}8</math>. | ||
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:<math>\vec{\mu}_{s}= g_s \frac{q}{2m}\vec{s}</math> | :<math>\vec{\mu}_{s}= g_s \frac{q}{2m}\vec{s}</math> | ||
Die Operatoren für den Gesamtdrehimpuls bzw. das gesamte magnetische Moment eines Teilchens sind: | Die Operatoren für den Gesamtdrehimpuls bzw. das gesamte magnetische Moment eines Teilchens sind: | ||
:<math>\vec{j}= \vec {\ell} + \vec{s} \quad \mbox{bzw.}\quad\vec{\mu}= \vec{\mu_\ell}+ \vec{\mu_s}= \frac{q}{2m} ( \vec \ell + g_s \vec s)</math> | :<math>\vec{j}= \vec {\ell} + \vec{s} \quad \mbox{bzw.}\quad\vec{\mu}= \vec{\mu_\ell}+ \vec{\mu_s}= \frac{q}{2m} ( g_\ell\vec \ell + g_s \vec s)\,</math>. | ||
(Den eigentlich überflüssigen Faktor <math display="inline">g_\ell=1</math> schreibt man gerne hinzu, damit die Gleichung symmetrisch wird.) | |||
Um diese Formeln allgemein und auch für neutrale Teilchen (wie das Neutron) verwenden zu können, obwohl deren Bahndrehimpuls wegen <math>q\mathord =0</math> kein magnetisches Moment erzeugt, schreibt man | Um diese Formeln allgemein und auch für neutrale Teilchen (wie das Neutron) verwenden zu können, obwohl deren Bahndrehimpuls wegen <math>q\mathord =0</math> kein magnetisches Moment erzeugt, schreibt man | ||
:<math>\vec{\mu}= \frac{q}{2m} (g_\ell\vec \ell + g_s \vec s),</math> | :<math>\vec{\mu}= \frac{q}{2m} (g_\ell\vec \ell + g_s \vec s),</math> | ||
wobei für neutrale Teilchen <math>q\mathord =\mathord +e</math> und <math>g_\ell \mathord = 0</math> einzusetzen ist. Hier richtet sich das Vorzeichen also danach, ob das magnetische Moment parallel oder antiparallel zum Spin ist. | wobei für neutrale Teilchen <math>q\mathord =\mathord +e</math> und <math>g_\ell \mathord = 0</math> einzusetzen ist. Hier richtet sich das Vorzeichen also danach, ob das magnetische Moment parallel oder antiparallel zum Spin ist. | ||
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Für eine ganze Atomhülle mit mehreren Elektronen muss die Art der Kopplung der Drehimpulse berücksichtigt werden. Die einfache Landé-Formel ist im Fall der [[LS-Kopplung|''LS''-Kopplung]] richtig, weil nur dann in dem betrachteten Zustand der gesamte Bahndrehimpuls <math>\hat {\vec L}</math> und der gesamte Spindrehimpuls <math>\hat {\vec S}</math> wohldefinierte Werte haben. Für die Berechnung werden nur die Valenzelektronen berücksichtigt, die sich nach den [[Hundsche Regeln|Hundschen Regeln]] auf die verschiedenen Niveaus der höchsten besetzten Schale verteilen, da die Drehimpuls- und Spinquantenzahlen abgeschlossener Schalen zu Null koppeln. | Für eine ganze Atomhülle mit mehreren Elektronen muss die Art der Kopplung der Drehimpulse berücksichtigt werden. Die einfache Landé-Formel ist im Fall der [[LS-Kopplung|''LS''-Kopplung]] richtig, weil nur dann in dem betrachteten Zustand der gesamte Bahndrehimpuls <math>\hat {\vec L}</math> und der gesamte Spindrehimpuls <math>\hat {\vec S}</math> wohldefinierte Werte haben. Für die Berechnung werden nur die Valenzelektronen berücksichtigt, die sich nach den [[Hundsche Regeln|Hundschen Regeln]] auf die verschiedenen Niveaus der höchsten besetzten Schale verteilen, da die Drehimpuls- und Spinquantenzahlen abgeschlossener Schalen zu Null koppeln. | ||
Die einfache Landé-Formel enthält noch nicht den genaueren Spin-g-Faktor des Elektrons, der aufgrund von Effekten der [[Quantenelektrodynamik]] um | Die einfache Landé-Formel enthält noch nicht den genaueren Spin-g-Faktor des Elektrons, der aufgrund von Effekten der [[Quantenelektrodynamik]] um 0,116 % größer ist. | ||
Landé selbst hatte 1923 (fast richtig) <math>g = 1+\tfrac{j^2-\tfrac{1}{4} -\ell^2 +s^2}{2(j^2-\tfrac{1}{4})}</math> angegeben.<ref | Landé selbst hatte 1923 (fast richtig) <math>g = 1+\tfrac{j^2-\tfrac{1}{4} -\ell^2 +s^2}{2(j^2-\tfrac{1}{4})}</math> angegeben.<ref name="Lande" /> Erst nach der Entdeckung der quantenmechanischen Formeln für den Drehimpuls 1925 entstand die korrekte Version. | ||
== Anomale g-Faktoren des Spins == | == Anomale g-Faktoren des Spins == | ||
=== Elektron === | === Elektron === | ||
In der theoretischen Beschreibung des Elektrons durch die [[Schrödinger-Gleichung]] gibt es zunächst keinen Spin. Mit der Entdeckung des halbzahligen Spins musste dem Elektron aufgrund der Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt der anomale gyromagnetische Faktor <math>g_e\mathord=2</math> zugeschrieben werden. In der Erweiterung der Schrödingergleichung zur [[Pauli-Gleichung]] wird der Spin einbezogen, wobei der gyromagnetische Faktor frei wählbar, also unerklärt ist. Erst die relativistische Beschreibung des Elektrons durch die [[Dirac-Gleichung]] für Spin-½-[[Fermion]]en ergab theoretisch <math>g_e\mathord=2</math>. Entgegen verbreiteter Meinung kann dieser Wert auch aus der nichtrelativistischen Schrödingergleichung begründet werden, wenn man sie geeignet modifiziert. | [[Datei:Vertex correction.svg|mini|Vertex­korrektur als [[Feynman-Diagramm]]. Sie bewirkt eine Änderung des g-Faktors um <math display="inline">\frac{g_\mathrm{e}-2}2=\frac\alpha{2\pi}</math>. Hinzu kommen noch Korrekturen höherer Ordnung.]] | ||
<ref group="Anm.">Zwei mögliche Vorgehensweisen: | In der theoretischen Beschreibung des Elektrons durch die [[Schrödinger-Gleichung]] gibt es zunächst keinen Spin. Mit der Entdeckung des halbzahligen Spins musste dem Elektron aufgrund der Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt der anomale gyromagnetische Faktor <math>g_e\mathord=2</math> zugeschrieben werden. In der Erweiterung der Schrödingergleichung zur [[Pauli-Gleichung]] wird der Spin einbezogen, wobei der gyromagnetische Faktor frei wählbar, also unerklärt ist. Erst die relativistische Beschreibung des Elektrons durch die [[Dirac-Gleichung]] für Spin-½-[[Fermion]]en ergab theoretisch <math>g_e\mathord=2</math>. Entgegen verbreiteter Meinung kann dieser Wert auch aus der nichtrelativistischen Schrödingergleichung begründet werden, wenn man sie geeignet modifiziert.<ref group="Anm.">Zwei mögliche Vorgehensweisen: | ||
* Nach Shankar: ''Principles of quantum mechanics.'' Plenum Press, N.Y. 1980: Die kinetische Energie statt durch <math>\hat \vec{p}^2/2m</math> mit der identischen Größe <math>(\vec{\sigma} \cdot \hat \vec{p})^2/2m</math> ansetzen. Nach Ankopplung des elektromagnetischen Felds in üblicher Form, <math>\hat \vec{p}\rightarrow (\hat \vec{p} - \tfrac{e}{c}\vec{A})</math>, ergibt sich g=2. | * Nach Shankar: ''Principles of quantum mechanics.'' Plenum Press, N.Y. 1980: Die kinetische Energie statt durch <math>\hat \vec{p}^2/2m</math> mit der identischen Größe <math>(\vec{\sigma} \cdot \hat \vec{p})^2/2m</math> ansetzen. Nach Ankopplung des elektromagnetischen Felds in üblicher Form, <math>\hat \vec{p}\rightarrow (\hat \vec{p} - \tfrac{e}{c}\vec{A})</math>, ergibt sich g=2. | ||
* Nach Greiner: ''Quantenmechanik. Einführung.'' Band 4, Kapitel XIV, ISBN 3-8171-1765-5: Die Schrödingergleichung direkt linearisieren, d. h. als Produkt zweier Differentialoperatoren 1. Ordnung zu schreiben. Es ergeben sich die 4-komponentigen Dirac-Spinoren und entsprechend g=2.</ref> | * Nach Greiner: ''Quantenmechanik. Einführung.'' Band 4, Kapitel XIV, ISBN 3-8171-1765-5: Die Schrödingergleichung direkt linearisieren, d. h. als Produkt zweier Differentialoperatoren 1. Ordnung zu schreiben. Es ergeben sich die 4-komponentigen Dirac-Spinoren und entsprechend g=2.</ref> Allerdings sind die notwendigen Modifikationen ohne Relativitätstheorie nicht motiviert, weswegen man der verbreiteten Ansicht doch zubilligen muss, die physikalischen Ursachen für den modifizierten g-Faktor richtig zu identifizieren.<ref group="Anm.">Denn warum etwa sollte man den linearen Operator vor der Wellenfunktion in der Schrödingergleichung faktorisieren und eine Gleichung daraus machen, in der die Wellenfunktion durch Vektoren der Dimension 4 ersetzt werden muss? Und wieso sollte man erwarten, dass die nach minimaler Kopplung an das elektromagnetische Feld entstehende Spinorengleichung, deren Lösungen ''nicht mehr Lösungen der analog erhaltenen Schrödingergleichung sind'', die Quantenmechanik des Teilchens im Feld richtiger beschreibt als die Schrödingergleichung selbst? Im relativistischen Fall, wo der Schrödingergleichung die Klein-Gordon-Gleichung entspricht und der Spinorengleichung die Dirac-Gleichung, ist einerseits die Motivation klar (gewünscht sind relativistische Symmetrie zwischen Ort und Zeit und eine Gleichung erster Ordnung in der Zeit), andererseits wird die Klein-Gordon-Gleichung von vorneherein nicht als die richtige Beschreibung gesehen wegen der Schwierigkeit, eine Wahrscheinlichkeitsdichte zu definieren.</ref> | ||
Experimente der [[Elektronenspinresonanz]] zeigten später geringe Abweichungen. Zuweilen werden nur diese zusätzlichen Abweichungen ''anomales magnetisches Moment'' genannt, Experimente zu ihrer Bestimmung heißen auch ''(g-2)-Experimente''. Diese Abweichungen ergeben sich größtenteils aus [[Quantenelektrodynamik|quantenelektrodynamischen]] Korrekturen in der Ankopplung des Elektrons an das Magnetfeld. Das [[Standardmodell]] der Elementarteilchenphysik liefert einen theoretischen Wert von | |||
:<math>g_{\,\text{Elektron, theoretisch}} = 2{,}002\,319\,304\,363\,22(46),</math><ref>{{Literatur |Autor=Tatsumi Aoyama, [[Tōichirō Kinoshita]], Makiko Nio |Titel=Theory of the Anomalous Magnetic Moment of the Electron |Sammelwerk=Atoms |Band=7 |Nummer=1 |Datum=22. Februar 2019 |DOI=10.3390/atoms7010028 |Seiten=28 |Online=https://www.mdpi.com/2218-2004/7/1/28 |Abruf=2021-07-14}}</ref><ref group="Anm." name="QED-Korr-Wert" /> | |||
wohingegen Experimente nach derzeitiger [[Messgenauigkeit]] einen Wert von | wohingegen Experimente nach derzeitiger [[Messgenauigkeit]] einen Wert von | ||
:<math>g_{\text{Elektron, gemessen}} = 2{,}002\,319\,304\, | :<math>g_{\,\text{Elektron, gemessen}\;\;\,\!} = 2{,}002\,319\,304\,362\,56(35)</math><ref name="g_e_CODATA" /> | ||
ergeben. | |||
=== Myon === | |||
[[Datei:Feynman Diagramme Muon Anomalie.jpg|mini|Beiträge zum anomalen magne­ti­schen Moment des Myons. Dominierend ist, wie beim Elektron, die QED-Vertex­korrektur (a). Die [[Schwache Wechselwirkung|schwachen]] Beiträge (b), nicht aber die hadronischen (c), sind im Falle des Elektrons vernachlässigbar.]] | |||
Die präzise Berechnung des g-Faktors und der Vergleich mit dem Experiment beim [[Myon]] dient als [[Präzision]]s<nowiki />test des [[Standardmodell]]s der Elementarteilchenphysik. In diesem gilt die [[Lepton-Universalität]], nach der sich die geladenen Leptonen nur in ihrer [[Masse (Physik)|Masse]] unterscheiden. Aufgrund der höheren Masse des Myons folgt für dessen gyromagnetischen Faktor durch Quantenkorrekturen ein geringfügig anderer Wert als für das Elektron,<ref name="">{{Literatur | Autor= T. Aoyama et al.| Titel=The anomalous magnetic moment of the muon in the Standard Model | Sammelwerk=Phys. Rept. | Band= 887| Nummer= | Jahr=2020 | Seiten=1-166|arXiv =2006.04822}}</ref> | |||
:<math>g_{\,\text{Myon, theoretisch}} = 2{,}002\,331\,836\;20(86) </math>. | |||
Der gemessene Wert für den gyromagnetischen Faktor liegt hingegen bei | |||
:<math>g_{\,\text{Myon, gemessen}\;\;\,\!} = 2{,}002\,331\,841\;22(82)</math>.<ref Name=Abi>{{Literatur|Autor= The Muon g−2 Collaboration|Titel= Measurement of the Positive Muon Anomalous Magnetic Moment to 0.46 ppm|arXiv= 2104.03281|Datum= 2021}}</ref> | |||
Dies entspricht einer Differenz von der theoretischen Vorhersage um 4,2 Standardabweichungen; dass dies eine statistische Fluktuation ist, hätte eine Wahrscheinlichkeit von ca. 1:100000. Im Gegensatz zum Elektron stimmen theoretischer und gemessener Wert daher nicht überein, was als ein starker Hinweis auf die Verletzung der Lepton-Flavour-Universalität und [[Physik jenseits des Standardmodells]] interpretiert werden kann. | |||
Neuere Berechnungen des Wertes auf dem [[JUWELS]], einem [[Supercomputer]] des [[Forschungszentrum Jülich|Forschungszentrums Jülich]], ergeben hingegen einen theoretischen Wert von | |||
:<math>g_{\,\text{Myon, theoretisch}} = 2{,}002\,331\,839\;08()</math>. | |||
Damit wäre der gemessene Wert sehr nahe dem neu berechneten theoretischen Wert. Mit besseren Supercomputern werden noch genauere theoretische Werte erwartet und auch die Experimentatoren arbeiten daran die Genauigkeit Ihrer Experimente zu verbessern. Damit wäre kein Indiz für eine Physik jenseits des Standardmodells gegeben.<ref>{{Literatur |Titel=Leading hadronic contribution to the muon magnetic moment from lattice QCD |Autor=Sz. Borsanyi, Z. Fodor, , J. N. Guenther, C. Hoelbling, S. D. Katz, Lellouch, T. Lippert, K. Miura, , L. Parato, K. K. Szabo, F. Stokes, B. C. Toth, Cs. Torok, L. Varnhorst |Sammelwerk=nature |Band=593 |Datum=2021-04-07 |Seiten=51-55 |arXiv=2002.12347 |DOI=10.1038/s41586-021-03418-1}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Hoffnung auf “neue Physik”: Das Muon g-2-Experiment |Autor=Florian Freistetter |Sammelwerk=scienceblogs.de |Band= |Datum=2021-04-08 |Online=https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2021/04/08/hoffnung-auf-neue-physik-das-muon-g-2-experiment/}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=‘Last Hope’ Experiment Finds Evidence for Unknown Particles |Autor=Natalie Wolchover |Sammelwerk=quantamagazine.org |Datum=2021-04-07 |Online=https://www.quantamagazine.org/last-hope-experiment-finds-evidence-for-unknown-particles-20210407}}</ref><ref>{{cite web|url=https://www.youtube.com/watch?v=Ep0Fq7Cj2Nw|title=Muon g-2 Experiment | |||
|author=Josef M. Gaßner, München|accessdate=2021-04}}</ref> | |||
=== Zusammengesetzte Teilchen === | === Zusammengesetzte Teilchen === | ||
Zusammengesetzte Teilchen haben deutlich andere gyromagnetische Faktoren: | Zusammengesetzte Teilchen haben deutlich andere gyromagnetische Faktoren: | ||
:<math>g_{\,\text{Proton}\,\,} = \;\;\; 5{,}585\,694\,689\,3(16)\ ,\ </math><ref name="g_p_CODATA" /> | |||
:<math>g_{\,\text{Neutron}} = -3{,}826\,085\,45(90)\ .\ </math><ref name="g_n_CODATA" /> | |||
Die g-Faktoren dieser [[Nukleonen]] sind nicht genau berechenbar, da das Verhalten ihrer Bestandteile, [[Quark (Physik)|Quarks]] und [[Gluon]]en, nicht genügend genau bekannt ist. | Die g-Faktoren dieser [[Nukleonen]] sind nicht genau berechenbar, da das Verhalten ihrer Bestandteile, [[Quark (Physik)|Quarks]] und [[Gluon]]en, nicht genügend genau bekannt ist. | ||
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=== Bestimmungsgeschichte === | === Bestimmungsgeschichte === | ||
Der g-Faktor, insbesondere der Wert <math>g_s=2</math> für das Elektron, wurde 1923 von Landé phänomenologisch eingeführt, um die Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt in Formeln zu fassen. Eine theoretische Erklärung wurde 1928 mit der [[Dirac-Gleichung]] gefunden. Die stark abweichenden Werte für Proton (1933) und Neutron (1948) konnten erst Jahrzehnte später im [[Quark (Physik)|Quark-Modell]] verstanden werden. Die kleine Abweichung vom Dirac-Wert <math>g_s=2</math> beim Elektron wurde bei [[Gebundener Zustand|gebundenen]] Elektronen durch [[Polykarp Kusch]] und andere ab 1946 entdeckt, für [[Freies Teilchen|freie]] Elektronen durch [[H. Richard Crane]] ab 1954, bis hin zu einer Präzisionsmessung auf 13 Dezimalstellen 2011 durch D. Hanneke, in Übereinstimmung mit der theoretischen Berechnung im [[Standardmodell]] der Elementarteilchen.<ref>D. Hanneke, S. Fogwell Hoogerheide, G. Gabrielse: ''Cavity control of a single-electron quantum cyclotron: Measuring the electron magnetic moment.'' In: ''Physical Review A | Der g-Faktor, insbesondere der Wert <math>g_s=2</math> für das Elektron, wurde 1923 von Landé phänomenologisch eingeführt, um die Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt in Formeln zu fassen. Eine theoretische Erklärung wurde 1928 mit der [[Dirac-Gleichung]] gefunden. Die stark abweichenden Werte für Proton (1933) und Neutron (1948) konnten erst Jahrzehnte später im [[Quark (Physik)|Quark-Modell]] verstanden werden. Die kleine Abweichung vom Dirac-Wert <math>g_s=2</math> beim Elektron wurde bei [[Gebundener Zustand|gebundenen]] Elektronen durch [[Polykarp Kusch]] und andere ab 1946 entdeckt, für [[Freies Teilchen|freie]] Elektronen durch [[H. Richard Crane]] ab 1954, bis hin zu einer Präzisionsmessung auf 13 Dezimalstellen 2011 durch D. Hanneke, in Übereinstimmung mit der theoretischen Berechnung im [[Standardmodell]] der Elementarteilchen.<ref>D. Hanneke, S. Fogwell Hoogerheide, G. Gabrielse: ''Cavity control of a single-electron quantum cyclotron: Measuring the electron magnetic moment.'' In: ''Physical Review A'', Band 83, 2011, S. 052122, [[doi:10.1103/PhysRevA.83.052122]].</ref> | ||
Der Bestimmung des g-Faktors des Myons widmete sich insbesondere [[Vernon Hughes]], gipfelnd in einem Experiment am [[Brookhaven National Laboratory]], dessen Ergebnisse 2002 vorgelegt wurden.<ref> | Der Bestimmung des g-Faktors des Myons widmete sich insbesondere [[Vernon Hughes]], gipfelnd in einem Experiment am [[Brookhaven National Laboratory]], dessen Ergebnisse 2002 vorgelegt wurden.<ref>''Final Report.'' Brookhaven, Physical Review D, Band 73, 2006, {{arXiv|hep-ex/0602035}}.</ref> Der Vergleich mit der Theorie ist beim Myon insofern schwieriger, als in den theoretischen Wert zusätzliche experimentelle Werte mit geringerer Genauigkeit mit einfließen. Eine Analyse ergab 2009 eine Abweichung von den Vorhersagen des Standardmodells,<ref name="Jegerlehner" /> das Experiment [[Muon g-2]] am [[Fermi National Accelerator Laboratory|Fermilab]] wird den Wert genauer vermessen. Erste Ergebnisse, die die Messungen von Brookhaven bestätigen, wurden im April 2021 veröffentlicht. | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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== Anmerkungen == | == Anmerkungen == | ||
<references group="Anm." /> | <references group="Anm."> | ||
<ref group="Anm." name="QED-Korr-Wert"> | |||
Die [[Feinstrukturkonstante]] dominiert die Unsicherheit der theoretischen Vorhersage. Der angegebene Wert basiert auf einer Bestimmung der Feinstrukturkonstanten mittels [[Caesium]]atomen. | |||
Die QED-Korrekturen zu <math display="inline">\frac{g-2}{2}</math> sind | |||
* in <math display="inline">\cal O(\alpha)</math>: <math display="inline">\frac{\alpha}{2\pi} = 0{,}0011614...</math>, siehe M.E. Peskin, D.V. Schroeder: ''An Introduction to Quantum Field Theory'', Addison-Wesley (1995), Chapter 6: ''Radiative Corrections''. Dort wird J.Schwinger, Phys Rev. 73, 416L (1948) als Quelle angegeben. Eine weitere Referenz ist {{Literatur | |||
|Autor=Kurt Gottfried, Victor F. Weisskopf | |||
|Titel=Concepts of Particle Physics, Vol II | |||
|Auflage= | |||
|Verlag=Clarendon Press | |||
|Ort=Oxford | |||
|Datum=1986 | |||
|ISBN=978-0-19-503393-9 | |||
|Seiten=270}} | |||
* in vierter Ordnung, also inklusive <math display="inline">\cal O(\alpha^2)</math>: <math display="inline">\frac{\alpha}{2\pi} - 0{,}328 (\frac{\alpha}{2\pi})^2 = 0{,}0011596...</math>, siehe J.J. Sakurai: ''Advanced Quantum Mechanics'', Addison-Wesley (1967), chapter 4-7: ''Mass and Charge Renormalization; Radiative Corrections''. Dort werden C.Sommerfield und A.Petersen zitiert (wobei es sich vermutlich um C. M. Sommerfield, Phys Rev. 107, 328 (1957); Ann. Phys. (N.Y.) 5, 26 (1958); und um A. Petermann, Helv. Phys. Acta 30, 407 (1957); Nucl. Phys. 3, 689 (1957) handelt). | |||
* in sechster Ordnung, also <math display="inline">\cal O(\alpha^3)</math>: hier kommt in der achten Nachkommastelle noch ein Term hinzu, der nach Stanley J. Brodsky und Ralph Roskies: ''Quantum Electrodynamics and Renormalization Theory in the Infinite Momentum Frame'', SLAC-PUB-1100 (TH) and (EXP), August 1972, [http://inspirehep.net/record/73543/files/slac-pub-1100.pdf inspirehep.net] (PDF) bei <math display="inline">2 (1{,}11 \pm 0{,}23) (\frac{\alpha}{\pi})^3</math> liegt, was mit <math display="inline">2 (0{,}90 \pm 0{,}02) (\frac{\alpha}{\pi})^3</math> von Levine und Wright übereinstimmt, die mit ''M. Levine und J. Wright, Phys. Rev. Letters 26, 1351 (1971); Proceedings of the Second Colloquium on Advanced Computing Methods in Theoretical Physics, Marseille (1971), and private commumcation'' zitiert werden.</ref> | |||
</references> | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
{{Literatur |Autor=Jörn Bleck-Neuhaus |Titel=Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell |Verlag=Springer |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-540-85299-5}} | * {{Literatur | ||
|Autor=Jörn Bleck-Neuhaus | |||
|Titel=Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell | |||
|Verlag=Springer | |||
|Ort=Heidelberg | |||
|Datum=2010 | |||
|ISBN=978-3-540-85299-5}} | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references> | ||
<ref name="g_e_CODATA"> | |||
{{Internetquelle |url=http://physics.nist.gov/cgi-bin/cuu/Value?gem |titel=CODATA Recommended Values |hrsg=National Institute of Standards and Technology |abruf=2019-07-20}} Wert für ''g''<sub>Elektron</sub>. Die eingeklammerten Ziffern bezeichnen die Unsicherheit in den letzten Stellen des Wertes, diese Unsicherheit ist als [[CODATA#Standardunsicherheiten von CODATA-Werten|geschätzte Standardabweichung]] des angegebenen Zahlenwertes vom tatsächlichen Wert angegeben. Der Wert bei CODATA verwendet umgekehrte Vorzeichenkonvention. | |||
</ref> | |||
<ref name="g_n_CODATA"> | |||
{{Internetquelle |url=http://physics.nist.gov/cgi-bin/cuu/Value?gnn |titel=CODATA Recommended Values |hrsg=National Institute of Standards and Technology |abruf=2019-07-20}} Wert für <math>g_{\,\text{Neutron}}</math>. Die eingeklammerten Ziffern bezeichnen die Unsicherheit in den letzten Stellen des Wertes, diese Unsicherheit ist als [[CODATA#Standardunsicherheiten von CODATA-Werten|geschätzte Standardabweichung]] des angegebenen Zahlenwertes vom tatsächlichen Wert angegeben. | |||
</ref> | |||
<ref name="g_p_CODATA"> | |||
{{Internetquelle |url=http://physics.nist.gov/cgi-bin/cuu/Value?gp |titel=CODATA Recommended Values |hrsg=National Institute of Standards and Technology |abruf=2019-07-20}} Wert für <math>g_{\,\text{Proton}}</math>. Die eingeklammerten Ziffern bezeichnen die Unsicherheit in den letzten Stellen des Wertes, diese Unsicherheit ist als [[CODATA#Standardunsicherheiten von CODATA-Werten|geschätzte Standardabweichung]] des angegebenen Zahlenwertes vom tatsächlichen Wert angegeben. | |||
</ref> | |||
<ref name="Jegerlehner"> | |||
Fred Jegerlehner, Andreas Nyffeler: ''The muon g−2.'' In: ''Physics Reports.'' Band 477, 2009, S. 1–111. | |||
</ref> | |||
<ref name="Lande"> | |||
A. Landé: ''Termstruktur und Zeemaneffekt der Multipletts.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' Band 15, S. 189–205 (1923) [[doi:10.1007/BF01330473]]. | |||
</ref> | |||
</references> | |||
{{SORTIERUNG:LandeFaktor}} | {{SORTIERUNG:LandeFaktor}} |
Der Landé-Faktor
Als klassischer Vergleichswert wird das magnetische Moment für ein System berechnet, das die gleiche Masse, die gleiche elektrische Ladung und den gleichen Drehimpuls besitzt. Bei reinem Bahndrehimpuls herrscht Übereinstimmung, daher ist
Liegt reiner Spindrehimpuls vor, heißt der g-Faktor
Wenn der Gesamtdrehimpuls des Systems im betrachteten Zustand aus beiden Arten Drehimpuls zusammengesetzt ist, ist der g-Faktor eine Kombination aus
Befindet sich das System in einem Magnetfeld, präzedieren die Vektoren
Nach der klassischen Physik hat ein Körper mit Masse
Das gyromagnetische Verhältnis nach der klassischen Physik ist demnach
Dies gilt auch für den Bahndrehimpuls
Die Operatoren für den Gesamtdrehimpuls bzw. das gesamte magnetische Moment eines Teilchens sind:
(Den eigentlich überflüssigen Faktor
Um diese Formeln allgemein und auch für neutrale Teilchen (wie das Neutron) verwenden zu können, obwohl deren Bahndrehimpuls wegen
wobei für neutrale Teilchen
Wenn das System aus mehreren Teilchen derselben Art besteht (z. B. Elektronen in der Atomhülle), dann addieren sich alle Bahndrehimpulsoperatoren zum gesamten Bahndrehimpuls
Wegen
Als Operator ist
Der resultierende
Wenn man
durch die Quantenzahlen ausdrücken, das zweite analog. Es folgt die verallgemeinerte Landé-Formel
Für ein Elektron setzt man
Für eine ganze Atomhülle mit mehreren Elektronen muss die Art der Kopplung der Drehimpulse berücksichtigt werden. Die einfache Landé-Formel ist im Fall der LS-Kopplung richtig, weil nur dann in dem betrachteten Zustand der gesamte Bahndrehimpuls
Die einfache Landé-Formel enthält noch nicht den genaueren Spin-g-Faktor des Elektrons, der aufgrund von Effekten der Quantenelektrodynamik um 0,116 % größer ist.
Landé selbst hatte 1923 (fast richtig)
In der theoretischen Beschreibung des Elektrons durch die Schrödinger-Gleichung gibt es zunächst keinen Spin. Mit der Entdeckung des halbzahligen Spins musste dem Elektron aufgrund der Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt der anomale gyromagnetische Faktor
Experimente der Elektronenspinresonanz zeigten später geringe Abweichungen. Zuweilen werden nur diese zusätzlichen Abweichungen anomales magnetisches Moment genannt, Experimente zu ihrer Bestimmung heißen auch (g-2)-Experimente. Diese Abweichungen ergeben sich größtenteils aus quantenelektrodynamischen Korrekturen in der Ankopplung des Elektrons an das Magnetfeld. Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik liefert einen theoretischen Wert von
wohingegen Experimente nach derzeitiger Messgenauigkeit einen Wert von
ergeben.
Die präzise Berechnung des g-Faktors und der Vergleich mit dem Experiment beim Myon dient als Präzisionstest des Standardmodells der Elementarteilchenphysik. In diesem gilt die Lepton-Universalität, nach der sich die geladenen Leptonen nur in ihrer Masse unterscheiden. Aufgrund der höheren Masse des Myons folgt für dessen gyromagnetischen Faktor durch Quantenkorrekturen ein geringfügig anderer Wert als für das Elektron,[5]
Der gemessene Wert für den gyromagnetischen Faktor liegt hingegen bei
Dies entspricht einer Differenz von der theoretischen Vorhersage um 4,2 Standardabweichungen; dass dies eine statistische Fluktuation ist, hätte eine Wahrscheinlichkeit von ca. 1:100000. Im Gegensatz zum Elektron stimmen theoretischer und gemessener Wert daher nicht überein, was als ein starker Hinweis auf die Verletzung der Lepton-Flavour-Universalität und Physik jenseits des Standardmodells interpretiert werden kann.
Neuere Berechnungen des Wertes auf dem JUWELS, einem Supercomputer des Forschungszentrums Jülich, ergeben hingegen einen theoretischen Wert von
Damit wäre der gemessene Wert sehr nahe dem neu berechneten theoretischen Wert. Mit besseren Supercomputern werden noch genauere theoretische Werte erwartet und auch die Experimentatoren arbeiten daran die Genauigkeit Ihrer Experimente zu verbessern. Damit wäre kein Indiz für eine Physik jenseits des Standardmodells gegeben.[6][7][8][9]
Zusammengesetzte Teilchen haben deutlich andere gyromagnetische Faktoren:
Die g-Faktoren dieser Nukleonen sind nicht genau berechenbar, da das Verhalten ihrer Bestandteile, Quarks und Gluonen, nicht genügend genau bekannt ist.
Beim gyromagnetischen Faktor des Neutrons handelt es sich genau genommen um die Stärke der Spin-Magnetfeld-Energie des Neutrons im Vergleich zur Bahndrehimpuls-Magnetfeld-Energie des Protons, denn das Neutron ist ungeladen und hat keine Bahndrehimpuls-Magnetfeld-Energie.
Ebenso wie die gyromagnetischen Faktoren der Protonen und Neutronen kann der Kern-g-Faktor nicht a-priori berechnet werden, sondern muss experimentell bestimmt werden.
Der g-Faktor, insbesondere der Wert
Der Bestimmung des g-Faktors des Myons widmete sich insbesondere Vernon Hughes, gipfelnd in einem Experiment am Brookhaven National Laboratory, dessen Ergebnisse 2002 vorgelegt wurden.[13] Der Vergleich mit der Theorie ist beim Myon insofern schwieriger, als in den theoretischen Wert zusätzliche experimentelle Werte mit geringerer Genauigkeit mit einfließen. Eine Analyse ergab 2009 eine Abweichung von den Vorhersagen des Standardmodells,[14] das Experiment Muon g-2 am Fermilab wird den Wert genauer vermessen. Erste Ergebnisse, die die Messungen von Brookhaven bestätigen, wurden im April 2021 veröffentlicht.