Numerische Apertur: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Objective altami.jpg|mini|Mikroskopobjektiv mit eingravierten Werten für die Vergrößerung (10x) und die numerische Apertur (0,25).]]
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Die '''numerische Apertur''' (Formelzeichen <math>A_\text{N}</math>, '''NA''' oder '''n.A.'''; abgeleitet von [[numerisch]] und [[Apertur]], etwa: Zahlenwert der Öffnungsweite) ist eine [[dimensionslose Größe]] bei optischen Systemen wie [[Teleskop]]en, [[Lichtmikroskop]]en oder [[Lichtwellenleiter]]n. Der Zahlenwert hängt ab vom [[Öffnungswinkel]] (auch: Akzeptanzwinkel) des optischen Systems und vom [[Brechungsindex]] des umgebenden Mediums. Je größer Brechungsindex und Öffnungswinkel sind, desto größer ist auch die numerische Apertur. Dadurch steigt sowohl die Menge an Licht, die aufgenommen wird, als auch das erzielbare [[Auflösungsvermögen]]. Durch eine erhöhte Auflösung ist einerseits eine Darstellung von kleineren Objektdetails in Bildern, die mit dem System erzeugt wurden, möglich, andererseits kann ein System wie zum Beispiel ein [[Auflösung (Mikroskopie)|Mikroskop mit höherer Auflösung]] genutzt werden um Licht auf einen kleineren Fokuspunkt zu konzentrieren.
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{{Redundanztext
Die numerische Apertur ist wesentlich vom vordersten optischen Element eines Systems abhängig, beispielsweise bei Mikroskopen von der Frontlinse des Objektivs. Auf guten Mikroskopobjektiven ist der Wert daher eingraviert.
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Die '''numerische Apertur''' (Formelzeichen <math>A_\text{N}</math>, '''NA''' oder '''n.A.''', von {{laS|''apertus''}}, dt. ''offen'') beschreibt das Vermögen eines optischen Elements, [[Licht]] zu [[fokus]]sieren. Der Begriff wurde vom Physiker [[Ernst Abbe]] eingeführt.<ref>Eugene Hecht: ''Optik''. 4. Auflage, Verlag Oldenbourg, 2005, ISBN 3-486-27359-0, Kapitel 5.7 ''Optische Systeme'', S. 357.</ref> Bei [[Objektiv (Optik)|Objektiven]] bestimmt sie die minimale Größe des in seinem [[Fokus]] erzeugbaren Lichtflecks und ist somit eine wichtige, die [[Auflösung (Mikroskopie)|Auflösung]] begrenzende Größe.
Der Begriff numerische Apertur wurde vom Physiker [[Ernst Abbe]] eingeführt, der an Lichtmikroskopen arbeitete.<ref>Eugene Hecht: ''Optik''. 4. Auflage, Verlag Oldenbourg, 2005, ISBN 3-486-27359-0, Kapitel 5.7 ''Optische Systeme'', S. 357.</ref>


[[Datei:Numerische.Apertur.Winkel.png|miniatur|Der halbe objektseitige Öffnungswinkel α für die Bestimmung der numerischen Apertur bei der optischen Abbildung eines Objektpunktes O nach O' mit Brechung der Randstrahlen an der [[Hauptebene (Optik)|Hauptebene]] H einer [[Feldlinse]]]]
== Mathematische Beschreibung und Beispiele ==
[[Datei:Oeffnungswinkel.png|mini|Der halbe Öffnungswinkel α eines Objektivs. Hier beträgt der Wert etwa α&nbsp;=&nbsp;50°. Für ein Trockenobjektiv (ohne Immersion) ergibt das eine numerische Apertur von sin&nbsp;50°&nbsp;=&nbsp;0,77. Der rote Punkt stellt das scharf gestellte Objekt dar.]]
[[Datei:Numerische.Apertur.Winkel.png|mini|Der halbe objektseitige Öffnungswinkel&nbsp;α für die Bestimmung der numerischen Apertur bei der optischen Abbildung eines Objektpunktes&nbsp;O nach&nbsp;O' mit Brechung der Randstrahlen an der [[Hauptebene (Optik)|Hauptebene]]&nbsp;H einer [[Feldlinse]]]]


Genauer ergibt sich die numerische Apertur <math>A_\text{N}</math> aus dem Produkt des [[Sinus]] des halben [[Öffnungswinkel|objektseitigen Öffnungswinkels]] (''Akzeptanzwinkel'') ''<math>\alpha</math>'' und dem Brechungsindex ''n'' des Materials zwischen Objektiv und Fokus (siehe auch [[Immersion (Mikroskopie)]]):
Der (objektseitige) [[Öffnungswinkel]] (auch: Akzeptanzwinkel) eines optischen Systems oder Objektivs entspricht dem maximal möglichen Winkel eines Lichtbündels, das vom scharf gestellten Objekt ausgeht und vom Objektiv gerade noch aufgenommen wird. Der Öffnungswinkel gibt also an, wie groß der maximale Lichtkegel ist, der vom Objekt ausgehend vom Objektiv aufgenommen wird.
Die numerische Apertur <math>A_\text{N}</math> berechnet sich aus dem [[Sinus]] des halben Öffnungswinkels (''<math>\alpha</math>'' multipliziert mit dem [[Brechungsindex]]&nbsp;''n'' des Materials zwischen [[Objektiv (Optik)|Objektiv]] und Präparat (siehe auch [[Immersion (Mikroskopie)]])):


:<math>A_\text{N} = n \cdot \sin \alpha </math>
:<math>A_\text{N} = n \cdot \sin \alpha</math>


Damit ist die numerische Apertur eine [[dimensionslose Größe]], also ein rein numerischer Zahlenwert.
Befindet sich zwischen Objektiv und Präparat Vakuum oder Luft beträgt der Brechungsindex <math>n = 1</math> oder fast genau 1. Ein Objektiv, welches alles Licht für die Abbildung verwenden würde, das von vorne kommt, hätte theoretisch einen Öffnungswinkel von 180°, der halbe Öffnungswinkel hätte 90° und der Sinus hiervon wäre 1. Die numerische Apertur wäre demnach auch 1. Ein solches Objektiv ist jedoch technisch nicht realisierbar, der Öffnungswinkel ist immer deutlich kleiner als 180°.


Auch bei [[Lichtwellenleiter]]n wird die numerische Apertur durch den Sinus des [[Akzeptanzwinkel|Akzeptanzwinkels]] (manchmal auch Kollimations-/ Divergenzwinkel) der Faser beschrieben und entspricht der Öffnung des aus der Endfläche der Faser wieder austretenden kegelförmigen Lichtbündels.
Mikroskopobjektive, die in Luft arbeiten (also ohne [[Immersion (Mikroskopie)|Immersion]]), haben deshalb immer eine numerische Apertur kleiner 1. Bei sehr guten Exemplaren kann der Wert bis zu 0,95 betragen. 0,95 ist der Sinus von 72°, der Öffnungswinkel eines solchen Objektivs liegt demnach bei 144°.
Da ein [[Fernrohr]] in Luft arbeitet ist auch hier die numerische Apertur immer kleiner als eins.


[[Datei:Immersionsvorteil-2.svg|thumb|right|Numerische Apertur beim Mikroskop: <math>\alpha'</math> in Luft und <math>\alpha</math> für ein Medium mit <math>n>1</math>]]
Bei [[Lichtmikroskop]]en kann die numerische Apertur Werte größer als eins annehmen, wenn der Raum zwischen zu mikroskopierendem Präparat und Mikroskop-Objektiv mit einer Immersionsflüssigkeit gefüllt wird. Deren Brechungsindex ist größer als eins. Häufig wird [[Wasser]] (<math>n = 1{,}33</math>), [[Glycerin]] (<math>n = 1{,}47</math>) oder spezielles Immersionsöl (<math>n = 1{,}51</math>) benutzt. Hierfür sind jedoch spezielle Objektive erforderlich, die für diese Mittel berechnet sind.


In Luft (zum Beispiel bei einem Fernrohr) mit <math>n=1</math> ist die numerische Apertur immer kleiner als eins. Sie kann aber Werte größer als eins annehmen, wenn der Raum zwischen zu mikroskopierender Probe und [[Mikroskop]]-Objektiv mit einer [[Immersion (Mikroskopie)|Immersionsflüssigkeit]] gefüllt wird, deren Brechungsindex größer ist als eins. Häufig wird [[Wasser]] (<math>n=1{,}33</math>), [[Glycerin]] (<math>n=1{,}47</math>) oder Öl (<math>n=1{,}51</math>) benutzt. Dementsprechend beträgt die numerische Apertur für die besten Mikroskop-Objektive etwa 1,2 für Wasser oder 1,4 für Öl, da der maximal mögliche Akzeptanzwinkel bei zirka 70 Grad liegt.
Bei Mikroskopen steigt die numerische Apertur häufig mit der Vergrößerungszahl des Objektivs. Die stark vergrößernden Objektive (meist 60x, 63x oder 100x, aber auch bei hochauflösenden Varianten von 20x und 40x-Objektiven) brauchen dementsprechend Immersionsflüssigkeit zwischen Objektiv und Präparat ([[Deckglas]]). Bei einem Öffnungswinkel von 140° ergibt sich für ein Trockenobjektiv eine numerische Apertur von 0,94 aber für Wasserimmersionsobjektive eine von 1,25 und für Ölimmersionsobjektive eine von 1,43.<ref>{{Literatur |Titel=Anleitung zum Gebrauche der Mikroskope |Autor=Ernst Leitz |Hrsg=Optische Werkstätte von Ernst Leitz Wetzlar | Kommentar=Nachdruck  von Leica Mikroskopie und Systeme GmbH, D-6330 Wetzlar 1 |Seiten=13}}</ref> Entsprechend höher ist die Lichtstärke und das Auflösungsvermögen der Immersionsobjektive.


Die maximale Auflösung ist der minimale Abstand zwischen zwei unterscheidbaren Strukturen <math>d_{\rm min}</math>. In der Mikroskopie ist die Größe des Fokus durch [[Beugungsscheibchen|Beugung]] begrenzt und proportional zur [[Wellenlänge]] <math>\lambda</math> des verwendeten Lichtes sowie umgekehrt proportional zur numerischen Apertur:
Besonders hohe numerische Aperturen von 1,45–1,47 weisen Ölobjektive auf, die für [[interne Totalreflexionsfluoreszenzmikroskopie]] (TIRF) bestimmt sind.


:<math> d_\text{min} = \frac {1{,}22 \cdot \lambda} {2 \cdot A_\text{N}} = \frac {0{,}61 \cdot \lambda} {A_\text{N}}</math>
== Zusammenhang mit dem Auflösungsvermögen ==
{{Hauptartikel|Auflösung (Mikroskopie)}}
Je kleiner ein Objekt ist, desto stärker ist der Effekt der [[Beugung (Physik)|Beugung]] von Lichtwellen an diesem Objekt. „Stärker“ bedeutet hier, dass das gebeugte Licht in einem größeren seitlichen Winkel vom Objekt abgelenkt wird. Von diesem zur Seite gebeugten Licht muss mindestens ein Teil aufgefangen werden, um das Objekt im erzeugten Bild auflösen zu können. Objektive mit größerem Öffnungswinkel nehmen daher nicht nur hellere Bilder auf, sie erzielen auch eine bessere Auflösung.


Als Faustformel ergibt sich die folgende Beziehung zur Abschätzung der maximalen Auflösung:
Die erzielbare Auflösung eines Mikroskops in der Schärfeebene hängt jedoch nicht linear vom Öffnungswinkel ab, sondern linear von der numerischen Apertur. Beispielsweise ergibt sich bei [[Hellfeldmikroskopie]] und gerader Beleuchtung von unten (ohne [[Kondensor]]) ein minimaler Abstand <math> d_\text{min}</math>, den zwei Strukturen mindestens haben müssen um getrennt wahrgenommen werden zu können, von
:<math> d_\text{min} = \frac {\lambda} {A_\text{N}}</math>
wobei <math>{\lambda}</math> die [[Wellenlänge]] des verwendeten Lichts ist.
Bei größeren Werten für <math>{A_\text{N}}</math> wird der minimale Abstand <math> d_\text{min}</math> also ''kleiner'', die Auflösung verbessert sich.


:<math> d_\text{min} \approx \frac {\lambda} {A_\text{N}}</math>
Die optische Auflösung spielt nicht nur eine Rolle bei der Erzeugung von Bildern, sondern auch wenn Licht auf einen möglichst kleinen Punkt fokussiert werden soll, etwa bei der [[Integrierter Schaltkreis#Herstellung|Herstellung von integrierten Schaltkreisen]]. Auch hier ist durch Beugung begrenzt, wie klein der erzeugte Lichtfleck werden kann. Eine höhere numerische Apertur erlaubt die Fokussierung des Anregungslichts in einen kleineren Lichtfleck. Auf Grund der Beugung ist der erzeugte Lichtfleck jedoch kein Punkt, sondern ein [[Beugungsscheibchen]] beziehungsweise im dreidimensionalen Raum eine [[Punktspreizfunktion]].


Im Vakuum oder in Luft und großem Öffnungswinkel (<math>n \approx 1 \rightarrow A_\text{N} \lesssim 1</math>) ergibt sich als Abschätzung:
== Praktische Zusammenhänge ==
Auch bei [[Lichtwellenleiter]]n wird die numerische Apertur beschrieben durch den Sinus des Akzeptanzwinkels (manchmal auch Kollimations-/Divergenzwinkel) der Faser. Sie entspricht der Öffnung des kegelförmigen Lichtbündels, das aus der Endfläche der Faser austritt (siehe auch Abschnitt [[Lichtwellenleiter#Multimodefaser|Multimodefaser]] im Artikel [[Lichtwellenleiter]]).


:<math> d_\text{min} \approx \lambda</math>
Bei [[Optische Abbildung|optischen Abbildungen]] sind bei manchen optischen Systemen die [[Abbildungsfehler]] so groß, dass das über die numerische Apertur berechenbare theoretisch mögliche Auflösungsvermögen nicht erreicht wird. Als Kompromiss wird in der [[Fotografie]] häufig die [[kritische Blende]] eingestellt, bei der bei einem vorgegebenen Objektiv in der Praxis das größte Auflösungsvermögen erreicht werden kann. In der Fotografie wird anstelle der numerischen Apertur häufig das [[Öffnungsverhältnis]] angegeben. Dieses bezieht sich – anders als die numerische Apertur – auf den ''bildseitigen'' Öffnungswinkel (siehe [[Öffnungswinkel#Öffnungsverhältnis und Blendenzahl|Öffnungsverhältnis und Blendenzahl]]).
 
Die Auflösung kann über die Beugungsgrenze hinaus erhöht werden durch Ausnutzen nichtlinearer Reaktionen der Moleküle, beispielsweise bei den Analysemethoden [[STORM]], [[dSTORM]], [[STED-Mikroskopie|STED]] oder [[Photoactivated Localization Microscopy|(f)PALM]].
 
Ein optisches Element, wie zum Beispiel ein Objektiv, wird durch seine [[Vergrößerung (Optik)|Vergrößerung]], seine numerische Apertur, den optischen Arbeitsabstand und den rückwärtigen Abbildungsabstand charakterisiert. Mathematisch richtig wird der Öffnungswinkel durch eine Blende in der hinteren Brennebene des Objektivs bestimmt, bautechnisch ist aber die Fassung der ersten Linse limitierend. Dieses ist näherungsweise auch richtig, wie im Rahmen der Fraunhofer-[[Beugung (Physik)|Beugung]] erläutert wird. Bemerkenswert dabei ist, dass das Objekt unter dem Mikroskop so klein ist, dass das meistens nur 1&nbsp;mm entfernte Objektiv sich im Fernfeld befindet, da das Nahfeld sich nur über den Bereich einiger Wellenlängen erstreckt.
 
Anstelle der numerischen Apertur wird vor allem in der [[Fotografie]] häufig das [[Öffnungsverhältnis]] angegeben. Im Gegensatz zur numerischen Apertur bezieht sich das Öffnungsverhältnis jedoch auf den ''bildseitigen Öffnungswinkel'' (siehe [[Öffnungswinkel#Öffnungsverhältnis und Blendenzahl|Öffnungsverhältnis und Blendenzahl]]).
 
Bei optischen Abbildungen sind häufig andere Effekte wie zum Beispiel Aberrationen oder andere [[Abbildungsfehler]] so groß, dass das theoretisch mögliche Auflösungsvermögen nicht erreicht werden kann. Als Kompromiss wird hierbei häufig die [[kritische Blende]] eingestellt, bei der bei einem vorgegebenen Objektiv in der Praxis das größte Auflösungsvermögen erreicht werden kann.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Ernst Leitz: ''Mikroskope''. Verlag Leitz, 1897, Kapitel ''Numerische Apertur'', S. 10.
* [[Ernst Abbe]]: ''Die Lehre von der Bildentstehung im Mikroskop''. bearbeitet von Otto Lummer und Fritz Reiche, Verlag Vieweg, 1910.
* Ernst Abbe: ''Die Lehre von der Bildentstehung im Mikroskop''. bearbeitet von Otto Lummer und Fritz Reiche, Verlag Vieweg, 1910.
* Rainer Danz: ''[http://www.zeiss.de/content/dam/Corporate/pressandmedia/downloads/innovation_ger_15.pdf#page=12 Numerische Apertur, Immersion und förderliche Vergrößerung] (PDF; 16&nbsp;MB)''. In: ''Innovation.'' 15, Carl Zeiss AG, 2005, S. 12–16.
* Rainer Danz: ''[http://www.zeiss.de/content/dam/Corporate/pressandmedia/downloads/innovation_ger_15.pdf#page=12 Numerische Apertur, Immersion und förderliche Vergrößerung] (PDF; 397&nbsp;kB)''. In: ''Innovation.'' 15, Carl Zeiss AG, 2005, S. 12–16.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikibooks|Digitale bildgebende Verfahren: Grundlagen#Numerische Apertur|Numerische Apertur}}
* ''[http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_mathematik_und_naturwissenschaften/fachrichtung_physik/studium/lehrveranstaltungen/praktika/pdf/MI.pdf Mikroskop].'' In: ''Physikalisches Praktikum.'' [[Technische Universität Dresden]] (PDF-Datei; 415&nbsp;kB)
* ''[http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_mathematik_und_naturwissenschaften/fachrichtung_physik/studium/lehrveranstaltungen/praktika/pdf/MI.pdf Mikroskop].'' In: ''Physikalisches Praktikum.'' [[Technische Universität Dresden]] (PDF-Datei; 415&nbsp;kB)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />
 


[[Kategorie:Optik]]
[[Kategorie:Optik]]
[[Kategorie:Lichtmikroskopie]]
[[Kategorie:Lichtmikroskopie]]
[[Kategorie:Fotografie]]

Aktuelle Version vom 4. November 2021, 16:50 Uhr

Mikroskopobjektiv mit eingravierten Werten für die Vergrößerung (10x) und die numerische Apertur (0,25).

Die numerische Apertur (Formelzeichen $ A_{\text{N}} $, NA oder n.A.; abgeleitet von numerisch und Apertur, etwa: Zahlenwert der Öffnungsweite) ist eine dimensionslose Größe bei optischen Systemen wie Teleskopen, Lichtmikroskopen oder Lichtwellenleitern. Der Zahlenwert hängt ab vom Öffnungswinkel (auch: Akzeptanzwinkel) des optischen Systems und vom Brechungsindex des umgebenden Mediums. Je größer Brechungsindex und Öffnungswinkel sind, desto größer ist auch die numerische Apertur. Dadurch steigt sowohl die Menge an Licht, die aufgenommen wird, als auch das erzielbare Auflösungsvermögen. Durch eine erhöhte Auflösung ist einerseits eine Darstellung von kleineren Objektdetails in Bildern, die mit dem System erzeugt wurden, möglich, andererseits kann ein System wie zum Beispiel ein Mikroskop mit höherer Auflösung genutzt werden um Licht auf einen kleineren Fokuspunkt zu konzentrieren.

Die numerische Apertur ist wesentlich vom vordersten optischen Element eines Systems abhängig, beispielsweise bei Mikroskopen von der Frontlinse des Objektivs. Auf guten Mikroskopobjektiven ist der Wert daher eingraviert.

Der Begriff numerische Apertur wurde vom Physiker Ernst Abbe eingeführt, der an Lichtmikroskopen arbeitete.[1]

Mathematische Beschreibung und Beispiele

Der halbe Öffnungswinkel α eines Objektivs. Hier beträgt der Wert etwa α = 50°. Für ein Trockenobjektiv (ohne Immersion) ergibt das eine numerische Apertur von sin 50° = 0,77. Der rote Punkt stellt das scharf gestellte Objekt dar.
Der halbe objektseitige Öffnungswinkel α für die Bestimmung der numerischen Apertur bei der optischen Abbildung eines Objektpunktes O nach O' mit Brechung der Randstrahlen an der Hauptebene H einer Feldlinse

Der (objektseitige) Öffnungswinkel (auch: Akzeptanzwinkel) eines optischen Systems oder Objektivs entspricht dem maximal möglichen Winkel eines Lichtbündels, das vom scharf gestellten Objekt ausgeht und vom Objektiv gerade noch aufgenommen wird. Der Öffnungswinkel gibt also an, wie groß der maximale Lichtkegel ist, der vom Objekt ausgehend vom Objektiv aufgenommen wird. Die numerische Apertur $ A_{\text{N}} $ berechnet sich aus dem Sinus des halben Öffnungswinkels ($ \alpha $ multipliziert mit dem Brechungsindex n des Materials zwischen Objektiv und Präparat (siehe auch Immersion (Mikroskopie))):

$ A_{\text{N}}=n\cdot \sin \alpha $

Befindet sich zwischen Objektiv und Präparat Vakuum oder Luft beträgt der Brechungsindex $ n=1 $ oder fast genau 1. Ein Objektiv, welches alles Licht für die Abbildung verwenden würde, das von vorne kommt, hätte theoretisch einen Öffnungswinkel von 180°, der halbe Öffnungswinkel hätte 90° und der Sinus hiervon wäre 1. Die numerische Apertur wäre demnach auch 1. Ein solches Objektiv ist jedoch technisch nicht realisierbar, der Öffnungswinkel ist immer deutlich kleiner als 180°.

Mikroskopobjektive, die in Luft arbeiten (also ohne Immersion), haben deshalb immer eine numerische Apertur kleiner 1. Bei sehr guten Exemplaren kann der Wert bis zu 0,95 betragen. 0,95 ist der Sinus von 72°, der Öffnungswinkel eines solchen Objektivs liegt demnach bei 144°. Da ein Fernrohr in Luft arbeitet ist auch hier die numerische Apertur immer kleiner als eins.

Bei Lichtmikroskopen kann die numerische Apertur Werte größer als eins annehmen, wenn der Raum zwischen zu mikroskopierendem Präparat und Mikroskop-Objektiv mit einer Immersionsflüssigkeit gefüllt wird. Deren Brechungsindex ist größer als eins. Häufig wird Wasser ($ n=1{,}33 $), Glycerin ($ n=1{,}47 $) oder spezielles Immersionsöl ($ n=1{,}51 $) benutzt. Hierfür sind jedoch spezielle Objektive erforderlich, die für diese Mittel berechnet sind.

Bei Mikroskopen steigt die numerische Apertur häufig mit der Vergrößerungszahl des Objektivs. Die stark vergrößernden Objektive (meist 60x, 63x oder 100x, aber auch bei hochauflösenden Varianten von 20x und 40x-Objektiven) brauchen dementsprechend Immersionsflüssigkeit zwischen Objektiv und Präparat (Deckglas). Bei einem Öffnungswinkel von 140° ergibt sich für ein Trockenobjektiv eine numerische Apertur von 0,94 aber für Wasserimmersionsobjektive eine von 1,25 und für Ölimmersionsobjektive eine von 1,43.[2] Entsprechend höher ist die Lichtstärke und das Auflösungsvermögen der Immersionsobjektive.

Besonders hohe numerische Aperturen von 1,45–1,47 weisen Ölobjektive auf, die für interne Totalreflexionsfluoreszenzmikroskopie (TIRF) bestimmt sind.

Zusammenhang mit dem Auflösungsvermögen

Je kleiner ein Objekt ist, desto stärker ist der Effekt der Beugung von Lichtwellen an diesem Objekt. „Stärker“ bedeutet hier, dass das gebeugte Licht in einem größeren seitlichen Winkel vom Objekt abgelenkt wird. Von diesem zur Seite gebeugten Licht muss mindestens ein Teil aufgefangen werden, um das Objekt im erzeugten Bild auflösen zu können. Objektive mit größerem Öffnungswinkel nehmen daher nicht nur hellere Bilder auf, sie erzielen auch eine bessere Auflösung.

Die erzielbare Auflösung eines Mikroskops in der Schärfeebene hängt jedoch nicht linear vom Öffnungswinkel ab, sondern linear von der numerischen Apertur. Beispielsweise ergibt sich bei Hellfeldmikroskopie und gerader Beleuchtung von unten (ohne Kondensor) ein minimaler Abstand $ d_{\text{min}} $, den zwei Strukturen mindestens haben müssen um getrennt wahrgenommen werden zu können, von

$ d_{\text{min}}={\frac {\lambda }{A_{\text{N}}}} $

wobei $ {\lambda } $ die Wellenlänge des verwendeten Lichts ist. Bei größeren Werten für $ {A_{\text{N}}} $ wird der minimale Abstand $ d_{\text{min}} $ also kleiner, die Auflösung verbessert sich.

Die optische Auflösung spielt nicht nur eine Rolle bei der Erzeugung von Bildern, sondern auch wenn Licht auf einen möglichst kleinen Punkt fokussiert werden soll, etwa bei der Herstellung von integrierten Schaltkreisen. Auch hier ist durch Beugung begrenzt, wie klein der erzeugte Lichtfleck werden kann. Eine höhere numerische Apertur erlaubt die Fokussierung des Anregungslichts in einen kleineren Lichtfleck. Auf Grund der Beugung ist der erzeugte Lichtfleck jedoch kein Punkt, sondern ein Beugungsscheibchen beziehungsweise im dreidimensionalen Raum eine Punktspreizfunktion.

Praktische Zusammenhänge

Auch bei Lichtwellenleitern wird die numerische Apertur beschrieben durch den Sinus des Akzeptanzwinkels (manchmal auch Kollimations-/Divergenzwinkel) der Faser. Sie entspricht der Öffnung des kegelförmigen Lichtbündels, das aus der Endfläche der Faser austritt (siehe auch Abschnitt Multimodefaser im Artikel Lichtwellenleiter).

Bei optischen Abbildungen sind bei manchen optischen Systemen die Abbildungsfehler so groß, dass das über die numerische Apertur berechenbare theoretisch mögliche Auflösungsvermögen nicht erreicht wird. Als Kompromiss wird in der Fotografie häufig die kritische Blende eingestellt, bei der bei einem vorgegebenen Objektiv in der Praxis das größte Auflösungsvermögen erreicht werden kann. In der Fotografie wird anstelle der numerischen Apertur häufig das Öffnungsverhältnis angegeben. Dieses bezieht sich – anders als die numerische Apertur – auf den bildseitigen Öffnungswinkel (siehe Öffnungsverhältnis und Blendenzahl).

Literatur

Weblinks

Wikibooks: Numerische Apertur – Lern- und Lehrmaterialien
  • Mikroskop. In: Physikalisches Praktikum. Technische Universität Dresden (PDF-Datei; 415 kB)

Einzelnachweise

  1. Eugene Hecht: Optik. 4. Auflage, Verlag Oldenbourg, 2005, ISBN 3-486-27359-0, Kapitel 5.7 Optische Systeme, S. 357.
  2. Ernst Leitz: Anleitung zum Gebrauche der Mikroskope. Hrsg.: Optische Werkstätte von Ernst Leitz Wetzlar. S. 13 (Nachdruck von Leica Mikroskopie und Systeme GmbH, D-6330 Wetzlar 1).