Beugungsscheibchen (auch: Beugungsringe) entstehen bei der Beugung eines Lichtstrahls an einer Blende. Ist die Blende kreisförmig, beobachtet man ein zentrales Maximum, umgeben von Ringen abnehmender Licht-Strahlungsintensität. In der Astronomie werden Beugungsscheibchen auch als Airy-Scheibchen[1] (englisch Airy disc) bezeichnet,[2] benannt nach dem englischen Astronomen George Biddell Airy. Nichtkreisförmige Blenden erzeugen gleichfalls Beugungsstrukturen, die sich deutlich von einem Beugungsscheibchen unterscheiden können (Spikes). Mathematisch wird die Beugung von Licht durch das Beugungsintegral beschrieben.
Selbst ein nach den Gesetzen der geometrischen Optik perfektes Instrument, ohne Abbildungsfehler, kann einen als Objekt gegebenen Lichtpunkt nicht genau auf einen Punkt abbilden, denn durch die Beugung des Lichts an der Aperturblende entsteht in der Bildebene ein unscharfer Fleck. Die Form des Flecks hängt reziprok von der Form der Blende ab, insbesondere ist seine Größe umgekehrt proportional zur Größe der Blende. Bei einer kreisförmigen Blende, gegeben etwa durch die runde Fassung einer Linse, ist auch der Fleck rotationssymmetrisch, mit einem zentralen Maximum und schwachen, konzentrischen Ringen. Da die Größe dieses Musters zudem von der Wellenlänge abhängt, sind bei weißem Licht die Beugungsringe kaum zu sehen. Der zentrale Beugungsfleck wird nach dem englischen Astronomen George Biddell Airy auch Airy-Scheibchen genannt.
Versucht man benachbarte Punkte eines Objektes auseinanderzuhalten und erhöht über die Bildweite die Vergrößerung, so wächst zwar der Abstand zwischen den entsprechenden Beugungsbildern, aber auch die Beugungsbilder selber werden im gleichen Verhältnis größer. Man spricht von Beugungsbegrenzung des Winkelauflösungsvermögens. Einfach zu berechnen sind Beugungsbilder für unendliche Bildweite. Das entspricht der Lochkamera und der Fraunhofer- bzw. Fernfeldnäherung des Beugungsintegrals.
Aufgrund des mit der Blendenöffnung kleiner werdenden Beugungsscheibchens auf der einen Seite und des mit der Blendenöffnung größer werdenden Öffnungsfehlers auf der anderen Seite ergibt sich die größte Bildschärfe bei einer optischen Abbildung bei der kritischen Blende.
Die Feldstärke $ E(r) $ hinter einer mit monochromatischem Licht bestrahlten Lochblende folgt der Funktion
wobei $ r $ wie folgt definiert ist:
Dabei gilt: $ k={\tfrac {2\pi }{\lambda }} $ mit der Wellenlänge $ \lambda $, $ a $ ist der Radius der Lochblende, $ q $ stellt den Abstand vom Mittelpunkt des zentralen Beugungsscheibchen zum Ort, an welchem die elektrische Feldstärke berechnet werden soll, dar und $ R $ steht für den Abstand zwischen dem Mittelpunkt der Lochblende und dem Ort, für welchen die elektrische Feldstärke berechnet werden soll.
$ J_{1}(r) $ ist die Besselfunktion erster Art.
Die Lichtintensität $ I(r) $ ~ $ E^{2}(r) $ folgt der Funktion
Die Intensität geht in regelmäßigen Abständen auf Null und enthält nach außen schwächer werdende Nebenmaxima. Die Größe der zentralen Beugungsscheibe ergibt sich aus der ersten Nullstelle der Funktion $ 2J_{1}(\pi r)/(\pi r) $, die bei $ r=1{,}2196\ldots $ liegt.
Der Winkel $ \theta $ des Randes des zentralen Beugungsscheibchens ergibt sich aus dem Winkelradius zu:
und für $ \sin \theta =\theta +{\mathcal {O}}(\theta ^{3}) $ mit $ \theta \ll 1 $ (Kleinwinkelnäherung):
mit
(2*BESSELJ(PI()*x,1)/(PI()*x))^2
mit dem Argument x
Die Größe des Beugungsscheibchens, das sich aus dem effektiven Blendendurchmesser eines optischen Systems ergibt, bestimmt das Auflösungsvermögen. Zwei Punkte lassen sich dann sicher (nach dem Rayleigh-Kriterium) trennen, wenn die Maxima ihrer Abbilder mindestens um den Radius $ r $ des Beugungsscheibchens auseinander liegen.
Bildet eine Linse aus dem Unendlichen mit der Brennweite $ f $ ab, hat das zentrale Beugungsscheibchen den Durchmesser $ d=2\cdot \theta \cdot f $
mit
Je größer der Durchmesser $ D $ beziehungsweise je kleiner die Blendenzahl $ k=f/D $ ist, desto kleiner ist der Winkeldurchmesser $ 2\cdot \theta $ beziehungsweise der Durchmesser $ d $ des Beugungsscheibchens. Daher benötigen hoch auflösende Teleskope große Spiegel.
In der Praxis rechnet man oft mit folgenden Näherungsformeln (für grünes Licht mit 550 nm Wellenlänge):
(Rayleigh-Kriterium ergibt $ d=1{,}34\,\mathrm {\mu m} \cdot {\tfrac {f}{D}} $)
Beispiel: eine Blende von $ {\tfrac {f}{D}}=11 $ ergibt ein Beugungsscheibchen von $ 11\,\mathrm {\mu m} $ Durchmesser.
(Rayleigh-Kriterium ergibt $ \alpha ={\tfrac {140\,\mathrm {mm} }{D}}\cdot {\text{Winkelsekunden}} $)
Beispiel: eine Objektivöffnung von $ D=100\,\mathrm {mm} $ Durchmesser erlaubt eine Winkelauflösung von $ 1^{\prime \prime } $.
Weicht die Blende von der Kreisform ab, verändert sich die Form des Zentralmaximums und der höheren Beugungsordnungen. Das Bild links zeigt ein Beispiel für eine Rechteck-Blende. Ihre Orientierung ist oben links in der Bildecke angedeutet. Das Verhältnis von Höhe und Breite spiegelt sich auch im Zentralfleck wider, aber mit reziproken Verhältnissen, da Blende und Beugungsbild über die Fourier-Transformation verknüpft sind. Die Nebenmaxima sind am stärksten in den Hauptrichtungen ausgeprägt.
Das Bild rechts zeigt Beugungsscheibchen (rechts) unterschiedlicher Blenden (links). Die ringförmige Helligkeitsmodulation, die man bei einer kreisförmigen Blende erwartet, ist überlagert von strahlenförmigen Sternen, den sogenannten Spikes. Besonders deutlich treten sie bei der Dreiecksblende hervor.
Wird eine Dunkelblende verwendet, ergibt sich im Schatten der entsprechenden Kreisscheibe ebenfalls ein typisches Beugungsbild mit einem Poisson-Fleck in der Mitte.
Alle Betrachtungen erfolgen, wenn nichts anderes angegeben ist, bei einer im sichtbaren Bereich mittleren Wellenlänge von 555 nm (grün).