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Die '''Laue-Bedingung''', nach [[Max von Laue]], ist eine zur [[Bragg-Bedingung]] äquivalente Beschreibung von Beugungseffekten an [[Kristall]]en. Sie gibt Auskunft über das Auftreten von Beugungsreflexen bei elastischer Streuung von [[Röntgenbeugung|Röntgenstrahlung]], [[Elektronenbeugung|Elektronen]] oder [[Neutronenbeugung|Neutronen]] an Kristallen. | Die '''Laue-Bedingung''', nach [[Max von Laue]], ist eine zur [[Bragg-Bedingung]] äquivalente Beschreibung von Beugungseffekten an [[Kristall]]en. Sie gibt Auskunft über das Auftreten von Beugungsreflexen bei elastischer Streuung von [[Röntgenbeugung|Röntgenstrahlung]], [[Elektronenbeugung|Elektronen]] oder [[Neutronenbeugung|Neutronen]] an Kristallen. | ||
Zur Erklärung der Röntgenbeugung gibt es zwei äquivalente Ansätze. In beiden werden Kristalle als starre periodische Strukturen von mikroskopischen Objekten angesehen. Bei der ''Bragg-Theorie'' werden die Atome im Kristall in parallelen Gitterebenen mit konstantem Abstand angeordnet. An diesen Ebenen kommt es zur spiegelnden Reflexion der Strahlung. Bei der '' | Zur Erklärung der Röntgenbeugung gibt es zwei äquivalente Ansätze. In beiden werden Kristalle als starre periodische Strukturen von mikroskopischen Objekten angesehen. Bei der ''Bragg-Theorie'' werden die Atome im Kristall in parallelen Gitterebenen mit konstantem Abstand angeordnet. An diesen Ebenen kommt es zur spiegelnden Reflexion der Strahlung. Bei der ''Von-Laue-Theorie'' geht man von anderen Annahmen aus: | ||
* Beschreibe den Kristall als [[Bravaisgitter]] | * Beschreibe den Kristall als [[Bravaisgitter]] | ||
* An den Gitterplätzen sitzen identische mikroskopische Objekte, die die einfallende Strahlung [[Streuung (Physik)|streuen]] | * An den Gitterplätzen sitzen identische mikroskopische Objekte, die die einfallende Strahlung [[Streuung (Physik)|streuen]] | ||
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Die Laue-Bedingung geht vom reinen Kristallgitter (am Gitterpunkt ein punktförmiges Streuzentrum) aus und gibt an, in welcher Richtung Beugungsreflexe beobachtet werden können. Die relative Intensität der Reflexe hängt vom Aufbau der Basis, dem Streuvermögen der Basisatome und von der thermischen Bewegung der Atome ab. Dies wird durch den [[Strukturfaktor]] beschrieben. | Die Laue-Bedingung geht vom reinen Kristallgitter (am Gitterpunkt ein punktförmiges Streuzentrum) aus und gibt an, in welcher Richtung Beugungsreflexe beobachtet werden können. Die relative Intensität der Reflexe hängt vom Aufbau der Basis, dem Streuvermögen der Basisatome und von der thermischen Bewegung der Atome ab. Dies wird durch den [[Strukturfaktor]] beschrieben. | ||
== Herleitung | == Herleitung == | ||
[[Datei:Laue-Bedingung.png|mini|Laue-Bedingung]] | [[Datei:Laue-Bedingung.png|mini|Laue-Bedingung]] | ||
Der Abstand zweier Streuzentren (Gitterpunkte) ist ein [[Gittervektor]] <math>\vec R</math>. Der Wellenvektor der einfallenden Strahlung sei <math>\vec k</math>, der der gestreuten sei <math>\vec k'</math>. Damit ergibt sich folgender [[Gangunterschied]] (Wegdifferenz): | Der Abstand zweier Streuzentren (Gitterpunkte) ist ein [[Gittervektor]] <math>\vec R</math>. Der Wellenvektor der einfallenden Strahlung sei <math>\vec k</math>, der der gestreuten sei <math>\vec k'</math>. Damit ergibt sich folgender [[Gangunterschied]] (Wegdifferenz): | ||
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== Laue-Gleichungen und Laue-Indizes {{Anker|Laue-Gleichungen}} {{Anker|Laue-Indizes}} == | == Laue-Gleichungen und Laue-Indizes {{Anker|Laue-Gleichungen}} {{Anker|Laue-Indizes}} == | ||
Reziproke Gittervektoren lassen sich als Linearkombination der primitiven Gittervektoren des reziproken Gitters <math>\vec{b}_i</math> ausdrücken, dabei sind <math>h_i\in\mathbb{Z}</math> die Laue-Indizes (s.u.): | Reziproke Gittervektoren lassen sich als Linearkombination der primitiven Gittervektoren des reziproken Gitters <math>\vec{b}_i</math> ausdrücken, dabei sind <math>h_i\in\mathbb{Z}</math> die Laue-Indizes (s. u.): | ||
:<math>\vec{K}=h_{1}\vec{b}_{1}+h_{2}\vec{b}_{2}+h_{3}\vec{b}_{3}</math> | :<math>\vec{K}=h_{1}\vec{b}_{1}+h_{2}\vec{b}_{2}+h_{3}\vec{b}_{3}</math> | ||
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:<math>\vec{a}_3\cdot\Delta\vec{k}=2\pi h_{3}</math> | :<math>\vec{a}_3\cdot\Delta\vec{k}=2\pi h_{3}</math> | ||
Die drei ganzen Zahlen <math>h_{1} h_{2} h_{3}</math> (normalerweise <math>h,k,l</math>, hier aber Verwechslungsgefahr mit Wellenzahl <math>k</math>, deswegen <math>h_{1},h_{2},h_{3}</math>) heißen dabei die '''Laue-Indizes'''. Die drei Gleichungen definieren jeweils einen Kegel (für ''h=0'' zu einer Ebene entartet). Damit alle Bedingungen erfüllt sind, müssen sich drei Kegelflächen in dieser Raumrichtung zusammentreffen. Dadurch werden die punktförmigen Interferenzmuster der Röntgenbeugung an Kristallgittern erklärt und indiziert.<ref>{{Literatur |Autor=André Authier |Titel=Early Days of X-ray Crystallography |Verlag=Oxford University Press |Datum=2013 |ISBN=978-0-19-965984-5 |Online={{Google Buch | BuchID=jxqkG0Sh2jAC | Seite=110 }}}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Gerd Koppelmann, Gert Sinn |url=http://www.solstice.de/cms/upload/wege/band2/Zur-Interferenz-an-Raumgittern-Deutung-und%20Lichtoptische-Modellversuche.pdf |titel=Zur Interferenz an Raumgittern |titelerg=Deutung und Lichtoptische Modellversuche |werk=Wege in der Physikdidaktik |hrsg=Werner B. Schneider |datum=1991 |zugriff=2015-01-02 |format=PDF |kommentar=als Buch von Verlag Palm & Enke unter ISBN 3-7896-0100-4 derzeit vergriffen}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=S. König, R. Erlebach |url=http://www.personal.uni-jena.de/~p1erra/physik/referat/vortrag%20%28kristallographie%20und%20drehkristallversuch%29.pdf |titel=Kristallographie und Röntgenuntersuchung an Kristallen |zugriff=2015-01-02 |format=PDF |kommentar=undatierter Vortrag Uni Jena, insbesondere Seite 7}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Paul Katolla, Tobias Krähling |url=http://www.semibyte.de/wp/download/physics/versuchsprotokolle/f-praktikum-protokolle/502-kristalluntersuchungen_mit_hilfe_von_debye-scherrer-aufnahmen.pdf |titel=Kristalluntersuchungen mit Hilfe von Debye-Scherrer-Aufnahmen |datum=2009-08-07 |zugriff=2015-01-02 |format=PDF |kommentar=Praktikumsprotokoll an der Ruhr-Uni Bochum, siehe insbesondere Seite 6}}</ref> Zeitgleich mit [[Max von Laue|Laue]] stellten [[William Henry Bragg|W.H. Bragg]] und [[William Lawrence Bragg|W.L. Bragg]] die [[Bragg-Bedingung]] <math>n\lambda = 2 d \sin\theta</math> für die Reflexion an parallelen Flächen im Abstand ''d'' auf. Auch wenn die | Die drei ganzen Zahlen <math>h_{1} h_{2} h_{3}</math> (normalerweise <math>h,k,l</math>, hier aber Verwechslungsgefahr mit Wellenzahl <math>k</math>, deswegen <math>h_{1},h_{2},h_{3}</math>) heißen dabei die '''Laue-Indizes'''. Die drei Gleichungen definieren jeweils einen Kegel (für ''h=0'' zu einer Ebene entartet). Damit alle Bedingungen erfüllt sind, müssen sich drei Kegelflächen in dieser Raumrichtung zusammentreffen. Dadurch werden die punktförmigen Interferenzmuster der Röntgenbeugung an Kristallgittern erklärt und indiziert.<ref>{{Literatur |Autor=André Authier |Titel=Early Days of X-ray Crystallography |Verlag=Oxford University Press |Datum=2013 |ISBN=978-0-19-965984-5 |Online={{Google Buch | BuchID=jxqkG0Sh2jAC | Seite=110 }}}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Gerd Koppelmann, Gert Sinn |url=http://www.solstice.de/cms/upload/wege/band2/Zur-Interferenz-an-Raumgittern-Deutung-und%20Lichtoptische-Modellversuche.pdf |titel=Zur Interferenz an Raumgittern |titelerg=Deutung und Lichtoptische Modellversuche |werk=Wege in der Physikdidaktik |hrsg=Werner B. Schneider |datum=1991 |zugriff=2015-01-02 |format=PDF |kommentar=als Buch von Verlag Palm & Enke unter ISBN 3-7896-0100-4 derzeit vergriffen}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=S. König, R. Erlebach |url=http://www.personal.uni-jena.de/~p1erra/physik/referat/vortrag%20%28kristallographie%20und%20drehkristallversuch%29.pdf |titel=Kristallographie und Röntgenuntersuchung an Kristallen |zugriff=2015-01-02 |format=PDF |kommentar=undatierter Vortrag Uni Jena, insbesondere Seite 7}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Paul Katolla, Tobias Krähling |url=http://www.semibyte.de/wp/download/physics/versuchsprotokolle/f-praktikum-protokolle/502-kristalluntersuchungen_mit_hilfe_von_debye-scherrer-aufnahmen.pdf |titel=Kristalluntersuchungen mit Hilfe von Debye-Scherrer-Aufnahmen |datum=2009-08-07 |zugriff=2015-01-02 |format=PDF |kommentar=Praktikumsprotokoll an der Ruhr-Uni Bochum, siehe insbesondere Seite 6}}</ref> Zeitgleich mit [[Max von Laue|Laue]] stellten [[William Henry Bragg|W.H. Bragg]] und [[William Lawrence Bragg|W.L. Bragg]] die [[Bragg-Bedingung]] <math>n\lambda = 2 d \sin\theta</math> für die Reflexion an parallelen Flächen im Abstand ''d'' auf. Auch wenn die Herangehensweisen von Laue ([[Beugung (Physik)|Beugung]] in alle Raumrichtungen) und Bragg ([[Reflexion (Physik)|Reflexion]]) verschieden sind, sind die beiden Effekte äquivalent: Hat die Schar von Netzebenen, die in der Bragg-Bedingung gerade den Abstand ''d'' haben, im Kristall die [[Millersche Indizes|Millerschen Indizes]] ''(hkl)'', so hat der Interferenzpunkt die Laue-Indizes ''nh nk nl'', die Laue-Indizes sind also gerade das ''n''-fache der Miller-Indizes. Aufgrund des Zusammenhangs mit der Bragg-Reflexion werden die Laue-Indizes gelegentlich auch als ''Bragg-Indizes'' bezeichnet.<ref>J.L. Atwood, J.W. Steed: [https://books.google.de/books?id=pcQSir2QXbMC&pg=PA873&lpg=PA873&dq=bragg+indices Encyclopedia of Supramolecular Chemistry], CRC Press, 2004, ISBN 978-0-8247-4724-4.</ref> | ||
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Die Laue-Bedingung, nach Max von Laue, ist eine zur Bragg-Bedingung äquivalente Beschreibung von Beugungseffekten an Kristallen. Sie gibt Auskunft über das Auftreten von Beugungsreflexen bei elastischer Streuung von Röntgenstrahlung, Elektronen oder Neutronen an Kristallen.
Zur Erklärung der Röntgenbeugung gibt es zwei äquivalente Ansätze. In beiden werden Kristalle als starre periodische Strukturen von mikroskopischen Objekten angesehen. Bei der Bragg-Theorie werden die Atome im Kristall in parallelen Gitterebenen mit konstantem Abstand angeordnet. An diesen Ebenen kommt es zur spiegelnden Reflexion der Strahlung. Bei der Von-Laue-Theorie geht man von anderen Annahmen aus:
Die Laue-Bedingung lautet: Man erhält genau dann konstruktive Interferenz, wenn die Änderung des Wellenvektors beim Streuprozess einem reziproken Gittervektor entspricht.
Die Laue-Bedingung geht vom reinen Kristallgitter (am Gitterpunkt ein punktförmiges Streuzentrum) aus und gibt an, in welcher Richtung Beugungsreflexe beobachtet werden können. Die relative Intensität der Reflexe hängt vom Aufbau der Basis, dem Streuvermögen der Basisatome und von der thermischen Bewegung der Atome ab. Dies wird durch den Strukturfaktor beschrieben.
Der Abstand zweier Streuzentren (Gitterpunkte) ist ein Gittervektor
Für konstruktive Interferenz muss der Gangunterschied ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge
Gleichsetzen liefert:
Geht man von elastischer Streuung aus, ist die Wellenzahl des einfallenden und des reflektierten Strahls gleich:
Dies entspricht genau der Bestimmungsgleichung für reziproke Gittervektoren
Die Laue-Bedingung lautet somit: Man erhält genau dann konstruktive Interferenz, wenn die Änderung des Wellenvektors beim Streuprozess einem reziproken Gittervektor entspricht.
Zur Veranschaulichung der Laue-Bedingung siehe Ewaldkugel.
Reziproke Gittervektoren lassen sich als Linearkombination der primitiven Gittervektoren des reziproken Gitters
Ebenso lassen sich die Gittervektoren als Linearkombination der primitiven Gittervektoren
Das Skalarprodukt aus primitiven Gittervektoren des Ortsraums
wobei
Bildet man das Skalarprodukt der obigen Laue-Bedingung
Die drei ganzen Zahlen
Man kann die Laue-Bedingung noch in alternativer Form schreiben. Man quadriere die Laue-Bedingung
Teile durch
Für ein gegebenes
Daraus folgt die Alternative Formulierung der Laue-Bedingung: Man erhält genau dann konstruktive Interferenz, wenn die Spitze des einfallenden Wellenvektors auf dem Rand einer Brillouin-Zone liegt.
Geht man von
Der Winkel zwischen
mit
Radizieren liefert:
Das Skalarprodukt zwischen einem reziproken Gittervektor und einem Gittervektor ergibt:
Für ein gegebenes
Mit
Beugungsreflex