imported>Prüm |
imported>Dermartinrockt K (→Inhalt des Gesetzes: typo) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Das '''Paschen-Gesetz''' | Das '''Paschen-Gesetz''' beschreibt als Näherungsformel den experimentell bestimmten Zusammenhang zwischen [[Durchschlagspannung]], [[Gasdruck]] und der Schlagweite, dem räumlichen Abstand der [[Elektrode]]n. Es wurde 1889 von [[Friedrich Paschen (Physiker)|Friedrich Paschen]] experimentell bestimmt und später von [[John Sealy Townsend]] theoretisch beschrieben.<ref name="pa1"/><ref name="to1"/> | ||
:<math> | == Inhalt des Gesetzes == | ||
[[Datei:Paschen Curves.PNG|mini|hochkant=1.6|Verlauf der Zündspannung ''U'' bzw. "V" über Druck ''p'' mal Abstand ''d'' für verschiedene Gase in [[Logarithmische Darstellung|doppellogarithmischer Darstellung]]]] | |||
Das Paschen-Gesetz besagt, dass die [[Durchschlagspannung]] eine Funktion des Produktes aus [[Gasdruck]] und Schlagweite ist, wenn die Bedingungen für den Townsend-Mechanismus erfüllt sind, das heißt ein weitgehend [[homogenes Feld]] und vernachlässigbare [[Raumladung]] vorliegt. Die Gleichung, die [[John Sealy Townsend]] erstmals herleitete, lautet | |||
:<math>U = p d \cdot \frac{B}{\ln(p d \cdot A) - \ln \Big(\! \ln(1 + \gamma^{-1}) \Big) }</math> | |||
wobei | wobei | ||
* <math>p</math> den Gasdruck | * <math>p</math> den Gasdruck, | ||
* <math>d</math> den Elektrodenabstand | * <math>d</math> den Elektrodenabstand, | ||
* <math>\gamma</math> den | * <math>\gamma</math> den 3. [[Townsend-Koeffizienten]]<ref>{{Literatur|Autor=Andreas Küchler|Titel=Hochspannungstechnik|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=2|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin/Heidelberg|Datum=2005|Seiten=159|ISBN=978-3-540-78412-8}}</ref> und | ||
* <math>A</math> und <math>B</math> nachfolgend hergeleitete Konstanten | * <math>A</math> und <math>B</math> nachfolgend hergeleitete Konstanten | ||
darstellen. | darstellen. | ||
Die Paschenkurve ist die graphische Darstellung des Paschen-Gesetzes. Sie besitzt ein Minimum für kleine <math>pd</math>-Werte, das für Luft bei 340 V bei ca. 7,3 bar·µm und für [[Schwefelhexafluorid|SF<sub>6</sub>]] bei 507 V bei ca. 3,5 bar·µm liegt. Oberhalb des Minimums spricht man vom Weitdurchschlag. Dort verhält sich die Kurve linear mit <math>Bpd</math>. In diesem Bereich sinkt entweder die durch die Spannung hervorgerufene Feldstärke oder die [[mittlere freie Weglänge]] <math>\lambda</math> der Teilchen wird durch den Druck reduziert.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Taschenbuch der elektrischen Energietechnik: mit 102 Tabellen |Verlag= |Datum= |ISBN=3-446-40475-9 |Seiten=289 |Online={{Google Buch | BuchID = _Mpqj_XC9KQC | Seite = 289 }}}}</ref> Darunter, im sogenannten Nahdurchschlag, steigt die Durchschlagspannung wieder steil an. Dies rührt daher, dass die Distanz zu klein oder der Druck für die [[Stoßionisation]] zu gering wird. Bei <math>d \le \lambda </math> ist Stoßionisation nicht mehr möglich. | |||
Die | |||
Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Paschenkurve unterhalb von 3 µm keine Gültigkeit besitzt und die Durchschlagspannung | Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Paschenkurve unterhalb von 3 µm keine Gültigkeit besitzt und die Durchschlagspannung weiter abfällt<ref>{{cite journal | title = Submicron gap capacitor for measurement of breakdown voltage in air | author = Emmanouel Hourdakis, Brian J. Simonds, and Neil M. Zimmerman | journal = Rev. Sci. Instrum. | volume = 77 | issue = 3 | year = 2006 | doi = 10.1063/1.2185149 | pages = 034702}}</ref>. | ||
== Physikalischer Hintergrund == | == Physikalischer Hintergrund == | ||
Zeile 23: | Zeile 26: | ||
== Werte der Konstanten == | == Werte der Konstanten == | ||
Typische Werte für die Konstanten ''A'' und ''B'' einiger Gase: | Typische Werte für die Konstanten ''A'' und ''B'' einiger Gase: | ||
{| class="wikitable | {| class="wikitable" | ||
! colspan="2" |Gas | ! colspan="2" | Gas | ||
!'''A''' | ! '''A'''<br><math display="inline">\Big(\mathrm{\tfrac{1}{Pa\,m}}\Big)</math> | ||
!'''B''' | ! '''B'''<br><math display="inline">\Big(\mathrm{\tfrac{V}{Pa\,m}}\Big)</math> | ||
</math> | ! Gültigkeit <math display="inline">\tfrac{E}{p}</math><br><math display="inline">\Big(\mathrm{\tfrac{V}{Pa\,m}}\Big)</math> | ||
!Gültigkeit <math display="inline">\ | ! Quelle | ||
</math> | |||
!Quelle | |||
|- | |- | ||
| colspan="2" |[[Luft]] | | colspan="2" |[[Luft]] | ||
|10.95 | |10.95 | ||
|273.8 | |273.8 | ||
|75 – 600 | |{{0}}75 – 600 | ||
|<ref name=":0">{{Literatur|Autor=Jane Lehr, Pralhad Ron|Titel=Electrical Breakdown in Gases|Sammelwerk=Foundations of Pulsed Power Technology|Verlag=John Wiley & Sons, Inc.|Datum=2017|Seiten=369–438|ISBN=9781118886502|DOI=10.1002/9781118886502.ch8|Online=http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/9781118886502.ch8/summary|Abruf=2017-09-14}}</ref> | |rowspan="6" | <ref name=":0">{{Literatur|Autor=Jane Lehr, Pralhad Ron|Titel=Electrical Breakdown in Gases|Sammelwerk=Foundations of Pulsed Power Technology|Verlag=John Wiley & Sons, Inc.|Datum=2017|Seiten=369–438|ISBN=9781118886502|DOI=10.1002/9781118886502.ch8|Online=http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/9781118886502.ch8/summary|Abruf=2017-09-14}}</ref> | ||
|- | |- | ||
|[[Stickstoff]] | |[[Stickstoff]] | ||
|N<sub>2</sub> | |N<sub>2</sub> | ||
|9.00 | |{{0}}9.00 | ||
|256.5 | |256.5 | ||
|75 – 450 | |{{0}}75 – 450 | ||
|- | |- | ||
|[[Wasserstoff]] | |[[Wasserstoff]] | ||
|H<sub>2</sub> | |H<sub>2</sub> | ||
|3.83 | |{{0}}3.83 | ||
|104.1 | |104.1 | ||
|15 – 450 | |{{0}}15 – 450 | ||
|- | |- | ||
|[[Helium]] | |[[Helium]] | ||
|He | |He | ||
|2.25 | |{{0}}2.25 | ||
|25.5 | |{{0}}25.5 | ||
|15 – 100 | |{{0}}15 – 100 | ||
|- | |- | ||
|[[Argon]] | |[[Argon]] | ||
Zeile 63: | Zeile 61: | ||
|10.20 | |10.20 | ||
|176.3 | |176.3 | ||
|75 – 450 | |{{0}}75 – 450 | ||
|- | |- | ||
|[[Kohlenstoffdioxid]] | |[[Kohlenstoffdioxid]] | ||
Zeile 71: | Zeile 68: | ||
|349.5 | |349.5 | ||
|375 – 750 | |375 – 750 | ||
|} | |} | ||
Zeile 77: | Zeile 73: | ||
=== Grundlagen === | === Grundlagen === | ||
Um die Durchschlagspannung zu berechnen, geht man von einem Plattenkondensator mit dem Plattenabstand <math>d</math> aus. Die Kathode befindet sich am Punkt <math>x=0</math>. Man kann also von einem homogenen elektrischen Feld zwischen den Platten ausgehen. | Um die Durchschlagspannung zu berechnen, geht man von einem Plattenkondensator mit dem Plattenabstand <math>d</math> aus. Die Kathode befindet sich am Punkt <math>x=0</math>. Man kann also von einem homogenen elektrischen Feld zwischen den Platten ausgehen. | ||
Zeile 96: | Zeile 91: | ||
<math>\Gamma_{i}</math> ist der Strom der Ionen. Damit die Entladung nicht sofort wieder erlischt, müssen freie Elektronen auf der Kathodenoberfläche erzeugt werden. Dies ist möglich, da die Ionen beim Auftreffen auf die Kathode [[Sekundärelektron]]en herausschlagen. (Für sehr hohe angelegte Spannungen kann auch [[Feldemission]] auftreten.) Ohne Feldemission kann man schreiben | <math>\Gamma_{i}</math> ist der Strom der Ionen. Damit die Entladung nicht sofort wieder erlischt, müssen freie Elektronen auf der Kathodenoberfläche erzeugt werden. Dies ist möglich, da die Ionen beim Auftreffen auf die Kathode [[Sekundärelektron]]en herausschlagen. (Für sehr hohe angelegte Spannungen kann auch [[Feldemission]] auftreten.) Ohne Feldemission kann man schreiben | ||
:<math>\Gamma_{e}(0) = \gamma\Gamma_{i}(0)\qquad\qquad (4)</math> | :<math>\Gamma_{e}(0) = \gamma\,\Gamma_{i}(0)\qquad\qquad (4)</math> | ||
wobei <math>\gamma</math> die Anzahl der Elektronen ist, die ein auftreffendes Ion im Schnitt herausschlägt. Dies wird als | wobei <math>\gamma</math> die Anzahl der Elektronen ist, die ein auftreffendes Ion im Schnitt herausschlägt. Dies wird als dritter Townsend-Koeffizient bezeichnet. Angenommen, dass <math>\Gamma_{i}(d)=0</math> erhält man eine Beziehung zwischen den Townsend-Koeffizienten, indem man (4) in (3) einsetzt und umformt: | ||
:<math>\alpha d=\ln\left(1+\frac{1}{\gamma}\right)\qquad\qquad(5)</math> | :<math>\alpha d=\ln\left(1+\frac{1}{\gamma}\right)\qquad\qquad(5)</math> | ||
Zeile 104: | Zeile 99: | ||
=== Stoßionisation === | === Stoßionisation === | ||
Die Frage ist nun, wie groß <math>\alpha</math> ist. Die Anzahl der Ionisationen hängt davon ab, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Elektron ein Ion trifft. Diese Wahrscheinlichkeit <math>P</math> ist das Verhältnis | Die Frage ist nun, wie groß <math>\alpha</math> ist. Die Anzahl der Ionisationen hängt davon ab, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Elektron ein Ion trifft. Diese Wahrscheinlichkeit <math>P</math> ist das Verhältnis des [[Wirkungsquerschnitt]]s <math>\sigma</math> eines Stoßes zwischen Elektron und Ion im Verhältnis zur insgesamt zu Verfügung stehenden Fläche <math>A</math>, durch die das Elektron fliegen kann: | ||
:<math>P = \frac{N\sigma}{A} = \frac{x}{\lambda}\qquad\qquad(6)</math> | :<math>P = \frac{N\sigma}{A} = \frac{x}{\lambda}\qquad\qquad(6)</math> | ||
Zeile 110: | Zeile 105: | ||
Wie der zweite Teil der Gleichung verdeutlicht, kann man die Wahrscheinlichkeit auch als Verhältnis der vom Elektron zurückgelegten Wegstrecke <math>x</math> zur [[Mittlere freie Weglänge|mittleren freie Weglänge]] <math>\lambda</math> (ehe wieder eine Ionisation auftritt) ausdrücken. | Wie der zweite Teil der Gleichung verdeutlicht, kann man die Wahrscheinlichkeit auch als Verhältnis der vom Elektron zurückgelegten Wegstrecke <math>x</math> zur [[Mittlere freie Weglänge|mittleren freie Weglänge]] <math>\lambda</math> (ehe wieder eine Ionisation auftritt) ausdrücken. | ||
[[Datei:Wirkungsquerschnitt-Skizze.svg| | [[Datei:Wirkungsquerschnitt-Skizze.svg|hochkant=1.25|mini|Veranschaulichung des Wirkungsquerschnitts <math>\sigma</math>: Wenn der Mittelpunkt von Teilchen ''b'' in den blauen Kreis eindringt, kommt es zu Kollision mit Teilchen ''a''. Die Fläche des Kreises ist somit der Wirkungsquerschnitt und sein Radius <math>r</math> ist damit die Summe der Radien der Teilchen.]] | ||
<math>N</math> ist die Anzahl an Elektronen, denn jedes kann stoßen. Die Anzahl lässt sich mit der Zustandsgleichung des [[Ideales Gas|Idealen Gases]] | <math>N</math> ist die Anzahl an Elektronen, denn jedes kann stoßen. Die Anzahl lässt sich mit der Zustandsgleichung des [[Ideales Gas|Idealen Gases]] | ||
Zeile 117: | Zeile 112: | ||
:(<math>p</math>: Druck, <math>V</math>: Volumen, <math>k_\mathrm{B}</math>: [[Boltzmann-Konstante]], <math>T</math>: Temperatur) | :(<math>p</math>: Druck, <math>V</math>: Volumen, <math>k_\mathrm{B}</math>: [[Boltzmann-Konstante]], <math>T</math>: Temperatur) | ||
ausdrücken. Wie nebenstehende Skizze verdeutlicht, ist <math>\sigma = \pi (r_a + r_b)^2</math>. Da der Radius eines Elektrons gegenüber dem Radius eines Ions <math>r_I</math> vernachlässigt werden kann, vereinfacht es sich zu <math>\sigma = \pi r_I^2</math>. Nutzt man | ausdrücken. Wie nebenstehende Skizze verdeutlicht, ist <math>\sigma = \pi (r_a + r_b)^2</math>. Da der Radius eines Elektrons gegenüber dem Radius eines Ions <math>r_I</math> vernachlässigt werden kann, vereinfacht es sich zu <math>\sigma = \pi r_I^2</math>. Nutzt man diese Beziehung, setzt (7) in (6) ein und formt nach <math>\lambda</math> um, erhält man | ||
:<math>\lambda = \frac{k_\mathrm{B}T}{\pi r_{I}^{2} p}=\frac{1}{L p}\qquad\qquad(8)</math> | :<math>\lambda = \frac{k_\mathrm{B}T}{\pi r_{I}^{2} p}=\frac{1}{L p}\qquad\qquad(8)</math> | ||
Zeile 131: | Zeile 126: | ||
:<math>\Gamma_e(x) = \Gamma_e(0)\,\exp{\left(-\frac{x}{\lambda_e}\right)}\qquad\qquad(10)</math> | :<math>\Gamma_e(x) = \Gamma_e(0)\,\exp{\left(-\frac{x}{\lambda_e}\right)}\qquad\qquad(10)</math> | ||
Die Wahrscheinlichkeit dass <math>\lambda > x</math> ist, also dass an der Stelle <math>x</math> noch kein Stoß stattgefunden hat, ist | Die Wahrscheinlichkeit, dass <math>\lambda > x</math> ist, also dass an der Stelle <math>x</math> noch kein Stoß stattgefunden hat, ist | ||
:<math>P(\lambda > x) = \frac{\Gamma_e(x)}{\Gamma_e(0)} = \exp{\left(-\frac{x}{\lambda_e}\right)}\qquad\qquad(11)</math> | :<math>P(\lambda > x) = \frac{\Gamma_e(x)}{\Gamma_e(0)} = \exp{\left(-\frac{x}{\lambda_e}\right)}\qquad\qquad(11)</math> | ||
Zeile 145: | Zeile 140: | ||
=== Durchschlagspannung === | === Durchschlagspannung === | ||
Für den Plattenkondensator gilt <math> | Für den Plattenkondensator gilt <math>E = \frac{U}{d}</math>, wobei <math>U</math> die angelegte Spannung ist. Da von einer einfachen Ionisierung ausgegangen wurde, ist <math>Q</math> die [[Elementarladung]] <math>e</math>. Man kann nun (13) und (8) in (12) einsetzen und erhält | ||
:<math>\alpha=L\cdot p\,\exp\left(- \frac{L\cdot p\cdot d\cdot E_{I}}{eU}\right)\qquad\qquad(14)</math> | :<math>\alpha=L\cdot p\,\exp\left(- \frac{L\cdot p\cdot d\cdot E_{I}}{eU}\right)\qquad\qquad(14)</math> | ||
Setzt man dies in (5) ein und formt nach <math>U</math> um, erhält man das Paschen-Gesetz für die Durchschlagspannung <math>U_{\mathrm{Durchschlag}}</math>, die zuerst von Paschen in <ref>F. Paschen, “Ueber die zum Funkenübergang in Luft, Wasserstoff und Kohlensäure bei verschiedenen Drucken erforderliche Potentialdifferenz,” Annalen der Physik, vol. 273, no. 5, pp. 69 – 96, 1889. [[doi:10.1002/andp.18892730505]]</ref> untersucht wurden und dessen Gleichung zuerst von Townsend in <ref>J. Townsend: [http://www.worldcat.org/wcpa/oclc/4294747 Electricity in Gases.] Clarendon Press, 1915.</ref>, section 227 hergeleitet wurde: | Setzt man dies in (5) ein und formt nach <math>U</math> um, erhält man das Paschen-Gesetz für die Durchschlagspannung <math>U_{\mathrm{Durchschlag}}</math>, die zuerst von Paschen in<ref name="pa1">F. Paschen, “Ueber die zum Funkenübergang in Luft, Wasserstoff und Kohlensäure bei verschiedenen Drucken erforderliche Potentialdifferenz,” Annalen der Physik, vol. 273, no. 5, pp. 69 – 96, 1889. [[doi:10.1002/andp.18892730505]]</ref> untersucht wurden und dessen Gleichung zuerst von Townsend in <ref name="to1">J. Townsend: [http://www.worldcat.org/wcpa/oclc/4294747 Electricity in Gases.] Clarendon Press, 1915.</ref>, section 227 hergeleitet wurde: | ||
:<math>U_{\mathrm{Durchschlag}}=\frac{L\cdot p\cdot d\cdot E_{I}}{e\left(\ln(L\cdot p\cdot d)-\ln\left(\ln\left(1+\gamma^{-1}\right)\right)\right)}\qquad\qquad(15)</math> | :<math>U_{\mathrm{Durchschlag}}=\frac{L\cdot p\cdot d\cdot E_{I}}{e\left(\ln(L\cdot p\cdot d)-\ln\left(\ln\left(1+\gamma^{-1}\right)\right)\right)}\qquad\qquad(15)</math> | ||
Zeile 158: | Zeile 153: | ||
=== Plasmazündung === | === Plasmazündung === | ||
[[Plasma (Physik)|Plasmazündung]] nach der Definition von Townsend (Townsend-Entladung) bedeutet, dass das Plasma einen Punkt erreicht, an dem es von selbst brennt, unabhängig von einer externen Quelle von freien Elektronen. Dies bedeutet, dass die Elektronen der Kathode die Anode im Abstand <math>d</math> erreichen und dabei mindestens ein Atom auf dem Weg dahin ionisiert haben müssen. Gemäß der Definition von <math> \alpha</math> muss also diese Beziehung erfüllt sein: | |||
[[Plasma (Physik)|Plasmazündung]] | |||
:<math>\alpha d\ge1\qquad\qquad(16)</math> | :<math>\alpha d\ge1\qquad\qquad(16)</math> | ||
Zeile 168: | Zeile 162: | ||
== Schlussfolgerung/Gültigkeit == | == Schlussfolgerung/Gültigkeit == | ||
Das Paschen-Gesetz setzt also voraus, dass | Das Paschen-Gesetz setzt also voraus, dass | ||
Zeile 174: | Zeile 167: | ||
* die Erzeugung weiterer freier Elektronen nur durch Stoßionisation geschieht. Das Paschen-Gesetz gilt also nicht, wenn externe Elektronenquellen vorhanden sind. Dies kann z. B. Licht sein, das Sekundärelektronen durch den [[Photoelektrischer Effekt|photoelektrischen Effekt]] erzeugt. Dies muss bei Experimenten berücksichtigt werden. | * die Erzeugung weiterer freier Elektronen nur durch Stoßionisation geschieht. Das Paschen-Gesetz gilt also nicht, wenn externe Elektronenquellen vorhanden sind. Dies kann z. B. Licht sein, das Sekundärelektronen durch den [[Photoelektrischer Effekt|photoelektrischen Effekt]] erzeugt. Dies muss bei Experimenten berücksichtigt werden. | ||
* ein ionisiertes Atom nur zu je einem freien Elektron führt. Mehrfachionisationen treten jedoch in der Praxis immer auf. | * ein ionisiertes Atom nur zu je einem freien Elektron führt. Mehrfachionisationen treten jedoch in der Praxis immer auf. | ||
* freie Elektronen auf der Kathodenoberfläche durch die auftreffenden Ionen erzeugt werden. Die Anzahl der dabei erzeugten Elektronen ist jedoch stark vom Kathodenmaterial, dessen Oberflächenbeschaffenheit ([[Rauheit]], Verunreinigungen) und den Umgebungsbedingungen (Temperatur, [[Luftfeuchtigkeit]] | * freie Elektronen auf der Kathodenoberfläche durch die auftreffenden Ionen erzeugt werden. Die Anzahl der dabei erzeugten Elektronen ist jedoch stark vom Kathodenmaterial, dessen Oberflächenbeschaffenheit ([[Rauheit]], Verunreinigungen) und den Umgebungsbedingungen (Temperatur, [[Luftfeuchtigkeit]] etc.) abhängig. Die experimentelle Bestimmung des Faktors <math>\gamma</math> ist daher kaum reproduzierbar möglich. | ||
* das elektrische Feld homogen ist. | * das elektrische Feld homogen ist. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references/> | ||
[[Kategorie:Elektrostatik]] | [[Kategorie:Elektrostatik]] | ||
[[it:Curve di Paschen]] | [[it:Curve di Paschen]] |
Das Paschen-Gesetz beschreibt als Näherungsformel den experimentell bestimmten Zusammenhang zwischen Durchschlagspannung, Gasdruck und der Schlagweite, dem räumlichen Abstand der Elektroden. Es wurde 1889 von Friedrich Paschen experimentell bestimmt und später von John Sealy Townsend theoretisch beschrieben.[1][2]
Das Paschen-Gesetz besagt, dass die Durchschlagspannung eine Funktion des Produktes aus Gasdruck und Schlagweite ist, wenn die Bedingungen für den Townsend-Mechanismus erfüllt sind, das heißt ein weitgehend homogenes Feld und vernachlässigbare Raumladung vorliegt. Die Gleichung, die John Sealy Townsend erstmals herleitete, lautet
wobei
darstellen.
Die Paschenkurve ist die graphische Darstellung des Paschen-Gesetzes. Sie besitzt ein Minimum für kleine
Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Paschenkurve unterhalb von 3 µm keine Gültigkeit besitzt und die Durchschlagspannung weiter abfällt[5].
Zwischen zwei Elektroden befinden sich außer im perfekten Vakuum immer Atome und auch immer ein paar wenige freie Elektronen und Ionen. Durch das elektrische Feld zwischen den Elektroden werden die geladenen Teilchen beschleunigt. Die Ionen sind viel schwerer und größer als die Elektronen, werden also nur langsam beschleunigt und kollidieren schnell wieder mit anderen Atomen oder Ionen. Die Elektronen können jedoch auf eine Geschwindigkeit beschleunigt werden, die ihnen genug Energie verleiht, um beim Auftreffen auf ein Atom dieses zu ionisieren (Stoßionisation). Die dabei entstehenden freien Elektronen werden wiederum beschleunigt und erzeugen noch mehr freie Elektronen, sodass ein Lawineneffekt einsetzt.
Ein elektrischer Durchbruch tritt also frühestens dann auf, wenn die freien Elektronen auf eine Energie beschleunigt werden, die ausreicht, dass sie auf dem Weg zur Anode mindestens ein Atom ionisiert haben. Die angelegte Spannung muss also einen bestimmten Wert erreichen, der Durchbruchspannung genannt wird. Diese ist offensichtlich von der Ionisationsenergie der Gasatome abhängig. Die erreichbare Energie eines Elektrons hängt von seiner mittleren freien Weglänge ab, der Strecke, die es zurücklegt, bis es auf ein Atom stößt. Je länger dieser Weg ist, desto höher die Energie durch die Beschleunigung. Die freie Weglänge hängt von der Größe der Atome und deren Dichte ab, also auch von Temperatur und Druck.
Typische Werte für die Konstanten A und B einiger Gase:
Gas | A |
B |
Gültigkeit |
Quelle | |
---|---|---|---|---|---|
Luft | 10.95 | 273.8 | 75 – 600 | [6] | |
Stickstoff | N2 | 9.00 | 256.5 | 75 – 450 | |
Wasserstoff | H2 | 3.83 | 104.1 | 15 – 450 | |
Helium | He | 2.25 | 25.5 | 15 – 100 | |
Argon | Ar | 10.20 | 176.3 | 75 – 450 | |
Kohlenstoffdioxid | CO2 | 15.00 | 349.5 | 375 – 750 |
Um die Durchschlagspannung zu berechnen, geht man von einem Plattenkondensator mit dem Plattenabstand
Für die Stoßionisation ist es Voraussetzung, dass die Elektronenenergie
(Die Anzahl an freien Elektronen auf der Anode ist also die Anzahl der freien Elektronen auf der Kathode, die sich durch Stoßionisation vermehrt hat. Je größer also
Die Anzahl an erzeugten freien Elektronen bei der Entladung ist
Unter Vernachlässigung, dass Atome mehrfach ionisiert werden können, ist die Anzahl an erzeugten Ionen gleich der Anzahl der erzeugten freien Elektronen:
wobei
Die Frage ist nun, wie groß
Wie der zweite Teil der Gleichung verdeutlicht, kann man die Wahrscheinlichkeit auch als Verhältnis der vom Elektron zurückgelegten Wegstrecke
ausdrücken. Wie nebenstehende Skizze verdeutlicht, ist
wobei der Faktor
Die Änderung des Stroms von noch nicht kollidierten Elektronen an jedem Wegpunkt
ausdrücken. Diese Differentialgleichung lässt sich leicht lösen:
Die Wahrscheinlichkeit, dass
Gemäß seiner Definition ist
Dabei wurde bedacht, dass die Energie
Für den Plattenkondensator gilt
Setzt man dies in (5) ein und formt nach
Die eingangs erläuterten Konstanten
Plasmazündung nach der Definition von Townsend (Townsend-Entladung) bedeutet, dass das Plasma einen Punkt erreicht, an dem es von selbst brennt, unabhängig von einer externen Quelle von freien Elektronen. Dies bedeutet, dass die Elektronen der Kathode die Anode im Abstand
Verwendet man
Das Paschen-Gesetz setzt also voraus, dass
it:Curve di Paschen