Verschiebungspolarisation: Unterschied zwischen den Versionen

Verschiebungspolarisation: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Acky69
K (zus. Link)
 
imported>Bildungsbürger
K (-BKL-Link mit AWB)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Polarisiertes Atom.svg|thumb|Der negative Ladungsschwerpunkt (Elektronenhülle) liegt rechts neben dem Atomkern (positiver Ladungsschwerpunkt)]]
[[Datei:Polarisiertes Atom.svg|mini|Der negative Ladungsschwerpunkt (Elektronenhülle) liegt rechts neben dem Atomkern (positiver Ladungsschwerpunkt)]]
Bei der '''Verschiebungspolarisation''' <math>\vec P</math> (auch '''Deformationspolarisation''' genannt) werden durch ein externes [[elektrisches Feld]] ''induzierte'' [[Dipol]]e gebildet, indem
Bei der '''Verschiebungspolarisation''' <math>\vec P</math> (auch '''Deformationspolarisation''' genannt) werden durch ein externes [[elektrisches Feld]] ''induzierte'' [[Elektrischer Dipol|Dipole]] gebildet, indem
* die [[Elektron]]en eines [[Atom]]s oder [[Molekül]]s so verändert („verschoben“) werden, dass der [[Schwerpunkt]] der negativen [[Elektrische Ladung|Ladungen]] nicht mehr mit dem Schwerpunkt der positiven Ladungen ([[Atomkern]]e) übereinstimmt ([[Elektronenpolarisation]])
* die [[Elektron]]en eines [[Atom]]s oder [[Molekül]]s so verändert („verschoben“) werden, dass der [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] der negativen [[Elektrische Ladung|Ladungen]] nicht mehr mit dem Schwerpunkt der positiven Ladungen ([[Atomkern]]e) übereinstimmt ([[Elektronenpolarisation]])
oder
oder
* positive [[Ion]]en relativ zu negativen Ionen verschoben werden ([[Ionenpolarisation]]).
* positive [[Ion]]en relativ zu negativen Ionen verschoben werden ([[Ionenpolarisation]]).
Zeile 7: Zeile 7:
Die Verschiebungspolarisation ist (für lineare [[isotrop]]e Medien) definiert als:
Die Verschiebungspolarisation ist (für lineare [[isotrop]]e Medien) definiert als:


:<math>\begin{align}
: <math>\begin{align}
\vec P & = \chi \cdot \varepsilon_0 \cdot \vec E\\
\vec P & = \chi \cdot \varepsilon_0 \cdot \vec E\\
       & = ( \varepsilon_r - 1 ) \cdot \varepsilon_0 \cdot \vec E
       & = ( \varepsilon_r - 1 ) \cdot \varepsilon_0 \cdot \vec E
Zeile 13: Zeile 13:


wobei
wobei
* <math>\chi</math> die [[elektrische Suszeptibilität|(di-)elektrische Suszeptibilität]]
* <math>\chi</math> die [[Elektrische Suszeptibilität|(di-)elektrische Suszeptibilität]]
* <math>\varepsilon_0</math> die [[Elektrische Feldkonstante]]
* <math>\varepsilon_0</math> die [[Elektrische Feldkonstante]]
* <math>\vec E</math> die [[elektrische Feldstärke]]
* <math>\vec E</math> die [[elektrische Feldstärke]] und
* <math>\varepsilon_r</math> die relative [[Permittivität]] ist.
* <math>\varepsilon_r</math> die relative [[Permittivität]] ist.


Die relative Permittivität für [[Ionenkristall]]e ist
Die relative Permittivität für [[Ionenkristall]]e ist


::<math>\varepsilon_r = 1 + \chi _{\text{ion}} + \chi_{\text{el geb}}</math>
: <math>\varepsilon_r = 1 + \chi _{\text{ion}} + \chi_{\text{el geb}}</math>


wobei
wobei
* <math>\chi _{\text{ion}}</math> die ionische Suszeptibilität
* <math>\chi _{\text{ion}}</math> die ionische Suszeptibilität und
* <math>\chi_{\text{el geb}}</math> die elektronische Suszeptibilität ist.
* <math>\chi_{\text{el geb}}</math> die elektronische Suszeptibilität ist.


Die relative Permittivität für [[Metall]]e ist
Die relative Permittivität für [[Metall]]e ist


::<math>\varepsilon_r = 1 + \chi _{\text{el frei}} + \chi_{\text{el geb}}</math>
: <math>\varepsilon_r = 1 + \chi _{\text{el frei}} + \chi_{\text{el geb}}</math>


wobei
wobei
* <math>\chi _{\text{el frei}}</math> die Suszeptibilität der [[Leitungselektronen]]
* <math>\chi _{\text{el frei}}</math> die Suszeptibilität der [[Leitungselektronen]] und
* <math>\chi_{\text{el geb}}</math> die Suszeptibilität der quasigebundenen Elektronen ist.
* <math>\chi_{\text{el geb}}</math> die Suszeptibilität der quasigebundenen Elektronen ist.


Die Verschiebungspolarisation ist die Summe aller induzierten [[Elektrisches Dipolmoment|Dipolmomente]], geteilt durch das Volumen:
Die Verschiebungspolarisation ist die Summe aller induzierten [[Elektrisches Dipolmoment|Dipolmomente]], geteilt durch das Volumen:


:<math>\vec P = \frac{\Sigma \vec p_{ind}}{V}</math>
: <math>\vec P = \frac{\sum \vec p_{ind}}{V}</math>


Die Stärke der induzierten Dipolmomente ist bei [[Gebundener Zustand|gebundenen]] Elektronen abhängig von der [[Polarisierbarkeit]] des Moleküls/Atoms. Die Verbindung zwischen mikroskopisch relevanter Polarisierbarkeit und makroskopisch relevanter Permittivität stellt die [[Clausius-Mossotti-Gleichung]] her.
Die Stärke der induzierten Dipolmomente ist bei [[Gebundener Zustand|gebundenen]] Elektronen abhängig von der [[Polarisierbarkeit]] des Moleküls/Atoms. Die Verbindung zwischen mikroskopisch relevanter Polarisierbarkeit und makroskopisch relevanter Permittivität stellt die [[Clausius-Mossotti-Gleichung]] her.
Zeile 43: Zeile 43:


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Orientierungspolarisation]] - hier werden vorhandene sog. ''permanente Dipole'' (z.&nbsp;B. Wasser) durch ein elektrisches Feld ausgerichtet
* [[Orientierungspolarisation]] hier werden vorhandene sogenannte ''permanente Dipole'' (z.&nbsp;B. Wasser) durch ein elektrisches Feld ausgerichtet.


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* {{Literatur
*{{Literatur
  |Hrsg=Dieter Meschede
| Autor= Dieter Meschede (Hrsg.)
  |Titel=Gerthsen Physik
| Titel= Gerthsen Physik
  |Auflage=23.
| Auflage= 23
  |Verlag=Springer
| Verlag= Springer
  |Ort=Heidelberg
| Ort= Heidelberg
  |Datum=2006
| Jahr= 2006
  |ISBN=3-540-25421-8}}
| ISBN= 3-540-25421-8
}}


[[Kategorie:Elektrostatik]]
[[Kategorie:Elektrostatik]]
[[Kategorie:Physikalische Chemie]]
[[Kategorie:Physikalische Chemie]]

Aktuelle Version vom 11. Mai 2021, 21:05 Uhr

Der negative Ladungsschwerpunkt (Elektronenhülle) liegt rechts neben dem Atomkern (positiver Ladungsschwerpunkt)

Bei der Verschiebungspolarisation $ {\vec {P}} $ (auch Deformationspolarisation genannt) werden durch ein externes elektrisches Feld induzierte Dipole gebildet, indem

  • die Elektronen eines Atoms oder Moleküls so verändert („verschoben“) werden, dass der Schwerpunkt der negativen Ladungen nicht mehr mit dem Schwerpunkt der positiven Ladungen (Atomkerne) übereinstimmt (Elektronenpolarisation)

oder

  • positive Ionen relativ zu negativen Ionen verschoben werden (Ionenpolarisation).

Die Verschiebungspolarisation ist (für lineare isotrope Medien) definiert als:

$ {\begin{aligned}{\vec {P}}&=\chi \cdot \varepsilon _{0}\cdot {\vec {E}}\\&=(\varepsilon _{r}-1)\cdot \varepsilon _{0}\cdot {\vec {E}}\end{aligned}} $

wobei

Die relative Permittivität für Ionenkristalle ist

$ \varepsilon _{r}=1+\chi _{\text{ion}}+\chi _{\text{el geb}} $

wobei

  • $ \chi _{\text{ion}} $ die ionische Suszeptibilität und
  • $ \chi _{\text{el geb}} $ die elektronische Suszeptibilität ist.

Die relative Permittivität für Metalle ist

$ \varepsilon _{r}=1+\chi _{\text{el frei}}+\chi _{\text{el geb}} $

wobei

  • $ \chi _{\text{el frei}} $ die Suszeptibilität der Leitungselektronen und
  • $ \chi _{\text{el geb}} $ die Suszeptibilität der quasigebundenen Elektronen ist.

Die Verschiebungspolarisation ist die Summe aller induzierten Dipolmomente, geteilt durch das Volumen:

$ {\vec {P}}={\frac {\sum {\vec {p}}_{ind}}{V}} $

Die Stärke der induzierten Dipolmomente ist bei gebundenen Elektronen abhängig von der Polarisierbarkeit des Moleküls/Atoms. Die Verbindung zwischen mikroskopisch relevanter Polarisierbarkeit und makroskopisch relevanter Permittivität stellt die Clausius-Mossotti-Gleichung her.

In elektrischen Wechselfeldern (z. B. Licht) wird die Materie mit der Frequenz des schwingenden E-Feldes umpolarisiert. Für höhere Frequenzen (größer als die der typischen Molekülschwingungen, etwa ab dem Infrarot-Bereich) kann die Ionenpolarisation wegen der größeren Trägheit der massiven Ionen nicht mehr folgen und folglich vernachlässigt werden. Die wesentlich leichteren Elektronen dagegen folgen dem Wechselfeld auch noch bei höheren Frequenzen (etwa bis in den UV-Bereich).

Siehe auch

  • Orientierungspolarisation – hier werden vorhandene sogenannte permanente Dipole (z. B. Wasser) durch ein elektrisches Feld ausgerichtet.

Literatur

  • Dieter Meschede (Hrsg.): Gerthsen Physik. 23. Auflage. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-25421-8.