Geschwindigkeitspotential: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Geschwindigkeitspotential''' <math>\phi</math> führt man für [[wirbelfrei]]e, zwei- und dreidimensionale [[Strömung]]en der [[Fluiddynamik]] ein. Mit ihm vereinfachen sich die Rechnungen und man gewinnt ein tieferes mathematisch-physikalisches Verständnis. Das Geschwindigkeitspotential der Fluiddynamik entspricht ''mathematisch'' dem [[Elektrostatik #Potential_und_Spannung|elektrostatischen]] bzw. dem [[Gravitationspotential]].
Das '''Geschwindigkeitspotential''' <math>\phi</math> führt man für [[wirbelfrei]]e, zwei- und dreidimensionale [[Strömung]]en der [[Fluiddynamik]] ein. Mit ihm vereinfachen sich die Rechnungen und man gewinnt ein tieferes mathematisch-physikalisches Verständnis. Das Geschwindigkeitspotential der Fluiddynamik entspricht ''mathematisch'' dem [[Elektrostatik #Potential und Spannung|elektrostatischen]] bzw. dem [[Gravitationspotential]].


Dieser Artikel behandelt den ''zweidimensionalen Fall'' - der dreidimensionale ist im Artikel [[Potentialströmung]] dargestellt.
Dieser Artikel behandelt den ''zweidimensionalen Fall'' der dreidimensionale ist im Artikel [[Potentialströmung]] dargestellt.


Löst man die Gleichung <math>\phi (x,y)= \text{const.}</math>, so erhält man die [[Äquipotentiallinie]]n des Strömungsfeldes.
Löst man die Gleichung <math>\phi (x,y)= \text{const.}</math>, so erhält man die [[Äquipotentiallinie]]n des Strömungsfeldes.

Aktuelle Version vom 24. Oktober 2018, 20:25 Uhr

Das Geschwindigkeitspotential ϕ führt man für wirbelfreie, zwei- und dreidimensionale Strömungen der Fluiddynamik ein. Mit ihm vereinfachen sich die Rechnungen und man gewinnt ein tieferes mathematisch-physikalisches Verständnis. Das Geschwindigkeitspotential der Fluiddynamik entspricht mathematisch dem elektrostatischen bzw. dem Gravitationspotential.

Dieser Artikel behandelt den zweidimensionalen Fall – der dreidimensionale ist im Artikel Potentialströmung dargestellt.

Löst man die Gleichung ϕ(x,y)=const., so erhält man die Äquipotentiallinien des Strömungsfeldes.

Außerdem führt man die Stromfunktion ψ ein, deren anschauliche Bedeutung darin besteht, dass die Lösungen der Gleichung ψ(x,y)=const. die Stromlinien des Geschwindigkeitspotentiales darstellen.

Aus dem Geschwindigkeitspotential und der Stromfunktion bildet man das komplexe Geschwindigkeitspotential.

Grundlagen

Für ein wirbelfreies zweidimensionales Strömungsfeld u(x,y) gilt, dass die Rotation gleich 0 ist:

×u(x,y)=0

Ähnlich wie im Fall des elektrostatischen Potentials führt man nun das Geschwindigkeitspotential ϕ(x,y) ein. Der Gradient dieses Potentials ist dabei gerade das Strömungsfeld:

u(x,y)=ϕ(x,y)=(ϕx,ϕy)

Wegen ×ϕ(x,y)=0 ist das Strömungsfeld automatisch wirbelfrei.

Ferner gilt für das Geschwindigkeitsfeld im Falle einer inkompressiblen Strömung auch die Kontinuitätsgleichung:

u(x,y)=0

Setzt man darin die Definition des Geschwindigkeitspotentials ein, so sieht man, dass ϕ(x,y) die Laplace-Gleichung (als Sonderfall der Poisson-Gleichung) erfüllt:

u(x,y)=ϕ(x,y)=Δϕ(x,y)=0

Die Stromfunktion

Das Geschwindigkeitspotential ϕ(x,y) wurde so eingeführt, dass die Wirbelfreiheit automatisch erfüllt ist. Allerdings musste die Erfüllung der Kontinuitätsgleichung bzw. der Laplace-Gleichung explizit gefordert werden.

Nun führt man die Stromfunktion ψ(x,y) ein, die definiert ist durch:

u=(ψy,ψx)

Aus dieser Definition sieht man, dass die Kontinuitätsgleichung automatisch erfüllt ist:

u=2ψxy2ψyx=0

Die Rotationsfreiheit muss allerdings explizit gefordert werden:

uyxuxy=2ψx2+2ψy2=0

Die Stromfunktion erfüllt in wirbelfreien Strömungen ebenfalls die Laplace-Gleichung.

Komplexes Geschwindigkeitspotential

Mit den Definitionen von Geschwindigkeitspotential ϕ und Stromfunktion ψ ergibt sich:

ux=ϕx=ψyuy=ϕy=ψx

Dies ist exakt von der Form der Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen für eine holomorphe Funktion, mit Realteil ϕ und Imaginärteil ψ. Somit führt man das komplexe Geschwindigkeitspotential w(z) ein:

w(z)=ϕ(z)+iψ(z)mitz=x+iy

Damit erfüllt das komplexe Geschwindigkeitspotential ebenfalls die Laplace-Gleichung:

Δw(z)=Δϕ(z)+iΔψ(z)=0

Literatur

  • Ralf Greve: Kontinuumsmechanik. Springer, 2003, ISBN 3-540-00760-1.
  • M. Bestehorn: Hydrodynamik und Strukturbildung. Springer, 2006, ISBN 978-3-540-33796-6.