Gewichtskraft: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Gewichtskraft''', auch '''Gewicht''', ist die durch die Wirkung eines [[Schwerefeld]]es verursachte [[Kraft]] auf einen Körper. Im [[Rotierendes Bezugssystem|rotierenden Bezugssystem]] eines Himmelskörpers (wie dem der Erde) setzt sich dieses Schwerefeld aus einem [[Gravitation]]santeil und einem kleinen [[Zentrifugalkraft|Zentrifugalanteil]] zusammen. Die Gewichtskraft ist [[lotrecht]] nach [[unten]] gerichtet, was beinahe, aber nicht genau, der Richtung zum [[Erdmittelpunkt]] entspricht.
Die '''Gewichtskraft,''' auch '''Gewicht,''' ist die durch die Wirkung eines [[Schwerefeld]]es verursachte [[Kraft]] auf einen [[Körper (Physik)|Körper]]. Im [[Rotierendes Bezugssystem|rotierenden Bezugssystem]] eines Himmelskörpers (wie dem der Erde) setzt sich dieses Schwerefeld aus einem [[Gravitation]]santeil und einem kleinen [[Zentrifugalkraft|Zentrifugalanteil]] zusammen. Die Gewichtskraft ist [[lotrecht]] nach [[unten]] gerichtet, was im Schwerefeld der [[Erde]] beinahe, aber nicht exakt, der Richtung zum [[Erdmittelpunkt]] entspricht.


Als [[Formelzeichen]] wird meist <math>\vec F_G</math> oder <math>\vec G</math> verwendet. Die [[Internationales Einheitensystem|SI-Einheit]] für die Gewichtskraft ist das [[Newton (Einheit)|Newton]]&nbsp;(N).
Als [[Formelzeichen]] wird meist <math>\vec F_\text{G}</math> oder <math>\vec G</math> verwendet. Die [[Internationales Einheitensystem|SI-Einheit]] für die Gewichtskraft ist das [[Newton (Einheit)|Newton]]&nbsp;(N).


== Betrag, Richtung und Angriffspunkt ==
== Betrag, Richtung und Angriffspunkt ==
Die Gewichtskraft <math>\vec {F}_\text{G}</math> kann als Produkt der [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math> mit der [[Schwerebeschleunigung]] <math>\vec g</math> berechnet werden:
Die Gewichtskraft <math>\vec F_\text{G}</math> kann als Produkt der [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math> mit der [[Schwerebeschleunigung]] <math>\vec g</math> berechnet werden:


:<math>\vec{F}_\text{G} = m \, \vec g</math>.
:<math>\vec F_\text{G} = m \, \vec g</math>


Abgesehen von geringen Unregelmäßigkeiten, ist die Gewichtskraft eines Körpers stets zum Mittelpunkt des [[Himmelskörper]]s hin gerichtet, auf dem er sich befindet, da das Schwerefeld in guter Näherung ein [[Radialfeld]] ist. In den meisten Anwendungen erreicht man aber auch eine ausreichende Genauigkeit, wenn man das Schwerefeld als [[homogenes Feld]] ansieht, nämlich dann, wenn alle Abmessungen viel kleiner als der Radius des Himmelskörpers sind. In diesem Fall hat die Gewichtskraft an jedem Ort gleiche Richtung und gleiche Stärke.
Abgesehen von geringen Unregelmäßigkeiten ist die Gewichtskraft eines Körpers stets zum Mittelpunkt des [[Himmelskörper]]s hin gerichtet, auf dem er sich befindet, da das Schwerefeld in guter Näherung ein [[Radialfeld]] ist. In den meisten Anwendungen erreicht man aber auch eine ausreichende Genauigkeit, wenn man das Schwerefeld als [[homogenes Feld]] ansieht, nämlich dann, wenn alle Abmessungen viel kleiner als der Radius des Himmelskörpers sind. In diesem Fall hat die Gewichtskraft an jedem Ort gleiche Richtung und gleiche Stärke.


Die [[Trajektorie (Physik)|Bahnkurve]] eines bewegten starren Körpers verläuft genau so, als griffe die gesamte Gewichtskraft im [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] des Körpers an. Das gilt auch für die Bewegung des Schwerpunkts eines Systems mehrerer Körper. Ist die Gewichtskraft die einzige wirkende Kraft, so befindet sich der Körper bzw. das Mehrkörpersystem im Zustand des [[Freier Fall|freien Falls]]. Da die [[Trägheit]] ebenso von der Masse abhängt wie die Gewichtskraft der Körper, ist die Beschleunigung aller frei fallenden Körper, die [[Fallbeschleunigung]], gleich. Sie hängt nicht von der Masse oder anderen Eigenschaften des Körpers ab, sondern höchstens von seinem Ort.
Die [[Trajektorie (Physik)|Bahnkurve]] eines bewegten starren Körpers verläuft genau so, als griffe die gesamte Gewichtskraft im [[Gravizentrum]] (Schwerpunkt) des Körpers an. Das gilt auch für die Bewegung des Schwerpunkts eines Systems mehrerer Körper. In einem homogenen Gravitationsfeld stimmt das Gravizentrum mit dem [[Massenmittelpunkt]] überein.<ref>{{Literatur| Autor=James H. Allen| Titel=Statik für Maschinenbauer für Dummies| Verlag=[[John Wiley & Sons]]| Datum=2012| ISBN=978-3-527-70761-4| Seiten=158| Online=[https://books.google.de/books?id=yHqUJyQb1EcC&pg=PA158 Google Books]}}</ref> Ist die Gewichtskraft die einzige wirkende Kraft, so befindet sich der Körper bzw. das Mehrkörpersystem im Zustand des [[Freier Fall|freien Falls]]. Da die [[Trägheit]] eines Körpers von der Masse in derselben Weise abhängt wie die Gewichtskraft, sind die Beschleunigungen aller frei fallenden Körper gleich. Die [[Fallbeschleunigung]] hängt also nicht von der Masse oder anderen Eigenschaften des Körpers ab, sondern höchstens von seinem Ort.


== Gewichtskraft auf der Erde ==
== Gewichtskraft auf der Erde ==
{{Hauptartikel|Schwerefeld der Erde}}
{{Hauptartikel|Schwerefeld der Erde}}
Auf der Erdoberfläche kann man für die Schwerebeschleunigung den Näherungswert <math>g = 9{,}81 \, \mathrm{m/s^2}</math> verwenden.
Auf der Erdoberfläche kann man für die Schwerebeschleunigung den Näherungswert <math>g = 9{,}81 \, \mathrm{\tfrac{m}{s^2}}</math> verwenden.<ref>{{Literatur| Autor=Eberhard Brommundt, [[Gottfried Sachs]],  Delf Sachau| Titel=Technische Mechanik: Eine Einführung| Auflage=4| Verlag=[[Oldenbourg Verlag]]| Ort=München| Datum=2007| ISBN=978-3-486-58111-9| Seiten=70| Online=[https://books.google.de/books?id=LdpeoDUgJjMC&pg=PA70 Google Books]}}</ref>


Möchte man die Gewichtskraft auf der Erde jedoch genauer bestimmen, so ist die Ortsabhängigkeit der Schwerebeschleunigung (<math>g = 9{,}78 \, \mathrm{m/s^2}</math> am Äquator bzw. <math>9{,}83 \, \mathrm{m/s^2}</math> an den Polen) durch [[Normalschwereformel|Schwereformeln]] zu berücksichtigen, beispielsweise durch die [[Formel von Somigliana]]. Für diese Ortsabhängigkeit gibt es verschiedene Ursachen:
Möchte man die Gewichtskraft auf der Erde jedoch genauer bestimmen, so ist die Ortsabhängigkeit der Schwerebeschleunigung (<math>g = 9{,}78 \, \mathrm{\tfrac{m}{s^2}}</math> am Äquator bzw. <math>9{,}83 \, \mathrm{\tfrac{m}{s^2}}</math> an den Polen<ref>{{Literatur| Autor=Karlheinz Kabus| Titel=Mechanik und Festigkeitslehre| Auflage=8| Verlag=Carl Hanser Verlag| Ort=München| Datum=2017| ISBN=978-3-446-45320-3| Seiten=121|Online=[https://books.google.de/books?id=nuczDwAAQBAJ&pg=PA121 Google Books]}}</ref>) durch [[Normalschwereformel|Schwereformeln]] zu berücksichtigen, beispielsweise durch die [[Formel von Somigliana]]. Für diese Ortsabhängigkeit gibt es verschiedene Ursachen:
# die durch die [[Erdrotation]] verursachte [[Zentrifugalbeschleunigung]]
# die durch die [[Erdrotation]] verursachte [[Zentrifugalbeschleunigung]],
# die unterschiedliche Stärke der Gravitation aufgrund des Abstands vom Erdmittelpunkt
# die unterschiedliche Stärke der Gravitation aufgrund der [[Erdabplattung]],
# lokale [[Gravitationsanomalie]]n.
# lokale [[Gravitationsanomalie]]n.
Die erste Ursache hängt von der [[geographische Breite|geographischen Breite]] des Standorts ab; diese Breitenabhängigkeit gilt auch für die zweite Ursache (wegen der [[Erdabplattung]]), dazu kommt hier noch eine Abhängigkeit von der [[Höhe (Geodäsie)|Höhe]] des Standorts.
Auf der Erdoberfläche hängen die ersten beiden Effekte von der [[geographische Breite|geographischen Breite]] ab: der erste, weil die Breite den Abstand des Standorts von der Erdachse bestimmt; der zweite, weil die Breite den Abstand vom Erdmittelpunkt und die genaue Verteilung der Erdmasse in Bezug zum Standort bestimmt. Dazu kommt eine Abhängigkeit von der [[Höhe (Geodäsie)|Höhe]] des Standorts über der Erdoberfläche.


== Gewichtskraft und Masse {{Anker|Gewicht}}==
== Gewichtskraft und Masse {{Anker|Gewicht}}==
In der Alltagssprache wird oft vom ''Gewicht'' eines Körpers gesprochen, ohne zu unterscheiden, ob damit seine Masse oder seine Gewichtskraft gemeint ist. Dennoch handelt es sich um sehr unterschiedliche physikalische Begriffe:
In der [[Alltagssprache]] wird vom ''Gewicht'' eines [[Körper (Physik)|Körpers]] gesprochen, ohne zu unterscheiden, ob damit seine Masse oder seine Gewichtskraft gemeint ist. Dennoch handelt es sich um sehr unterschiedliche physikalische Begriffe:
* die Masse ist ein Maß dafür, wie stark ein Körper ganz allgemein von [[Gravitationsfeld]]ern beeinflusst wird und wie sehr er sich Beschleunigungen widersetzt ([[Trägheit]]).
* Die Masse ist ein Maß dafür, wie stark ein Körper ganz allgemein von [[Gravitationsfeld]]ern beeinflusst wird und wie sehr er sich Beschleunigungen widersetzt ([[Trägheit]]).
* die Gewichtskraft hingegen gibt an, wie stark ein Körper konkret von der Erde oder dem Himmelskörper, auf dem er sich befindet, angezogen wird.
* Die Gewichtskraft hingegen gibt an, wie stark ein Körper konkret von der Erde oder dem Himmelskörper, auf dem er sich befindet, angezogen wird.
Die Masse ist daher eine dem Körper innewohnende Eigenschaft, während die Gewichtskraft Resultat eines äußeren Einflusses auf den Körper ist.
Die Masse ist daher eine dem Körper innewohnende Eigenschaft, während die Gewichtskraft Resultat eines äußeren Einflusses auf den Körper ist.


Demzufolge ist die Masse eines [[Körper (Physik)|Körpers]], unabhängig von dem Ort, an dem er sich befindet (Erde, [[Mond]], [[Schwerelosigkeit]],&nbsp; …), stets gleich, während die auf ihn wirkende Gewichtskraft von der Schwerebeschleunigung abhängt (auf dem Mond beträgt die Gewichtskraft nur ungefähr ein Sechstel von derjenigen auf der Erde, d.&nbsp;h. die Gewichtskraft eines Körpers der Masse 100&nbsp;kg auf dem Mond entspricht ungefähr derjenigen, die auf der Erde auf einen Körper der Masse 16,5&nbsp;kg wirkt; in der Schwerelosigkeit spürt man keine Gewichtskraft):
Demzufolge ist die Masse eines Körpers, unabhängig von dem Ort, an dem er sich befindet (Erde, [[Mond]], [[Schwerelosigkeit]],&nbsp; …), stets gleich, während die auf ihn wirkende Gewichtskraft von der Schwerebeschleunigung abhängt. (Auf dem Mond beträgt die Gewichtskraft nur ungefähr ein Sechstel derjenigen auf der Erde. Ein Körper mit einer Masse von 6 kg ist daher auf dem Mond nur so schwer wie ein Körper mit einer Masse von 1&#x202F;kg auf der Erde)


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Bis 1960 war es üblich, die Kraft in der Einheit [[Kilopond]]&nbsp;(kp) anzugeben. Diese war so definiert, dass die Gewichtskraft auf der Erde, gemessen in Kilopond, dieselbe [[Physikalische Größe#Zahlenwert und Einheit|Maßzahl]] hatte wie die Masse in Kilogramm (<math>1 \, \mathrm{kp} = g \cdot 1 \, \mathrm{kg}</math>). Danach wurde das Kilopond im [[SI-Einheitensystem]] durch die Einheit Newton (1&#x202F;kp = 9,80665&#x202F;N ≈ 1&#x202F;[[Newton (Einheit)#Gebräuchliche Vielfache|daN]]) ersetzt. Seither haben die Masse und die Gewichtskraft Maßzahlen, die sich näherungsweise um den o.&#x202F;g. Faktor <math>9{,}81</math> unterscheiden.
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! rowspan = 2 | Masse !! colspan = 3 | Gewichtskraft …
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| '''… auf der Erde'''          <br /><math>\left( g \approx 9{,}81 \, \mathrm{m/s^2} \right)</math>
| '''… auf dem Mond'''          <br /><math>\left( g \approx 1{,}62 \, \mathrm{m/s^2} \right)</math>
| '''… in der Schwerelosigkeit'''<br /><math>\left( g = 0          \, \mathrm{m/s^2} \right)</math>
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| '''100 kg'''  || ca. 981 N || 162 N || 0 N
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| '''16,5 kg''' || ca. 162 N ||  27 N || 0 N
|}
 
Bis 1960 war es üblich, die Kraft in der Einheit [[Kilopond]]&nbsp;(kp) anzugeben. Diese war so definiert, dass die Gewichtskraft auf der Erde, gemessen in Kilopond, dieselbe [[Physikalische Größe#Zahlenwert und Einheit|Maßzahl]] hatte wie die Masse in Kilogramm (<math>g = 1 \, {\tfrac{\mathrm {kp}}{\mathrm {kg}}}</math>). Danach wurde das Kilopond im [[SI-Einheitensystem]] durch die Einheit Newton (1&nbsp;kp = 9,80665&nbsp;N ≈ 1&nbsp;[[Newton (Einheit)#Gebräuchliche Vielfache|daN]]) ersetzt. Seither haben die Masse und die Gewichtskraft Maßzahlen, die sich näherungsweise um den o.&nbsp;g. Faktor 9,81 unterscheiden.


== Messung ==
== Messung ==
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Messgeräte zur ''direkten'' Feststellung einer Gewichtskraft sind Kraftmesser, beispielsweise [[Federwaage]]n. Allerdings verfälscht der [[Statischer Auftrieb|statische Auftrieb]] das Ergebnis, was sich insbesondere bei Körpern geringer [[Dichte]] bemerkbar macht.
Messgeräte zur ''direkten'' Feststellung einer Gewichtskraft sind Kraftmesser, beispielsweise [[Federwaage]]n. Allerdings verfälscht der [[Statischer Auftrieb|statische Auftrieb]] das Ergebnis, was sich insbesondere bei Körpern geringer [[Dichte]] bemerkbar macht.


''Indirekt'' kann man die Gewichtskraft auch durch Wägung und anschließende Umrechnung des [[Wägewert]]s bestimmen. Bei einer genaueren Betrachtung der Funktionsweise einer Waage stellt man fest, dass die eigentliche direkt erfasste Messgröße ohnehin die um den Auftrieb verfälschte Gewichtskraft ist, auch wenn als Wägewert eine Masse angezeigt wird. So vergleicht z.&nbsp;B. eine einfache [[Balkenwaage]] die ''Kräfte'', die die beiden Massen auf ihre jeweilige Waagschale ausüben.
''Indirekt'' kann man die Gewichtskraft auch durch Wägung und anschließende Umrechnung des [[Wägewert]]s bestimmen. Bei einer genaueren Betrachtung der Funktionsweise einer Waage stellt man fest, dass die eigentliche direkt erfasste Messgröße ohnehin die um den Auftrieb verfälschte Gewichtskraft ist, auch wenn als Wägewert eine Masse angezeigt wird. So vergleicht z.&#x202F;B. eine einfache [[Balkenwaage]] die ''Kräfte,'' die die beiden Massen auf ihre jeweilige Waagschale ausüben.


== Literatur ==
== Literatur ==
Gewichtskraft wird in vielen in die Mechanik einführenden Büchern erklärt. Beispielhaft seien hier genannt:
Gewichtskraft wird in vielen in die Mechanik einführenden Büchern erklärt. Beispielhaft seien hier genannt:
* {{cite book |author=[[Paul A. Tipler]], Gene Mosca|title=Physik |publisher=Spektrum Verlag|year=2006|edition=6. Aufl.}} ISBN 978-3-8274-1945-3
* {{Literatur| Autor=[[Paul A. Tipler]], Gene Mosca | Titel=Physik| Auflage=6| Verlag=Spektrum Verlag| Datum=2006| ISBN=978-3-8274-1945-3}}
* Christian Gerthsen, Dieter Menschede: ''Physik.'' Springer Verlag ([http://books.google.ch/books?id=oP7aW8UT1csC&printsec=frontcover&dq=gerthsen&hl=de&sa=X&ei=ceD7UrvAJ8jjswayrIHQDA&ved=0CDkQ6AEwAQ#v=onepage&q=gerthsen&f=false Gerthsen Physik] auf Google Books)
* {{Literatur| Autor=[[Christian Gerthsen]], [[Dieter Meschede]]| Titel=Physik| Auflage=24| Verlag=Springer Verlag| ISBN=978-3-642-12893-6| Seiten=654-666| Online=[https://books.google.ch/books?id=oP7aW8UT1csC&printsec=frontcover Google Books]}}
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />


[[Kategorie:Klassische Mechanik]]
[[Kategorie:Klassische Mechanik]]

Aktuelle Version vom 29. Juni 2021, 15:09 Uhr

Die Gewichtskraft, auch Gewicht, ist die durch die Wirkung eines Schwerefeldes verursachte Kraft auf einen Körper. Im rotierenden Bezugssystem eines Himmelskörpers (wie dem der Erde) setzt sich dieses Schwerefeld aus einem Gravitationsanteil und einem kleinen Zentrifugalanteil zusammen. Die Gewichtskraft ist lotrecht nach unten gerichtet, was im Schwerefeld der Erde beinahe, aber nicht exakt, der Richtung zum Erdmittelpunkt entspricht.

Als Formelzeichen wird meist $ {\vec {F}}_{\text{G}} $ oder $ {\vec {G}} $ verwendet. Die SI-Einheit für die Gewichtskraft ist das Newton (N).

Betrag, Richtung und Angriffspunkt

Die Gewichtskraft $ {\vec {F}}_{\text{G}} $ kann als Produkt der Masse $ m $ mit der Schwerebeschleunigung $ {\vec {g}} $ berechnet werden:

$ {\vec {F}}_{\text{G}}=m\,{\vec {g}} $

Abgesehen von geringen Unregelmäßigkeiten ist die Gewichtskraft eines Körpers stets zum Mittelpunkt des Himmelskörpers hin gerichtet, auf dem er sich befindet, da das Schwerefeld in guter Näherung ein Radialfeld ist. In den meisten Anwendungen erreicht man aber auch eine ausreichende Genauigkeit, wenn man das Schwerefeld als homogenes Feld ansieht, nämlich dann, wenn alle Abmessungen viel kleiner als der Radius des Himmelskörpers sind. In diesem Fall hat die Gewichtskraft an jedem Ort gleiche Richtung und gleiche Stärke.

Die Bahnkurve eines bewegten starren Körpers verläuft genau so, als griffe die gesamte Gewichtskraft im Gravizentrum (Schwerpunkt) des Körpers an. Das gilt auch für die Bewegung des Schwerpunkts eines Systems mehrerer Körper. In einem homogenen Gravitationsfeld stimmt das Gravizentrum mit dem Massenmittelpunkt überein.[1] Ist die Gewichtskraft die einzige wirkende Kraft, so befindet sich der Körper bzw. das Mehrkörpersystem im Zustand des freien Falls. Da die Trägheit eines Körpers von der Masse in derselben Weise abhängt wie die Gewichtskraft, sind die Beschleunigungen aller frei fallenden Körper gleich. Die Fallbeschleunigung hängt also nicht von der Masse oder anderen Eigenschaften des Körpers ab, sondern höchstens von seinem Ort.

Gewichtskraft auf der Erde

Auf der Erdoberfläche kann man für die Schwerebeschleunigung den Näherungswert $ g=9{,}81\,\mathrm {\tfrac {m}{s^{2}}} $ verwenden.[2]

Möchte man die Gewichtskraft auf der Erde jedoch genauer bestimmen, so ist die Ortsabhängigkeit der Schwerebeschleunigung ($ g=9{,}78\,\mathrm {\tfrac {m}{s^{2}}} $ am Äquator bzw. $ 9{,}83\,\mathrm {\tfrac {m}{s^{2}}} $ an den Polen[3]) durch Schwereformeln zu berücksichtigen, beispielsweise durch die Formel von Somigliana. Für diese Ortsabhängigkeit gibt es verschiedene Ursachen:

  1. die durch die Erdrotation verursachte Zentrifugalbeschleunigung,
  2. die unterschiedliche Stärke der Gravitation aufgrund der Erdabplattung,
  3. lokale Gravitationsanomalien.

Auf der Erdoberfläche hängen die ersten beiden Effekte von der geographischen Breite ab: der erste, weil die Breite den Abstand des Standorts von der Erdachse bestimmt; der zweite, weil die Breite den Abstand vom Erdmittelpunkt und die genaue Verteilung der Erdmasse in Bezug zum Standort bestimmt. Dazu kommt eine Abhängigkeit von der Höhe des Standorts über der Erdoberfläche.

Gewichtskraft und Masse

In der Alltagssprache wird vom Gewicht eines Körpers gesprochen, ohne zu unterscheiden, ob damit seine Masse oder seine Gewichtskraft gemeint ist. Dennoch handelt es sich um sehr unterschiedliche physikalische Begriffe:

  • Die Masse ist ein Maß dafür, wie stark ein Körper ganz allgemein von Gravitationsfeldern beeinflusst wird und wie sehr er sich Beschleunigungen widersetzt (Trägheit).
  • Die Gewichtskraft hingegen gibt an, wie stark ein Körper konkret von der Erde oder dem Himmelskörper, auf dem er sich befindet, angezogen wird.

Die Masse ist daher eine dem Körper innewohnende Eigenschaft, während die Gewichtskraft Resultat eines äußeren Einflusses auf den Körper ist.

Demzufolge ist die Masse eines Körpers, unabhängig von dem Ort, an dem er sich befindet (Erde, Mond, Schwerelosigkeit,  …), stets gleich, während die auf ihn wirkende Gewichtskraft von der Schwerebeschleunigung abhängt. (Auf dem Mond beträgt die Gewichtskraft nur ungefähr ein Sechstel derjenigen auf der Erde. Ein Körper mit einer Masse von 6 kg ist daher auf dem Mond nur so schwer wie ein Körper mit einer Masse von 1 kg auf der Erde)

Bis 1960 war es üblich, die Kraft in der Einheit Kilopond (kp) anzugeben. Diese war so definiert, dass die Gewichtskraft auf der Erde, gemessen in Kilopond, dieselbe Maßzahl hatte wie die Masse in Kilogramm ($ 1\,\mathrm {kp} =g\cdot 1\,\mathrm {kg} $). Danach wurde das Kilopond im SI-Einheitensystem durch die Einheit Newton (1 kp = 9,80665 N ≈ 1 daN) ersetzt. Seither haben die Masse und die Gewichtskraft Maßzahlen, die sich näherungsweise um den o. g. Faktor $ 9{,}81 $ unterscheiden.

Messung

Messgeräte zur direkten Feststellung einer Gewichtskraft sind Kraftmesser, beispielsweise Federwaagen. Allerdings verfälscht der statische Auftrieb das Ergebnis, was sich insbesondere bei Körpern geringer Dichte bemerkbar macht.

Indirekt kann man die Gewichtskraft auch durch Wägung und anschließende Umrechnung des Wägewerts bestimmen. Bei einer genaueren Betrachtung der Funktionsweise einer Waage stellt man fest, dass die eigentliche direkt erfasste Messgröße ohnehin die um den Auftrieb verfälschte Gewichtskraft ist, auch wenn als Wägewert eine Masse angezeigt wird. So vergleicht z. B. eine einfache Balkenwaage die Kräfte, die die beiden Massen auf ihre jeweilige Waagschale ausüben.

Literatur

Gewichtskraft wird in vielen in die Mechanik einführenden Büchern erklärt. Beispielhaft seien hier genannt:

Einzelnachweise

  1. James H. Allen: Statik für Maschinenbauer für Dummies. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-70761-4, S. 158 (Google Books).
  2. Eberhard Brommundt, Gottfried Sachs, Delf Sachau: Technische Mechanik: Eine Einführung. 4. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58111-9, S. 70 (Google Books).
  3. Karlheinz Kabus: Mechanik und Festigkeitslehre. 8. Auflage. Carl Hanser Verlag, München 2017, ISBN 978-3-446-45320-3, S. 121 (Google Books).